RAZORBACK: Interview mit Rolf Munkes
01.01.1970 | 01:00Rolf Munkes, Gitarrist der Ende 2000 aufgelösten VANIZE und heute bei MAJESTY im Dienst, ist mit seiner neuen Band RAZORBACK in den Startlöchern und hat auch ansonsten noch so einige Eisen im Feuer. Kurz vor Mitternacht am Mittwoch vergangener Woche rief mich Rolf, der gerade mit MAJESTY auf Tour ist, an, um mir ein paar kurze Fragen zu beantworten. Nach kurzen Verständigungsschwierigkeiten zwischen seinem Handy und meinem Lautsprechertelefon kamen wir dann auch recht schnell zur Sache:
Rolf:
Sag mal, du bist doch hier um die Ecke, warum haben wir uns eigentlich nicht getroffen?
Klaus:
Wieso? Wo seid ihr denn heute?
Rolf:
In Aschaffenburg...
Klaus:
Naja, das sind schon so um die 80 Kilometer, aber das wäre es bestimmt wert gewesen, wenn ich mal früher auf den Plan geschaut hätte. Seid ihr gerade fertig mit dem Auftritt?
Rolf:
Ja, eben gerade schnell noch was gegessen und jetzt sind wir fertig.
Klaus:
Und wie läuft es so? Ihr seid mit U.D.O. unterwegs, oder?
Rolf:
Ja, genau, mit U.D.O., die Tour läuft wirklich gut bis jetzt.
Klaus:
Ich muss jetzt aufpassen, dass wir nicht zu viel über MAJESTY zu reden. Wie kommst du selbst damit klar? Eben noch als Gitarrist von MAJESTY auf der Bühne und im nächsten Moment ein Interview als Mainman von RAZORBACK, gibt es da nicht mal so etwas wie kurzzeitige Identitätsprobleme?
Rolf:
[lacht] Nee, überhaupt nicht, ich kann da direkt den Schalter umlegen, das ist kein Problem für mich. Ich finde das auch ganz interessant, so zwei verschiedene Dinge zu haben, das macht auch einfach mehr Spaß.
Klaus:
Naja, was heißt hier zwei verschiedene Dinge? Du hast ja eigentlich genug Dinge um die Ohren.
Rolf:
Ja, stimmt, aber ich brauche das.
Klaus:
Aber was die Fans und Leser vermutlich mehr interessiert als eventuelle Identitätsprobleme, ist wohl eher, was RAZORBACK langfristig für dein Engagement bei MAJESTY bedeutet.
Rolf:
Na, hoffentlich eine gute Konkurrenz [lacht]. Nee, also für mich als Arbeit hoffentlich eine gute Konkurrenz, aber ich hoffe schon, dass das längerfristig etwas wird.
Klaus:
Du meinst, parallel mit beiden Bands?
Rolf:
Ja, klar, da hebt weder das eine das andere auf, noch umgekehrt.
Klaus:
Und wie sieht es mit EMPIRE aus? Ist da noch auf mehr zu hoffen oder war das eher ein Projekt als eine Band?
Rolf:
Ich bin noch am überlegen, aber das hängt davon ab, ob ich einen adäquaten Plattendeal finde. Ich würde schon gerne; das Arbeiten mit Neil Murray [Anm.: Gitarre, u.a. COLLOSEUM, WHITESNAKE, BLACK SABBATH, BADLANDS u.v.m], Don Airey [Anm.: Keyboard, u.a. MICHAEL SCHENKER, RAINBOW, COLLOSEUM, ULI JON ROTH, TEN, WHITESNAKE, OZZY OSBOURNE, GARY MORE, BRIAN MAY und mindestens ein Dutzend andere] und Tony Martin [Anm.: Gesang, u.a. BLACK SABBATH] war schon geil.
Klaus:
Klasse Leute, klasse Musik dabei herausgekommen, aber leider sehr wenig Promotion dafür gelaufen.
Rolf:
Ja, ich hatte auch gerade mit Neil per E-Mail Kontakt und der hat auch gefragt, ob wir noch was machen und dass Tony Martin auch frei wäre. Schaunmermal, ich bin jetzt erst mal am gucken, ob ich da auch einen Deal kriege, bei dem ich etwas mehr Input bekomme als beim letzten Mal.
Klaus:
Ich vermute, dass du über Neil Murray von EMPIRE an den Stefan Berggren rangekommen bist, der ja mit Neil bei COMPANY OF SNAKES war. Wie ging das mit dem Kontakt vonstatten?
