OVERDRIVE: Schwedische Metal-Klassiker neu aufgelegt

07.02.2022 | 22:10

Regain Records lädt mit aktuellen Re-Releases der beiden legendären OVERDRIVE-Scheiben zu einer Zeitreise in die 80er ein.

Die Band wird seit jeher erwähnt, wenn von der Entwicklung der schwedischen Heavy-Metal-Szene die Rede ist. Gegründet wurde OVERDRIVE im Sommer 1980, als sich Musiker der beiden Formationen PARADIZE und OCEAN zusammentaten, um gemeinsam den Versuch zu starten mit ihrer Musik auch außerhalb von Karlshamn erfolgreich zu sein. In der besagten südschwedischen Stadt waren die Jungs mit den Vorgängerbands bereits durchaus respektabel unterwegs, dennoch schwebte ihnen definitiv Größeres vor.

Zwar sollte es noch eine Zeit dauern, ehe man wirklich auf die mittlerweile zum Quintett angewachsene Truppe aufmerksam werden sollte, die nach einem selbstbetitelten Demo 1981 aufgenommenen EP "Reflexions" konnte aber einigen Staub aufwirbeln. Das ebenfalls in Eigenregie veröffentlichte Teil hat sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem gesuchten Sammlerstück entwickelt. Ebenso längst nicht mehr leicht zu finden, sind auch die Original-Ausgaben der beiden, in den Jahren 1983 und 1984 aufgenommenen, und ursprünglich von einem schwedischen Mini-Label namens Planet Records veröffentlichten Longplayer "Metal Attack" und "Swords And Axes".

Zwar blieb der Formation auch damit der ganz große Durchbruch verwehrt, ihr bis heute anhaftender guter Ruf ist aber definitiv darauf zurückzuführen. Da OVERDRIVE im Anschluss an diese beiden Scheiben unter anderem mit Größen wie MERCYFUL FATE, PRETTY MAIDS, TYGERS OF PAN TANG oder HANOI ROCKS unterwegs sein durfte, und zudem auch bei diversen Festivals aufgetreten ist, war der Name auch in Mitteleuropa zu einem Begriff geworden. Da allerdings interne Zwistigkeiten schon bald darauf zur Auflösung von OVERDRIVE führten, blieb die Band im Vergleich zu diversen Landsleuten eine verhältnismäßig kleine Nummer.

Nichtsdestotrotz wurde der Comeback-Auftritt bei einem Festival in der Heimatstadt 1997 lautstark bejubelt. Einige Nummern davon sind, zusammen mit diversen von der letzten offiziellen Show 1985 stammenden und einigen sogar noch älteren Aufnahmen, auf einem "Mission Of Destruction" betitelten Live-Album verewigt worden, mit dem der Name OVERDRIVE 2001 zumindest einigermaßen wieder ins Gerede kam.

Seit 2003 ist die Formation sogar wieder voll im Saft und hat in der seit damals stabilen Besetzung mit PORTRAIT-Sänger Per Karlsson am Mikro drei weitere Studio-Langeisen aufgenommen. Zudem wurden in den letzten Jahren auch noch weitere Live-Alben aufgelegt, unter anderem "The Battle Of Rock", das 2018 von Hellion Records veröffentlicht wurde und einen Auftritt vom "Rockslaget"-Festival 1982 beinhaltet. Darauf ist der von 2012 bis 2019 als Bassist bei OVERDRIVE tätige Pelle Thuresson noch in seiner ursprünglichen Rolle als Sänger zu hören.

Seine ausdrucksstarke Stimme war es auch, die "Metal Attack" und "Swords And Axes" entscheidend mitgeprägt hat. Die beiden Scheiben wurde vor kurzer Zeit von Regain Records (genauer gesagt von einem offenbar neuen Sublabel dieser Firma namens Reborn Classics) abermals neu aufgelegt, und kommen nach der Digital-Version nun auch als Deluxe-Digipak-CDs in den Verkauf. Beide Scheiben enthalten neben den ursprünglichen Songs ein jeweils 12-seitiges Booklet mit zahlreichen, zuvor unveröffentlichten Fotos. Auch an Bonus-Material wurde nicht gespart.

So bekommt man auf der Neuauflage von "Metal Attack" die Tracks des ersten Demos zu hören. An Hand deren lässt sich nachvollziehen, weshalb die Band ursprünglich vom Härtegrad her eher mit DEF LEPPARD verglichen wurde, und erst später mit JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN. Essentiell war jedoch schon zu Demo-Zeiten das feine Gitarrenspiel von Janne Stark (der später unter anderem mit LOCOMOTIVE BEATH und MOUNTAIN OF POWER, aber auch als Kooperationspartner von Neal MERRYWEATHER sowie als Buch-Autor von sich reden machte) und seinem Kollegen Kjell Jacobsson. Nachzuhören unter anderem in 'Heart Of Stone', dem Titeltrack, oder auch 'Doomwatch', die allesamt auch nach fast 40 Jahren nichts von ihrer mitreißenden Wirkung eingebüßt haben.

Noch prägnanter, aber auch verspielter, klangen die Sechssaitigen der beiden Herren auf "Swords And Axes". So wurden Metal-Kracher wie 'Fighting Man', 'Burn In Hell' oder der Mega-Ohrwurm 'Mission Of Destruction' vom verträumten Instrumental 'Ode To Juliet' konterkariert, ehe das Album im balladesk eröffneten, zu einem Hit-Kandidaten im Stile früher PRETTY MAIDS-Glanztaten avancierenden 'Broken Hearted' sein Ende fand. Die an sich für ein bald darauf angedachtes, drittes Album komponierten sechs Nummern, die bis heute leider nur als Instrumental-Versionen existieren, gibt es im Bonus-Teil dieser CD zu hören. Mal sehen, ob sich die Herren dazu durchringen können, die Tracks eines Tages tatsächlich fertig zu stellen.

Wann es wieder Neues von OVERDRIVE zu hören geben wird, steht nämlich noch nicht fest. Die Band ist aber definitiv nach wie vor aktiv und sollte, sofern es möglich ist, in diesem Jahr auch beim "Sweden Rock"-Festival auf der Bühne stehen.

Redakteur:
Walter Scheurer

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