PHANTOM'S OPERA: Interview mit Jack Young
01.01.1970 | 01:00Mit "Act IV" ist PHANTOM'S OPERA ein gewaltiger, bombastischer Rock-Epos gelungen, der Freunde von QUEEN oder STYX glücklich machen muß. Was lag also näher als bei Bandleader Jack Young etwas nachzuhaken?
Georg:
Was für ein Konzept verbirgt sich hinter PHANTOM'S OPERA?
Jack:
Das gesamte Konzept von PHANTOM'S OPERA soll melodischen Heavy Rock mit bildlichen Texten verbinden, die nicht nur eine Geschichte erzählen, sondern dich durch die Verknüpfung mit anschaulichen Formulierungen in einem besonderen gedanklichen Zustand versetzen sollen. Botschaften sind dabei nicht erforderlich. Ob deine Augen offen oder geschlossen sind, du sollst dabei die Aura einer theatralischen Erfahrung spüren.
Georg:
Ist PHANTOM'S OPERA dein Projekt?
Jack:
Ja, schon seit meinem zweiten Jahr in der Highschool. Der Name wurde 1976 registriert und es war schon immer ein Höllenritt.
Georg:
Seit ihr eine Band die auf die Bühne fixiert ist? Wie kann man sich eure Show vorstellen?
Jack:
Das waren wir schon immer, tatsächlich war das unsere Stärke, obwohl es uns in den letzten paar Jahren mehr zum Studioerlebnis hingezogen hat. Trotzdem, wenn unser Management uns grünes Licht gibt, stellen wir einen großartigen Stage Act mit unglaublichen Dingen auf die Beine, um dem Publikum eine wirklich tolle theatralische Erfahrung zu geben, die sich nicht auf belanglose Pyros verlassen muss.
Du solltest den Bilderrahmen sehen, den wir für Colie in "Potrait Of Dorian Gray" hatten, und ich hoffe, dass du das Endprodukt der Designzeichnungen sehen wirst, die gewaltigen aufsteigenden Kruzifixe, die für die Eröffnung von "In The Morning" aus Schiefer gemeißelt werden.
Georg:
Wie habt ihr euren neuen Sänger Terry Brock gefunden?
Jack:
Das war ich gar nicht selbst, sondern Kahalil Turk von Escape Music. Er kannte Terry und seine Erfolge hier und im Ausland. Wir haben ein paar neue Stimmen ausprobiert und sogar ein paar Runderneuerungen versucht, aber Khalil hat unsere Rough Mixes mit meinen kratzigen Lead Vocals gehört und wusste sofort, WEN wir brauchen. Er hatte Recht, und Terry kam an Bord.
Georg:
Hast du musikalische Vorbilder?
Jack:
Da gibt es keine aktuellen. Nur Einflüsse aus der Vergangenheit: MY CHURCH, THE BEATLES, LED ZEPPELIN, QUEEN, und ich erinnere mich, dass ich THE TURTLES und EMITT RHODES gemocht habe.
Georg:
Die Songs auf "Act IV" sind sehr episch und bombastisch. Hörst du sowas auch privat?
Jack:
Nein, ich höre alle Arten von Musik. Die Frage ist nur, wie lange ? Oft ist das, was man hört, sehr situationsbedingt. Und noch dazu bin ich sehr ruhelos. Einige sagen, ich bin schnell von etwas gelangweilt.
Georg:
Gerade "Shadow" hat ziemliche QUEEN-Einflüsse. Was bedeutet dir diese Band?
Jack:
"Shadow" erscheint durch das Intro mit der verstärkten Chor-Attacke vermutlich sehr 'QUEEN-like', aber danach ist es eigentlich ein Song mit Aussagen über das Verstehen, das Billigen oder einfach das Akzeptieren einer Daseinsform, in diesem Fall von Vampiren. Wenn ich QUEEN höre, höre ich eine Drei-teilige Band, die manchmal ein Piano benutzt, keine anderen Keyboards. Erinnerst du dich, wie sie sich bei der Aussage, dass keine Synthesizer benutzt wurden, aus dem Weg gegangen sind ?
Georg:
Terry's Stimme erinnert gelegentlich noch dazu an Freddy Mercury. War das Absicht oder ist das einfach so passiert?
