NECROTTED: Interview mit Philipp Fink

19.03.2021 | 10:17

Das vierte NECROTTED-Album verspricht wieder ein richtiger Szene-Volltreffer zu werden. Fettes Riffing, ein immenser Groove, die eine oder andere schmissige Melodie und eine tödliche Wucht – die Jungs um die Gebrüder Fink haben mit "Operation: Mental Castration" ein ordentliches Pfund am Start. Wie es zu dem Albumtitel kam, welche illustren Gäste sich auf dem vierten Album der Jungs versammelt haben und ob es sogar Parallelen zu QUEENSRYCHE gibt, verrät uns Gitarrist Philipp im folgenden Interview.

Hey Philipp, erst einmal vielen Dank, dass du dir für meine Fragen ein wenig Zeit nimmst. First of all – wie geht es dir? Wie ist die Stimmung bei NECROTTED?

Die Zeit nehme ich mir doch immer gerne! Mir geht es soweit super und auch die Stimmung in der Band ist bestens. Schließlich stehen wir kurz vor dem Release unseres mittlerweile vierten Studioalbums und können es alle kaum erwarten, das Werk endlich mit der Welt zu teilen.

"Worldwide Warfare" ist knapp dreieinhalb Jahre alt. Magst du mir ein kleines Update geben, was seit der Veröffentlichung eures dritten Albums so passiert ist? Ihr habt 2019 eine EP veröffentlicht, oder?

Ja, das ist richtig. Im Oktober 2019 haben wir mit "Die For Something Worthwhile" noch eine EP mit vier Tracks sozusagen als Ergänzung zum letzten Album "Worldwide Warfare" veröffentlicht. Die Verbindung dazu ist hierbei ganz klar musikalisch, lyrisch, aber auch designtechnisch erkennbar. Ansonsten waren wir in den vergangenen Jahren viel unterwegs, haben je 2017 und 2019 nach den Veröffentlichungen eine Tour gespielt und standen auf so mancher Festivalbühne.

Flori teilte mir mit, dass Pavlos nicht mehr mit von der Partie ist. Was ist passiert und warum er hat er die Band verlassen?

Pavlos hat bereits das ganze Jahr 2019 über bei den Live-Konzerten pausiert und ist Ende des Jahres 2019 dann offiziell aus der Band ausgeschieden. Die Gründe hierzu sind privater Natur, deshalb möchte ich da nicht ins Detail gehen. Es hatte aber nichts mit der Band an sich zu tun. Es gibt auch kein böses Blut zwischen uns, wir sind nach wie vor befreundet und Pavlos supportet NECROTTED auch weiterhin. Und wir als Band sind auch mit Fabian als nun alleinigem Sänger vollkommen zufrieden.

Euer neues Album steht in den Startlöchern und "Operation: Mental Castration" ist wieder einmal ein richtig fieser Brocken moderner Death Metal geworden. Wie verhielt es sich mit den Aufnahmen inmitten der Corona-Pandemie?

Die Recordings zum neuen Album "Operation: Mental Castration" liefen in Zeiten von Corona nicht großartig anders als bei unseren vorangegangenen Scheiben. Wir sind alle nach und nach ins Studio nach München gegangen und haben unsere Spuren für das Album aufgenommen. Das war in der Vergangenheit auch immer so. Wir betreiben die Band ohnehin als Hobby und nicht hauptberuflich, haben also alle noch unsere normalen Jobs. Da kam es bisher nie vor, dass man als komplette Band die ganze Zeit über gemeinsam im Studio gammelt und Zeit totschlägt, hehe.

Hand aufs Herz – würde das Album anders klingen, wenn wir keine Situation wie diese hätten? Also anders gefragt: Welchen Einfluss hatte Corona auf das Songwriting zur neuen Scheibe?

Da wir für das Frühjahr und den Sommer 2020 ursprünglich für einige Konzerte und Festivalauftritte bestätigt waren, hatten wir eigentlich geplant, erst im Spätjahr 2020 ins Studio zu gehen und unsere neue LP zu produzieren. Durch die Pandemie wurde plötzlich ganz viel Zeit frei, die insbesondere Johannes und ich intensiv für das Songwriting genutzt haben, sodass das Album relativ schnell geschrieben war und wir bereits im Mai 2020 ins Studio konnten, um die zehn Songs aufzunehmen.

Du weißt, wir Redakteure denken gern in Schubladen, und eure Musik ist melodisch und tödlich, extrem brutal, klingt nach Old-School, aber dabei auch richtig schön modern – wie würdest du euren Stil beschreiben?

Wir beschreiben unseren Stil selbst grundsätzlich schlicht und einfach als modernen Death Metal. Wohlwissend, dass wir auch eine große Bandbreite an Einflüssen aus anderen benachbarten Genres in unseren Sound einfließen lassen, unter anderem aus dem Slam- und Core-Bereich, aber auch aus dem Black Metal. Wir denken da tatsächlich nicht in Schubladen und haben sämtliche Scheuklappen längst abgelegt. Wir sind mittlerweile alle seit vielen Jahren in der Metalszene unterwegs und haben einen breitgefächerten Musikgeschmack. Das macht sich selbstverständlich auch in unserer eigenen Musik bemerkbar. Wir machen einfach das, worauf wir selbst Bock haben. Und wenn das dann den Leuten gefällt, freut uns das natürlich.

