Nachgefragt. Mit SOIL, STURCH, TAKIDA, IT DIES TODAY & INME

22.02.2010 | 15:28

Berlin, Magnet. Fünf Interviews an vier verschiedenen Tagen auf drei verschiedenen Couches, irgendwann zwischen Dezember und Februar. Hier nun kompakt zusammengefasst, was SOIL, STURCH, TAKIDA, IT DIES TODAY und INME zu sagen haben.

SOIL, Tim

Mit "Picture Perfect" haben SOIL ein gutes Album in der Schnittmenge zwischen Alternative Rock & Nu Metal abgeliefert. Wir sprachen mit Gitarrist Tim.

"Wir waren schon immer die Band, die zwischen den Stühlen saß. Wir haben sehr harte Songs wie 'Like It Is', während ein Song wie 'Surrounded' eher eine Power-Ballade ist. Aber das ist nun mal unser Spektrum. Wir sind mit Bands wie MÖTLEY CRÜE, AEROSMITH und OZZY OSBOURNE aufgewachsen, wie lieben Metal und mögen auch den Stadionrock von Bands wie NICKELBACK oder SHINEDOWN, so ist es nur natürlich , dass wir zwischen diesen Stühlen sitzen."

Während man in den USA und in UK schon ziemlich groß ist, ist Deutschland ein noch zu eroberndes Feld. "Das deutsche Publikum muss man sich sehr erarbeiten. Hier muss man konstant herkommen und spielen und spielen und sich immer wieder mit starken Alben neu beweisen. Aber hat man sich einmal die Liebe der deutschen Fans erarbeitet, sind sie sehr, sehr loyal. Ich bin sehr beeindruckt von den deutschen Fans und glaube, dass wir auf einem guten Weg sind, um sie zu erobern."

Dass man dies auf AFM zu erreichen versucht, ist auf den ersten Blick eine merkwürdige Kombination. "Stimmt, das passt erst mal nicht zusammen, aber sie machen bislang einen hervorragenden Job. Ich denke, sie können die nächsten Nuclear Blast werden, die auch erst mit einem Stil angefangen haben und dann nach und nach größer geworden sind. Das traue ich AFM auch zu." Und das obwohl Tim die Musikindustrie sehr kritisch betrachtet. "Das Geschäft wird immer härter. Man muss sich immer etwas Neues einfallen lassen, um Geld zu verdienen. In den USA machen mehr und mehr Label dicht, Plattenläden gibt es eh kaum noch und auch Studios müssen schließen. Und die Label, die seit 50 Jahren das Business führen, wissen nicht, was sie tun sollen. Und wenn sie es nicht wissen, wer dann?"

STURCH, Dennis & Hannes

Sänger Dennis (Foto links) und Gitarrist Hannes über die Zukunft von STURCH und ihre Partytauglichkeit.

"The Green Album" ist schon fast ein Jahr alt, so dass man mittlerweile über Album Numero drei nachdenkt. "Für vier, fünf Songs steht schon ein Grundgerüst und wir überlegen mittlerweile, wo wir das nächste Album aufnehmen werden. So irgendwo in der Wildnis oder am See oder so." erzählt Dennis. Dabei ist die musikalische Ausrichtung durchaus offen. "Wir haben einfach jetzt schon wieder andere Möglichkeiten" meint Hannes, "so ist zum Beispiel unser Drummer Lennart einfach viel besser geworden. Er würde heute auch schon "The Green Album" komplett anders spielen. Er hat einfach unglaubliche Grooves drauf und schon das wird uns einen Qualitätsschub geben. Vielleicht können wir dann beim nächsten Album sagen, dass das STURCH sind."

