PRONG: Tommy Victors Blick zurück und nach vorne

30.08.2025 | 19:43

Es ist Freitag und die Bedingungen könnten nicht besser sein: Der zweite Tag auf dem Reload-Festival in Sulingen ist gespickt mit Highlights, das Wetter ist perfekt, die Laune hervorragend und die Vorfreude noch größer. Was uns heute noch erwartet? MINISTRY, MACHINE HEAD, GOJIRA, THE HALO EFFECT – um nur einige dieser Highlights zu nennen – und natürlich PRONG. Und Tommy Victor persönlich hat sich bereiterklärt, uns unmittelbar vor dem Auftritt ein Interview zu geben. Mr. PRONG ist bei bester Laune, fit wie ein Turnschuh und lässt uns tief blicken in die jüngste Vergangenheit und nahe Zukunft – here we go:

Tommy, vielen Dank für deine Zeit!

Gerne. Ich bin erst vor fünf Minuten hier angekommen, nur um dich zu sehen.

Das ehrt mich sehr. Ich habe dich und PRONG das letzte Mal vor zwei Jahren in Köln bei der Tour von "State Of Emergency" gesehen. Wie sehr hat sich PRONG in diesen zwei Jahren nochmal weiterentwickelt?

Oh, da ist einiges passiert. Wir haben am gesamten "Cleansing"-Album gearbeitet und bereiten noch andere Sachen für ein Live-Album vor, das bald erscheint. Unsere letzte Platte ist bei Steamhammer und die nächste kommt über Napalm Records. Ich arbeite an neuem Material dafür.

Das war eine tolle Platte, aber Napalm ist gewachsen und wird immer größer. Und jetzt gehört PRONG zur Napalm-Familie, was ich sehr cool finde.

Ja, ich auch. Ich bin begeistert. Ich meine, jetzt muss ich einfach eine gute Platte machen. "State Of Emergency" ist zwei Jahre her.

Gibt es jetzt, zwei Jahre später, Punkte, die deiner Meinung nach besser sein könnten? Oder ist es immer noch aktuell?

Nein, nein. Ich denke immer daran, besser zu werden. Und jetzt haben wir eine solide Band zusammen. Wir müssen etwas tun, um für die nächste Platte kreativer zu werden. "State Of Emergency" war großartig, aber ich möchte, dass es klanglich besser und aktueller wird. Ehrlich gesagt möchte ich auch mehr Hymnen und stärkere Songs haben.

Der weltweite Ausnahmezustand ist meiner Meinung nach noch schlimmer geworden. Wird das nächste PRONG-Album dadurch noch intensiver und offensiver?

Vielleicht. Ich weiß es nicht. Ich habe mir zum Beispiel öfter die "Rude Awakening"-Platte angehört und mir gefällt, woher das kommt. Es ist eher emotional als politisch oder so. Ich denke, es wird auch einfach vage sein wie auf "Cleansing". Manche Texte sind sehr vage, als wüsste ich nicht einmal, worum es geht. Das gefällt mir. Viele der Songs habe ich lange Zeit nicht mehr live gespielt. Es war toll, die Texte nochmal zu sehen und mir dann wieder zu denken: Wow, die sind echt cool. Damals habe ich sie noch in Frage gestellt: War das gut? Aber jetzt schaue ich zurück und denke: Sie waren gut.

"Cleansing" ist jetzt 31 Jahre alt. Wäre eine Tour zum 30-jährigen Jubiläum nicht passender?

Die Zahl ist nur eine Zahl. Ich weiß, 30 klingt gleichmäßiger, aber warum? In Amerika gibt es eine Eiscreme-Kette mit 31 Sorten. Und dann dachte ich, 13 rückwärts ist auch 31. Eine Zahl ist eben eine Zahl.

Genau wie das Alter nur eine Zahl ist. Als "Cleansing" herauskam, warst du, glaube ich, 27. Jetzt bist du zwar etwas älter, siehst aber noch sehr fit aus. Was kommt dir in den Sinn, wenn du an die Aufnahmen zu "Cleansing" denkst? Wie kann ich mir den damals 27-jährigen Tommy Victor vorstellen?

