MOB RULES: Interview mit Sänger Klaus Dirks zum 30. Jubiläum

03.05.2024 | 15:13

Als großer Fan seit dem Debüt freue ich mich, dieses Interview mit dem Sänger und mittlerweile letztem verbliebenem Ur-Mitglied, Klaus Dirks, über die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft von MOB RULES zu führen. Here we go!

Cover

Erstmal herzlichen Glückwunsch zu 30 Jahren MOB RULES und der überaus gelungenen Jubiläums-Compilation! 30 Jahre, 30 Songs.
Ihr habt die Songs – alt, neu, Live-Favoriten und Deep Cuts - sehr schön gemischt, dadurch klingt "Celebration Day" wie aus einem Guss und nicht wie die übliche Best Of Compilation, sondern eher wie ein eigenständiges Album. Kompliment auch dafür, dass es nur fünf Überscheidungen zu "Timekeeper", eurem Album zum zwanzigsten Jubiläum, gibt. Auf 'My Kingdom Come', den neuen Song von "Timekeeper", habt ihr auf "Celebration Day" leider verzichtet. Wie habt ihr die Songs von euren Studioalben für das Jubiläumswerk ausgewählt?

Du hast vollkommen Recht, wir wollten auf jeden Fall einen 2. Aufguss der "Timekeeper" vermeiden und haben uns bei dieser Compilation ganz bewusst auf Songs konzentriert, die unserer Meinung nach nicht die Aufmerksamkeit bekommen haben, die sie eigentlich verdient hätten. Ein weiterer Ansatz war eben auch "30 Jahre, 30 Songs" und auch in der Kapazität einer CD (bzw. von zwei CDs) zu bleiben. Es gäbe sicherlich noch den einen oder anderen Song, der es verdient hätte. Aber ich bin damit wirklich zufrieden.

Wie würdest Du die musikalische Entwicklung der Band beschreiben – und wie schafft ihr es, trotzdem unverkennbar nach MOB RULES zu klingen?
Ich würde sagen, dass wir unseren Sound schon recht früh gefunden haben. Natürlich haben wir uns über die Jahre hier und da inspirieren lassen und gewisse Elemente eingebaut, mal etwas symphonischer oder auch progressiver, wie bei "Radical Peace", mal keltische Einflüsse, aber in den Basics ist und bleibt es immer MOB RULES.

Sind alle Coverversionen speziell für dieses Album aufgenommen worden oder wurden diese teilweise schon einmal veröffentlicht, als Japan-Bonus Tracks oder Tribute-Alben?
Drei der Coverversionen wurden extra für dieses Album aufgenommen, die anderen Tracks sind entweder nur digital erschienen oder waren etwas untergegangene Bonustracks.

BandFür mich stechen vor allem die Stücke 'Ravens Flight' und 'Run To The Hills' aus den Coverversionen heraus, bei 'Run To The Hills' ist das Drumming extrem stark und gibt dem Song einen tollen Drive und das gewisse extra. Und an 'Ravens Flight' beeindruckt mich, wie genial ihr einen Song aus einem anderen Metal-Gerne zu einem MOB RULES Song gemacht habt. Davon abgesehen, ist das Original einfach bärenstark. Kannst Du mir etwas zu den fünf Coverversionen der CD erzählen, warum wurden diese Songs ausgewählt und welche Bedeutung haben sie für Dich, beziehungsweise euch?

'Run To The Hills' (IRON MAIDEN)
Es ist kein Geheimnis, dass Sven und ich glühende Fans von Iron Maiden sind. Für mich kann ich sagen, dass das Album "The Number Of The Beast" für mich damals der Einstieg in die Welt des Heavy Metal war. Danach war klar, welche Musik mich mein Leben lang begleiten würde. Von da an hatte ich das große Bedürfnis, selbst Musik zu machen und auf der Bühne zu stehen. Deshalb wollte ich genau dieser Band mit diesem Song Tribut zollen.

