Perlen der Redaktion: Mahoni Ledls Highlights 2023

05.02.2024 | 21:58

Wo soll ich anfangen und wo aufhören?

2023 gab es viele wirklich tolle Veröffentlichungen, weshalb es mir unmöglich war, eine auch nur halbwegs schlüssige Rangliste zu erstellen, da die meisten Alben sehr dicht beieinander liegen. Deshalb habe ich nur die ersten fünf in eine für mich halbwegs sinnvolle Reihenfolge gebracht, da diese mit Abstand am häufigsten meinen Plattenspieler in Beschlag genommen haben. Alle folgenden Alben habe ich einfach alphabetisch sortiert, ohne Wertung. Sogar drei Live-Alben, die mich einfach total begeistert haben (und ich bin ja bekanntlich ein Kind der 80er Jahre, in denen Live-Alben noch einen viel höheren Stellenwert hatten als heute), sind diesmal auf meiner Liste zu finden, was mich persönlich sehr freut.

Knapp an meinen Top 20 vorbeigeschrammt, aber nicht minder hörenswert, sind die Alben von:

INVICTI - "Songs Of Conquest", LUCIFUGE - "Monoliths Of Wrath", BLOOD STAR - "First Sighting", ANGRA - "Cycles Of Pain", BUCKCHERRY - "Vol. 10", CIRITH UNGOL - "Dark Parade", GATEKEEPER - "From Western Shore", THE HAMMER - "Cradle Of Fire" (EP), KNIFE - "Heaven Into Dust", MEGATON SWORD - "Might & Power", THE NIGHT ETERNAL - "Fatale", RAVEN - "All Hells Breaking Loose", RONNIE ATKINS - "Trinity", SORCERER - "Reign Of The Reaper", STRAY GODS - "Olympus", NEBELKRÄHE - "Ephemer", EXTREME - "Six", SULPHUR AEON - "Seven Crowns And Seven Seals", TYGERS OF PAN TANG - "Bloodlines", MISSION IN BLACK - "Profit Reign Supreme", NECK CEMETARY - "Bring Us The Head", FROZEN CROWN - "Call Of The North", SKULL AND CROSSBONES - "Sungazer", CENTURY - "The Conquest Of Time", WINGS OF STEEL - Gates Of Twilight", OWLBEAR - "Chaos To The Realm", BURNING WITCHES - "The Dark Tower", IMMORTAL - "War Against All", VANDENBERG - "Sin".

Nicht unerwähnt bleiben sollen die beiden Vinyl-Boxsets von RATT und WINGER, die mein Sammlerherz höherschlagen ließen. Gegenteilig hierzu steht das Preis-Leistungs-Verhältnis der MÖTLEY CRÜE Anniversary Box zum vierzigjährigen Jubiläum des Meisterwerks "Shout At The Devil". Die Box ist optisch und inhaltlich absolut stimmig und macht Laune, aber ein Verkaufspreis von unverschämten 169,- Euro für einen minimalen musikalischen Mehrwert ist eine absolute Frechheit. Da auch keines der beiliegenden Gimmicks diesen Preis auch nur annähernd rechtfertigt, soll sich diese Box schleunigst zum Gehörnten scheren.

Da ich mich gerade im Meckermodus befinde, schiebe ich gleich noch die drei meiner Meinung nach überflüssigsten Veröffentlichungen des letzten Jahres hinterher. VIRGIN STEELE liefert mit dem völlig überambitionierten Output "The Passion Of Dionysus" sowohl produktionstechnisch als auch kompositorisch die reinste Ohrenquälerei ab. Selbst auf die Gefahr hin, dass ich mich jetzt bei vielen Lesern und Kollegen unbeliebt mache, so muss ich an dieser Stelle auch den Fauxpas zweier Legenden ansprechen. METALLICA führt mich mit der ersten, äußerst vielversprechenden Singleauskopplung 'Lux Æterna' aber sowas von aufs Glatteis und überstrapaziert in der Folgezeit meine Aufmerksamkeitsspanne. Die meist gefühlt endlosen Songs auf ihrem Output "72 Seasons" langweilen mich damit fast zu Tode. SAXON schafft es mit "More Inspirations" die bereits 2022 völlig überflüssige Coverscheibe "Inspirations" in negativer Hinsicht noch einmal locker zu toppen. Nicht nur die Songauswahl, sondern auch die Produktion wirken diesmal wie ein lieblos zusammengeschusterter Schnellschuss, der dieser legendären Band in keiner Art und Weise gerecht wird. Ich bin ein großer und langjähriger Wegbegleiter von SAXON und auch hellauf vom 2024er Output "Hell, Fire And Damnations" begeistert, aber diese beiden Coveralben empfinde ich als reine Ressourcenverschwendung.  

