OPHIS: Interview mit Philipp Kruppa

02.03.2005 | 13:35

Doom/Death Metal steht als grobe musikalische Beschreibung auf der Homepage von OPHIS. Mit ihrer ersten und jüngst erschienenen EP "Nostrae Mortis Signaculum" bewegen sich die Hamburger dabei auf den Spuren von göttlichen Acts wie frühen MY DYING BRIDE, frühen PARADISE LOST oder WINTER. Philipp Kruppa, der Drummer von RAIN OF ASHES, ist der Gründer der dunklen Truppe. Auf der Internetseite schreibt er als Nachricht an die Welt: "Die alone - nobody will teach you how?" Was er sonst noch zu sagen hat?! Lest selbst.

Henri:
Hallo Philipp. Deutschland steckt immer noch in einer Wirtschaftskrise, das Wetter ist grau und regnerisch und selbst die Schiedsrichter sind bestechlich geworden. Wer eure Musik hört, könnte denken, dass ihr euch wenigstens an solchen schlechten Nachrichten erfreuen könnt...

Philipp:
Hallo Henri. Ja, der Niedergang der Welt macht uns große Freude, wir wünschen euch einen möglichst qualvollen Weg nach unten, hahaha. Nein, das Wetter macht mir zwar in der Tat nichts aus (ich finde es bisweilen sogar inspirierend), und Fußball geht mir auch meilenweit am Arsch vorbei (die ganze Welt ist bestechlich, ein Narr wer das für unmöglich gehalten hat), aber insgesamt finde ich die gegenwärtige Lage, sei es nun deutschlandweit oder global, alles andere als erfreulich. Als Misanthropen würde ich uns nicht bezeichnen, auch wenn zumindest ich persönlich Menschen generell schon für ziemlich schwach halte. Ich verspüre nur halt immer wieder mal einen tiefen Hass auf die Welt.

Henri:
Zu eurer zweiten Veröffentlichung "Nostrae Mortis Signalucum". Wann und in welchem Gefühlszustand sind solch düstere Songs entstanden?

Philipp:
Oh je, das ist schwer pauschal zu beantworten, jeder Song fußt auf einer anderen Gefühlslage, auch wenn sie allesamt auf negativen Emotionen aufbauen. Die Songs sind alle letztes Jahr entstanden, wobei ich aber teilweise auch Riffs verbraten habe, die schon älter waren, vor allem in 'Convert To Nihilism'. Grundsätzlich schreibe ich Texte meistens, wenn ich mich reichlich schlecht fühle, Musik meistens etwas später, wenn ich aus der schlimmsten Phase schon wieder raus bin und dieses Tief dann verarbeite. Wenn ich mich so richtig mies fühle, habe ich meistens nicht den Elan, mir die Gitarre zu schnappen. Meist kommt nach der Talsohle dann irgendwann der Punkt, wo ich mich zwar immer noch schlecht fühle, aber ein wenig aufgeräumter bin und dann die negativen Gefühle zu reflektieren versuche. Oft kommt dann musikalische Eingebung. Ich kann die Gefühle dann analytischer betrachten als im Moment des Klimax, und mich von dieser Reflektion beim Schreiben leiten lassen. Bei 'Funeral' zum Beispiel hatte ich eine unschöne persönliche Trennung erlebt, und ich hatte sehr starke Verlustgefühle und auch das Gefühl, mich nicht davon lösen zu können, obwohl ich es wollte. Ständig schwankte mein Gefühl auf und ab. Dann schrieb ich den Song. Allerdings kommen solche Eingebungen nicht immer. Manchmal schreibe ich auch über Dinge, die schon lange zurückliegen, d.h. ich muss nicht immer depressiv sein um zu schreiben, aber selbst dann muss ich mich in einer bestimmten, nachdenklichen bis melancholischen Stimmung befinden, sonst kommt meist nix Ordentliches dabei raus.

