PRIMAL FEAR: Interview mit Ralf Scheepers

01.01.1970 | 01:00

Tatort: Stuttgart, Planetarium; Datum: 02.02.2002; Uhrzeit: 17:25 Uhr
Verdächtiger: Ralf Scheepers, Sänger und Songschreiber von PRIMAL FEAR; Anführer des „German Metal Commandos“
Anklage: Dieser Mann ist mit verantwortlich dafür, dass ein weiteres absolut geiles Stück Powermetal erscheint. Das auf den Namen „Black Sun“ getaufte Projekt wurde ebenfalls einer genaueren Inspektion unterzogen und gab somit Anlass, einen der Haupttäter - einem überaus freundlichen, gut aufgelegten Powermetal-Shouter, der Extraklasse - einem strengen Verhör zu unterziehen ;-).
Pers. Anmerkung. Natürlich konnte Georg, unser Chefredakteur, nicht umhin, mir in mein Interview reinzupfuschen ;-)

Alex: Also, erst mal herzlichen Glückwunsch zum neuen Album.

Ralf: Dankeschön.

Alex: Worin besteht Deiner Meinung nach der Unterschied zwischen „Black Sun“ und „Nuclear Fire“?

Ralf: Der größte Unterscheid ist wohl, dass wir zum allerersten mal ein Konzept haben. Zum Zweiten finde ich, dass wir noch ein Stück aggressiver geworden sind, aber trotzdem diesen Gegenpol drin haben, z.B. mit „Magic Eye“ oder „Silence“; sprich dass wir auch ein wenig runter gehen, ruhiger sind. Das Konzept mit den Lyrics stimmt diesmal auch, also die ganze Geschichte mit der „Black Sun“ und so. Ich denke das sind die größten Unterschiede zu „Nuclear Fire“.

Alex: Das ist euer erstes Konzept-Album das ihr gemacht habt. Wird es noch eines geben?

Ralf: Ich weiß es nicht, i mean...(stockt) I mean?? Ich habe gerade vorhin 4 Interviews auf Englisch geführt (lacht).
Also ich weiß es nicht, es kann gut sein, dass es beim nächsten mal wieder so eine Sache gibt, wo wir diese Geschichte gut reinbringen können. Uns ist halt einfach die Idee gekommen ins Weltall zu gehen und dabei dachten wir uns, wir machen eine komplette Story rundherum, dass wir auf der Suche nach der schwarzen Sonne sind. Als dann jeder die Idee gut fand ist er damit nach Hause gegangen, und das Songwriting begann. Und es hat tatsächlich jeder von uns was dazu beigesteuert, dass die ganze Geschichte rund wird.

Alex: Als wir vorhin das neue Album gehört haben, ist mir sehr deutlich aufgefallen, dass „Black Sun“ unheimlich rifflastig ist. Schreibt ihr eure Songs eher aus dem Bauch raus oder wägt ihr Vergleiche mit euren anderen Alben ab und sagt: „So, jetzt muss mal was anderes her!“

Ralf: Es ist bei uns so, jeder darf Songs schreiben und darf sie auch vortragen. Wir sind innerhalb der Band eine Demokratie wo wirklich jeder was zu sagen hat. Die Songs werden dann gemeinsam ausgesucht, so wie es in einer gesunden Band auch sein soll. Natürlich ist dann so ziemlich alles dabei: der Bauch, das Gefühl und die Melodie. Somit kommt dann auch sehr viel Zustande. Beim Stefan Leibing z.B. über dieses Stakkato-Riffing; beim Henny Wolter kommt mehr so dieses Rock’n’Roll feeling zustande und das führen wir gemeinsam zu einer runden Sache zusammen.
Somit glaube ich, dass wir auf alle Fälle immer unseren Wiedererkennungswert drin haben und man mit Gewissheit beim ersten Ton sagen kann, das sind PRIMAL FEAR.