Da fällt mir doch glatt noch ein Thema ein, zu dem ich hier auch noch kurz meinen Senf dazu geben möchte. Und zwar die durch nichts zu rechtfertigenden Preissteigerungen bei Vinyl. Ich könnte kotzen, wenn man neuerdings für ein normales Album im Schnitt um die 30,- Euro auf den Tresen legen muss. Von Deluxe-Editionen und ähnlichem will ich hier gar nicht erst anfangen. So, das musste jetzt auch noch kurz raus. Jetzt aber schnell zum eigentlichen Artikel.

Der Anfang gebührt WUCAN mit dem fantastischen Live-Album "Live At Deutschlandfunk". Die Dresdner sind eine der besten und intensivsten Livebands, die unser Land in Sachen Retro-Rock zu bieten hat. Einen großen Anteil daran hat Frontfrau Francis Tobolsky, die bei jedem Auftritt 150 Prozent gibt. Sie verfügt nicht nur über ein tolles Organ, sondern bereichert den WUCAN-Sound immer wieder gekonnt mit ihrem Querflötenspiel. Einfach grandios. Wer noch nie etwas von dieser außergewöhnlichen Band gehört hat, dem empfehle ich kurz, in einen der vielen Live-Mitschnitte reinzuschnuppern, die auf YouTube zu finden sind.


Udo Dirkschneider, seines Zeichens Godfather of German Heavy Metal, gelingt mit seinem aktuellen Werk "Touchdown" unter dem Banner U.D.O. mühelos eine Punktlandung. Was soll man über diese einzigartige Metal-Ikone noch großartig schreiben, was nicht schon an anderer Stelle zu lesen war? Die Karriere des Ausnahmesängers mit der unverwechselbaren Reibeisenstimme ist absolut faszinierend. An unzähligen Alben hat der gute Mann mit ACCEPT, U.D.O. oder DIRKSCHNEIDER mitgewirkt und dabei das Kunststück vollbracht, niemals ein schwaches Album zu veröffentlichen. "Touchdown" bietet gut fünfzig Minuten reinsten teutonischen Heavy Metal im typischen Dirkschneider-Stil, der frisch und unverbraucht klingt. So etwas schafft man nur, wenn man sich mit Leib und Seele dem Heavy Metal verschrieben hat. Wenn in diesen unsicheren Zeiten eines sicher ist, dann ist es die verlässliche Qualität aus dem Hause Dirkschneider.

Feinsten Epic Metal aus Griechenland kredenzt uns TRIUMPHER auf "Storming The Walls". Nicht selten werden hierbei Erinnerungen an die glorreichen alten MANOWAR-Zeiten geweckt, was nicht zuletzt an der grandiosen Stimme von Mars Triumph liegt. Als Anspieltipp sei hier der über siebenminütige Titelsong mit seinen Gänsehaut erzeugenden Chören empfohlen. Für mich absolut unverständlich, dass dieses Juwel bisher so wenig Beachtung in der Öffentlichkeit gefunden hat. Den nächsten Satz wird unser Rüdiger sicher nicht gerne lesen, aber MANOWAR würde heutzutage vermutlich töten, um noch einmal ein Album mit solch hoher musikalischer Qualität veröffentlichen zu können. MANOWAR plays, TRIUMPHER kills!

