PROVENANCE, THE: Interview mit Joel
24.02.2005 | 01:26Fast hätte es nicht geklappt! Der erste Mailer geht direkt an THE PROVENANCE, kommt aber seltsamerweise nie an. Der zweite geht über das Label, beziehungsweise über die Promotionfirma, ihn ereilt aber das gleiche Schicksal. Erst bei Versuch Numero drei scheint uns der Herrgott wohlgesonnen zu sein. Allerdings findet das Interview auf Grund zeitlichen Engpässen auf beiden Seiten eher unter der Rubrik "Blitzlicht" statt. Oder besser, Stichwort: "How Would You Like To Be Spat At". Mr. Joel Lindell (Drums), übernehmen sie...
Alex:
Hi Joel! Wie sieht es mit eurem derzeitigen Seelenbefinden aus? Seid ihr bislang zufrieden mit der Resonanz zu "How Would You Like To Be Spat At"?
Joel:
Ja, sind wir! Unser Rezensionslager spaltet sich quasi in zwei Teile: In eines, deren Rezensenten unser Album als absolutes Meisterwerk hochstilisieren und in ein zweites, das sich nicht traut, es zu verreißen. Auf einer Skala von 0 bis 10 ergibt das dann meistens eine 8. THE PROVENANCE sind in den letzten Jahren musikalisch immens weitergekommen. Die neue Scheibe ist, denke ich, das gradlinigste und klarste Spiegelbild unserer derzeitigen Schaffenskraft und es ist das perfekte Portrait unserer Persönlichkeiten. Dabei ist der Albumtitel einfach ein stolzes Statement der Wut, des Zorns und der Trauer, die uns eigentlich permanent umgibt.
Alex:
Dabei klingt die Scheibe zumindest produktionstechnisch gar nicht so wütend, sondern eher organisch und warm. Warum diese Wahl?
Joel:
Musik sollte niemals klassifiziert werden und es tut mir leid sagen zu müssen, dass 99 % der heutigen Hörerschaft nur zum standardisierten Sound gängiger Metalproduktionen kompatibel ist. Wir wollten mit dem Sound unserer neuen Scheibe diesem eingeschränkten Horizont entfliehen. Unser derzeitiger Sound hebt die vitalisierenden Eigenschaften unserer Musik weitaus besser hervor.
Alex:
Kannst du euch vielleicht etwas besser positionieren? Die Scheibe klingt sehr einzigartig, nicht nur produktionstechnisch. Vor allem ist sie depressiv ohne Ende...
Joel:
Hahaha, Heavy Metal portraitiert zu häufig pure Dekadenz. Wir stehen über der Ernsthaftigkeit anderer Acts und Genres. Nichts ist depressiver als ein hübsches Lachen über sein eigenes Schaffen. Die meisten Anderen verschwenden viel zu viel Zeit darauf, böse, mysteriös und dunkel zu sein.
Alex:
Hast du einen persönlichen Favoriten auf der Scheibe?
Joel:
Ja, 'Kick You So Hard'. Ich beurteile aber die Scheiben nicht gerne in einzelnen Stücken. Sie sind musikalische Reisen, die du als Ganzes antreten solltest. Es fühlt sich einfach nicht gut an, einzelne Songs auszuwählen, obwohl mir manche besser gefallen als andere.
Alex:
Wie war eure Studiozeit? Hattet ihr euren Spaß?
Joel:
Auf http://www.theprovenance.com haben wir wie immer eine Diary von unserem kompletten Studioaufenthalt hochgefahren. Eine der coolsten Stories ereignete sich auf dem Weg in die nächstgelegene Stadt. Wir hatten gerade einen freien Tag und waren auf dem Travel in den nächstbesten Pub, als ich begann mich selbst vollzuscheißen. Und zwar gleich literweise, was an der einen oder anderen mexikanischen Pizza, nassem Tabak und einigen Bier zuviel lag.
Alex:
Es dürfte angesichts solcher zugegebenermaßen lustiger Vorfälle schwierig gewesen sein, eure ernsthaften Lyrics glaubhaft anzustimmen?
Joel:
Na ja, ernsthaft? Sex, Drugs, Rock'n'Roll, Mord, Tod, Selbstmord, Bier, Beziehungen und Monthy Phyton? Sagen wir halbe-halbe, hahaha. Ich habe dieses Mal die kompletten Lyrics innerhalb von fünf Tagen geschrieben. Ich habe nichts gegessen, nicht geschlafen und nicht ein einziges mal zu weinen aufgehört. Es war pures Glück, dass Tobias (Tobias Martinsson – Vocals, Guitars) in mein Apartment kam und mich in einer Ecke kauernd vorfand. Ich war zu dieser Zeit komplett fertig und wurde sogar ins Hospital eingeliefert. Die Lyrics sind dementsprechend ernsthaft, weil sie auch über mich handeln. Ich will aber hier nicht zuviel verraten.
Alex:
Wann werdet ihr uns live beglücken können?
Joel:
Oh, bislang steht absolut nichts in Aussicht. Wir hoffen aber auf Festivalslots. Wir haben immer noch keine Bookingagentur und es ist fast unmöglich, eine Gastspielreise alleine auf die Beine zu stellen. Mal ganz nebenbei haben wir null finanziellen Support, der uns dabei unter die Arme greifen würde. Nun, extrem beschissen eben...
Alex:
Was tut ihr so in eurer Freizeit, im Leben abseits des Berufsdepressiven Suizidmusikers?
Joel:
In unseren Privatleben achten wir auf die Balance in uns. Wir studieren allesamt, verschiedene Fachgebiete, bis auf Tobi, der eine eigene Firma mit dem klangvollen Namen Swerin & Adolphsson besitzt. Die einzige Zeit, in der diese Balance aus den Fugen gerät, ist die Zeit innerhalb THE PROVENANCE. Es ist eben komisch ein Rockstar zu sein, hahaha.
Alex:
Joel, danke für die kurze Stippvisite. Hast du noch ein paar warme Worte für unsere Leserschaft?
Joel:
ZITAT: "Vielen dank fur ihren zeit, bis gleish kamraten!" Ich rate euch ein gewisses Masterpeace mit dem elitären Namen "How Would You Like To Be Spat At" anzuchecken. Cheerz!
- Redakteur:
- Alex Straka