OVERLORDE: Interview mit Mark Evans
13.03.2005 | 23:14OVERLORDE gibt es schon seit 20 Jahren, nur hat es die Band seitdem nicht über den Release einer EP und einige Live-Shows hinausgebracht. Grund dafür waren die üblichen Business-Schwierigkeiten sowie der zunächst finale Split 1989.
2000 tauchte die Band dann plötzlich wieder auf der Bildfläche auf, veröffentlichte ein Demo und bekam weltweit exzellente Kritiken. Doch auch danach war es wieder lange Zeit ruhig im Lager von OVERLORDE – bis schließlich Ende letztes Jahres mit "Return Of The Snow Giant" das heiß ersehnte neue Album auf den Markt gekommen ist.
Ich unterhielt mich mit Gitarrist Mark über die Vergangenheit und die ganzen Probleme, die seit jeher Teil von OVERLORDE sind.
Björn:
Hi Mark, alles klar?
Mark:
Hallo Björn! Mir geht es sehr gut, vielen Dank für die Gelegenheit, dieses Interview zu machen!
Björn:
Erst einmal möchte ich euch in der Szene erneut willkommen heißen. Ihr hattet ja in den Neunzigern eine ziemlich lange Pause. War diese lange Wartezeit rückblickend nicht ein sehr großer Fehler?
Mark:
Ja, auf jeden Fall. Aber alles passiert aus einem bestimmten Grund heraus, und ich denke, die lange Wartezeit zahlt sich nichtsdestotrotz jetzt aus.
Björn:
Ihr habt OVERLORDE Mitte der Achtziger gegründet, aber mir ist nicht genau klar, wann genau das passiert ist. Vielleicht kannst du mir da ja weiterhelfen.
Mark:
Kong und ich haben uns 1984 getroffen, und nachdem wir in der Band von einem anderen Typen gespielt hatten und rausgeschmissen wurden, beschlossen wir, eine Metal-Band zu gründen. Am 6. Juni, dem Jubiläumstag von Operation Overlorde, haben wir das Ganze dann gestartet und uns nach diesem Tag benannt. Unser zwanzigstes Jubiläum ist also schon sehr nahe. Wie auch immer, Dave hat sich kurze Zeit später beworben, unser Angebot aber nicht angenommen. Also versuchten wir es mit einem anderen Kerl, und als das nicht funktionierte, riefen wir Dave erneut an und dieses Mal entschied er sich für die Band. Im November 1985 haben wir unsere erste Show gespielt und Kong hat die Vocals übernommen.
Björn:
Danach habt ihr ja weitere Gigs gespielt, eure EP aufgenommen und weiterhin an neuen Demos gearbeitet bis es 1989 zum Split kam. Was kannst du mir über die erste Phase der Band erzählen?
Mark:
Es war spaßig,, großartig, frustrierend und demoralisierend zur gleichen Zeit. Das Beste, was wir damals getan haben, war, die EP auf Vinyl zu veröffentlichen anstatt es bei einem Demokassetten-Release zu belassen. Ohne dieses Vinyl würden wir beide heute wahrscheinlich nicht miteinander reden!
Björn:
Während dieser Zeit hat es eine Menge Line-Up-Wechsel gegeben. War das am Ende auch der Grund, warum ihr euch aufgelöst habt?
Mark:
Nachdem wir mit Pat O'Donnell uns für einen echten Sänger entschieden hatten, folgte nur noch ein Wechsel vor dem Split. Wir trennten uns wieder von Pat und übergaben seine Position an Rod Tyler Loiza. Das Timing war denkbar schlecht, denn wir hatten zur Promotion der EP noch keine einzige Show mit Pat gespielt, und als Rod schließlich einstieg, hatten wir so etwas wie ein Monument verloren. Das gipfelte in Frustrationen, die dadurch, dass wir nicht unter Vertrag genommen wurden, nur noch bekräftigt wurden.
Björn:
War es denn letztendlich eine Art Befreiung, als ihr die Sache beendet habt?
Mark:
Ich selber habe mich direkt in ein anderes Projekt gestürzt. Natürlich war es hart, aber es ging eben weiter. Da es in Etappen passierte, war es für mich nicht ganz so schockierend. Erst ist Dave gegangen, dann Rod, und dann war es das...
Björn:
Waren die anderen denn danach auch in diversen Projekten tätig?
Mark:
Kong, Dave und ich sind dem Business treu geblieben, haben aber nie was Seriöses auf die Beine stellen können. Kein Label hat jemals Notiz von uns genommen.