Dass das Allgäu weit mehr als Berge, Kühe, kulturelle und sprachliche Eigenheiten zu bieten hat, beweist THRILLER mit dem Debütalbum "Street Metal". Die junge Band aus Kempten schickt sich an, international gefeierten Truppen wie RIOT CITY die Stirn zu bieten. Hoher, aber nie zu hoher Klargesang, pfeilschnelle Gitarrenduelle und Refrains, die sich im Gehörgang festsetzen, sind die Markenzeichen der Allgäuer. Ich gebe euch hiermit Brief und Siegel, dass wir die Jungs schon bald auf erlesenen Festivals wie dem "Keep It True" sehen werden.  

Hölgs unantastbares Album des Jahres darf in meiner Aufzählung natürlich nicht fehlen. Wenn man Musik mit dem Attribut "schön" beschreiben würde, was ich natürlich nicht tun werde, dann würde man von "Voyage", dem zweiten Album aus dem Hause TANITH, und seiner erhabenen Schönheit förmlich erschlagen werden. Diese einzigartig warme Produktion ist eine absolute Ausnahmeerscheinung und erwärmt die Herzen der Zuhörer im Sturm. Gitarrenmelodien zum Verlieben und Dahinschmelzen und ein bezaubernder Wechselgesang von Cindy Maynhard und Russ Tippins machen dieses Album zu etwas ganz Besonderem. Russ Tippins Gesang weist in den mittleren Tonlagen übrigens eine frappierende Ähnlichkeit mit RIOT V-Sänger Todd Michael Hall auf.

Skandinavische Bands dürfen in einer gut sortierten Bestenliste natürlich nicht fehlen, und so übernimmt SCREAMER aus Ljungby, Kronoberg, den Anfang. Auf dem fünften Studioalbum "Kingmaker" serviert uns das Quintett zehn mehr oder weniger mit MAIDEN oder PRIEST angereicherte Heavy-Metal-Songs der Güteklasse 1A. Hat man erst einmal den Titelsong mit seinem eingängigen Refrain im Ohr, kann man sich der Magie dieser Platte kaum noch entziehen.

SAVAGE BLOOD
aus Osnabrück, einst aus der Asche von ENOLA GAY auferstanden, hat mit dem Zweitwerk "Wheels Of Time" nicht nur ein großartiges Album veröffentlicht, sondern auch direkt unseren letztjährigen November-Soundcheck gewonnen. Die Mischung aus klassischem Heavy Metal, Power Metal und Thrash Metal gepaart mit einem eigenständigen, kraftvollen Gesang hat nicht nur bei mir voll ins Schwarze getroffen. SAVAGE BLOOD sollte man auf jeden Fall im Auge behalten.

OVERKILL durfte ich 1987 als Vorband von HELLOWEEN in Kaufbeuren auf deren grandioser "Keeper Of The Seven Keys"-Tour zum ersten Mal live erleben. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich, dass dies ein eiserner Bund fürs Leben werden würde, der mir mittlerweile sogar in Form eines OVERKILL-Tattoos in Fleisch und Blut übergegangen ist. In schöner Regelmäßigkeit beglücken uns die Mannen um Frontmann Bobby "Blitz" Ellsworth aus New Jersey seither mit feinstem US-Thrash der Extraklasse. "Scorched" ist ihr, man höre und staune, bereits zwanzigstes Studioalbum und klingt dennoch so frisch und unverbraucht wie am ersten Tag.

Aufgrund des schrecklichen Krieges im Nahen Osten ist der mit Abstand traurigste Hintergrund meiner Perlen die Veröffentlichung der israelischen Band ORPHANED LAND und ihr zu Tränen rührendes Live-Werk "A Heaven You May Create". Im Jahr 2021, also noch während der Covid-19-Pandemie, nahmen die Israelis diese Show anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens mit einem 60-köpfigen Orchester auf. Dieser Mitschnitt ist übrigens auch auf DVD/Blu-Ray erhältlich und macht aus diesem wunderbaren Ohrenschmaus auch einen Augenschmaus. Selten war der Ausdruck "ganz großes Gefühlskino" so zutreffend wie hier.