So lang ist man in der komfortablen Situation, mit der Musik zwar kein Geld zu verdienen, aber zumindest auch keins zu verlieren. "Das ist wirklich das Tolle an STURCH. Wir können im Nightliner fahren, viele Gigs spielen und Platten aufnehmen, ohne dabei Geld zu verlieren." Bei den vielen Gigs, geht es dann auch gerne mal rund. "Wir wollen den Leuten schon ein bisschen was bieten und nicht nur auf der Bühne dumm rumstehen", erklärt Dennis. Was damit gemeint ist, wird später beim Gig gezeigt, wo Dennis mehr im Publikum rumrast und die Leute animiert und dort singt, als auf der Bühne zu stehen. "Mir ist gestern mein Gitarrenhals zerbrochen", fügt Hannes lachend an. "Du kannst dir also ungefähr vorstellen, wie das bei uns abgeht." Zumindest nachher kann man das. Very entertaining.

Doch auch bei der After-Show-Party kann es immer heiter werden. "Gestern in Augsburg hat einer von uns im Laufe der Nacht dann wirklich alles gezeigt. Und das für eine lange Zeit" lacht Dennis. So können aber auch schon mal Kontakte zu anderen Musikern geknüpft werden. "SOIL haben wir 2007 nach einem Gig kennengelernt und dann übel zusammen einen getrunken. Am nächsten Morgen bin ich wachgeworden und neben mir lang ein Blatt, dass Tim irgendwo her hatte und seine e-Mail-Adresse stand darauf. So sind wir jetzt auch zu den zwei Gigs mit den Jungs in Augsburg & Berlin gekommen."

TAKIDA, Fredrik & Kristoffer

TAKIDA sind Stars in Schweden, während sie sich in Deutschland gerade mit massiver Livepräsenz im Vorprogramm von THEORY OF A DEADMAN, THE BUTTERFLY EFFECT und demnächst LIVINGSTON ihre Fans erarbeiten.

"Es ist eine gute Gelegenheit für uns, um auf den Boden zu bleiben." sagt Fredrik. "Es ist natürlich ein großer Unterschied, ob man vor 5.000 oder knapp 100 Leuten spielt. Aber es ist auch eine echte Herausforderung, sich seine Fans wieder zu erspielen. Wir merken aber, dass Fans, die bei THEORY OF A DEADMAN da waren, jetzt wieder zu den Shows kommen und in Köln waren extra Leute aus Holland da, um uns zu sehen. So hat es in Schweden auch angefangen. Wir sind da nicht über Nacht erfolgreich geworden, sondern haben uns über viele Jahre und mehrere hundert Shows die Fans erarbeitet. Wir waren schon auf einem guten Level, als wir mit 'Curly Sue' den ersten echten Single-Hit hatten." Dass Deutschland das erste Land ist, welches sie außerhalb Skandinaviens in Angriff nehmen, liegt natürlich an unserem Bier. "Euer Bier ist gut und günstig. Das ist für viele Schweden ein Grund, warum wir Deutschland so mögen" lacht Fredrik.

Dass sie mit Ausdauer und ein bisschen Promotion auch hier erfolgreich werden, ist fast sicher. TAKIDA haben einen guten Sänger, schreiben tolle Songs und sind zudem etwas härter als vergleichbare Acts wie NICKELBACK oder CREED. "Ja, wahrscheinlich hast du Recht" stimmt Kristoffer zu, "wir legen schon großen Wert auf Gitarren, selbst in unseren Balladen sind die Gitarren immer noch ziemlich im Vordergrund."

Das wird auch auf dem neuen Album so bleiben, das in Schweden bereits veröffentlicht ist. "Das Album ist etwas düsterer von der Grundstimmung her, aber es ist natürlich immer noch eindeutig TAKIDA. Das ist die Musik, die wir machen wollen, das werden wir nicht einfach ändern." stellt Kristoffer klar. In Deutschland soll das Album noch in 2010 erscheinen. Wir dürfen gespannt sein.

IT DIES TODAY, Jason

Sänger Jason über die Anfänge des Metalcore, das neue Album "Lividity" und den Einsatz von ProTools.