Alex: Das kennt man doch sowieso.
Kommen wir zum „Nuclear Fire“-Album. Ihr habt rundherum nur hervorragenden Kritiken bekommen.

Ralf: Gott sei Dank, dann kann’s ja nur noch schlechter werden. (lacht)

Alex: Es ist zwar schwer, bei nur einem Hördurchgang was Konkretes zu behaupten, aber ich denke mal, dass „Black Sun“ nicht viel schlechter Abschneiden wird.

Ralf: Da hast Du sicherlich recht, aber um auf „Nuclear Fire“ zu kommen. Wir waren wirklich sehr überrascht darüber, dass das Album so gut aufgenommen wurde; nicht nur von der Fachpresse, sondern letztendlich auch von den Fans, was uns natürlich noch mehr freut. Das hat jetzt nix mit Geld zu tun... Kohle hin, Kohle her, das ist in dem Fall egal, es ist einfach der Lohn von dem Ganzen - ohne materiell zu denken - sondern einfach die Tatsache, dass die Scheibe akzeptiert wurde.
Es ist ja so, dass man so ein Album nicht in einem Monat zusammen hat, da steckt ja einen Menge Arbeit drinnen und wenn es dann gute Kritiken hagelt, dann ist das einfach der schönste Lohn dafür.

Alex: Ist irgendwo logisch. Wie sieht es denn jetzt aus: neues Album, neue Tour? Ist schon irgendwas konkretes in Planung?

Ralf: Unser Tourmanager ist dabei was zu planen, für den Herbst. Zuerst werden wir ein paar Festivals spielen, unter anderem in Madrid. Dann gehen wir Ende August das erste mal nach Südamerika; nach Chile, Mexiko, nach Kolumbien und Brasilien. Danach geht es zurück und wir werden uns auf Europa konzentrieren, wobei wir hoffen auch einen Abstecher nach Skandinavien zu machen.

Alex: Ihr seid ja gut im Geschäft, wie man so hört.
Wie fühlt man sich denn als deutsches Zugpferd des Powermetals?

Ralf: Das ist nett gesagt von Dir...ja wie fühlt man sich denn so? Eigentlich auch nicht anders als sonst. Ich persönlich mache eigentlich das, was ich schon immer gemacht habe; wie jeder andere auch. Das einzigste was sich geändert hat ist, dass die Band einfach noch mehr zusammengewachsen ist, bedingt durch das ganze Touring. Es ist halt wirklich so, dass jeder von uns am gleichen Strang zieht und das ist das Schöne bei PRIMAL FEAR.

Alex: Letztes Jahr seit ihr in Amerika gewesen. Wie war es denn da für euch?

Ralf: Ja, wir waren in New Jersey auf einem Metal-Festival. Das war allerdings der totale Stress. Du fliegst da hin und am nächsten Tag musst du spielen, da bist du noch völlig umgedreht, wegen dem Jetleg.
Was aufgefallen ist, das war eine Riesenhalle mit vielen kleinen Hallen ineinander verschachtelt. Da haben gleichzeitig 5 oder 6 Bands in verschiedenen Hallen gespielt, das hat natürlich auch die Leute auseinandergezogen. Man darf sich das nicht vorstellen wie hier in Europa, dass das nur eine Halle ist und eine Band nach der anderen auf die Bühne geht. Es war halt einfach mal ne Erfahrung.

Alex: Wie seht ihr den amerikanischen Markt für euch?