Björn:
Im Jahr 2000 seid ihr dann vollkommen überraschend wieder zusammen aufgetaucht. Zu welchem Zeitpunkt habt ihr diese Reunion beschlossen?
Mark:
Im Dezember 1999 wurde unser Drummer Dave kontaktiert und gefragt, ob er noch irgendwelche Vinyl-EPs überhabe. Seine Postadresse war dieselbe wie die, welche auf dem Cover der EP zu sehen war.
Kong, Dave und ich haben uns im Februar 2000 getroffen, um uns darüber zu unterhalten, denn wir waren schon sehr verblüfft. Bis zu dieser Zeit dachten wir, dass außerhalb von New Jersey niemand etwas über OVERLORDE wissen würde, da die EP ja auch nur in dieser Gegend verkauft wurde. Also wollten wir herausfinden, ob wirklich jemand Interesse an uns hat, und falls dies der Fall sein sollte, wollten wir es auf jeden Fall noch einmal von vorne probieren. Außerdem bemühte sich zu dieser Zeit Manos Koufakis vom "Steel Conjuring"-Magazin um ein Interview mit Dave, und das brachte die Sache so richtig ins Rollen. Wir starteten daraufhin http://www.overlorde.com und Force Recon, eine Gemeinschaft bzw. ein Fanclub/Street Team mit OVERLORDE-Supportern. Durch all diese Dinge fanden wir heraus, dass wir Fans auf der ganzen Welt hatten, und sie ermutigten uns zur Reunion. Darunter waren auch sehr viele deutsche Fans, die sich Force Recon anschlossen. Das waren solche Leute wie Sascha Maurer, Tom Braakmann und Markus vom Walde. Im Juli 2000 war die Reunion dann beschlossene Sache.
Björn:
Zu diesem Comeback habt ihr Bobby Lucas als Sänger hinzugewonnen. Welchen Part hat er bei der Reunion übernommen?
Mark:
Eigentlich gar keinen. Er ist erst einen Monat später zu uns gestoßen.
Björn:
Ihr habt zu dieser Zeit ein 4-Track-Demo namens "Overlorde" aufgenommen, welches in der gesamten Presse exzellente Rezensionen einfahren konnte. Haben diese Reviews schließlich dazu geführt, dass ihr es endgültig wissen wolltet?
Mark:
Nein. Wir hatten die Reunion ja schon vorher geplant. Bobby ist im August bei uns eingestiegen und zwei Monate später haben wir das Demo aufgezeichnet. Aber ich muss zugestehen, das wir wohl kaum einen Deal bekommen hätten, wären die Reaktionen negativ ausgefallen.
Björn:
Was hättet ihr denn dann getan, wenn die Fans und die Presse euer Demo nicht gemocht hätten?
Mark.
Es war ja auch älteres Material; Songs die wir geschrieben, aber nie veröffentlicht hatten. Wir waren uns also schon ziemlich sicher, dass es ihnen gefallen würde. Wir wussten nur nicht, wie viele Menschen es tatsächlich mögen würden.
Björn:
Trotzdem hat es weitere vier Jahre gedauert, bis ihr endlich mit eurer ersten Full-Length aus dem Kreuz gekommen seid. Was ist inzwischen passiert?
Mark:
Wir hatten zweimal erfolglos mit Plattenfirmen verhandelt, das erste Mal 2001, was sich jedoch zum Schluss als sinnlos herausstellte. Hinzu kamen einige andere Schwierigkeiten, weshalb wir wirklich eine Menge überflüssige Zeit in diesen Prozess steckten. Das Label, mit dem wir uns schließlich einig wurden, hatte bis 2003 nur Re-Releases auf den Markt gebracht. Wir trafen uns in diesem Sommer und die Verhandlungen zogen sich bis Anfang 2004 hin. Im Sommer des letzten Jahres nahmen wir die Platte dann endlich auf, und so hat sich schließlich alles entwickelt.
Björn:
Was kann euch denn das griechische Label Sonic Age Records bieten, was die anderen Plattenfirmen nicht bieten konnten?
Mark:
Wie ich bereits sagte, Manos Koufakis war im Prinzip die erste Person, die uns dazu ermutigte, uns zu reformieren. Als er Cult Metal Classics gründete, was heute unter dem Namen Sonic Age läuft, und uns einen Deal anbot, stellte sich dies als die perfekte Wahl heraus. Und die Tatsache, dass wir alles in Ruhe ausarbeiten konnten, war natürlich sehr wichtig.
Björn:
Die Platte hat am Ende den Titel "Return Of The Snow Giant" bekommen. War das eine Reaktion auf eure EP?