Henri:
Ihr wurdet in manchen Reviews mit frühen MY DYING BRIDE verglichen, aber auch mit alten PARADISE LOST. Ich selbst habe dagegen auf das Debüt von WINTER "Into Darkness" verwiesen. Welcher Vergleich ist euch lieber und warum?

Philipp:
Der Vergleich mit alten MY DYING BRIDE ehrt mich natürlich in gewisser Weise, denn sie sind für mich neben SKEPTICISM die großartigste Doom-Band, die ich kenne. Sie haben uns auch definitv beeinflusst, obwohl ich finde, dass sich unser Riffing mitunter doch deutlich von ihrem unterscheidet. Mit dem PARADISE LOST-Vergleich kann ich nicht viel anfangen, denn deren alte Alben habe ich nie gemocht, lediglich "Icon" und "Draconian Times" konnte ich was abgewinnen. Der Vergleich trifft meiner Meinung nach nur insofern zu, als dass sie halt genau wie wir auch mal Death/Doom gespielt haben.
Dein Vergleich mit WINTER hat etwas Ehrenhaftes, weil WINTER ja eine sehr einflussreiche Band waren und Legendenstatus haben. Ich selber habe sie nie viel gehört, weil ich die Vocals nie abkonnte. Aber rein instrumental waren sie schon recht beachtlich und der Vergleich ist zumindest als grobe Kategorie nicht unangemessen. Wobei ich aber denke, dass wir melodischer sind, oder?
Wir sind auch schon mit alten KATATONIA, SAMAEL und ANATHEMA verglichen worden. Ich gebe aber ohnehin nicht so viel darauf. Ich finde es immer sehr interessant, welche Vergleiche die Leute für uns finden, solange niemand sagt, wir seien nur ein Abklatsch. Aber ich fühle mich nicht beleidigt, wenn mal ein Vergleich dabei ist, den ich nicht nachvollziehen kann. 'Pazuzu' von der "Empty, Silent And Cold"-CD wurde mal als Pagan Black Metal bezeichnet, das fanden wir sehr lustig. Ist heute ein Running Gag bei uns.

Henri:
Die Songs sind ja durchweg düster. Wie sieht es textlich aus? Gibt es ein Grundthema, dass die Lyrics aller OPHIS-Songs durchzieht?

Philipp:
Hoffnungslosigkeit, Tod. Wobei Tod oft nur eine Metapher ist, für Dinge, Beziehungen, Zustände, die aufhören zu existieren. Oder nie existiert haben. Während 'Funeral' zum Beispiel von einem zwischenmenschlichen Verlust handelt, behandelt 'Kennel Of Estrangement' das Gefühl, nicht verstanden zu werden; emotional von anderen Menschen isoliert zu sein. So gesehen also auch eine tote Verbindung. Das ist so etwas wie ein roter Faden, der sich immer wieder durch die Lyrics zieht, auch wenn die Ausgangsbegebenheiten immer andere sind.

Henri:
Wahrscheinlich kennen noch nicht alle Leser von Powermetal.de euren Namen. Erzähle doch bitte etwas zu eurer wechselvollen Geschichte. Du hast doch die Band quasi allein geboren...?!

Philipp:
Richtig, OPHIS war anfänglich mein Solo-Projekt. Das ergab sich mehr oder weniger von selbst, weil ich beim Songschreiben für RAIN OF ASHES immer wieder Material zu Papier brachte, was auffällig doomig war, und irgendwann beschloss ich, was daraus zu machen. Ich nahm die Songs auf und zeigte sie ein paar Leuten, die Gefallen daran fanden. Ich habe dann versucht, eine Band daraus zu machen (unser Drummer Richard war auch damals schon dabei), aber da kam nix Vernünftiges bei raus und ich legte die Sache ad acta. Das war so 2001. Erst Ende 2002 habe ich beschlossen, OPHIS noch eine Chance zu geben, und habe wieder im Alleingang das Demo "Empty, Silent And Cold" eingespielt. Das betrachte ich eigentlich retrospektiv als den eigentlichen Startschuss für OPHIS. Die CD ist gut gelaufen (tut es auch immer noch) und das Feedback war auch klasse. Ende 2003 habe ich mich dann wieder mit Leuten zusammengetan und eine Band daraus gemacht. Jan (g) kannte ich schon länger und er war von "Empty..." begeistert, deswegen war er sofort dabei. Richard (dr) war wie gesagt schon in der ersten "Testphase" mit an Bord und er hatte auch sofort wieder Lust. Anfangs hat dann RAIN OF ASHES-Bassist Chrille den Viersaiter übernommen, aber er sprang letzten Sommer ab. Wir haben dann TORN TO PIECES-Basser Olli an Bord geholt. Der war ein alter Bekannter von Jan und auch schon mit unserem Sound vertraut. Tja, und nun haben wir unsere erste gemeinsame MCD draußen.

