PYRAMAZE: Interview mit Jacob Hansen

17.06.2015 | 17:03

Back With Vengeance! Die letzten Jahre gingen nicht spurlos an Jacob Hansen und PYRAMAZE vorbei. Doch nun sind die Dänen mit neuem Output und voller Motivation wieder am Start. Der neue Bandkopf verriet uns allerdings im sehr netten Gespräch, was seit der letzten Albumveröffentlichung vor sieben Jahren so alles passiert ist, warum "Disciples Of The Sun" so klingt, wie es klingt, und welche Bezüge zu ICED EARTH vorhanden waren und noch sind. Check it out!

Grüß dich Jacob. Schön, dass das Interview zustande kommt. Wie geht es euch denn momentan?

Marcel! Vielen Dank für die Möglichkeit mit den Lesern von POWERMETAL.de zu reden! Mir geht es soweit richtig gut und die Stimmung innerhalb der Band könnte besser nicht sein. Wir haben schon eine Menge großartiger Reviews und positiver Reaktionen unserer Fans bekommen und, um dir die Wahrheit zu sagen, hatten wir im Vorfeld keine Ahnung, was wir zu erwarten hatten. Speziell im Hinblick auf die älteren Alben und den Wechsel am Mikrophon, der bekanntlich nicht der leichteste ist. Aber doch, wir freuen uns sehr über die Reaktionen, hier ist alles im Lot!

Zunächst müsstest du mir ein kleines Update geben. Was geschah in den letzten sieben Jahren seit eurem letzten Album-Release?

Nun, nach unserem "Immortal"-Album zusammen mit Matt Barlow, ging es bei uns drunter und drüber. Wie du weißt, stieg Matt wieder bei ICED EARTH ein und wurde von Urban Breed ersetzt. Dann tourten wir eine Weile zusammen mit VOLBEAT und kurze Zeit später wollte Michael Kammeyer, Bandleader, Gitarrist und Hauptsongwriter, die Band verlassen, seine Prioritäten anders setzen und sich aus dem Musikgeschäft zurückziehen. Er hat die Band letztendlich auch verlassen und Morten (Schlagzeug), Toke (Gitarre), Jonah (Keyboard) und Urban zurückgelassen. Unser langjähriger Bassist Niels Kvist hat seinen Dienst auch noch quitiert . Jonah hat mich nach einiger Zeit dann kontaktiert, war frustriert und die ganze Band wusste nicht, wie es weitergehen sollte, wollte aber unbedingt weitermachen. Sie waren verzweifelt auf der Suche nach einem Gitarristen, aber auch nach einem Songwriter und jemandem, der sich um all die Angelegenheiten innerhalb der Band kümmern sollte. Sie fragten mich, ob ich jemanden für den Job kennen würde und ich musste einige Wochen darüber nachdenken. Dann ist mir plötzlich aufgefallen, dass ich daran ziemlich interessiert war und die Jobbeschreibung hat mir auch ganz gut gefallen. Ich ging zu den Jungs und fragte sie, ob ich eine Chance bekommen könnte und alle waren sich darüber einig, dass ich wohl das fehlende Puzzleteil wäre. Es hat sich ganz natürlich angefühlt, da ich bereits seit ihren Demo-Tagen mit ihnen zusammengearbeitet habe, ich habe die ersten beiden Alben produziert und das dritte zumindest noch gemischt. Wir haben dann recht zügig mit dem Songwriting angefangen, als uns Urban plötzlich mitteilte, dass er uns auch noch verlassen möchte. Er hat langsam das Interesse verloren, was aber vollkommen okay ist, wir sind immer noch gute Freunde. Böses Blut floss also nicht. Dann habe ich Terje Harøy gefragt, mit dem ich an dem CROSSNAIL-Album gearbeitet habe. Er war einer derjenigen, an die ich als erstes dachte, weil er ein sehr geselliger und freundlicher Typ ist. Er hat sich dann bereit erklärt, einige Songs auszuprobieren und das hat von Anfang an bestens harmoniert. Der Rest ist Geschichte.