Ralf: Es ist halt wahnsinnig schwer da rein zu kommen. Im Grunde ist es genauso schwer wie hier in Europa. Du weißt ja selber, die ganze Latte von Britney Spears und wie sie alle heißen, rauf und runter. Die Medienwelt ignoriert den Heavy Metal einfach und das obwohl die Bands, zum großen Teil, gut verkaufen. Oder schau Dir an... MTV zum Beispiel, da geht überhaupt nichts in Sachen Metal; oder VIVA 2 die mal eine Metal-Sendung hatten, das ist auch wieder gestorben. Das ist natürlich in gewisser Weise ziemlich unfair, denn die Bands verkaufen Scheiben und das nicht zu wenig, obwohl es halt nur eine gewisse Anzahl an Leuten gibt, die Metal hören und sehen wollen. Es ist natürlich Schade, denn die Leute wollen ja auch Metal nicht nur auf CD haben, sondern auch im Fernsehen.
In Amerika ist das eigentlich ähnlich. Die wollen alle wieder zurück in die 80er Jahre, so wie es früher war. Der Sebastian Bach von SKID ROW (Ex-SKID ROW – der Verf.) macht eine Sendung wo es um Rock und so geht. Letztens kam eine Sendung, da ging es um HALFORD, das ist wenigstens ein kleines Highlight. Aber ansonsten wird der Metal leider immer klein gehalten.

Alex: Wie hat sich denn der Markt eigentlich verändert. Nehmen wir zum Beispiel PRIEST, ich weiß Du bist ein großer JUDAS PRIEST Fan...

Ralf: ... das war ich mal! (lacht)

Alex: Darauf komm ich später noch. Um was es mir geht ist folgendes: PRIEST haben in Japan wahnsinnig viele Scheiben verkauft und sind somit nach Amerika gekommen. Ist das heute auch noch möglich?

Ralf: Leider nicht mehr, das ist heute total anders geworden. Als ich noch bei GAMMA RAY war da war es Wahnsinn. Zuerst HELLOWEEN, dann wir; wir hatten Hallen die mit 2500 Leuten komplett ausverkauft waren und das tagtäglich. Heute ist es nicht mehr so. Japan hat sich total verändert. Die haben jetzt viele eigene Bands, die laufen mit roten Haaren rum und sehen aus wie Kasperl persönlich und die mögen das da drüben. Metal ist in Japan nicht mehr angesagt – es ist zwar noch ein Underground da – aber bei weitem nicht zu vergleichen wie es vor 10 Jahren war. Über Japan geht nichts mehr, da kommst du nicht ins Business rein.
Vielleicht kann man übers eigene Land mal was machen oder, meine persönliche Hoffnung, ist eben Amerika. Da drüben gibt es genügend Metalheads, die einem die Stange halten.

Alex: Wo wir vorhin schon bei PRIEST waren. Was hältst Du von „Demolition“?

Ralf: Ich will nicht sagen Scheiße, aber ich finde es einfach nicht gut. Okay, 2 – 3 Songs sind ganz in Ordnung, aber es ist einfach nicht mehr PRIEST. Es ist auch nicht das, was der PRIEST-Fan hören will. Gut jeder soll hören was er will, aber ich für mich, nehme mir das Recht heraus zu sagen, dass das nicht die Mucke ist, die der alte, traditionelle PRIEST-Fan hören will.
Es liegt aber nicht am Ripper, der ist ein fantastischer Sänger, das hört man ja daran wie der das alte Zeugs singt. Das liegt am Songwriting von Downing und Tipton. Was weiß ich, die wollen da irgendwie versuchen auf den Nu-Metal Zweig aufzuspringen, den sie einfach nicht packen. Die sollen doch lieber wieder ihre alte Chose machen und in dem Punkt fehlt dann einfach der Halford wieder, der in dem Punkt ziemlich viel Anteil gehabt hat, wie PRIEST eben damals geklungen haben; vor allem wenn man seine Scheibe („Resurrection“ – der Verf.) hört.

Alex: Okay, Thema PRIEST durch! Thema Internet.
Wir sind ja ein reines Online-Magazin. Was hältst Du von Online-Mags?

Ralf: Find ich eine feine Sache. Internet heißt schnell Information die sich jeder zu Hause auf den Schreibtisch holen kann, ohne lang ins Geschäft laufen zu müssen, um sich irgendwelche Magazine zu kaufen. Man kann zu Hause in seinem Lieblingsspielzeug, also dem PC, nach allem Möglichen suchen. Ich kann nach Metal suchen oder nach Unterhosen und Socken, da such ich nach T-Shirts, da kann ich meinen Heavy Metal lesen (man beachte bitte die Reihenfolge *grins* – Der Verf.), also ich find es klasse.