Ganz andere Töne schlägt dagegen das Todeskommando OBITUARY auf "Dying Of Everything" an, das mit einem herausragenden Artwork aufwartet. Das bereits 1988 in Florida gegründete Quintett um die beiden Tardy-Brüder Donald und John findet hier zu alter Stärke zurück und überrollt seine Hörer mit Death Metal der Extraklasse. Mit 'Barely Alive', 'The Wrong Time' und 'My Will To Live' finden sich gleich drei Titel, die auf jeden Fall auf dem nächsten Live-Programm stehen sollten.

NIGHT DEMON
um Bandkopf und Tausendsassa Jarvis Leatherby macht es sich nicht leicht und veröffentlicht mit dem dritten regulären Album ein äußerst ambitioniertes Konzeptalbum, dem ein spannendes Horror-Konzept zugrunde liegt. Dabei gelingt den Jungs mühelos das Kunststück, dass "Outsider" auch ohne die übergeordnete Story hervorragend funktioniert. Soll heißen, dass jeder Song für sich genommen auch ohne den Story-Zusammenhang bestens bestehen kann. Ein tolles Artwork und jede Menge Killersongs runden das Gesamtpaket stilvoll ab. Fanherz, was willst du mehr?

Der Preis für den größten Exotenbonus geht hier an METAL CRUCIFIER aus Peru. Die fünf Herren haben mit ihrem zweiten Werk "The Strike Of The Beast" ein Album veröffentlicht, das gefühlt wie ein Faustschlag in die Fresse wirkt. Als Covermotiv wäre hier das ANTHRAX-Artwork zu "Fistful Of Metal" goldrichtig. Aber nicht nur das Artwork, sondern auch die unbändige Spielfreude erinnert an den Erstling der Amis um Scott Ian, da Sänger Julio Brendal wie eine Mischung aus Neil Turbin und Dan Beehler von EXCITER klingt. Wer also ein Faible für diese Old School der Marke ANTHRAX und EXCITER hat, sollte sich unbedingt das Video zu 'Nocturnal Curse' zu Gemüte führen. So und nicht anders sollte "Pure Fucking Heavy Metal" klingen.

Commander Piet Sielck nimmt mit seinem langjährigen Flaggschiff IRON SAVIOR und dem aktuellen Output "Firestar" direkten Kurs auf die Sterne. Keines der bisherigen Alben des sympathischen Hamburgers strahlt so hell wie dieses prachtvolle Album. Und das trotz einer mehr als beeindruckenden Diskographie. Völlig zu Recht wurde das Album deshalb mit dem goldenen Planeten, also dem ersten Platz unseres Oktober-Soundchecks ausgezeichnet. Typisch hanseatisches Power-Metal-Riffing trifft auf hymnische Refrains und sorgt für den ein oder anderen Gänsehautmoment.

Mein drittes und gleichzeitig letztes Live-Album in meinen Top 20 kommt von FIREWIND, der Truppe um Gitarrenhexer Gus G. Ich erinnere mich noch genau, als ich mir die Scheibe zum ersten Mal einverleibt habe und von der puren Energie dieser Aufnahme förmlich weggeblasen wurde. "Still Raging" besticht durch seinen authentischen Live-Sound und eine Band, die von der ersten Sekunde an durch unbändige Spielfreude zu begeistern weiß. Über Gus G. und sein außergewöhnliches Können noch viele Worte zu verlieren, hieße weiße Tauben nach Athen zu tragen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle den Mann hinter dem Mikro etwas mehr ins Rampenlicht rücken, denn was Herbie Langhans hier stimmlich abliefert, ist schlichtweg atemberaubend. Für mich gehört der blonde Lockenkopf schon lange zur absoluten Speerspitze der deutschen Heavy-Metal-Sänger-Elite. Dabei ist es völlig egal, welcher Band er gerade sein Organ zur Verfügung stellt, ob AVANTASIA, VOODOO CIRCLE, SINBREED oder seiner eigenen Band RADIANT, Herbie lässt einfach alles besser klingen. Wenn doch nur jedes Live-Album so herrlich echt klingen würde. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es dieses beeindruckende Album (noch) nicht auf Vinyl gibt.