Worin lag eigentlich der Grund mit Urban Breed kein Album aufgenommen zu haben?

Er hat schlichtweg das Interesse verloren. Es war auch eine sehr turbulente Zeit für ihn, als wir mit den Arbeiten für das neue Album angefangen haben. Er ging wieder zurück in die Staaten und hatte andere Projekte, das können wir ihm nicht verdenken. Es war eine schwierige Zeit, die eine Menge Mut und offenbar auch Geduld forderte, um sie zu überstehen.

Nun seid ihr ja mit neuem Sänger am Start. Wann genau hast du Terje denn das erste Mal getroffen?

Das müsste vor vier oder fünf Jahren gewesen sein, als ich das TEODOR TUFF-Album "Soliloquy" gemischt habe. Dieser junge Kerl, der so viel Seele und Melancholie in seiner Stimme hat, hat mich einfach umgehauen. Als ich dann eine andere Band aus Norwegen namens DIVIDED MULTITUDE, die zwei Cousins von Terje beherbergt, abgemischt habe, lag es klar auf der Hand, wer den Posten des Sängers übernehmen könnte. Ich habe dann recht schnell an einem Song gearbeitet, bei dem Terje den Hintergrundgesang übernahm und als ich dann seine Stimme noch einmal hörte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen! There he is!

Terje hat einen wirklich tollen Job auf "Disciples Of The Sun", eurem neuen Album, erledigt. Inwiefern konnte er sich schon am Songwriting der neuen Songs beteiligen?

Er kam für den eigentlichen Songwriting-Prozess leider etwas zu spät, aber wir beide arbeiteten sehr hart daran, die Songs seiner Stimme anzupassen, und er kam mit vielen tollen Ideen und Parts an. Zudem hat uns Henrik Fevre von ANUBIS GATE bei den Hintergrundvocals und einigen Melodien diverser Songs geholfen. Aber ich bin sicher, dass uns Terje in Zukunft auch beim Songwriting-Prozess helfen wird, nun haben wir ja auch die Zeit und Gelegenheit dafür.

Meiner Meinung nach kann sich "Disciples Of The Sun" wirklich sehen lassen. Energischer, kraftvoller Power Metal mit tollen Melodien, Refrains und Riffs, von denen 'The Battle Of Paridas', 'Genetic Process' und, diesmal ein schnellerer Song, 'Back For More' klar herausstechen. Was sind deine Favoriten?

Das ist ziemlich hart zu sagen, wirklich, hehe! Ich denke, wir haben jegliche Metal-Song-Sparte ziemlich gut abgedeckt. Mal wird es mit 'Hope Springs Eternal' und 'The Battle Of Paridas' etwas härter, mal etwas harmonischer wie bei 'Perfectly Imperfect', aber ich mag sie alle. Ich denke nicht, dass wir etwaige "Filler" auf dem Album haben. Wir haben das geschrieben, was wir selbst gern auf dem Album gehört hätten, und das endet in einer großartigen Variabilität der Song. Der rote Faden ist zwar immer noch vorhanden, aber ein wenig versuchen wir auch zu experimentieren und neue Gebiete auszukundschaften. Ich werde definitiv sowohl großartige, epische Songs als auch härteres Zeug als bislang schreiben. Aber um darüber zu reden, denke ich, ist es noch etwas zu früh, hehe.

Was kannst du uns über die musikalischen Unterschiede zwischen der aktuellen Scheibe und dem Vorgänger "Immortal"  sagen?