Alex: Und was halten PRIMAL FEAR von diesen MP3 Tauschbörsen?

Ralf: Ich persönlich verstehe beides, wenn man auf die Problematik anspricht. Ich bin ja nicht nur Musiker, sonder auch ein User. Ich kann wirklich beide Seiten gut verstehen. Ich lad mir schon auch mal ein MP3 auf meinen PC von einer Band, wo ich mir nicht unbedingt das Album kaufe.
Allerdings kenne ich natürlich auch die Seite der Industrie, dass sie das Ganze unterbinden will, weil sie enorme Verluste einfahren Das ist auch irgendwie verständlich.

Georg: Da kommen wir auch am Thema „tape trading“ nicht vorbei.

Ralf: Das ist richtig. Schau wir sind dieses Jahr in Kolumbien. Da gibt es sehr viele Metal-Fans, aber nur ganz wenig verkaufte Alben. Das kommt ganz einfach vom Kopieren. Ich kann da aber auch verstehen. Wenn ein Fan kein Geld hat, dann zieht er sich eben MP3s und brennt die auf CD, oder kopiert sich eine Scheibe von nem Kumpel. Logisch, dass da die Plattenindustrie einen Riegel vorschieben will. Erstaunlich ist es allerdings, wenn du dann in Südamerika auf einem Festival vor 10.000 Leuten spielst, alle die Songs mitgröhlen, aber du keine einzige CD verkauft hast.

Alex: So wie Du reagiert aber nicht jeder Musiker, Respekt.
Wann hast Du denn angefangen bei TYRAN PACE?

Ralf: Ja...äääh....

Alex: ... das war 1982, also hast Du sozusagen Dein Zwanzigjähriges. Glückwunsch!

Ralf: Ja genau, ein Grund mehr zum Feiern. (lacht)

Alex: Hättest Du Dir vor 20 Jahren vorstellen können, dass Du heute im Rampenlicht stehst?

Ralf: Also ich finde das gar nicht so, dass ich im Rampenlicht stehe. Ich finde, dass ich ganz normal bin, also kein Star oder so was und das ich in Stuttgart rumlaufen kann, ohne gleich von Jedem angesprochen zu werden. Das ist ja auch wiederum das Gute daran, dass man nicht überall erkannt wird. Sicherlich, die Metal-Fans erkennen einen, aber die sind ja auch cool, das sind ja keine Idioten und verhalten sich auch ganz normal. Ich bin teils schon froh, dass der Metal nicht so bekannt ist, somit hab ich auch noch ein Privatleben.
Natürlich ist es aber auch geil in Wacken auf der Bühne zu stehen und 30.000 Fans singen deine Songs mit; das ist einfach super. Das bedeute mir mehr als die Kohle die reinkommt. Das Feeling auf der Bühne ist das was für mich den Metal ausmacht, der macht einen abhängig, der Scheiß. (lacht)

Alex: Oh ja...ich hör den „Scheiß“ seit 1978 – gut ich hab ein paar Jahre Pause gemacht, weil mir zwei Kinder dazwischen kamen – aber jetzt bin ich wieder dabei, und das mit Leib und Seele.

Ralf: Das sollte man ja auch machen und seinen Beitrag zum Leben leisten. (grinst ziemlich verschmitzt)

Alex: Sicherlich, der Metal braucht Nachwuchs. (lacht)
Anderes Thema: wie schaffst Du es, über Jahre hinweg, Deine Stimme so gut in Form zu halten?