Jack:
Reiner Zufall. Terry hat das Volumen, die Tonlagen und die Flexibilität eines erfahrenen Sängers, der Myriaden von verschiedenen Stilen interpretieren kann. Seine Stimme hat sich ganz schnell selbst in dem "Phantom" Stil eingehüllt. Freddy hatte eine wundervolle Stimme, grossartig anzuhören, und eine Art diese darzubieten, die sowohl auf Vinyl als auch Live inspirierend war.
Georg:
Ihr habt den Spitznamen "Masters of Theatrical Metal". Allerdings spielt ihr doch eher Rock. Wie kam es zu dem Namen?
Jack:
Ich glaube, du hast Recht. Wir sind bestimmt Rock, nicht Metal. Was den theatralischen Teil anbelangt, nun, wir sind Theater. Alle bisherigen Versionen von PHANTOM'S OPERA haben das darzustellen versucht, nicht nur durch den Bühnenaufbau, die Lightshow, und manchmal auffällige Kostümierungen, sondern auch durch lyrische Erleuchtung, Musik mit dramatischen Wechseln und Pausen um den Moment zu steigern und natürlich durch die Gestaltung der Bühnencharaktere.
Georg:
Wie findet bei euch der Songwritingprozess statt?
Jack:
Naja, ich habe fast das gesamte Songwriting für unsere vier Alben gemacht. Es beginnt miteiner Idee, einer Melodie, die mir gefällt. Und dann suche ich nach einer ein einfühlsamen phonetischen Formulierung, die zur Melodie passt, wobei ich versuche, mich von Klischees fernzuhalten. Das Gefühl für den Hook bestimmt dann, ob die Musik sich auf abnehmende Akkordstrukturen in dunklem Moll oder angenehmer klingende Akkorde in Dur konzentriert, oftmals eine Kombination aus beidem. Ab da ist es einfach: Schreibe die Musik zu Ende. Schreibe die Lyrics zu Ende mit der Absicht, eine Geschichte zu erzählen. Und dann gehe zurück, um die Arrangements zu machenund dabei sicherzustellen, dass die Signatur des Sounds dem entspricht, was wirals PHANTOM'S OPERA entwickelt haben.
Georg:
Wer ist für die Lyrics verantwortlich?
Jack:
Ich, mit Ausnahme von 'By Reason of Insanity' Normalerweise geht es umeine Vielzahl von Themen und Punkten. Wir versuchen von persönlichen Dingen fernzubleiben. Natürlich ist 'Love and Romance', ob gewonnene oder verlorene, immer ein guter Ersatz.
Georg:
Wie war die Zusammenarbeit mit eurem Produzenten Paul Dean. Er wohnt ja nicht gerade um die Ecke?
Jack:
Paul "The Machine" Dean ist ein enger Freund von Khalil Turk (Escape Music) und Paul und ich sind durch ihn zusammengekommen. Aber wie du sicher weißt ist Paul dort oben im nordwestlichen Kanada und ich bin ein Junge aus Jersey, also haben wir eine Menge über e-mails gearbeitet. Es war angenehm, ich habe ihm mitgeteilt, was ich erreichen wollte und er hat mir gesagt, was er gehört hat. Wir haben uns in der Mitte getroffen und es hat gepasst.
Georg
Kommt ihr auch nach Deutschland mit "Act IV"?
Jack:
Liebend gerne. Wir werden uns mit unserem Management zusammensetzen, uns die Reaktionen auf Act IV anschauen, und dann weitersehen.
Georg:
Hast du eine Lieblingsoper?
Jack:
Klassik ? Carmen.
Georg:
Wie stehst du zu dem Krieg im Irak?
Jack:
Ich bin Musiker. Als amerikanischer Staatsbürger drücke ich meine politischen Ansichten an der Wahlurne aus.
Georg:
Vielen Dank für das Interview. Hast du noch letzte Anmerkungen?
Jack:
Ich bin gespannt auf die Reaktionen zu Act IV. Wir haben unsere Website wieder in Betrieb genommen: Phantomsopera.net . Ich hoffe, dass die Leute sie besuchen und ihre Kommentare abgeben. Und es erscheint jeden Tag offensichtlicher: Die Antworten liegen oft in den Wunden, die wir nicht offenbaren.
- Redakteur:
- Georg Weihrauch