Zunächst einmal ist es offensichtlich, dass die Songs von jemand anderem geschrieben wurden. Ich denke, wir haben uns ein wenig von den "Herr der Ringe"-Songs entfernt. Nicht, dass wir sowas nicht mehr mögen, aber so schreiben wir aktuell einfach nicht mehr. Ich denke, wir haben heutzutage eine etwas zügigere Songstruktur, was bedeutet, dass die Songs etwas besser ins Ohr gehen, wenn du mich fragst. Aber das ist eine recht subjektive Einschätzung und das liegt auch ungemein am Zuhörer. In vielen Reviews hat man uns mit SYMPHONY X, PAGAN'S MIND und EVERGREY verglichen und das liest sich doch nicht allzu schlecht, oder? Das sind allesamt Bands, die wir mögen und schätzen, aber wir hören natürlich auch durchaus härteres Zeug. Jedoch gehören da auch softerer Rock und Pop-Songs dazu, sodass die Inspiration von sehr vielen verschiedenen Musiktypen kommt.

Ein bestimmtes Konzept steckt aber nicht hinter der Platte, oder?

Nein, ein Konzeptalbum ist "Disciples Of The Sun" nicht. Es behandelt zwar verschiedene Aspekte des menschlichen Seins und manche haben auch ein politisches Statement. Ich denke sogar, dass man einige Songs dahingehend interpretieren kann, wie effektiv die Band nun wieder zurück ist, und das ist ziemlich witzig, weil wir diese Sichtweise nicht wirklich beabsichtigt hatten.

Gibt es denn eurerseits aus Pläne mit "Disciples Of The Sun" auf Tour zu gehen?

Nun, ich hoffe wirklich, dass wir rausgehen und einige gute Shows in diesem Sommer spielen können. Ein paar haben wir schon gespielt, aber ich befürchte, dass es für etwaige Festivaltermine ein bisschen zu spät ist. Nichtsdestotrotz, wenn uns irgendjemand sehen möchte, soll er sicher sein, dass wir mehr als nur bereit sind, hehe.

Und deine persönlichen Pläne für 2015?

Oh, ich werde noch viele Alben in diesem Jahr produzieren und abmischen. Das ist wahrscheinlich eines der beschäftigungsreichsten Jahre in meiner Karriere und ich bin ziemlich dankbar dafür, dass so etwas möglich ist. Desweiteren werde ich anfangen, neue Songs für PYRAMAZE und eventuell noch ein anderen Projekt, was da noch kommen wird, zu schreiben.

Eine Frage brennt mir noch auf der Seele, Jacob. Wie kamen PYRAMAZE und Matt Barlow eigentlich zusammen und habt ihr noch Kontakt zu euren ehemaligen Sängern?

Da bin ich leider der falsche Ansprechpartner, da unser ehemaliger Gitarrist Michael Kammeyer der Einzige ist, der diese Frage beantworten kann. Aber ich weiß, dass er seit langer Zeit ein großer ICED EARTH-Fan ist und es sein Traum war, einmal mit Matt Barlow zusammenzuarbeiten. Heutzutage ist es ja nicht mehr so schwierig mit deinen Idolen in Kontakt zu treten, wie es damals vielleicht war. Du musst ihn lediglich auf Facebook finden und ihm eine Mail zukommen lassen. Ich glaube, dass sie noch immer in Kontakt sind. Mit Lance King habe auch ich noch Kontakt. Wir sind gute Freunde und er ist ein verdammt cooler Typ.

Jacob, ich wäre mit meinen Fragen soweit durch und möchte mich noch einmal herzlichst bei dir für das Interview bedanken. Dir viel Erfolg mit der neuen, tollen PYRAMAZE-Scheibe und dir gebühren natürlich auch die letzten Worte an eure Fans und die Leser von POWERMETAL.de.

Dir noch einmal vielen Dank für die Möglichkeiten! Wir hoffen, dass wir so schnell wie möglich raus und ein paar Bierchen mit all den Metal- und PYRAMAZE-Fans außerhalb trinken können. Also drückt uns die Daumen, dass es bald auf Tour geht! Wir lieben euch!

Redakteur:
Marcel Rapp

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