Ralf: Es ist nicht immer einfach. Bei „Black Sun“ zum Beispiel, war ich tierisch krank. Hab die totale Erkältung gehabt und weil die Zeit natürlich etwas knapp wurde, musste ich in einer Woche, 10 Songs einsingen. Und das war schon ein bisschen heftig; da hab ich schon gespürt, dass ich physikalisch so langsam an meine Grenzen komme. Ich hab gemerkt, dass ich immer länger gebraucht habe, um mich aufzuwärmen. Jetzt wärme ich mich nicht in der klassischen Art und Weise auf, so mit „düdüdüdü“ oder „lalalalala“ - Scheiß, sondern ich schreie einfach drauf los. Das hört sich zwar am Anfang grausam an, aber mit der Zeit merk ich dann schon wie die Stimmbänder geschmeidig werden.
Auf der Tour ist es dann bei mir so, mir fehlt einfach Schlaf. Ich bin der total hellhörig und kann deswegen kaum vernünftig schlafen. Und das wichtigste für die Stimme ist einfach der Schlaf. Ich hätte die Woche im Studio kaum durchgestanden, wenn ich nicht jeden Tag mindesten 9 Stunden geschlafen hätte. Auf Tournee kannst Du das nicht bringen, die ganzen Partys und das Drumherum. Da sind 12 – 14 Jungs in dem Bus, da geht’s die ganze Nacht lang zu wie Sau; da wird geraucht und du hast eine Luft die zum Schneiden ist. Da stehst du dann manchmal vor 1000 Leuten auf der Bühne und denkst dir: „Scheiße, heute kannst du überhaupt nichts!“ Und da quetscht man sich halt immer so durch und versucht das Beste daraus zu machen.

Alex: Also, ich kann jetzt nicht behaupten, dass mir das schon mal aufgefallen wäre bei Dir?

Ralf: Ich bin da halt ziemlich selbstkritisch, was das betrifft.

Georg: Ich habe gehört, Du verwendest auch Rotlicht für Deine Stimme?

Ralf: Ja, ich mach das um die Durchblutung der Stimmbänder zu fördern und um Entzündungen vorzubeugen. Musst Dir vorstellen, wenn du jeden Abend in den höchsten Tönen auf der Bühne rumschreist, dann sind die Stimmbänder richtig angeschwollen und das musst du irgendwie wieder wegkriegen.

Alex: Generell, wenn wir schon bei der Stimme sind, welche Sänger haben Dich zu Beginn Deiner Karriere inspiriert; abgesehen von Rob Halford. Es ist ja schließlich bekannt, dass Du ein großer Fan von ihm bist – ich übrigens genauso.

Ralf: Der Mann ist aber auch der Wahnsinn, das hat man auf seiner letzten Tour gesehen.

Alex: Ich hab ihn leider noch nicht persönlich getroffen.

Ralf: Ich auch nicht, aber ich hab Email Kontakt mit ihm. Ich finde seine Jungs haben ihn auch wieder runter gebracht von seinem Platin-Scheiben-Trip. (lacht)
Nee, von den Sängern her, ich hab ja früher die SCORPIONS rauf und runter gehört. Ich will jetzt nicht unbedingt sagen, dass Klaus Meine mich inspiriert hat, aber allein die Tatsache mit einer Rhythmusgitarre auf der Bühne zu stehen und zu spielen, das war natürlich geil für mich.
... Sänger, nun gut Biff von SAXON ist auch ein guter Sänger und dann kam natürlich Halford und hat mich total weggelockt von der Gitarre. Die „Unleashed In The East“ (erste PRIEST Liev-Scheibe – der Verf.) und vor allem der Song „Exciter“ waren dann Ausschlag, dass ich mit dem Singen anfing. Das hat alles total an die Wand geblasen.

Alex: „Exciter“ hast Du ja gecovert, auf dem Tribute-Sampler.

Ralf: Ja, zusammen mit GAMMA RAY.

Alex: Warum hört man den Song nicht live von Dir?

Ralf: Ja gut, das Zeug hat ja mit uns nichts mehr zu tun. Gut, PRIMAL FEAR hat immer ein paar PRIEST-Cover gemacht, aber so nach 3 – 4 Alben wird es doch mal Zeit im eigenen Zeug rumzukramen.