Mark:
Ja! Es scheint, als wäre der Song 'Snow Giant' damals der beliebteste Song gewesen. Weil wir die ganze Zeit lang die Intention hatten, einige ältere Stücke neu aufzunehmen und mit auf das Album zu packen, dachten wir, dass es eine gute Idee sei, die CD nach diesem Stück zu benennen. Auf diese Weise würden sich die alten Fans außerdem wieder an uns erinnern. Und da wir uns wieder reformiert hatten, passte der "Return"-Part sehr gut dazu.
Björn:
Gibt es denn überhaupt neue Songs auf dieser CD?
Mark:
Jeder Song außer 'And The Battle Begins' wurde in den Achtzigern geschrieben, wobei sich jedoch die Texte durch Bobbys Input ein wenig geändert haben. Aber 'And The Battle Begins' ist ja auch nur ein kurzes Intro, dass wir im Studio geschrieben haben.
Björn:
Wie würdest du die Songs auf "Return Of The Snow Giant" mit deinen eigenen Worten beschreiben?
Mark:
Ich würde sagen, dass 'Trapped By Magic', 'Colossus' und 'Mark Of The Wolf' epischer und länger sind, weil sie kurz vor unserem Split 1988 geschrieben wurden. Ende der Achtziger haben wir uns also insofern weiterentwickelt, als dass die Songs nicht mehr so kurz waren.
Björn:
Andererseits wird es ja dann auch mal langsam Zeit für neues Material. Für wann habt ihr eine Scheibe mit ausschließlich neuen Stücken anvisiert?
Mark:
Ja, es wird keine langen Pausen mehr geben. Wir haben noch keinen Termin festgelegt, aber realistisch gesehen wird es wohl erst 2006 so weit sein. Es würde mich sehr freuen, wenn das klappen würde.
Björn:
Meines Wissens werdet ihr dieses Jahr einige Underground-Festivals hier in Deutschland spielen. Stimmt das?
Mark:
Bisher ist nur die eine Show beim Keep-It-True-Festival am 2. April geplant. Das wird unsere erste Übersee-Show sein und wohl auch das größte Publimum, vor dem wir je gespielt haben. Es sind auch noch einige andere geile Underground-Bands auf dem Billing. Wir sind schon sehr gespannt auf diesen Tag und versprechen, eine großartige Shows für unsere treuen deutschen Fans zu spielen. Wir freuen uns riesig, euch alle kennen zu lernen!
Björn:
Was können wir dort erwarten?
Mark:
Die Chance, die rohe Kraft einer OVERLORDE-Live-Show zu erleben. Und ich kann euch allen nur empfehlen, mal ein Auge auf unseren Bassisten Kong zu werfen. Ihr müsst sehen, wie er seine Hände übers Griffbrett bewegt, um zu realisieren, wie unglaublich er tatsächlich ist.
Björn:
Eine wichtige Frage habe ich noch. Angenommen ihr hättet damals die Aufmerksamkeit bekommen, die ihr verdient hättet. Glaubst du, die Band hätte sich dann auch aufgelöst?
Mark:
Nun, ich denke, wir hätten einen Deal unterschrieben und eine komplette CD veröffentlicht. Aus heutiger Sicht... wer weiß? In diesem Fall wäre ein Split wohl weitaus unwahrscheinlicher gewesen.
Björn:
Würdest du das Ganze denn lieber ungeschehen machen?
Mark:
Ich denke, dass die Sache sich extra so entwickelt hat, deshalb würde ich auch nichts rückgängig machen wollen.
Björn:
So, die Fans haben lange auf euch gewartet, daher möcht3e ich dir jetzt noch einmal ausführlich Gelegenheit dazu geben, deine Worte an sie zu richten.
Mark:
Stellvertretend für OVERLORDE grüße ich euch alle mit einem lautstarken "Hail" und lade euch dazu ein, auf http://www.overlorde.com mehr über uns zu erfahren! Ihr könnt uns aber auch schreiben, nämlich an folgende Adresse: Overlorde
c/o Mark Edwards
PO Box 8211
Piscataway, NJ 08855
USA
Außerdem würde ich mich freuen, wenn einige unserem Fanclub Force Recon beitreten würden, um den CD-Release zu unterstützen. Außerdem grüße ich alle deutschen Mitglieder von Force Recon: Gerd "Steel Commander" Pufler, Christian Plötz, Falco Berger und Tobi Piwek, der die deutsche Abteilung unter http://www.metalcoven.de/overlorde leitet, nur um einige zu nennen. Danke für all eure Unterstützung. Ohne euch wäre das alles nie zustande gekommen! Across the sea amidst the horizon, Overlorde forever binds us!
- Redakteur:
- Björn Backes