Das war eine tolle Zeit. Ich war eigentlich schon etwas älter. Das war eine tolle Erfahrung, denn zu diesem Zeitpunkt entschied Epic Records, mehr Geld in die Band zu stecken. Wir hatten also viel mehr Freiheit, das zu tun, was wir wollten. Und Terry, der Produzent, übernahm die volle Kontrolle über vieles. Ich habe mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren können. Ich weiß nicht einmal warum, aber ich wollte, dass die Platte so wird, wie sie ist. Sie ist fast genau so geworden, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Und ich glaube, das ist die einzige Platte, bei der mir das gelungen ist. Einige der neueren sind okay. Aber "Rude Awakening" ist beispielsweise nicht so geworden, wie ich es wollte.

Es gab einen offeneren musikalischen Rahmen. Wir hatten Hardcore, Thrash und Industrial. Und die Anfänge von Grunge und Punk Rock. Und das alles kam auf dem Album zusammen. Viele Bands haben das gemacht. Und ich frage mich: Was macht man jetzt?

Deshalb habe ich mich auf Songs konzentriert. Der Song muss gut sein. Stilistisch kann man alles sein, was man will. Aber wenn der Song nicht so toll ist, kann das Gesamtergebnis nicht stimmen. Das ist mir jetzt sogar aufgefallen, weil ich in Amerika ein paar Sachen im Radio höre. Und ich finde, die Produktion ist großartig, erfüllt alle Kriterien. Aber einige der Songs sind nicht so toll. So wie einige der alten Songs.

Und ich glaube, ihr habt mit "Cleansing" ein ganz neues Genre geschaffen. Ein guter Freund von mir meinte, ihr seid die Erfinder des Alternative Metals.

Dem würde ich nicht widersprechen. Ich denke, das sind wir. Wir bekommen dafür nicht die Anerkennung. Aber wir haben es getan. Ich habe mir ein paar der anderen Bands angesehen, die hier spielen...

Ich finde die Besetzung ist sehr 90er-Jahre-mäßig, wenn man auf PRONG, MACHINE HEAD, MINISTRY oder FEAR FACTORY schaut. Du hast mit Al drei Alben aufgenommen. Habt ihr euch schon gesehen?

Ich habe ihn hier hereinkommen sehen. Vielleicht spreche ich mal kurz mit ihm.

Ich habe dich in kleineren Clubs gesehen, aber auch auf großen Open Airs. Was magst du lieber?
Ich mag die Clubs lieber. Die Open Airs machen mir irgendwie Angst. Es ist nicht intim, die Sonne scheint. Zu dritt ist das sehr schwierig. Im Club ist es einfacher, die Stimmung aufrecht zu halten. Klar, wenn wir nachts spielen würden, könnten wir auch Lichter einschalten und für eine gute Show sorgen, aber auf unserem Niveau sind Festivals hart.

Du stehst seit 35 bis 40 Jahre auf der Bühne. Bist du ein bisschen nervös, wenn du auf die Bühne gehst? Oder ist das Routine?

Manchmal schon. Ich spiele immer noch mit DANZIG. Manchmal werde ich deswegen nervös, obwohl bei PRONG viel mehr auf mir lastet. Bei DANZIG geht es mir sehr viel um Gefühle. Ich fange alle Lieder an, es gibt Balladen und alles ist nervenaufreibend.

Manchmal macht man sich wegen technischer Probleme Sorgen. Diese Tour mit "Cleansing" war großartig. Alle Shows liefen toll.

Hast du ein besonderes Ritual, bevor du auf die Bühne gehst?

Normalerweise trinke ich Kräutertee. Dann singe ich ein paar Zeilen von einigen Liedern. Manchmal mache ich auch ein bisschen Dehnübungen. Nichts Besonderes. Auf keinen Fall Alkohol. Die Stimme muss sauber gehalten werden.

Die letzte Millionen-Dollar-Frage. Wann können wir mit der neuen PRONG-Platte rechnen?
Ich glaube, sie ist für Oktober nächsten Jahres geplant. Ich muss sie nur noch fertig bekommen. Sie soll im Mai geliefert werden. Mal sehen, wie ich das schaffe. Wir werden es herausfinden. Ich habe ein kompliziertes Leben - jetzt mit zwei kleinen Kindern, ich habe eine ältere Tochter und bin verheiratet.

Und musst den Familienmenschen mit dem Musiker verbinden. Aber ich freue mich wirklich auf die Show und die kommende PRONG-Scheibe, das wird großartig! Ich wünsche dir alles Gute!

Danke Marcel.

Redakteur:
Marcel Rapp

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