Alex: Aber „You’ve Got Another Thing Comin‘“ habt ihr live immer gespielt.

Ralf: Ja gut, das macht ja auch Spaß sowas zu spielen. Nur so langsam sollte man sich halt im eigenen Repertoire bewegen.
Sicherlich, zum Spaß kann man immer wieder mal ein Cover bringen, wie zum Beispiel „Metal Gods“ oder so; das macht einfach Laune.

Alex: Das mein ich aber auch.
Man sieht Dich ja des öfteren auf Festivals, auch wenn ihr nicht spielt. Wie ist das nun, wenn du hinten im Backstagebereich sitzt, lauscht gerade der Musik und merkst, dass der Kollege Shouter auf der Bühne den Ton nicht trifft. Was überwiegt bei Dir? Mitleid oder Schadenfreude?

Ralf: Ich sag mal so – beides nicht. Ich weiß halt nur wie es ist; dass man sich manchmal auf der Bühne nicht hört und dann ist es oftmals halt so, du kannst auf der Bühne nicht jeden Ton treffen, das geht einfach nicht. Es ist auch so, gerade auf Festivals zum Beispiel, du hast keinen Soundcheck; gehst auf die Bühne und weißt nicht ob du dich hörst oder nicht. Und wenn du dann oben stehst und hörst dich wiederum zu gut, dann singst du deswegen falsch, weil du die Gitarre nicht richtig hörst.
Aber es ist aber nicht so, dass ich da Schadenfroh bin, wenn sowas einem Kollegen passiert. Es ist eher, dass mir das selber weh tut, wenn ich höre, dass jemand an sein Grenzen geht und einfach nimmer kann; das tut mir selber im Hals weh.

Alex: Um noch mal auf die letzte Tour zu kommen. Mit CHILDREN OF BODOM hatte ihr wirklich einen Klasse Act als Support. Dient euch das als Ansporn, um zu sagen: „Los Jungs, wir setzten noch einen drauf“?

Ralf: Das war für uns wirklich ein Ansporn. Es war auch so, dass das von Stadt zu Stadt verschieden war, weil COB stellenweise einfach besser angesagt waren, als wir. Für uns war es dann allerdings eine Herausforderung, die COB Fans auf unsere Seite zu ziehen. Wobei ich sagen muss, dass unsere Fans wesentlich offener auf COB zu gingen, als umgekehrt. Mir kann es immer so vor, als ob sich die COB-Fans nicht so recht überzeugen ließen von uns: vielleicht haben sie es auch nicht so gezeigt. Ich will denen ja nichts unterstellen, aber ich denke die Fans der Düstermucke sind nicht so tolerant wie die Powermetal-Fans.

Alex: Mittlerweile habt ihr ja auf Tour einen Headlinerstatus. Welche Band müsste bei euch anklopfen um euch als Support zu bekommen?

Ralf: Na zum Beispiel HALFORD. Oder ich könnte mir auch vorstellen mit DIO auf Tour zu gehen. Es kommt ja auch immer darauf an, wo welche Band erfolgreich ist. Es kann ja gut sein, dass wir in Europa zwar ziemlich erfolgreich sind, aber in Amerika total untergehen.

Alex: Ihr habt letztes Jahr auf dem SUMMER BREEZE gespielt. Wie fandet ihr das Festival?

Ralf: Es ist schon so, wenn man in Wacken gespielt hat, dann ist es natürlich ein Schritt zurück. Das Gute daran ist allerdings, dass es halt persönlicher ist. Das ist vergleichbar mit einem Club-Gig und einem Festival. Bei einem hast du den direkten Draht zum Publikum, beim anderen die Massen vor Dir. Beim SUMMER BREEZE war das irgendwie gemischt. Du hattest zum Einen die Nähe zu den Leuten und zum Anderen, auf der Bühne, ein paar Tausend Fans direkt vor dir.
Ich find es gut, wie die das aufziehen das Festival. Ich finde es auch gut, dass es keine zwei oder drei Bühnen gibt, die miteinander konkurrieren oder gar gleichzeitig spielen. Das ist es was mich persönlich in Wacken stört, dass die Bands gleichzeitig auf verschiedenen Bühnen spielen.

