OBITUARY: Interview mit Donald Tardy

07.02.2006 | 13:50

OBITUARY, die einzig wahren Death-Groove-Götter, auf Europatour! Auf ihrer "Frozen In Time"-Tour hatten sie des Weiteren mit MAROON und SAMAEL zwei gute Vorbands dabei. Kurz vor dem Konzert in der Frankfurter Batschkapp, das am 12.01.2006 über die Bühne ging, hatte ich die Möglichkeit, mich mit Donald Tardy, seines Zeichens Drummer der Florida-Boys, zu unterhalten. Besser hätte das Timing nicht sein können, denn relativ kurz vor dem Interviewtermin hatte die Band angekündigt, dass sie sich von ihrem aktuellen Label Roadrunner trennen möchte. Und natürlich kam auch die eine oder andere kritische Frage zu ihrem letzten Output zum Zuge. Um es vorweg zu nehmen: Unter diesen Bedingungen stand das Interview, nicht nur aufgrund der arktischen Temperaturen, unter einem "frozen" Stern.

Tolga:
Das ist euer erstes Konzert in Deutschland?

Donald:
Genau, das ist unser erstes Konzert in Deutschland. Wir waren auf der aktuellen Tour bisher in Holland, London, Irland, und letzten Abend haben wir in Paris gespielt.

Tolga:
Wie läuft die Tour bisher?

Donald:
Es ist unglaublich! Die Aufmerksamkeit seitens der Fans ist sehr gut. Für heute Abend (das Konzert findet in der Frankfurter Batschkapp statt) wurden 400 Tickets im Vorverkauf vertickt. Letzten Abend in Paris waren es 800 Leute. Es läuft wirklich gut!

Tolga:
Hättet ihr auch in größeren Hallen spielen können?

Donald:
Ich denke nicht. Wir mögen es eher, wenn es halb voll ist.

Tolga:
Und wie fühlt es sich an, wieder in "good old europe" zu sein?

Donald:
Es ist großartig! Das Wetter ist für "Florida-Boys" eher zu kalt, aber es geht. Wir haben schon weit schlimmeres Wetter gesehen. Es ist zwar kalt, aber Eis und Schnee lassen Gott sei Dank auf sich warten. Es läuft gut.

Tolga:
Ich hab euch zwei Mal im letzten Fesitval-Sommer gesehen: Das erste Mal auf dem WITH FULL FORCE und das zweite Mal beim WACKEN OPEN AIR. Und um ehrlich zu sein: Ich fand den Gig auf dem WFF besser als den in Wacken. Ein Grund dafür lag darin, dass ihr beim WOA mehr von eurem aktuellen "Frozen In Time"-Album gespielt habt. Meiner Meinung nach hättet ihr mehr klassisches OBITUARY-Zeugs spielen können. Wie stehst du dazu?

Donald:
Erstens: Weil wir das aktuelle Album promoten wollten. Und zweitens: Weil wir so viele Songs geschrieben haben. Wir haben mittlerweile 70 Songs, und wenn man "nur" fünfzehn für ein Festival rauszupicken versucht, ist es verdammt schwer, jeden damit glücklich zu machen.

Tolga:
Ihr hättet aber auch zehn Klassiker und fünf neue Songs spielen können. Meiner Meinung nach war es genau umgekehrt.

Donald:
Natürlich hätten wir auch älteres Material spielen können. Aber wir hatten ja 'Till Death' und 'Slowly We Rot' in der Setlist, von daher passt das schon, weil wir die Songs immer spielen.

Tolga:
Lass uns über euer letztes Album "Frozen In Time" sprechen. Seid ihr damit immer noch zufrieden? Nicht nur meiner Meinung nach hätten ein paar schnellere Songs dem Album nicht geschadet.

Donald:
Mag sein. Wir mögen es. Und die meisten Leute, mit denen wir gesprochen haben, mögen, was wir machen. Meiner Meinung nach ist es klassischer OBITUARY-Metal. Schnell ist immer gut, aber wir haben auch langsame Songs gut drauf. Von daher...

Tolga:
Warum habt ihr das "langweilige" Instrumental an den Anfang des Albums gestellt? Später wird es ja besser, aber das Stück wirkt schon arg deplaziert.

Donald:
Wir machen es so, wie es für uns als Band passt. Wir machen uns keinen Kopf darüber, wie andere darüber denken. Wir verstehen und lieben unsere Musik wie jeder andere auch. Und es ist der typische OBITUARY-Stil, Sachen auszuprobieren, die sich andere Bands nicht trauen. Wir haben keine Angst davor, den Leuten vor den Kopf zu stoßen. Es (das Instrumental, d. Verf.) dient mehr als Warm-up für das Album. Viele meiner Freunde mögen diesen Song, genauso wie es einige gibt, die ihn nicht mögen.

Tolga:
Ich persönlich mag den Song, hab aber die Frage in den Fragenkatalog mitaufgenommen, weil mein Kollege es unbedingt wissen wollte.

Donald:
(Leicht genervt) Ja, ja, ein Kollege. Ich verstehe.

