OBITUARY: Interview mit Donald Tardy

04.07.2005 | 18:53

Hektik, Hektik, Hektik! Da schneit mir kurz vor meinem Urlaubsantritt noch die neue OBI rein, was mir einen netten Tele-Smalltalk mit einer der fleischgewordenen Death-Metal-Abrißbirnen unmöglich macht. Ein kurzes Update des Seelenbefindens finde ich jedoch extrem wichtig. Schließlich kommt es nicht allzu oft vor, dass sich eine solche Szenengröße nach jahrelanger Abstinenz wieder zurück auf dem blutroten Bildschirm meldet. Also begebe ich mich wenigstens per Datenautobahn in die Nähe der todesmetallischen Fangzähne und treffe auf einen scheinbar gut gelaunten Donald Tardy.

Auf die Frage hin, ob die OBIs zufrieden mit dem Resultat der neuen Scheibe "Frozen In Time" sind, gibt er denn auch gleich mal unmissverständlich zu Protokoll: "Wir sind verdammt stolz auf das neue Album und es fühlt sich einfach großartig an, mit OBITUARY wieder aktiv zu werden." Das dürften sich auch zwei nicht musikalisch involvierten, dennoch unverzichtbaren (fast)-Bandmitglieder gedacht haben: Mark Prator und Scott Burns, die für den Sound der neuen Scheibe zuständig waren, für den das Prädikat "Frozen In Time" wohl mehr als nur zutreffend ist. Der OBITUARY-Drummer pflichtet mir bei: "Ja, das Klangbild ist typisch OBITUARY und tönt wie unsere Klassikerscheiben, allerdings mit mehr Druck. Scott und Mark arbeiten schon seit über zehn Jahren mit uns zusammen und gehören quasi zur Familie. Außerdem muss ich festhalten, dass sie auch dieses mal wieder einen exzellenten Job hingelegt haben."

Gott sei Dank hat diese Reuniongeschichte ein solch gutes Ende genommen. Zumindest ich hätte anfangs nicht gedacht, dass es so kommen wird. "Warum nicht?", fragt Donald. "Anfangs war es natürlich nur Fun. Wir waren mit ANDREW W.K. auf dem Ozzfest unterwegs und spielten, mit Andrew an der Klampfe, eines Abends drei OBITUARY-Tracks. Die wuchteten volle Kanne und für mich war dieser magische Moment die Initialzündung für die Reunion. Alles andere ging verdammt schnell. Reunionshows, die unsere kühnsten Erwartungen weit überflügelten, Songwriting, Aufnahmen und jetzt sitzen wir hier, haha." Nun denn! Wichtig im OBITUARY-Sound waren schon immer die haushohen Killerriffs, die einen ohne ein Wimperzucken aus den Latschen pusten. Weniger ins Gewicht fielen dabei die Texte, die mehr oder weniger nettes Beiwerk im OBITUARY-Kontext darstellen. "Die Texte sind absolut nicht wichtig," bestätigt mich Donald. "Wichtig ist, wie John sie interpretiert. Und sie kommen auch dieses Mal so heavy, dass es einen fast umbringt. Wir sind halt, denke ich, mit unserem Sound irgendwann in der Zeit eingefroren worden, haha."

Absolut unumstritten ist der Status der Band innerhalb der Metalszene, wobei OBITUARY einige Bands des Death-Metal-Lagers beeinflusst haben dürfte. "Yeah!" feuert Donald drauf los. "Es ist uns eine verdammte Ehre und wir sind verflucht stolz drauf, wenn uns die Leute als Pioniere des Death Metal bezeichnen und meinen, dass ihr Sound in den OBITUARY-Scheiben wurzelt. Wobei ich nicht sagen würde, dass sich OBITUARY mit der heutigen Szene vergleichen lassen. Wir haben seit fünfzehn Jahren die gleichen Bandmitglieder, die sich nie an Trends angepasst haben. Wir machen also immer noch diesen stumpfsinnigen und schlichten Sound. Viele Bands existieren mit ihrem Sound auch nach vielen Line-Up-Wechseln. Bei OBITUARY ginge das nicht. Wir sind wie Brüder und beste Freunde zugleich, die es lieben, zusammen Musik zu komponieren und zu spielen. Veränderungen wird es bei uns nicht geben. Wir fürchten Veränderungen sogar, haha."

Mich interessiert auch vor allem die Geschichte des Albumcovers von "Frozen In Time", das wie eine Weihnachtsversion von "The End Complete" wirkt. "Jaja, ich weiß," sinniert der Schlagwerker. "Es sollte auch so wirken, da wir für sieben Jahre quasi auf Eis lagen. Die stilistische Nähe ergibt sich aus Andreas Marshalls Design, der auch für "The End Complete" zuständig war. Ich persönlich finde sowohl die Idee als auch die Umsetzung genial." Witzig ist sie auf jeden Fall!

Bleibt abschließend noch ein Blick auf die nahe OBITUARY-Zukunft zu werfen. "Alex", beginnt Donald, "die sieht unglaublich rosig aus! Wir haben bereits mit dem Songwriting für die nächste Scheibe begonnen und die neuen Arrangements hämmern einmal mehr wie die Sau. Ihr könnt einiges erwarten. Des Weiteren arbeiten wir einen Plan für eine ausgedehnte Welttournee aus. Wer sich diesbezüglich auf dem Laufenden halten will, erkundigt sich am besten auf unseren offiziellen Homepage. Haut rein und haltet uns die Stange." Werden wir...

Redakteur:
Alex Straka

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