'Fame' (IRENE CARA, Soundtrack "Fame")
Die Idee zu 'Fame' entstand in der Zeit des Lockdowns. Die Kontakte waren eingeschränkt und so traf ich mich mit Flo und unserem ehemaligen Drummer Nikolas, um ein bisschen zu jammen. Die Band war auf Eis gelegt und Nikolas kam eines Tages mit der Idee, 'Fame' von IRENE CARA ein Metal-Gewand zu verpassen. Er hatte den Song unter der Dusche im Radio gehört und war sich sicher, dass es funktionieren würde. Wir nahmen ein paar Demos auf. Später im Studio fügte unser Engineer Markus Teske noch eine gewisse symphonische Note hinzu und ich muss wirklich sagen, der Song kann sich hören lassen.

'Square Hammer' (GHOST)
'Square Hammer' war eigentlich eine ziemlich spontane Idee. GHOST hat einen sehr eigenständigen Sound und ich fand die Idee spannend, 'Square Hammer' einmal in unserem Gewand zu hören.

'Sacred Heart' (DIO)
Mit RONNIE JAMES DIO ist es ähnlich wie mit IRON MAIDEN. Allerdings habe ich seine Musik und seinen Gesang erst lieben und schätzen gelernt, als ich selbst schon aktiv war. Ich hatte das Glück, ihn einmal kennenzulernen. Und es stimmt, was alle über ihn sagen: eine tolle Persönlichkeit, die mich nachhaltig beeindruckt hat.

'Ravens Flight' (AMON AMARTH)
Bei 'Ravens Flight' von AMON AMARTH hatte ich irgendwie sofort diesen melodischen Gesang im Kopf und sofort die Idee, diesen Song mit unserem Sound zu interpretieren.

Warum habt ihr 'Ghost Town' und 'Lord Of Madness', die beide von "Hollowed Be Thy Name" stammen, neu aufgenommen? Großartig verändert habt ihr die beiden Stücke gegenüber den Originalen nicht.
Diese Songs wurden vor Jahren als digitale Bonustracks aufgenommen. Der Hintergrund war, die Songs in der damals aktuellen Besetzung einzuspielen und sie etwas erdiger klingen zu lassen. Generell haben wir einige ältere Uptempo-Stücke bevorzugt, um ihnen eine gewisse Präsenz zu verleihen.

Das Album "Hollowed Be Thy Name" ist recht prominent vertreten. Ist das sowas wie Dein Lieblingsalbum?
Man könnte sagen, dass es eines meiner Lieblingsalben ist, aber ich habe zu allen Alben eine sehr enge Beziehung. Jedes Album repräsentiert eine bestimmte Zeit und hat seine eigene Entstehungsgeschichte.

Hättest Du damals, Mitte der 90er, damit gerechnet, 30 Jahre später noch mit der Band aktiv zu sein?
Nein, überhaupt nicht. Ich dachte, zwei oder drei Alben zu machen, das wäre toll. Jetzt kommt das zehnte, Wahnsinn!

Band 2Wenn Du die drei Jahrzehnte mal einzeln Revue passieren lässt, kannst Du mir für jedes Jahrzehnt ein Highlight oder einen besonderen Moment im Bezug auf MOB RULES nennen?
Die ersten zehn Jahre waren sicher schon ein bisschen verrückt, es ging zeitweise rasant aufwärts und man musste schon aufpassen, dass man nicht überdreht. Nach unserer ersten kleinen Clubtour bekamen wir den Slot, vor 6.000 Leuten die SCORPIONS zu supporten. Erwähnenswert ist sicherlich auch unsere erste große Nightliner-Tour mit der "Wacken Road Show", unter anderem mit LORDI und AMON AMARTH.

Das nächste Jahrzehnt war sehr davon geprägt, uns gegenseitig zu kompositorischen Höchstleistungen zu treiben und auch das Bandgefüge auf die Probe zu stellen. Es gipfelte in unserem wohl progressivsten Album "Radical Peace" und dem längsten Song unserer Karriere, 'The Oswald File'. Unsere Vorliebe für lange Epen und historische Themen war unüberhörbar. Die amerikanischen Metal-Fans wurden auf uns aufmerksam. Erwähnenswert ist unser legendärer Auftritt beim "Progpower-Festival" in Atlanta.