Bei meinen beiden Lieblingssongs 'Asocial Media Whore' und 'Happy Dysphoria' sind BENIGHTED-Julien und Grimo von CYTOTOXIN mit dabei. Wie kam der Kontakt zustande und wie denkst du generell über Kollaborationen wie diese?

Mit BENIGHTED haben wir 2012 zum ersten Mal eine Bühne geteilt und seither verbindet uns eine jahrelange Bandfreundschaft. Bei allen Konzerten und Festivals, auf denen man sich trifft, hat man natürlich dann auch das eine oder andere Bier zusammen getrunken, hehe. Zudem sind wir alle Fans der Band und halten insbesondere Julien für einen der besten Sänger des Death-Metal-Genres. So kam auch die Idee, ihn für einen Gastauftritt auf dem Album anzufragen. Er war ebenfalls von dem Gedanken begeistert und hat direkt zugesagt. Mit CYTOTOXIN waren wir im Herbst 2019 auf Europa-Tour und haben uns mit den Jungs einen Tour-Bus geteilt. Daher kam uns auch die Idee, ihren Frontmann Grimo für ein Feature auf unserem neuen Album dazu zu holen, der auch sofort begeistert dabei war. Grundsätzlich halte ich solche Kollaborationen für sehr gewinnbringend für alle Beteiligten und auch die Fans entdecken durch solche Features oftmals neue Bands, deren Musik ihnen zusagt.

Worin liegen, deiner Meinung nach, die musikalischen Unterschiede zwischen dem aktuellen Dreher und dem "Worldwide Warfare"-Vorgänger?

An und für sich bleiben wir auf "Operation: Mental Castration" unserer bisherigen Linie treu. Im direkten Vergleich zum Vorgängeralbum "Worldwide Warfare" kann man aber festhalten, dass insbesondere die Einflüsse aus dem Slam und dem Black Metal intensiviert wurden, was unseren Stil meiner Meinung nach noch etwas vielfältiger und dynamischer macht.

Das Artwork ist wieder einmal richtig geil geworden – wie steht es im Verhältnis zum Titel und zu den Songs und vor allem: Wer hat es gemacht?

"Operation: Mental Castration" ist ein Konzeptalbum, welches über die zehn Songs von vorne bis hinten chronologisch die Story eines Protagonisten erzählt und dabei die inhärenten Zwänge unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung und ihren Einfluss auf das Individuum thematisiert. Wenn man sich eine solche Gesamtkonzeption für ein musikalisches Werk ausdenkt, spielt natürlich auch die visuelle Ausgestaltung eine große Rolle, um die Message des Albums nicht nur über die Lyrics zu transportieren. Denn das passiert unter anderem eben auch über das Artwork. Dieses hat der 3D-Designer Robin Schmidtke für uns erstellt und wir sind voll und ganz zufrieden damit, wie er unsere Ideen grafisch umgesetzt hat.

Was genau möchtet ihr mit der mentalen Kastration ausdrücken? Steckt dahinter ein bestimmtes Konzept wie bei "Operation: Mindcrime" von QUEENSRYCHE?

Unser Album beschäftigt sich mit den ökonomischen und sozialen Zwängen, die auf den einzelnen Menschen in unserem Wirtschafts- und Gesellschaftssystem einwirken. Konsumzwang, Leistungsdruck, der Einfluss von Social Media usw. – all das und vieles mehr wird auf "Operation: Mental Castration" behandelt. Wenn dann jemand wie unser Protagonist als mündiger Bürger gewisse Zustände hinterfragt und ändern möchte, wird er unterschwellig durch soziale Normen wieder auf Spur gebracht. Und diesen Vorgang haben wir metaphorisch als mentale Kastration bezeichnet. Ob das nun ein ähnliches Konzept wie bei besagtem Album von QUEENSRYCHE ist, kann ich nicht sagen, da ich mich mit diesem Album nicht befasst habe.

Für das Frühjahr 2021 war jetzt auch eine Tour mit CYTOTOXIN und zwei weiteren Bands geplant. Wird die Tour entsprechend verschoben? Was steht bei NECROTTED in diesem Jahr noch so an?

Die "Operation: Radiation"-Tour mit CYTOTOXIN, EXTERMINATION DISMEMBERMENT, DISTANT und eben uns hätte nun eigentlich Ende März und Anfang April stattfinden sollen. Eine zweiwöchige Tour durch Zentraleuropa ist aktuell aufgrund der Pandemie jedoch noch sehr weit weg. Die Tour haben wir deshalb auf das Frühjahr 2022 verschoben. Was dieses Jahr bei uns noch so ansteht, ist ungewiss. Klar ist aber, dass wir so schnell wie möglich wieder auf die Bühne wollen. Shows zu spielen ist unsere Leidenschaft und es schmerzt sehr, dass wir unser neues Material derzeit nicht live präsentieren und mit den Fans feiern können.

Philipp, vielen Dank, dass du dir für meine Fragen ein wenig Zeit genommen hast – was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mit auf den Weg geben?

Vielen Dank für das Interview! Hört in unsere neue Platte "Operation: Mental Castration" rein, die am 19. März 2021 über Reaper Entertainment Europe erscheint. Wir hoffen, die Mucke gefällt. Und hoffentlich sehen wir uns dann sobald wie möglich endlich wieder auf einer Live-Show!

Redakteur:
Marcel Rapp

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