OF MICE & MEN: Ketten werden gesprengt, Wunder werden geschaffen

11.11.2025 | 18:54

Persönlich, emotional und gewaltig - mit "Another Miracle", ihrem bereits neunten Langdreher, erklimmen die Jungs von OF MICE & MEN den nächsten Schritt auf der Entwicklungsleiter und haben nur zwei Jährchen nach "Tether" solch ein ausgereiftes, ergreifendes und tolles Stück Musik geschaffen, das die Grenzen zwischen Metalcore und Hardrock neu definiert. Frontmann Aaron Pauley stand uns für einen zumindest kurzen Plausch zur Verfügung, um über Parabeln, Wunder und Kommunikation zu philosophieren.

Aaron, wie geht es dir?

Mir und uns, der Band, geht es super! Danke, dass du mich zum neuen Album interviewst!

Na klar! Es kommt mir vor, als wäre "Tether" erst gestern erschienen. Kannst du mir kurz erzählen, was in den letzten zwei Jahren bei OF MICE & MEN so los war?

Wow! Was war nicht los?! Neues Album, neues Label... Ich habe gerade mein erstes Kind bekommen. So viel!

Herzlichen Glückwunsch! Jetzt ist euer neuntes Album erschienen, und ihr habt "Another Miracle" komplett selbst geschrieben, produziert und aufgenommen. Was sind die Vor- und Nachteile, wenn man alles selbst macht?

Nun, dadurch sind wir näher am Kern des Projekts. Es bedeutet aber auch, dass wir viel mehr Verantwortung tragen, um sicherzustellen, dass wir unsere Vision vollständig umsetzen. Das ist sowohl der Vorteil als auch der Nachteil, wenn man alles selbst macht.

Wie bereits erwähnt, ist "Tether" erst zwei Jahre alt. Dennoch wirkt "Another Miracle" unglaublich ausgereift. Was sind deiner Meinung nach die musikalischen Unterschiede zwischen den beiden Alben?

Ich denke, wir haben die Melodik und die experimentellere und zartere Natur von "Tether" genommen und sie mit einer Menge Live-Energie von der Bühne angereichert. Bei "Tether" waren wir nach der Pandemie noch nicht auf Tour gewesen. Bei "Another Miracle" waren wir die ganze Zeit, während wir an dem Album gearbeitet haben, unterwegs.

Könnte hinter "Another Miracle" eine tiefere Bedeutung stecken? Was möchtet ihr mit dem Albumtitel ausdrücken?

Jeder hat in seinem Leben schon einmal ein Wunder erlebt, in der einen oder anderen Form. Davon abgesehen braucht JEDER ein weiteres Wunder der einen oder anderen Art. Was dieses Wunder für den Hörer ist, bleibt ganz ihm selbst überlassen.

Wo wir gerade dabei sind: Das Artwork ist einfach wunderbar! Es ist faszinierend und einfach wunderschön. Was ist für dich das größte Wunder der Menschheit?

Kommunikation. Die Tatsache, dass zwei unterschiedliche Wesen in diesem Universum miteinander kommunizieren können, ist äußerst faszinierend.

Sprechen wir über die Musik – sie greift die üblichen Markenzeichen von OF MICE & MEN auf und hebt sie auf die nächste Stufe. Ist es angesichts der hohen Qualität eurer bisherigen Alben nicht schwierig, euch immer wieder zu motivieren, das nächste Album noch besser zu machen? Mir scheint auch, dass das neue Album eure melodische Seite noch mehr zur Geltung bringt?

Da wir den Prozess der Albumproduktion lieben, ist es irrelevant, ob es einfacher oder schwieriger ist. Das heißt, die Freude kommt von der Arbeit, nicht vom fertigen Produkt, sodass wir am Ende zwangsläufig mehr Songs und Alben haben als eine Band, die sich nur daran erfreut, ihre Arbeit fertiggestellt zu haben.

Mir gefällt besonders 'Troubled Water'. Thematisch geht es darum, Grenzen zu setzen und sich aus toxischen Beziehungen zu befreien. Kannst du das näher erläutern und etwas zum Thema hinter dem Song sagen?

Genau so ist es. Manche Gewässer sind es nicht wert, überquert zu werden, und man sollte seine emotionalen Ressourcen und Energien besser nicht dafür verschwenden, Brücken darüber zu bauen.

Du hast mit Mike Matsui ein sehr beeindruckendes Video gedreht, das sehr düster und intensiv ist. Wolltet ihr bewusst diese Science-Fiction-Landschaft schaffen?

Auf jeden Fall! Er ist unglaublich, und die Vision hinter dem Science-Fiction-Thema stammt im Grunde genommen vollständig von ihm. Er ist äußerst talentiert, ebenso wie sein gesamtes Team.

Ist 'Wake Up' dein persönliches Statement, die Welt bewusster wahrzunehmen, mehr im Hier und Jetzt zu leben und weniger zu träumen, und stattdessen mehr zu handeln?

Es geht vor allem darum, ein Gleichgewicht zu wahren. Ich denke, es ist unerlässlich, zu träumen, aber auch konkrete Schritte zu unternehmen, um diese Träume zu verwirklichen.

Zum Song 'Parable': Hast du eine Lieblingsparabel?

Es gibt eine Parabel über den reichen Narren, der nach einer reichhaltigen Ernte beschließt, seine Scheunen abzureißen und mehr Lagerhäuser für seinen Überschuss zu bauen, nur um kurz darauf zu sterben, wobei die Frage gestellt wird: "Was bringt Gier, wenn man jeden Moment sterben kann? Für wen ist das überhaupt noch gut?" Das gibt immer wieder Anlass zum Nachdenken und ist gut für die Perspektive.

Hand aufs Herz – ihr veröffentlicht in sehr kurzen Abständen Alben von sehr hoher Qualität. Das unterscheidet euch positiv von anderen Metalcore-Bands. Woher nehmt ihr all eure Inspiration? Mir scheint, dass ihr ständig an neuen Songs arbeitet?

Vielen Dank für die freundlichen Worte. Wir lieben wirklich, was wir tun. Wir lieben die Kunst. Wir lieben das Handwerk. Wir lieben den Prozess. Wir arbeiten ständig an neuer Musik, denn darin liegt die Freude und Befriedigung des Erfolgs, nicht in den Auszeichnungen, Alben oder gelobten Werken, obwohl wir eure freundlichen Worte mehr schätzen, als ihr euch vorstellen könnt!

Zu guter Letzt zu eurer Heimat: Kalifornien ist bekannt für seine sonnige Art. Wie passt das zu eurem Metalcore? Welchen Einfluss hat eure kalifornische Heimat auf eure Musik?

Ausgleich. Es gibt immer etwas, das man sich ansehen und für das man dankbar sein kann. Wenn man Musik macht, die oft in die härteren und komplexeren Emotionen des Lebens eintaucht, ist es gut, etwas zu haben, das einem dabei hilft, sich aus diesem emotionalen Kopfraum zu befreien. Man muss ja auch mal Luft holen, wenn man frei taucht, oder?

Aaron, ich hoffe, das war nicht unser letztes Gespräch. Was möchtest du unseren Lesern und euren Fans noch mitteilen?

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, diese durchdachten Fragen zu stellen, und vielen Dank an alle, die sich die Zeit nehmen, dies zu lesen. Das ist alles für euch! Wir sehen uns auf Tour und in den Songs!

 

Fotocredit: Carissa Dugoni

Redakteur:
Marcel Rapp

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