PARTY.SAN OPEN AIR: Interview mit Boy, Jarne & Mieze

26.05.2007 | 10:59

Sie organisieren nicht nur ein Festival. Nein, sie reaktivieren sogar Legenden. Er habe schon seit einer Weile mit Drummer Bob von ASPHYX im Kontakt gestanden, so Party.San-Chefbooker Jörg 'Jarne' Brauns über den anstehenden Gig der holländischen Todesblei-Kultband bei seinem Festival: "Daraus hat sich die Idee für den Gig entwickelt und ich bin am Ball geblieben." Ob die Band weitermacht, dass weiß Jarne allerdings nicht genau. Dies werde sich wohl nach dem Festival im thüringischen Bad Berka entscheiden: "Ich hoffe, dass die Jungs hier wieder Blut lecken!"

Die Voraussetzungen für viel Zuschauerbegeisterung zumindest sehen günstig aus. Denn viel verändert - im Vergleich zu den vergangenen Jahren - haben die Organisatoren des Open Airs nicht. Wie immer gilt erst einmal für das leibliche wie alkoholische Wohl: Keine Mengenbeschränkung für Speisen und Getränke - nur aus Glas darf nichts sein. Und auch das Bier soll wie immer in der 0,4-Liter-Version für zwei Euro zu haben sein. Auch ein Müllpfand ist nicht in Sicht, ebenso wenig wie eine Extra-Gebühr für Parken und Campen. Keine verdeckten Kosten, so haben es die Festival-Macher bereits in den vergangenen Jahren immer wieder deutlich gemacht. So ist nur neu, dass der angrenzende Flugplatz in Teilen mitgenutzt werden kann - und die Bands des Donnerstags nicht wie sonst im Partyzelt spielen, sondern direkt auf der eigentlichen Bühne.

Und es sind einige große Bands, die auf diesen Brettern vom 9. bis zum 11. August ihre Instrumente einstöpseln werden. Allen voran KREATOR, die deutschen Mega-Thrasher, die schon auf ihrer Tour mit CELTIC FROST klarmachen konnten, dass sie zur Zeit eine Form haben, die schon fast Angst macht, so tight spielen sie. Spannend dürfte auch der Gig der APOKALYPTISCHEN REITER werden: Die Reiter werden sich nur auf die Songs ihres Demos "Firestorm" sowie die ersten drei Scheiben "Soft & Stronger", "Allegro Barbaro" und "All You Need Is Love" verlassen. Als weitere Legenden haben die Party.San-Macher die Schweden von MERCYLESS sowie die Ami-Deather von DEICIDE geholt - ob bei den Florida-Mannen allerdings Glen Benton am Mikro steht!? Bei der vergangenen Tour jedenfalls fehlte er. Jarne ist trotzdem zuversichtlich: "Wir gehen fest davon aus. Die letzten Gespräche waren diesbezüglich sehr positiv. Wir haben aber notfalls Seth von SEVERE TORTURE eingeladen, der sich bereit erklärt hat im Falle des Falles für Benton einzuspringen. Doch egal, Benton kommt!" Und dann kommen auch noch GORGOROTH mit ihrem wieder aus dem Gefängnis entlassenen Sänger Ghaal. Dazu Jarne: "Ghaal ist wohlauf und fit. Und GORGOROTH sind eine der letzten Black-Metal-Bands aus Norwegen, die den Spirit der alten Tage haben." Über die Show der Truppe möchte Jarne aber noch nichts verraten. Und auch viele andere Namen des Festivals haben einen guten Klang: GRAVE, IMMOLATION, VADER für Death-Metal-Lunatics; SECRETS OF THE MOON, MELECHESH und BELPHEGOR für Black-Metal-Heads; HAEMORRHAGE und CLITEATER für Grindcore-Fans - Abwechslung ist in jedem Fall sicher. Festival-Geschäftsführer Jörg 'Boy' Leuthardt hat sich zumindest schon ein paar Favoriten rausgesucht: "KREATOR, ASPHYX, die 'alten' REITER, HAEMORRHAGE und KORADES."