Henri:
Ist OPHIS damit inzwischen eine echte Band oder eher nur ein Projekt?

Philipp:
OPHIS ist definitiv eine Band. Kann sein, dass Richard seine zweite Band ANGUISHED als Priorität ansieht, aber das ändert nichts daran.

Henri:
OPHIS bedeutet ja Schlange. Dieses Tier ist in seiner Bedeutung besonders im Christentum als Versucher und Widersacher der Menschheit bekannt - jeder kennt wohl die Geschichte von Eva, dem Apfel und der Vertreibung aus dem Paradies. Warum also OPHIS? Seht ihr euch auch im Gegensatz zur restlichen Menschheit stehen?

Philipp:
Nein, der Name hat zwar durchaus einen Bezug zum christlichen Schlangenbild, aber nicht in dem Sinne, als dass wir uns als Gegensatz zur Menschheit betrachten. Eher insofern, als dass die Schlange als Befreier von Gottes Willkür verstanden wird. Die Schlange hat Adam und Eva dazu überredet, vom Baum der Erkenntnis zu essen und sich damit von Gottes blinder Bevormundung zu emanzipieren. Mir ist blinder Gehorsam zuwider, sei es auf religiöser Ebene als auch auf kultureller (wie etwa gegenüber der Werbung oder den Medien). Das Christentum ist für mich eine Beleidigung für jeden denkenden Menschen. Wir schreiben keine satanischen Songs, trotzdem wollte ich auch eine antichristliche Attitüde in der Band haben. Darüber hinaus faszinieren mich Schlangen auch auf zoologischer Ebene, es sind bedrohliche und faszinierende Tiere. Und welches Tier passt in seiner Art besser zu Doom Metal als die Schlange? Aus diesen Gründen fand ich, dass OPHIS der ideale Name für die Band (oder damals noch das Projekt) sei.

Henri:
"Nostrae Mortis Signalucum" ist über das mir bis jetzt völlig unbekannte Label Cxxt Bxxcher Records herausgekommen. Kannst du etwas darüber erzählen?

Philipp:
Unser Basser Olli hat den Kontakt zu dem Label hergestellt, als er bei uns einstieg. Mit seiner anderen Band TORN TO PIECES war er zu diesem Zeitpunkt ja schon auf dem Label, sie haben dort ihr Debüt-Album herausgebracht. Cxxt Bxxcher interessieren sich eher für old-school-Bands und in gewisser Weise fallen wir da ja auch rein. Wir hatten ohnehin vor eine MCD aufzunehmen, und da hat es sich ergeben, dass wir sie über Cxxt Bxxcher veröffentlichen konnten. Cxxt Bxxcher sind eher ein Sprungbrett-Label, als eine expandierende Plattenfirma. Sie arbeiten non-kommerziell, lediglich kostendeckend; ohne externen Vertriebspartner. Dadurch verdienen wir natürlich nichts, aber das ist uns vollkommen egal, wir machen Doom Metal sicherlich nicht für die Kohle. Durch diese Arbeitsweise ermöglichen es Cxxt Bxxcher Bands wie uns, einen professionellen Release zu machen, was natürlich mehr bringt als ein Demo. Zumal dieser Release dann sehr günstig verkauft werden kann. Die Aufnahmen haben wir selbst bezahlt, Cxxt Bxxcher haben den Release finanziert und kümmern sich ums Traden und den Vertrieb. Sie sind sozusagen eine Plattform, eine Art Startbahn. Wir stehen in keinem Vertragsverhältnis mit Cxxt Bxxcher. So können wir jederzeit bei einem größeren Label mit etwas mehr Möglichkeiten unterschreiben, aber haben auch die Option wieder etwas über Cxxt Bxxcher herauszubringen. Wir sind im Moment auf der Suche nach einem Deal mit einem Label, haben aber immer noch CBR als Stütze. Sehr gute Sache, wie ich finde.

