PURGATORY: Interview mit René

01.01.1970 | 01:00

Seit 1993 brennt ein Fegefeuer im sächsischen Nossen - die todesbleiartige Hitze kommt von PURGATORY. Spätestens mit dem ersten Album "Damage Done By Worms" sind die Jungs einer der rabiatesten und kompromisslosesten ostdeutschen Underground-Acts, dieser Ruf festigte sich durch unzählige Live-Auftritte mit Bands wie VADER oder AMON AMARTH. Die neue Scheibe heißt "Luciferianism", auf ihr beschreiten PUGATORY weiter ihren Weg des "Pure Fuckin' Death Metal" - nur einen Zacken interessanter und abwechslungsreicher als jemals zuvor. Gitarrist und Band-Mitbegründer René gibt bereitwillig Auskunft.

Henri:
Hallo PURGATORY-Crew! Wie geht's, nachdem "Luciferianis" jetzt fix und fertig ist?

René:
Hallo Henri und erstmal Danke der Nachfrage. Jetzt sind wir natürlich erst einmal erleichtert und zufrieden mit dem Ergebnis der neuen Scheibe. Zurzeit arbeiten wir daran, die Songs auch standesgemäß auf die Bühne zu bringen und live umzusetzen. Es gibt also noch eine ganze Menge Arbeit, bevor mit dem Party.San (offizieller Releasedate) die Promotion für "Luciferianism" auf dem Livesektor beginnt.

Henri:
Das bringt mich zur ersten Frage: Sie bezieht sich gleich auf das neue Album "Luciferianism", dessen erster Teil das Beste ist, was ich je von PURGATORY gehört habe. Woran liegt's, wie seid ihr bei der Arbeit zum Album vorgegangen?

René:
Wir haben bei diesem Album sehr viele Veränderungen vorgenommen. Zwar weniger im Entstehungsprozess der Songs, sondern eher in der Umsetzung. Dies begann mit dem Wechsel des Tonstudios; nachdem wir immer bei A.M.I. Production in Dresden aufgenommen hatten, wurde es Zeit für eine Veränderung. Nach einer Vorproduktion im Tonstudio Soundart-Recording bei Alex Lysiakow in Rosslau haben wir uns entschieden, auch für die Endproduktion dort zu buchen. Ansonsten haben wir diesmal noch härter und disziplinierter an "Luciferianism" gearbeitet und auch etwas mehr Zeit investiert.

Henri:
Besonders der Drumsound klingt sehr trocken und fett, erinnert zum Teil an die VADER-Prodution von "Litany". Wie würdet ihr diesen Sound beschreiben, wie habt ihr ihn so hinbekommen? Und als Produzent war ja Björn Langkopf von VIU DRAKH zuständig - wie war die Arbeit mit ihm?

René:
Björn und VIU DRAKH zählen seit Jahren zu unseren besten Kumpels und es lag einfach nahe, die Erfahrung von Björn einzuflechten. Es war auch schon eine geraume Zeit im Gespräch, unser viertes Album von ihm produzieren zu lassen. Er hat uns im Vorfeld schon sehr geholfen und auch bei der Studioarbeit einen guten Job gemacht. Die Zusammenarbeit mit Björn war auf jeden Fall sehr effektiv und dafür sind wir ihm sehr dankbar. Was den Drumsound betrifft, kann ich dir nur sagen, dass Lutz diesen Sound schon immer gemocht hat und er ihn auch versucht, live in der Art umzusetzen. Er hatte seine klaren Vorstellungen und über den Vergleich mit VADERs "Litany" wird er nicht böse sein... haha.

Henri:
Das letzte Album "Blessed With Flames Of Hate" liegt nun schon vier Jahre zurück - warum hat es so lange gedauert bis zu "Luciferianism"? Seid ihr solche Perfektionisten?

René:
Wir versuchen natürlich immer das bestmögliche Ergebnis zu erzielen und es so perfekt wie möglich umzusetzen, aber das war diesmal nicht wirklich das Problem. Wieder einmal war ein Besetzungswechsel ein herber Rückschlag. Anfang 2003 verließ uns Torsten und wir fanden mit Andy von WARSPITE und Animate Records einen Ersatz am Bass. Jedoch konnten wir diverse Tiefpunkte nicht permanent überwinden, so dass es teilweise nicht wirklich gut um PURGATORY aussah. Heute sehen wir diese Geschichten als normale Sache oder Auszeit an, die wahrscheinlich jede Band irgendwann durchmacht und die uns nur mehr zu einer Einheit gemacht haben. Wir haben diese negativen Kapitel abgeschlossen, daraus gelernt und gehen jetzt nur noch zielstrebiger vorwärts!

