QUEENSRYCHE: Interview mit Geoff Tate

26.07.2009 | 09:35

Geoff Tate über die Gründe für eine schwach besuchte Tour und seine mittelfristigen Zukunftspläne.

Geoff Tate ist eine Ikone des Metal und hat mit QUEENSRYCHE mehr als zehn Jahre den progressiven Metal geprägt. Alben wie "The Warning", "Rage For Order", "Operation: Mindcrime" oder "Empire" dürfen in keiner Sammlung fehlen. Doch in den letzten Jahren haben QUEENSRYCHE viel Kredit verspielt. Die Erwartungshaltung der Fans kann nur noch selten erfüllt werden. Klar, "Tribe", "Operation: Mindcrime II" und das aktuelle Werk "American Soldier" sind sicher nicht schlecht, aber für viele eben auch nicht mehr die große Offenbarung. Das zeigt sich auch bem Konzert in Berlin, dass vom Huxley's in den deutlich kleineren Columbiaclub verlegt wurde. Und das trotz der Ankündigung viele Songs von "Empire" und "Rage For Order" zu spielen. Geoff Tate, mit dem ich vor dem Konzert sprach, zeigt sich davon wenig beeindruckt. "Ich bin nicht enttäuscht, dass so wenige Leute zu diesem Gig kommen, ich bin einfach froh zu spielen", begegnet er meiner Frage nach der kleineren Halle. Und ob die Erfolgskurve von QUEENSRYCHE in seinen Augen jetzt nach unten zeigt, verneint Geoff ebenfalls. "Weißt du, ob so ein Konzert erfolgreich wird, ist von zu vielen Faktoren, die wir nicht beeinflussen können, abhängig. Es ist Festivalsaison, das Wetter ist toll, der Promoter hat vielleicht nicht so gut gearbeitet und die Werbung für das Konzert war entsprechend nicht so gut. In erster Linie sind nun mal die Promoter verantwortlich dafür, die Leute in die Halle zu bekommen. Aber es gibt mittlerweile so viele davon, die keine Ahnung haben, was sie da tun. Sie wissen nicht, wie man eine Band bewirbt, welche Zielgruppe die Band hat, wie die Musik klingt. Dabei verlieren sie teilweise ihr letztes Hemd, denn sie können viel Geld in den Sand setzen. Das ist auch der Grund, warum wir unser Geld immer vorher bekommen. So sind wir unabhängig davon, wie viele Zuschauer letztendlich kommen und können uns auf die Show konzentrieren. Es ist einfach so, dass wir manchmal in einem Jahr in einer Location 2.000 Leute gezogen haben und im nächsten Jahr mit einem neuen Promoter nur noch ein paar Tickets losgeworden sind. Wie voll die Halle ist, reflektiert also nicht das Interesse an der Band und der Musik, sondern ist nur ein Teil des Business."

Fragen zu dem aktuellen Album sind Monate nach der Veröffentlichung nicht mehr besonders spannend. Dennoch möchte ich natürlich wissen, ob eine der Geschichten, die er von den Soldaten gehört hat, Geoff besonders beeindruckt hat. "Was mich beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass wir eigentlich nichts über den Krieg wissen. Wie es sich anfühlt Soldat zu sein, welchen Druck man, welche Gefühle man durchlebt. Die wenigsten Menschen sind Soldaten und noch weniger waren je in einem Krieg und die Vorstellung, die wir als Gesellschaft vom Krieg haben, ist ganz anders als das, was die Soldaten mir erzählt haben. Und es gibt nur einen Weg zu begreifen, was der Krieg wirklich mit den Menschen macht. Wir müssen mit ihnen reden. Über dieses Thema zu reden, hat mich zu einer ganz neuen Sichtweise geführt, die die Grausamkeiten und den Irrsinn des Krieges noch deutlich verstärkt hat. Das Album ist in dieser Hinsicht so eine Art Kommunikationsmittel. Für die Gesellschaft im Allgemeinen, aber vor allem auch für die Familien der Soldaten, damit sie verstehen, was ein Soldat durchmachen muss. Und für die Soldaten, damit sie wissen, dass sie nicht alleine dastehen, dass sie mit jemanden darüber reden können, um so sich selbst besser zu verstehen."

Mit der Idee "American Soldier" zum Episodenfilm zu verarbeiten, stehe ich nicht alleine. "Ja, die Idee hatte ich auch schon, auch wenn da nocht nichts Konkretes geplant ist. Aber ich schreibe Alben gerne schon so, als wäre es ein Drehbuch. Deshalb liebe ich das Arbeiten an "Operation: Mindcrime", "American Soldier" oder "Promised Land" so. Ich liebe es Verknüpfungen zwischen den Songs herzustellen, Fäden zu spinnen und schon die Lyrics so zu schreiben, dass sie gut visualisiert werden können." Und wenn Geoff so etwas angehen würde, dann auch richtig. "Ich habe ja auch schon als Regisseur für die "Operation: Mindcrime"-Clips und einige andere unserer Videos gearbeitet und habe schon Bilder & Visionen, wie ich unsere Songs umsetzen würde." Überhaupt fehlt es Geoff Tate nicht an Plänen für die nähere und fernere Zukunft: "Das Leben ist viel zu kurz, um alles zu tun, was ich tun möchte. Ich habe damit begonnen Wein anzubauen und der letzte Jahrgang war ein ziemlicher Erfolg, so dass ich hier noch mehr Zeit investieren werde. Zudem ist geplant "Operation: Mindcrime" am Broadway aufzuführen. Auch hier bin ich sehr stark involviert. Es wird eine Show, die so umgesetzt wird, wie QUEENSRYCHE es sich vorstellt. Wir arbeiten am Skript mit und haben viel Einfluss auf das Endergebnis." Doch damit nicht genug: "Ich bin zudem demnächst als Schauspieler zu sehen (in "Pray For Light" - PK) und habe auch Soundtracks komponiert (für "Fallen Moon" & "Pray For Light" - PK)". Das sind allerdings nur die eher konkreten Pläne für die kurzfristige Zukunft. "Für die fernere Zukunft habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich habe mich immer eher treiben lassen vom Leben und die Dinge gemacht, die sich ergaben. Wenn man seine Zukunft zu sehr in eine Richtung plant, verpasst man zu viele Möglichkeiten. Das wollte ich nie."

Redakteur:
Peter Kubaschk

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