Mit der vielversprechenden Überschrift "Ein Traum für alle Fans des klassischen Heavy Metal" leitet unser Jens Wilkens seine Neun-Punkte-Besprechung des vierten Albums der Schweden AIR RAID ein. "Fatal Encounter" heißt das gute Stück und serviert dem geneigten Melodic-Power-Metal-Fan neun typisch skandinavisch klingende Ohrwürmer par excellence. Da Jens mir sozusagen aus der Seele spricht beziehungsweise schreibt, leihe ich mir an dieser Stelle noch einmal sein mehr als treffendes Fazit aus seiner Rezension aus: "Auf "Fatal Encounter" ist keine Sekunde Füllmaterial auszumachen. Alles wirkt durchdacht und auf die Gesamtwirkung des Albums abgestimmt, das vor purer Spielfreude nur so strotzt. Eine erstklassige Produktion, eine perfekt harmonierende Instrumentalfraktion und ein überragender Sänger gehören zur Erfolgsformel."

Lauter Trommelwirbel eröffnet nun die Top 5 meiner Liste, die mit MDXX und dem selbstbetitelten Debütalbum beginnt. Hierbei handelt es sich um ein anonymes Projekt eines vermutlich schwedischen Musikers namens V, der hier für den Gesang verantwortlich ist und weitere musikalische Unterstützung von zwei Konsonanten, T und C, sowie einem Vokal, A, erhält. Ähnlich wie bei den äußerst populären GHOST, die hier definitiv als Vorbild dienen, werden auch hier Einflüsse aus 80er Metal und Hard Rock gekonnt vermischt. Der große Unterschied zu den großen GHOST ist allerdings, dass das Gehörte zwar auch eingängig ist, aber auf eine charmant schräge und kauzige Art und Weise. 'Gasbreather' eignet sich hervorragend als erste Hörprobe. Ich hoffe sehr, dass wir noch mehr von diesem hochinteressanten Projekt hören werden.

Aus dem schönen Breisgau, genauer gesagt aus Freiburg, kommt KERRIGAN, eine Band, die mit ihrem Debütalbum "Bloodmoon" in der Szene bereits ordentlich Staub aufgewirbelt hat. Ähnlich wie bei MDXX handelt es sich ursprünglich um ein Studioprojekt des Duos Bruno Schotten und Jonas Weber, die hier tatkräftig von Jonathan Döring am Schlagzeug unterstützt werden. Inzwischen kursieren aber Gerüchte, dass wir dieses Projekt auch live zu sehen bekommen werden, was absolut großartig wäre. Kategorisch ist die Musik der Jungs dem New Wave Of Traditional Heavy Metal zuzuordnen. Die acht Kompositionen umgibt ein mystisches Flair, wie ich es einst 1984 beim Debüt von WARLORD erleben durfte. Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wie lebendig und produktiv die Metal-Szene in Deutschland war und noch immer ist. Mit KERRIGAN reiht sich ein mehr als vielversprechender Newcomer in dieses elitäre Genre ein.

Die Bronzemedaille geht zu Recht an DOKKEN für das Album "Heaven Comes Down". Nein, mit den Klassikern "Tooth And Nail", "Under Lock And Key" oder auch "Back To Attack" kann das Album nicht ganz mithalten, muss es aber auch nicht, schließlich liegen zwischen diesen Karrierehöhepunkten und dem aktuellen Album mehr als dreißig Jahre. In dieser Zeit ist viel passiert. Die gesamte Musikindustrie hat sich ebenso verändert wie die aktuelle Besetzung. Bis auf Mastermind Don Dokken ist keines der damaligen Originalmitglieder mehr an Bord und auch am Gesang des Maestros hat der Zahn der Zeit kräftig genagt. Ähnlich wie Ian Gillan kann auch Don nicht mehr die stimmlichen Höhen von damals erklimmen und ähnlich wie bei DEEP PURPLE wurden die Kompositionen einfach dem Gesang angepasst. Herausgekommen ist ein beeindruckendes Album, das sowohl lässig nach vorne rockt als auch nachdenklich und ruhig wirkt und vor großartigen Songs nur so strotzt. Vielleicht ist es sogar der Schwanengesang des Ausnahmesängers, der leider mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, ist "Heaven Comes Down" ein mehr als würdiger Abschluss seiner schillernden Karriere.