Henri:
Arbeitet ihr schon an neuen Stücken? Wie werden sie sich von "Nostrae Mortis Signalucum" unterscheiden?

Philipp:
Ja, wir haben schon wieder zwei neue Songs fertig, zwei weitere schon in der Mache. Einer davon ('Dead Inside') ist eher etwas Death-Metal-lastig, hat aber immer noch alle typischen OPHIS-Merkmale. Wir haben ihn auch schon live gespielt, und er fügte sich gut ins Programm ein. Auch ansonsten würde ich soweit sagen, dass wir uns stilistisch nicht verändert haben. Aber generell ist es zu früh, um das endgültig sagen zu können. Wir versuchen eigentlich immer, auch mal ein wenig 'rum zu experimentieren, mal sehen, was da noch so kommt. Kürzlich haben wir einen Song für einen Videospiel-Soundtrack geschrieben. Das Teil wird "Return Of The Sea Demons" heißen (und so heißt auch der Song) und im Netz downloadbar sein. Rüdiger Abend vom Unbroken Metal-Magazin hat das Ding programmiert, basierend auf der Engine von Tomb Raider II. Er hat uns gebeten, einen Song für den Soundtrack zu schreiben, was wir gerne angenommen haben. Unser Song wird also im Spiel eingebaut sein. Ende März soll das Spiel fertig sein. Es ist ein sehr düsterer Song geworden, sehr langsam und drückend, und erinnert tatsächlich ein wenig an WINTER...

Henri:
Was soll sich 2005 im OPHIS-Lager tun. Wo möchtest du mit der Band am Jahresende stehen?

Philipp:
Ich hoffe, dass sich bis Ende des Jahres etwas in Sachen Labelsuche getan hat, aber Priorität haben erst mal Live-Gigs in ganz Deutschland und mit Glück auch im näheren Ausland. Und ich hoffe, dass wir dann so langsam mal unsere erste Full-Length in Angriff nehmen können. Es geht uns nicht darum, auf Teufel komm raus groß zu werden, aber wir haben schon die Ambitionen, die Band möglichst weit vorwärts zu bringen und möglichst gute Releases zu machen, die vielleicht auch ein paar Leute erreichen, denn ich glaube an diese Band und denke, dass wir den Leuten durchaus was bieten können.

Henri:
Auf eurer Homepage sind nur sehr sporadische Live-Auftritte verzeichnet. Habt ihr keinen Bock auf der Bühne zu stehen oder gibt es einfach zu wenig Auftrittsmöglichkeiten in Hamburg?

Philipp:
Oh, wir haben sehr großen Bock auf der Bühne zu stehen. Nur muss man sehen, dass es sich bisher nicht ergeben hat, außerhalb Hamburgs zu spielen, außerdem gibt es OPHIS als komplette Band ja noch nicht so lange, deshalb wollten wir erst mal ein paar Heimspiele absolvieren. In Hamburg gibt es in der Tat nicht so viele Auftrittsmöglichkeiten für Metal-Bands unserer Größe (vielleicht drei oder vier) was für so eine riesige Stadt schon recht erbärmlich ist. Natürlich könnten wir hier aber öfter spielen. Es bringt aber nicht viel, wenn man hier jeden Monat spielen würde, schon gar nicht, wenn es immer in den gleichen Schuppen wäre. Man wird dann schnell überpräsent und bewegt die Leute nicht mehr zum Kommen, was in einer Stadt mit so vielen Bands und Konzerten ohnehin schwer genug ist. Innerhalb eines Jahres haben wir hier jetzt viermal gespielt, das ist ein gutes Pensum. Und außerhalb hatte sich wie gesagt nix ergeben, aber daran arbeiten wir gerade, es steht zum Beispiel bald ein Gig in Weimar an. Wir werden auf jeden Fall jetzt mehr bundesweit auftreten. Bands und interessierte Promoter können sich auch gerne melden, wir suchen immer weiter.