Die letzten zehn Jahre: Das Musikbusiness verändert sich, die Band verändert sich und nicht zuletzt die Welt verändert sich. Was ich hier besonders hervorheben möchte, ist, dass wir nie den Kopf in den Sand gesteckt haben und uns immer neuen Situationen gestellt haben. Wir haben uns viel mit unserer Musik und unseren Fans auseinandergesetzt. Wir haben uns gezwungenermaßen mehr mit dem Business beschäftigt. Trotzdem habe ich auch hier viele positive Erinnerungen. Ich habe viele tolle Leute kennengelernt. Die gemeinsame Europatour mit BRAINSTORM und GLORYFUL fällt mir sofort ein. Mein genereller Eindruck ist, dass Fans und Künstler in diesen schwierigen Zeiten enger zusammengerückt sind.

Würdest Du – mit der heutigen Erfahrung – im Bezug auf MOB RULES etwas anders machen, wenn Du es könntest? Meiner bescheidenen Meinung nach müsste MOB RULES viel, viel bekannter sein. Gab es mal den Punkt, an dem ihr gedacht habt, jetzt haben wir es geschafft, das ist der Durchbruch? Und was war eventuell der Grund, warum das doch nicht geklappt hat?
Das ist schwer zu sagen. In den Anfangstagen gab es sicher auch mal den Gedanken, mit seiner Band alles auf eine Karte zu setzen. Letztendlich hingen da immer Familien und Existenzen dran. Wir haben uns immer als Band gesehen und unsere künstlerische Freiheit war uns immer sehr wichtig. Wenn ich heute zurückblicke, gehört zur ganzen Wahrheit auch, dass es unsere Familien und Kinder in dieser Konstellation wahrscheinlich nicht gegeben hätte und die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns aufgerieben hätten und längst Geschichte wären, ist auch nicht unerheblich. Wenn man so lange auf diesem Niveau Musik machen kann und nach 30 Jahren immer noch Fans auf der ganzen Welt hat, dann sollte man sicherlich nicht frustriert sein, sondern dankbar.  

LogoNoch nie war der Abstand zwischen zwei MOB RULES Studioalben so groß, "Beast Reborn" ist von Ende 2018. In der Zwischenzeit gab es zwar das hervorragende Live-Album und jetzt das Jubiläumswerk, aber was ist - neben Corona - der Grund für die lange Veröffentlichungspause?
Du hast Recht. Aber mach dir keine Sorgen, das 10. Album liegt schon so gut wie fertig in der Schublade und wird in den nächsten Monaten zu Ende gebracht. Auch wenn es nicht immer so aussieht, sind wir im Moment sehr aktiv. Durch Corona und eben auch durch den Ausstieg von Nikolas (Schlagzeug) ist leider viel Zeit seit dem letzten Album vergangen. Wir mussten und wollten uns in einigen Bereichen neu und besser aufstellen und arbeiten fleißig im Hintergrund.

(Anmerkung: In der Zeit seit dem Interview hat MOB RULES Schlagzeuger Sebastian Schmidt, mit dem die Band bereits seit einem Jahr arbeitet, zum vollwertigen Mitglied befördert, herzlichen Glückwunsch dazu!)

Neben dem 30jährigen Bandjubiläum ist auch euer Debüt "Savage Land" aus 1999 in diesem Jahr 25 Jahre alt geworden, es ist ja im März 1999 erschienen. Ein neues Album wäre eurer zehntes Studioalbum - also noch eine runde Zahl!
Wir haben auch noch ein oder zwei Ideen für unser Jubiläum und schauen, was davon umsetzbar ist.

Kannst - oder besser - willst oder darfst Du schon irgendetwas darüber verraten, was die Fans auf dem kommenden Album erwartet?
Das neue Album hat absolute Priorität. Es sind wirklich tolle Songs entstanden und wir wollen sie bestmöglich in Szene setzen und nichts dem Zufall überlassen. Ich denke, dass wir bald mehr verraten können. Lasst Euch überraschen!

Photocredits: Melinda Helena Clabes

Redakteur:
Maik Englich

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