NECK CEMETERY: Pre-Listening zum neuen Album "Born In A Coffin"

22.08.2020 | 22:47

Eigentlich sollten Jens Peters und seine Mannen auf dem diesjährigen Rock Hard Festival einem größeren Publikum präsentiert werden, doch das Corona-Virus machte ihnen auch hierbei einen Strich durch die Rechnung. Doch das hindert NECK CEMETERY nicht daran, im Oktober dieses Jahres der Hartwurstfraktion ein besonderes Geschenk zu machen.

Schon im vergangenen Jahr gab es mit "Death By Banging" ein Schwermetallstatement vor dem Herrn. Die drei Demostücke fabrizierten superben US Metal mit äußerst charmanter Nostalgie, der zugegeben nicht ganz ernst gemeinte "Rumored since 1984"-Banner kam also nicht von ungefähr. Zumindest sorgte das Demo für wohlwollendes Kopfnicken nicht nur im Underground, sodass sich die fünf Herrschaften - Sänger Jens (ex-ALEATORY, ex-SEASON OF FLAMES), Gitarrist Boris (ex-BLACK SHERIFF), Gitarrist Yorck (SODOM, ex-BEYONDITION), Bassist Matt (HORNADO) und Drummer Lukas (BLACK SHERIFF) - im Februar und März 2020 im Troisdorfer "Gernhart"-Studio einfanden, um ihr Debütalbum unter der Aufsicht von Produzent Martin Buchwalter zum Leben zu erwecken.

Mit freundlicher Genehmigung von Reaper Entertainment nahmen wir die Gelegenheit beim Schopfe und riskierten einen Lauschangriff.

Bevor es jedoch ans Eingemachte geht, muss man noch einige Worte zum kultigen "Tales From The Crypt"'schen Artwork verlieren, das zu Bandnamen sowie dem Titel "Born In A Coffin" passt wie die berühmte Faust aufs Auge. Eine tolle Platte verdient eben ein geiles Cover, eine perfekte Überleitung zum musikalischen Inhalt:

'L.F.I.R.S.' markiert einen sehr spielfreudigen, fast schon fröhlichen Einstand, bei dem speziell die beiden Klampfen sehr gut zur Geltung kommen. Doch dann steigt der König der Unterwelt von seinem Thron und präsentiert sich in beeindruckender Form: Ein richtig geiles Riff sowie ein angenehm tiefer Gesang gesellen sich zu einem Refrain zum Niederknien. 'King Of The Dead' ist ein Einstieg nach Maß, der speziell live zum Mitgrölen und Schwingen der Luftgitarre animieren wird. Schon früh wird ein hauchzarter Flair des dänischen Diamantenkönigs spürbar und der dezente Hang zur Epik steht dem Beginn außerordentlich gut. Strammer US Metal der 1980er Jahre kann eben auch 35 Jahre später aus dem Ruhrgebiet kommen.

'Castle Of Fear' drückt vergleichsweise rabiat aufs Gadpedal, ohne jedoch Spielfreude und Abwechslung vermissen zu lassen. Auch hier sorgt speziell der Refrain für Freudentränen bei jedem Traditionsmetaller, der nicht selten an frühere RUNNING WILD-Tage erinnert wird. Nach sehr doomigem, hochmelodischem Beginn fährt dann 'The Fall Of A Realm' mit einem satten Riffing aus der Haut und NECK CEMETERY offenbart uns einen bockstarken Headbanger. Dank eines mehrstimmigen Chores, äußerst prägnantem Refrain und einer gewissen Dynamik dürfte dieser Track künftig für Bewegung vor den Bühnen sorgen.

Moment, die Stimme kenne ich doch? Hat da beim passenden 'Banging In The Grave' etwa ein gewisser Chris Boltendahl seine Vocals mit im Spiel? Ihr habt richtig gehört und speziell in Zusammenspiel mit Peters' Jens verleiht der GRAVE DIGGER-Häuptling dem eh sehr rockigen Song viel Flair. Danach darf sich der Bass ein wenig in den Vordergrund spielen. Mit 'Feed The Night' wird es ungemein heavy und finster, als ob die Untoten sich langsam aber sicher auf ihre Herrschaft vorbereiten. Auch hier punktet NECK CEMETERY mit einem sehr starken Zusammenspiel der beiden Gitarren und eben Peters' passendem Gesang.

Danach wird allmählich das Ende der Platte eingeläutet, aber nicht ohne die Hörerschaft mit einem Speed-Metal-Kracher der Extraklasse zu verwöhnen. 'The Creed' zieht das Tempo wieder merklich an, die kurzen Gangshouts klingen geil, die Headbangerfraktion kommt abermals auf ihre Kosten und speziell der Fist-Raise-Faktor wird groß geschrieben. Für den Schluss hat sich der Fünfer aber etwas Besonderes ausgedacht: Mit über siebenminütiger Spielzeit ist der 'Sisters Of Battle'-Rausschmeißer auch gleich der abwechslungsreichste Track der Scheibe. Und speziell nach rund vier Minuten geben die Männer nochmal Gas: Bockstarkes Tempo hier, cooles Klampfensolo da und gegen Ende setzt nochmal der passende Refrain ein - ein Grande Finale wie es im Buch (der Toten) steht.

Wir halten also fest und attestieren den Friedhofsgärtnern ein wirklich formidables, ungemein spielfreudiges und facettenreiches Debüt. Dank vieler kleinerer Überraschungen und der Besinnung auf die bandeigenen Stärken ist "Born In A Coffin" eine Scheibe, die sich eigentlich kein Freund traditioneller Schwermetallklänge entgehen lassen darf. Speziell der elegante Spagat zwischen 80er-Jahre-Flair und einer modernen Produktion klingt richtig fett und lässt die Toten tanzen.

Veröffentlicht wird das gute Stück am 9. Oktober 2020 via Reaper Entertainment.

Redakteur:
Marcel Rapp

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