Henri:
Unter anderem habt ihr mit PRIMORDIAL zusammengespielt, deren Stil eurem nicht ganz unähnlich ist. Kommen durch solche Erlebnisse Inspirationen für das eigene Schaffen?

Philipp:
Nein, das kann man so nicht sagen. Das Konzert mit PRIMORDIAL war natürlich eine tolle Sache für uns und hat sehr viel Spaß gemacht, weil es sehr korrekte und professionelle Kerle sind. Alain hat sich unseren Gig auch angeschaut und war recht angetan. Er hat sich den Taschenspiegel aus der Make-Up-Dose meiner Freundin für sein Warpaint leihen müssen, weil im Backstageraum kein Spiegel hing. War ein sehr lustiger Anblick, ein kahler Mann mit Kriegsbemahlung, Nieten und Schminkspiegelchen, hahaha. Aber in kreativer Hinsicht war diese Begegnung nicht mehr und nicht weniger inspirierend als Konzerte es generell sind. Auftritte anderer Bands können in der Tat manchmal inspirierend sein, aber ich denke, das ist unabhängig davon, ob wir mit ihnen gemeinsam auftreten oder nicht. Wobei wir aber mit PRIMORDIAL in der Tat besser harmonisiert haben als etwa mit ENDSTILLE, was aber auch cool war.

Henri:
Du bist nebenbei noch Drummer bei RAIN OF ASHES. Kannst du diese Band kurz beschreiben? Wie grenzt sich die Musik von RAIN OF ASHES von OPHIS ab?

Philipp:
RAIN OF ASHES sind sehr undergroundig, haben bisher nur Demos veröffentlicht (übrigens gerade ein neues mit dem Titel "Suicide Dream") und spielen Thrash Metal mit einem leichten Hardcore-Einschlag und so einer gewissen "Pissed Off"-Attitüde. Das ganze ist sehr old school und direkt, also fernab von diesem Neo-Thrash-Zeug. Unsere Haupteinflüsse sind OVERKILL, SLAYER und TESTAMENT, aber das nur als gaaanz grobe Richtung. Ich habe dort auf kompositorischer nicht so viel Einfluss, aber das ist mir auch nicht so wichtig, denn die Band ist ein gutes Aggressionsventil, weil die Musik sehr bauchlastig und wütend ist, nicht so depressiv und schwermütig wie OPHIS. Dennoch klingen auch RAIN OF ASHES ziemlich negativ, nur auf anderer Ebene. Wir haben bislang schon diverse Support Gigs gespielt, u.a. für DIE APOKALYPTISCHEN REITER, MYSTIC CIRCLE, UNDERCROFT, ABIGAIL und andere.

Henri:
Ein paar Begriffe, bitte schreibe jeweils kurz auf, was dir zu diesen Stichworten einfällt.

Philipp:
Kreuz
Das Kreuz ist das Symbol der Christen, weil ihr Heiland daran festgeschraubt wurde. Dementsprechend ist es in christlichen Kulturen auch das Symbol für den Tod. Wie weiter oben schon erwähnt, hege ich eine starke Aversion gegen die christliche Dogmatik, die nur Gehorsam und Abhängigkeit fordert. Ich verweise da mal auf das Buch Hiob in der Bibel, in welchem Gott willkürlich seinen Diener mit jeder nur erdenklichen Scheiße überschüttet, nur um ihn zu prüfen. Auch die Schöpfungsgeschichte und das Götzenverbot sagen viel über die Moral der Christen aus, ganz abgesehen von der überholten Gut/Böse-Denkweise. Das Grabkreuz hat natürlich auch christlichen Ursprung, aber es ist nicht so eng damit verknüpft, wahrscheinlich verwenden es deshalb viele Doom-Bands in ihren Motiven.