Möglich scheint also, dass so der letzte Rekord von 8000 Besuchern eingestellt wird. Wie soll das in Zukunft weitergehen? "Wie groß das Party.San noch werden kann, dies kann und möchte ich nicht prognostizieren. Aber solange wir die Versorgung unserer Gäste vor Ort auf dem derzeitigem Niveau halten können, werden wir die Besuchermenge nicht reglementieren. Eine Prognose für dieses Jahr kann zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht abgegeben werden, jedoch wir würden uns sehr über das Erreichen der Gästezahl vom vergangenen Jahr freuen", sagt Geschäftsführer Boy. Ebenso wenig festlegen will er sich, ob es jemals ein volles Drei-Tage-Party.San geben wird: "Man wird sehen." Und auch Chef-Logistiker Mieze, "der Mann für die Scheißhäuser", wie er im Interview auf der aktuellen Party.San-DVD der 2006er-Ausgabe des Open Airs selbstironisch bekennt, gibt sich ob der erreichbaren Größe für das Festival bedeckt. Sein Kommentar: "Was kommt, kommt."

Apropos DVD. Manche Käufer werden sich gewundert haben, warum drei Bands fehlen. Boy erklärt: "WATAIN fielen einem technischen Missgeschick zum Opfer, für TANKARD konnte so kurzfristig die Kameraausrüstung nicht von der Hauptbühne ins Partyzelt verbracht werden und SIX FEET UNDER untersagten ganz einfach im Vorfeld schon jegliche Aufzeichnungen." So hält das Leben als Festivalmacher eben auch manches Mal kleinere Ärgernisse bereit - oder größere wie die Sache mit TAAKE, die wegen ihrer Hakenkreuz-Aktion in Essen sofort aus dem aktuellem Billing gestrichen wurden. Ebenso beschwerte sich der Nordahlversand darüber, nicht auf dem Festival seinen Stand öffnen zu dürfen und vom Veranstalter als "zu rechts" für das Party.San bezeichnet worden zu sein. Dazu steht Geschäftsführer Boy: "Das schlimme an derartigen Ständen ist die vermeintliche 'Bereinigung' ihrer Onlineauftritte und im Gegensatz dazu das Sortiment, welches dann vor Ort angeboten wird. Im Falle von Nordahl konnte man dies erst jüngst auf dem Ragnarök bestens feststellen. Die Ablehnung dieses Standes würde ich jetzt aber nicht als ein 'Zeichen' verstehen, sondern eher die Gesamtheit unserer Aktivitäten gegen die rechte Unterwanderung unserer Szene." Dazu haben die Party.San-Organisatoren folgendes Statement auf ihrer Homepage veröffentlicht: "Zu dem leidlichen Thema Politik und das zur Schau stellen von deren Auswüchsen. Wir werden wieder ein Shirtverbot für alle NS-Motive aussprechen. Dieses gilt auf dem gesamten Festivalgelände einschließlich Zeltplatz. Wer da einmalig auffällt, wird vom Platz entfernt. Genauso verfahren wir auch bei dem Abspielen von Bands, die einen Nazi-Backround haben. Kapiert, dass wir euch Nazis nicht haben wollen und euch bei uns nicht tolerieren werden! Spart euch den Ärger und bleibt, wo ihr seid!"

Und so wollen sich die Party.Sanen lieber auf die schönen Seiten ihres Festivals konzentrieren. Jarne beispielsweise hat noch Wünsche für Bands, die er auf der aktuellen DVD äußert: "SLAYER, EXHORDER, vielleicht auch einmal MORBID ANGEL." Und Boy beantwortet die nicht ganz ernst gemeinte Frage, was Party.San-Neulinge an einem bestimmten, genialen Cocktail-Stand namens Brutz&Brakel beachten sollten, wo schließlich die verherrendsten Cocktails des deutschen Metal-Universums am Stück ausgeschenkt werden: "Finger weg!! Das ist alles ungesund und macht unheimlich dumm im Brägen." Ob er das wirklich ernst meint?!

Redakteur:
Henri Kramer

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