Henri:
Wer hat das Cover-Artwork von "Luciferianism" gestaltet, welche Ideen stecken dahinter?

René:
Das Cover-Artwork ist aus recht vielen unterschiedlichen Ideen entstanden und wurde von unserem Basser Andy gestaltet. Es ist relativ schlicht gehalten, setzt aber "Luciferianism", in Einheit mit Musik und Lyrics, in unseren Augen optisch sehr gut um. Irgendwie ist es die Fortführung der "Blessed With Flames Of Hate"-Scheibe.

Henri:
Auf der CD befindet sich die Coverversion "Judas Billy Goats" einer Band namens LEMMING PROJECT - was hat es mit Song und Band auf sich, warum habt ihr euch ausgerechnet dafür entschieden?

René:
LEMMING PROJECT war für uns persönlich eine sehr prägende Band. Als wir die Jungs kennen lernten, waren sie einfach einzigartig mit ihrem "Negative Hatecore". Ihre zwei Scheiben "Extinction" (1991) und "Hate And Despise" (1992) sind immer noch Meilensteine und viel zu unterbewertet! Der Song "Judasböcke - Judas Billy Goats" vom zweiten Album ist einfach einer unsere Faves und somit war er erste Wahl. Es war natürlich ein extra Highlight "Hazy", den Sänger von LEMMING PROJECT, für einen Teil der Vocals im Studio zu gewinnen!

Henri:
Ihr habt auch sonst ein paar Gastmusiker auf der CD dabei, besonders Michele von RECAPTURE macht neben eurem Shouter Sick eine gute Figur. Wie kam es zu der Zusammenarbeit? Ist Michele auch so drauf wie sie grunzt?

René:
Wir kennen Michele schon eine ganze Weile und wir mögen alle ihren Gesangstil. Bei einem gemeinsamen Gig mit RECAPTURE entstand diese Idee, welche dann auch umgesetzt wurde. Und wir finden Michele hat ganze Arbeit geleistet! Weiterhin haben Björn von VIU DRAKH und, wie gesagt, "Hazy" mitgewirkt...

Henri:
Der Albumtitel "Luciferianism" spricht für sich - könnt ihr die Bandphilosophie von PURGATORY erklären? Wie spiegeln sich eure Gedanken in den Texten wieder?

René:
Die Philosophie hinter PURGATORY ist "Pure Fuckin' Death Metal"! Höre auf deine innere Stimme und Stärke, gehe deinen eigenen Weg und folge deinen Instinkten und du wirst ehrlich und intensiv leben. Dies spiegelt sich auch in unseren Lyrics wider... böse, hasserfüllt und die abartige Welt der menschlichen Zwänge beleuchtend. Die Texte auf "Luciferianism" kommen diesmal komplett von Sick, stehen alle miteinander in Verbindung und symbolisieren den Untergang der Menschheit, die den Glauben an sich selbst verloren hat und sich in Schwäche zeigt.

Henri:
Um was geht es textlich in den beiden absoluten Knallern 'Seeds Of Annihilation' und 'In Fervant Eyes'?

René:
'Seeds Of Annihilation' beschreibt den letzten Kampf und die endgültige Niederwerfung der Schwachen. Aus dem Blickwinkel derer ist 'In Fervant Eyes' zu sehen, das Erkennen ihres erbärmlichen und nutzlosem Daseins ohne Hoffnung und Glaube.

Henri:
Auf eurer Homepage prangt ein großes "Death fuckin' Metal" - woher nehmt ihr die Begeisterung für diese Musik nach all den Jahren?

René:
Death Metal ist eine Kraft und ein sehr wichtiger Teil in unserem Leben, den man nicht so einfach verdrängen kann. Über die ganzen Jahre wurden wir zu sehr geprägt und beeinflusst, so dass diese Begeisterung nach wie vor anhält!

Henri:
Ihr habt euer Label gewechselt - nach zehn Jahren von Perverted Taste zu Animate Records, dem Label eures Bassisten Andy. Ging es da nur um praktische Gründe?

René:
Bei unserem Wechsel zu Animate Records spielen verschieden Gründe eine Rolle. Zum einen hat es im Hause Perverted Taste eine Veränderung gegeben, die eine Labelarbeit in früherer Form nicht mehr zulässt. Wir haben uns also mit Perverted Taste auf eine Trennung geeinigt und einen Tapetenwechsel vollzogen. Zum anderen war der Wechsel zum Label unseres Bassisten Andy natürlich auch praktischer Natur. Wir kennen alle Leute hinter Animate Records sehr gut und haben schon ewig ein gutes und freundschaftliches Verhältnis. Was gibt es besseres als ein Label direkt vor der Haustür, welches auch noch coole Bands gesignt hat (COERCION, THORNESBREED, ABOMINATTION, MATHYR, CEPHALIC)? Außerdem war PURGATORY noch nie eine Band, welche sich nur auf die Arbeit des Labels verlassen hat. Wir haben immer versucht auf eigenen Beinen zu stehen und unseren Teil zu leisten.