"Als wir vor neun Jahren angefangen haben, gab es noch nicht wirklich eine Metalcore-Szene. Diese Mischung aus aggressiven Strophen, Breakdowns und cleanen Refrains, war da noch ziemlich neu. Wir kommen einfach von der Basis. Vielleicht klingt "Lividity" auch aus diesem Grund so ehrlich, denn ich denke wirklich, dass "Lividity" unser bislang ehrlichstes Album ist." Das zudem über einige echt feine Hooks verfügt, die sich in den Ohrmuscheln festhaken. "Wir hatten alle Zeit der Welt für das Album, da wir unser eigenes Studio haben und es selbst produzierten. Letztendlich haben die Arbeiten am Album knapp zwei Jahre gedauert und es klingt jetzt exakt, wie wir es wollen." erzählt Jason.

Alt-Traditionalisten könnten jetzt skeptich aufsehen, da der Einsatz von ProTools und Co. gerade in diesem Genre den Alben oftmals die Luft zum Atmen nimmt. "Das ist etwas, was wir auch nicht mögen. Der Sound sollte schon noch dynamisch und echt sein. Und vor allem: wir müssen es auch noch live spielen und singen können. Ich kann gar nicht verstehen, dass Bands Alben aufnehmen, die sie dann nicht live spielen können." Weise Worte.

In den Texten geht es in erster Linie um den ganz normalen Wahnsinn der Menschheit. "Ich schreibe Texte über die Dinge, die mir auffallen oder die ich erlebe. Das kann eine soziologische Komponente haben, etwas kritisieren, von Problemen in der Liebe oder im Alltag handeln. Das Leben inspiriert mich zu meinen Texten. Und es hat eine Menge zu bieten."

INME, Dave McPherson

"Herald Moth" ist ein schnittiges Album irgendwo zwischen PANIC AT THE DISCO! und COHEED & CAMBRIA, das mit durchaus hohem Metalanteil punktet. Wir sprachen mit Sänger und Songwirter Dave McPherson.

"Mit "Herald Moth" haben wir genau das Album aufgenommen, das ich mir vorgestellt habe" gibt Dave selbstbewusst zu Protokoll. "Es ist sehr anspruchsvoll, aber immer noch ziemlich heavy und hat einige catchy Melodien, die gut im Ohr bleiben. Ich habe mehr und mehr die komplexen Strukturen im Prog für mich entdeckt und wollte das auf unseren Sound anwenden." Das hat definitiv gut geklappt.

Dazu scheint eine latent düstere Stimmung durch. "Die letzten zwei Jahre waren nicht die leichtesten für mich. Ich habe einige Personen verloren, die mir sehr nahe standen und auch sonst war das Leben nicht gerade ein Sonnenschein für mich. Das hat natürlich enorm auf die Texte durchgeschlagen, die von Enttäuschungen, Trauer und Verlust handeln. Ich denke auch, dass ich in dieser Stimmung die beste Musik schreibe." gibt Dave zu.

Im Augenblick meint es das Leben aber eher gut mit INME. "Ja, endlich wird ein Album von uns in ganz Europa veröffentlicht und wir haben die Chance eine vernünftige Tour zu spielen. Unsere ersten beiden Alben wurden auf Music For Nations veröffentlicht, die die Rechte für die ganze Welt hatten, aber sie haben leider nichts damit angefangen. Und so kennen uns hier in Deutschland nur die wenigen Leute, die uns vor Jahren mal bei Rock am Ring oder vor zwei Jahren mit SERJ TANKIAN gesehen haben, aber wir sind hier wirklich noch sehr im Untergrund." erzählt Dave. Die Ziele für die Zukunft sind da klar gesetzt. "Wir wollen einen ähnlichen Status wie in den UK erreichen, wo wir alle Shows auf dieser Tour ausverkauft haben und zu jeder Zeit in jeder Stadt in einem mittleren Club spielen können. Das ist, was wir hier auch schaffen können." Definitiv.

Redakteur:
Peter Kubaschk
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