Alex: Ich mag auch eher diesen „Monsters Of Rock“-Charakter.

Ralf: Ich auch. Das war zum Beispiel in Mailand auf dem „Gods Of Metal“-Festival gut. Da waren 2 Bühnen, eine vorne und eine hinten. Während auf der einen umgebaut wurde, konnte man sich auf der anderen die Band ansehen. Somit stand man immer abwechselnd in der ersten oder letzten Reihe.

Alex: Was war Dein bisheriges Highlight Deiner Karriere?

Ralf: Dazu gehört auf jeden Fall letztes Jahr Wacken. Das war einfach ganz große Klasse.
Was auch immer wieder toll ist, jemanden persönlich zu treffen. Zum Beispiel den HALFORD Gitarristen Mike Chlasciak, der bei uns zwei Solos gespielt hat. Es ist immer schön jemanden zu treffen und zu merken, dass die Leute mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben sind und einfach nur gut drauf sind. Das ist wirklich Klasse.
Und Amerika ist auch gut, obwohl da vielleicht nur 300 Leute stehen und dir zuhören; aber irgendwie hat jedes Land was für sich.

Alex: Welche Gründe - außer der gesundheitliche Aspekt - wären für Dich ausschlaggebend, keine Musik mehr zu machen?

Ralf: Da gibt es gar keinen! (leicht zögerlich) Ich werd jetzt zum Beispiel bald Vater!

Alex und Georg:
Hey, GLÜCKWUNSCH!

Ralf: (grinst stolz) Danke. Aber selbst das hält mich nicht davon ab, weiterhin Musik zu machen. Sicherlich ist es nicht gerade toll, wenn mein Kind auf die Welt kommt und ich kann nicht dabei sein, weil ich touren muss, aber ich kann das eben auch nicht steuern. Ich werde damit sicherlich nicht der Band im Weg stehen und sagen: "Ich kann nicht mit auf Tour gehen, weil mein Kind auf die Welt kommt!" Meine Freundin weiß das und akzeptiert das auch. Sie weiß ganz genau, ich wäre nur ein halber Mensch oder eine Pflanze die halbvertrocknet ist, wenn ich keine Musik mehr machen könnte. Ich glaub ich mach Musik, bis ich in die Kiste falle.

Alex: Vorletzte Frage: die 5 besten Scheiben 2001 für Dich?

Ralf: Ui... ich weiß jetzt gar nicht... man beschäftigt sich soviel mit seinen eigen Sachen, dass man gar nicht weiß...(überlegt)... Hmmm... obwohl es Nu-Rock ist, find ich die CREED ganz gut... Metalmässig natürlich die HALFORD. Kam die letztes Jahr? Nee, im Dezember 2000 war das, oder? (überlegt wieder) Gibt’s noch irgendwas das mir gefällt? Die neue GAMMA RAY, logisch die ist auch stark...

Alex: Die neue SILENT FORCE?

Ralf: Sorry, aber ich kenn bloß ein paar Sachen, die sind zwar gut, aber ich finde schon dass die arg nach uns klingen (lacht).

Alex: Okay, ich quäle Dich nicht mehr weiter.
Abschließend noch ein paar Worte an unsere Leser!

Ralf: Nun gut, es war verdammt hart über Weihnachten und Silvester eine Platte zu machen. Wir waren über 2 Monate im Studio, mit allem Drumherum und so. Und ich, bzw. PRIMAL FEAR freuen uns, euch, den Fans das neue Zeugs um die Ohren zu hauen.

Alex: Vielen Dank, Ralf!

Ralf: Keine Ursache, war mir ein Vergnügen.

Redakteur:
Alex Kragl

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