Henri:
Ihr geistert nun schon seit mehr als zwölf Jahren im ostdeutschen Underground herum - wie hat sich die Szene hier in den letzten zehn Jahren aus eurer Sicht heraus verändert?

René:
Auf jeden Fall ist der ostdeutsche Underground sehr intensiv und heftig und mit guten alten und neuen Bands bestückt! Jedoch ist auch hier eine Schwemme an Veröffentlichungen zu verzeichnen, die nicht mehr komplett nachzuvollziehen ist und im Gegenzug haben sich leider auch einige hervorragende Bands aufgelöst. Es gibt auch nicht mehr so viele Konzerte, da viele gute Clubs ihre Veranstaltungen abgebaut haben oder gänzlich geschlossen sind. Wichtig ist jedoch, dass der ostdeutsche Underground existent ist und immer noch gute Bands hervorbringt.

Henri:
In eurer Geschichte habt ihr schon unzählige Male live gespielt - ein Höhepunkt dabei war sicher die Tour mit AMON AMARTH im Jahr 2000. Habt ihr noch Kontakt zu Johan Hegg? War das rückblickend betrachtet eure schönste Tour?

René:
Auf jeden Fall war diese selbst organisierte Tour mit AMON AMARTH ein Höhepunkt in unsere Geschichte. Wir kennen die Jungs seit ihrem legendärem ersten Gig in Weimar und haben seitdem intensiven Kontakte und viele gemeinsame Gigs gespielt. Johan hat ja auch auf der "Blessed With Flames Of Hate"-CD ein paar Backgroundvocals beigesteuert. Noch heute verbindet uns über die Musik hinaus eine enge Freundschaft. Aber auch die Tourneen mit VADER waren sehr erfolgreich und prägend für uns. Normalerweise wächst eine Band mit jeder Tour oder jedem Gig und für uns hat alles einen Stellenwert, auch wenn mal was schief ging.

Henri:
Welche Live-Auftritte sind in nächster Zeit geplant? Wird es eine komplette Tour geben?

René:
Nach dem Party.San werden wir noch das NRW-Deathfest sowie eine Menge Einzelgigs spielen. Eine komplette Tour ist zwar im Gespräch, aber noch nicht hundertprozentig fix. Nach ersten Überlegungen waren und sind unsere Labelmates ABOMINATION aus Brasilien im Gespräch... mal sehen, was sich ergibt.

Henri:
Welche Platte hat euch das letzte Mal so richtig umgehauen?

René:
Da kann ich jetzt nur für mich sprechen. Es gibt da ein paar gute Scheiben, und IMMOLATIONs "Unholy Cult" gehört definitiv dazu!

Henri:
Noch ein paar Stichworte, bitte schreibe spontan hin, was dir dazu einfällt (möglichst mit Bezug zu PURGATORY).

René:
- COERCION:
...alte und neue Labelmates, sowie Kumpels und Saufkumpane aus Schweden mit einem göttlichen Debüt, "Forever Dead".

- IMPENDING DOOM:
...leider nicht mehr existent! Aber Erinnerungen an unzählige und vor allem haltlose Suffpartys... Tour 1997/98

- VL-Club Halle:
...unsere LIZ (Pawlak)

- Vinyl:
...absoluter Kult, wir sind alle große Freaks. "Luciferianism" wird wahrscheinlich bei CITY OF THE DEAD-Records auf Vinyl erscheinen.

- Fuck The Commerce:
...durften schon zweimal on stage dabei sein... sehr wichtiges Festival für den Underground.

Henri:
Any last words für unsere Leser?

René:
Dank an dich für das Interview und alle, die "Luciferianism" möglich gemacht haben. An alle da draußen, die auf "Pure Death Fuckin' Metal" stehen, testet "Luciferianism" und besucht unsere Homepage ... Wir sehen uns bei diversen Konzerten... Blasphemous Hails! René & PURGATORY

Nächste Auftritte von PURGATORY:
12.08. Bad Berka - Party.San Open-Air
18.09. Wermelskirchen - AJZ Bahndamm/ NRW Deathfest
24.09. Jena - Rose
01.10. Rothenburg / bei Ansbach - Club 23
09.10. Neukirch - Jugendhaus

Redakteur:
Henri Kramer

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