MYSTIC CIRCLE: Ein Blick zurück und nach vorne mit Aaarrrgon

03.06.2025 | 18:16

Feste muss man feiern, wie sie fallen. Und im Falle von MYSTIC CIRCLE sorgt die einstige "Kriegsgötter"-EP für sehr viel Nostalgie. Grund genug also, die damaligen Zeiten wieder aufleben zu lassen, nochmals einen wohligen Blick in die Vergangenheit zu werfen, aber auch gleichzeitig in eine verheißungsvolle Zukunft zu schauen. Gemeinsam mit Aaarrrgon machen wir das, kramen in Erinnerungen, resümieren CELTIC FROST, BATHORY, DEATH und IRON MAIDEN und haben schlichtweg ein sehr schönes und informatives Gespräch mit ihm.

Aaarrrgon, wie geht es dir, wie ist die Stimmung bei MYSTIC CIRCLE?
Hi Marcel, gerne, wir haben zu danken. Neulich war der Dreh für ein neues Video, alle Mitwirkenden waren entspannt und gut drauf. Ich würde sagen, für uns läuft es aktuell sehr gut, fast perfekt!
Wir werden 2025 durchweg präsent sein, Anfang 2025 mit dem Video 'The Mothman', gleich danach 'Afraid To Shoot Strangers' und wir planen weitere 4-5 Videoclips für dieses Jahr. Somit ist die Motivation enorm groß und wir stecken unsere gesamte Kraft in die Band.

"Erzdämon" ist erst zwei Jährchen alt, da habt ihr eine neue Scheibe am Start. Doch ganz so neu ist "Kriegsgötter MMXXV" doch nicht – wie war das für dich damals 2000?
Ich war ja 2000 schon nicht mehr in der Band, der Kontakt zu den Mitgliedern wurde sofort abgebrochen. Ende 1999 nach der letzten Tour habe ich noch die Layout-Daten für die Kriegsgötter abgegeben und schnell meine Drums und die PA aus dem Proberaum geholt.

Ohne alte Wunden aufzureißen, aber weshalb löste sich in der damaligen Phase denn die Gründungsbesetzung auf? Es lief doch richtig gut für MYSTIC CIRCLE?
MYSTIC CIRCLE war nach "Infernal Satanic Verses" ein zweischneidiges Schwert. Scharf wie Rasierklingen, die eine Seite für einen musikalischen Umbruch und die andere Seite weiterhin mit schnellen Blast-Beats, bei der die Keyboards mehr in der Musik liegen und keine Keyboarddominanz mehr herrscht. Genauso wie die letzten zwei Alben nach der Reunion klingen, und auch heute finde ich kein Album nach meinem Ausstieg wirklich gut! Ich bin froh, dass die Band damals den Schriftzug auf diesen Platten geändert hat! Das alte Band-Logo steht für die Ära Beelzebub und A. Blackwar!

Zurück im Hier und Jetzt: Wie entstand denn die Idee, der damaligen EP einen Neuanstrich zu verpassen und die Zeiten wiederaufleben zu lassen?
Wie erwähnt, war ich für das Layout zuständig und wenn wir es uns heute betrachten, wirkt es herzlos. Der weiße Schriftzug, die Farben und das Inlay, schrecklich! Auch damals war ich mit dem Cover nicht ganz zufrieden. Thor, der das Teil zeichnete, wollte das Orange im Cover nicht dunkler machen. Aber nichtsdestotrotz ist es mit dem Nazgul und dem Wolfsreiter ein gutes Cover und das kommt jetzt auf Vinyl endlich voll zur Geltung. Natürlich wurde 2025 alles im Layout neu angepasst und zeitgemäß abgestimmt. Im Booklet zum Beispiel haben wir eine neue Thankslist reingepackt mit vielen Namen und Bands, mit denen wir von Beginn an bis 1999 spielten.

Damals war MYSTIC CIRCLE noch ein Quartett – habt ihr noch mit den alten Weggefährten Kontakt?
Bis auf Ezpharess haben wir mit keinem mehr Kontakt, der alte Recke spielt jetzt bei GOMORRHA. Beelzebub und ich waren in unserer Jugend sehr große Fans der Frankenthaler Thrasher und gehen, sofern wir die Zeit haben, auf die Konzerte. Seinen Humor und die Art, den Metal zu leben, war sehr wichtig, auch für die Stimmung in der Band 1998! Wir hatten damals wirklich brutale Exzesse mit ihm, auch hohe Kosten durch Sachbeschädigungen. Alles egal, stay Black, stay Metal war die Devise!

Zu meiner freudigen Überraschung habt ihr damals schon 'One Ride To Asa Bay' gecovert, eine sehr geschmackvolle Version des BATHORY-Klassikers. Welchen Einfluss hatten Quorthon und BATHORY auf MYSTIC CIRCLE? Und welche Phase der BATHORY-Geschichte schätzt du am meisten?
Wenn es einen Einfluss gibt, dann sind es die epischen Parts, die uns am nächsten liegen. Aber einen Vergleich würde ich nicht ziehen, er hat zu viele gute Alben geschrieben. Die ersten sechs Scheiben, alle Killer und sogar "Blood On Ice" ist ein super Album! In der Hochphase von MYSTIC CIRCLE mochten alle in der Band das Album und wir dachten, das wird sich keiner trauen nachzuspielen, zu schwer das Ganze, und wir wollten einfach die Vorreiter sein, diese Ära von BATHORY zu covern.