Silber geht an Michael Poulsen, den kreativen Kopf hinter VOLBEAT, der mit seinem neuen Projekt ASINHELL und dem Dreher "Impii Hora" zumindest für mich die musikalisch wohl überraschendste Veröffentlichung 2023 rausgehauen hat. Der gebürtige Däne frönt hier seiner Vorliebe für skandinavischen Death Metal. Nie und nimmer hätte ich mit so einem Brett gerechnet, denn mit seiner Hauptband VOLBEAT schlägt der Sympathikus ganz andere Töne an. Die Produktion ballert ohne Ende, die Songs sind kompakt und auf den Punkt komponiert und ein Marc Grewe brüllt sich die Seele aus dem Leib, als säße ihm der Leibhaftige im Nacken. Dieses Album ist eine Blaupause dafür, wie Death Metal zumindest nach meinem Geschmack klingen sollte!

Mit dem vierten Studioalbum "None For All" hat sich COMANIAC den Platz auf dem Thron redlich verdient. Laut unserem Holger Andrae beweisen die Eidgenossen einmal mehr Weltklasse-Niveau und einer Koryphäe wie ihm widerspricht man eigentlich nie oder zumindest nur ungern. Technisch anspruchsvoller Thrash wird hier über die volle Albumdistanz zelebriert. Die Refrains sind diesmal etwas eingängiger als bei den Vorgängern, was den Wiedererkennungswert erhöht, ohne auch nur einen Millimeter kommerzieller zu wirken. Die teilweise recht komplexen Songstrukturen der Aarauer werden meist mit einer derart infernalischen Intensität vorgetragen, dass einem schon mal Hören und Sehen vergehen kann. Messerscharfes Riffing, göttliche, melodische Gitarrenharmonien, tightes Drumming und ein fieser, angepisst keifender Sänger bilden die Essenz der acht enthaltenen Tracks. COMANIAC brennt hier ein verdammt räudiges und abwechslungsreiches Thrash-Metal-Feuerwerk erster Güte ab. Bitte mehr davon!

Nun bin ich auch schon am Ende angelangt und würde mich freuen, wenn ihr durch meinen Artikel zumindest ein kleines, neues Perlchen für euch entdecken konntet. Ich bedanke mich für eure kostbare Zeit, euer Interesse an meinem Artikel und wünsche euch allen ein rockiges, erfolgreiches, wunderschönes und vor allen Dingen gesundes Jahr 2024!

Cheerz, euer Mahoni.

 

Rang

Band Album
01. COMANIAC None For All
02. ASINHELL
Impii Hora
03. DOKKEN
Heaven Comes Down
04. KERRIGAN
Bloodmoon
05. MDXX
MDXX
06. AIR RAID
Fatal Encounter
07. FIREWIND
Still Raging
08. IRON SAVIOR
Firestar
09. METAL CRUCIFIER
The Strike Of The Beast
10. NIGHT DEMON
Outsider
11. OBITUARY
Dying Of Everything
12. ORPHANED LAND
A Heaven You May Create
13. OVERKILL
Scorched
14. SAVAGE BLOOD
Wheels Of Time
15. SCREAMER
Kingmaker
16. TANITH
Voyage
17. THRILLER
Street Metal
18. TRIUMPHER
Storming The Walls
19. U.D.O.
Touchdown
20. WUCAN
Live At Deutschlandfunk

Redakteur:
Mahoni Ledl

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