Tolga:
Woher hat Andreas Marshall, der das Albumcover zu "Frozen In Time" gezeichnet hat, die Idee für das Bild, und warum hat er gerade diese Farben gewählt?

Donald:
Was die Farben angeht, so waren das alles seine Ideen. Die Idee an sich stammt von der Band, die sich auf den Zustand "frozen" bezog. Andreas hat sich für diese Farben entschieden, und ich persönlich hab noch nie ein Death-Metal-Cover mit solch einer Farbgestaltung gesehen.

Tolga:
Mein Lieblingscover ist das zu "The End Complete".

Donald:
Cool! Das ist ebenfalls von Andreas.

Tolga:
Worum geht es in den Texten und habt ihr mittlerweile welche?

Donald:
Ich denke nicht, dass John mittlerweile Texte hat. Nicht, dass er den Leuten nichts mitteilen möchte - er sagt, was er zu sagen hat. Du kannst alles, was er singt, auch verstehen. Es ist aber klassisch OBITUARY. Es geht nicht darum, was wir sagen, sondern wie es sich anhört.

Tolga:
John ist letztendlich auch "nur" ein Instrument, wie es schon früher gehandhabt wurde.

Donald:
Natürlich. So sind wir nun mal.

Tolga:
Seid ihr up-to-date, was die aktuelle Death-Metal-Szene angeht, und welche Bands mögt ihr am meisten?

Frank:
CRYPTOPSY. Die haben gerade ein gutes Album am Start ("Once Was Not", d. Verf.)
(Ansonsten ertönen aus der Runde, denn alle Bandmitglieder sind im selben Raum anwesend, Bands wie ABORTED, DESTROYER 666, AMON AMARTH und zuguterletzt FULL BLOWN CHAOS)

Tolga:
Ihr habt viele Bands beeinflusst. Welche Bands haben eurer Meinung nach den OBITUARY-Spirit in ihrem Sound?

Frank:
(Wie aus der Pistole geschossen) HATEBREED!

Tolga:
Warum HATEBREED?

Frank:
Sie gehen sehr straight zur Sache. Außerdem gehen sie an ihren Sound ähnlich wie wir heran. Wenn ich ihre Musik höre - die Breaks, die Brutalität und die unglaubliche Wut in ihrer Musik - dann erinnern sie mich schon sehr stark an uns.

Tolga:
Und was haltet ihr von KATAKLYSM?

Trevor:
Ich hab mit denen schon mal getourt. Die sind okay. Die Musik ist schon sehr heavy.

Tolga:
Warum habt ihr euch von Roadrunner getrennt? Gerade während einer Tour ist es nicht unbedingt das beste Timing, und haltet ihr gerade Ausschau nach einem neuen Label?

Donald:
Wir haben unseren Vertrag mit "Frozen In Time" erfüllt. Somit können wir nach vorne sehen und schauen, welche Angebote für die Band am besten sind.

Tolga:
Der Toursupport seitens Roadrunner steht noch, oder?

Donald:
Natürlich! Unser deutsches Office tut das Bestmöglichste für diese Band. Wir sind mit dem deutschen Label sehr zufrieden. Mit unserem englischen Label sind wir auch sehr zufrieden. Die Zukunft liegt für uns gerade um die Ecke.

Tolga:
Und ihr habt euch noch auf kein Label festgelegt?

Donald:
Wir schauen erstmal, dass wir die Tour hinter uns bringen, und dann werden wir als Band entscheiden, was das Beste für uns ist.

Tolga:
Die meisten Fans und Musiker denken, dass Roadrunner ein "Arschloch-Label" ist. Wie denkst du darüber?

Donald:
Dazu habe ich keine Meinung. Unser deutsches Office ist unglaublich gut uns gegenüber.

Tolga:
Und das amerikanische Office?

Donald:
(Zögernd) Die sind das komplette Gegenteil. Aber wie ich es schon eingangs erwähnt habe, habe ich dazu keine Meinung.

Tolga:
Ihr habt doch mit Roadrunner angefangen, sofern ich mich erinnern kann.

Donald:
Ja.

Tolga:
Um mal auf das kommende Album zu sprechen zu kommen: Wann wollt ihr es veröffentlichen und habt ihr da schon einen festen Veröffentlichungstermin?

Donald:
Wir konzentrieren uns zunächst auf "Frozen In Time". Wenn wir wieder zu Hause sind, werden wir hoffentlich noch ein paar Konzerte in Amerika spielen, um das Album zu promoten. Und danach fahren wir nach Hause und schreiben neue Songs. Es gibt keinen Druck, und wir haben uns bisher noch keine Gedanken über das neue Album gemacht. Das Einzige, das bereits existiert, ist die Idee, neue Songs zu komponieren. Zur Zeit herrscht diesbezüglich eine relaxte und lockere Atmosphäre.

Tolga:
Kannst du mir schon etwas über die Marschrichtung des neuen Albums erzählen?

Donald:
Es wird wahrscheinlich wie unser letztes Album: Klassischer OBITUARY-Stoff.

Redakteur:
Tolga Karabagli

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