Auch CELTIC FROST ist vertreten – sehr coole Version von 'Circle Of The Tyrants'. Wie denkst du denn heutzutage über TRIPTYKON als Erbe CELTIC FROSTs sowie über die TRIUMPH OF DEATH-Geschichte der letzten Jahre?
Ich habe vor kurzem eine alte ausgedruckte LP-Diskografieliste von mir aus den 80ern gefunden, die noch auf dem Commodore 64 geschrieben wurde, Wahnsinn! Da war "To Mega Therion" von CELTIC FROST ungefähr meine zehnte Platte, das sagt schon viel aus, ich war echt ein Fanatiker der Band. Aber ich bin ehrlich, mir haben in den 90ern ein paar Interviews von Tom G. Warrior nicht gefallen, und es hat lange gedauert, bis ich mich auf die Reunionphase und -alben von CELTIC FROST oder TRIPTYKON eingelassen habe. Das kam sehr spät, auf dem Konzert von TRIUMPH OF DEATH in Frankfurt, sie hatten einen brutal genialen Sound, wie in den 80ern, das hat mich umgehauen. Mega Show und Ausstrahlung!

Gemeinsam mit Karo von UMBRA ET IMAGO habt ihr das Theme von 'The Lost Boys' gecovert. Weshalb fiel die Wahl gerade auf dieses Theme und wie kam die Kollaboration mit Karo zustande?
Wie viele schon mitbekommen haben, sind wir Film-Freaks und bei 'The Lost Boys' stimmt alles, die Schauspieler, das Drehbuch und der Soundtrack. Wir wurden bei den Aufnahmen zum Drachenblut Album angeschrieben, ob wir Interesse an einem Halloween-Sampler hätten. Es war ganz schnell entschieden, 'Cry Little Sister' zu nehmen. Karo war neu bei der Band GIANTS CAUSEWAY, und ihre Stimme ist unglaublich gut, also haben wir sie angerufen, und sie war dabei. Leider ist uns ein Fehler passiert, sie steht weder auf der ersten noch auf der zweiten Veröffentlichung der "Kriegsgötter"-Versionen. Peinlich, aber das machen wir dieses Jahr wieder gut!

Auch POSSESSED ist mit dabei – gab es denn über 'Death Metal' hinaus noch weitere Songs in der Auswahl von POSSESSED oder gar andere Bands, die ihr gern mit einer MYSTIC CIRCLE-Version geehrt hättet?
Es stand noch eine weitere Coverversion vom Ende der 90er im Raum, die wir nicht aufgenommen haben, 'Leprosy' von DEATH. Wir haben Chuck kurz vor seinem Tod noch kennengelernt, und er war ein total offener Mensch. Heute wäre es ein super Tribut von uns an ihn. Vielleicht kommt noch die Zeit für diesen Song!

Ein bisschen überraschend, wenngleich auch sehr geglückt ist die 'Afraid To Shoot Strangers'-Version. Erzähl bitte, weshalb es genau dieser IRON MAIDEN-Song geworden ist.
Irgendwie war nach "Seventh Son Of A Seventh Son" bei mir eine kurze Pause bei IRON MAIDEN. Beelzebub hatte sich damals nach der Veröffentlichung von "A Real Live One" das Album gekauft, und die CD landete kurze Zeit später bei mir im Auto. Der Song 'Afraid To Shoot Strangers' war auf einmal voll in unserer Playlist, und fast 25 Jahr später haben wir den Song aufgenommen.

Die Veröffentlichung ist für den 06. Juni angesetzt – wie wird der Sommer bei MYSTIC CIRCLE aussehen? Welche langfristigen Pläne – eventuell für einen "Erzdämon"-Nachfolger? – sind schon spruchreif?
Wir sind vor einer Woche mit den Studioarbeiten für das kommende Album "Hexenbrand 1486" fertig geworden. Die Platte wird noch abwechslungsreicher als die zwei Alben zuvor sein und dieses Mal sind Karo und Sarah Jezebel Deva mit an Bord und haben einen super Einfluss auf die Songs. Lasst euch überraschen, wir sind sehr zufrieden mit dem Teil.

Es war schön, mit dir ein wenig in der Vergangenheit und euren Einflüssen zu stöbern. Was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Auch wenn einiges in den 90ern übertrieben wirkte oder das Interesse an MYSTIC CIRCLE verloren ging, nehmt euch mal die Zeit und hört in die neuen Songs rein. Marcel, danke für das Interview, bleib gesund und wir sehen uns hoffentlich auf der nächsten Tour.

 

Fotocredit: Niddhoeggr Keitelson

Redakteur:
Marcel Rapp

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