Haschisch
Tja, wir sind wahrscheinlich die einzige Doom-Metal-Band der Welt, in der keiner kifft. Unglaublich, aber war, hehe. Wir haben keine Probleme mit Leuten, die Dope rauchen, aber keiner von uns kann dem was abgewinnen. Die langweiligsten Partys, auf denen ich je war, waren Kifferpartys. Inspirierend wirkt das Zeug auch nicht, aber ich bin auch nie besoffen, wenn ich schreibe oder überhaupt spiele. Ansonsten können wir aber alle ganz gut saufen, hehehe.

DISSECTION
Ihr erstes Album "The Somberlain" gehört damals wie heute zu meinen All-Time-Top-10. Alles von ihnen fand ich bisher geil, aber das Debüt blieb immer unübertroffen. Der Nödtveidt scheint mir eine sehr undurchsichtige Person zu sein, bis heute weiß ich nicht so genau, ob der nun "nur" sehr extreme Ansichten hat, oder einfach matschig im Hirn ist. Allerdings ist über diese Mordgeschichte ja auch nie alles berichtet worden. Bin sehr gespannt auf das neue Album, denn 'Maha Kali' ist ja nun leider echt ein total grottiger Song...

Nu Metal
Ah, da hat sich jemand gut vorbereitet. Ich HASSE Nu "Metal". Wenn sich diese Mucker einfach Nu Noise oder Nu-sonst-was nennen würden, würde ich einfach sagen: "lahme Mucke und dämliches Outfit, aber jedem das Seine". Dadurch, dass diese Penner sich aber als Metal bezeichnen, sind sie meiner intoleranten Ansicht nach anmaßende Lügner. Was zur Hölle hat Nu Metal bitte mit Designersonnenbrillen, Baggy Pants und Haargel zu tun? Metal ist für mich mehr als nur Musik und beinhaltet unter anderem auch, sich von dieser MTV-Plastik-Kultur abzugrenzen. Nu Metal führt aber genau diesen Fake-Müll in die Szene ein und behauptet von sich auch noch rebellisch zu sein. Reichlich lächerlich, oder? Die meisten Nu-Metal-Fans, die ich bisher kennen gelernt habe, hatten ehrlich gesagt von sonstigem Metal so gut wie keine Ahnung. Mitläufer eben.

Henri:
Welche Platten haben dich in letzter Zeit besonders beeindruckt?

Philipp:
An Neuerscheinungen kaum welche. Letztes Jahr haben mich vor allem die neuen Scheiben von MY DYING BRIDE und UNLEASHED ziemlich begeistert, ebenso GOLEM, YYRKOON und NEGATIVE CREEPS. Ansonsten gabs da nicht so viel. Allerdings habe ich kürzlich MORBUS und EVOKEN für mich entdeckt, zwar alles ältere Releases, aber dennoch tief bewegende Musik. PANTHEIST haben mir auch sehr gefallen und kürzlich habe ich ein Demo von einer Band namens THE ETHEREAL gehört. Abartig geiler Funeral Doom, so evil, dass einem die Knie schlottern. Absolut geil. Hörts euch an Leute, es lohnt sich.

Henri:
Die letzten Worte gehören dir...

Philipp:
Wie immer erst mal vielen Dank an all unsere Supporter da draußen, und dir Henri vielen Dank für das Interview und all Deine Unterstützung, war mir eine Freude. Gerade deinem Online Mag haben wir einiges zu verdanken.
Ansonsten möchte ich nur sagen, gebt "Nostrae Mortis Signaculum" eine Chance und haltet ansonsten die Szene ehrlich und frei von dem Kommerzialisierungswahn à la Nuclear Blast und EMP.
Und: Stay Doom!

Redakteur:
Henri Kramer

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