Rolf:
Wir kannten uns ja schon, die waren mit COMPANY OF SNAKES auf Tour, als ich mit Neil Murray gearbeitet hatte und wir die erste EMPIRE, "Hypnotica", gemacht haben. Da haben wir uns schon kennen gelernt und ein paar mal kurz zusammen gesprochen. Dann hatte ich mal mit Neil telefoniert und der sagte mir, dass der Stefan bei COMPANY OF SNAKES raus sei, und da wir gerade einen Sänger gesucht hatten, habe ich dann gleich mit dem telefoniert: 'Hallo, ich bin es, erinnerst du dich an mich? Ich schicke dir mal ein Demo'. Naja, er hat das Demo gehört und gleich mitgearbeitet, das hat mal gut gepasst.
Klaus:
Stefan bringt so einen gewisse bluesige Note in 'Animal Anger' mit ein und einige Songs könnte man sich, in softerer Form, durchaus auch bei älteren WHITESNAKE oder auch RAINBOW vorstellen. Kam das ein bisschen durch Stefan oder war das beabsichtigt und du hattest schon vorher so einen Sound im Kopf?
Rolf:
Nee, wir haben das ja eigentlich für VANIZE produziert, wir sind ja zum Großteil alte VANIZE-Leute. Wir haben uns dann ja vom Peter Dirkschneider getrennt und uns gesagt, dass wir jemand Neuen brauchen, und da haben wir dann die Songs schon umgeschrieben. Die Hälfte des Materials war eigentlich damals für VANIZE gedacht, das haben wir dann umgebaut und geschaut, dass wir etwas Neues daraus machen. Und als wir dann wussten, wer das singt, haben wir das natürlich auf Stefans Stimme hin neu arrangiert und umgebastelt. Das sollte schon etwas härter sein, aber ich finde, dass das Harte gerade mit dem bluesigen Touch in der Stimme schon einen gewissen Reiz ausmacht.
Klaus:
Absolut. Ich habe sie zwar erst zweimal gehört, aber mir gefällt das gut. Bist du mit dem Sound zufrieden? Ich vermute mal, dass das die erste Scheibe ist, die du im eigenen Studio aufgenommen hast, mit dir an den Reglern?
Rolf:
Ich bin eigentlich sehr zufrieden. Da gibt es natürlich noch ein paar Sachen - ich wäre ja nicht der Rolf Munkes, wenn ich nicht mir selbst gegenüber kritikfähig oder anspruchsvoll wäre - die man besser machen könnte, aber für die erste Scheibe im eigenen Studio bin ich sehr zufrieden. Der Hammer ist, dass ich bisher nur bessere Soundreviews habe als mit der EMPIRE. Die Leute schreiben öfter und positiver über den Sound der RAZORBACK als über den der EMPIRE.
Klaus:
Ist das eher leichter, sein eigenes Material zu produzieren als fremde Bands oder ist ein bisschen Abstand vielleicht sogar eher besser?
Rolf:
Also ich wollte dieses Mal wirklich nicht mehr mit einem Produzenten zusammenarbeiten, das war schon ganz gut so. Da musste halt der Gitarrist zum Produzent werden und umgekehrt und immer wieder variieren und aufhüpfen. Das kann ich aber ganz gut, das habe ich mittlerweile gelernt, durch die Arbeit mit EMPIRE und mit Stefan Kaufmann. Das hat gut geklappt.
Klaus:
Du bist nach dem Ende von VANIZE ja schon kurze Zeit später bei MAJESTY eingestiegen, was haben eigentlich Marcus (Bass) und Pierre (Drums) in der Zwischenzeit gemacht?
Rolf:
Die haben schon ganz normale Jobs, die zwei, aber wir haben immer geschaut, dass wir das wieder an den Start kriegen. Uns war immer klar, dass wir was machen wollen und haben das dann auch gemacht. Es hat halt sehr lange gedauert, bis wir einen guten Sänger gefunden hatten. Wir haben in Deutschland Sänger gesucht, aber die wollten alle nur Projekte machen und das war auch nicht so ganz das richtige Ding, wir wollten einfach etwas anderes haben.
Klaus:
Habe ich das richtig aufgeschnappt, dass die zweite Gitarre mit Chris ursprünglich gar nicht geplant war?
Rolf:
Nee, richtig geplant war das nicht. Aber wir wollten auch die Option haben, das live zu machen, und da musste für den Sound einfach eine zweite Gitarre her. Der Chris und ich haben uns mal bei einem MALMSTEEN-Konzert kennen gelernt und da hat sich das dann so entwickelt, da haben wir uns dann gesagt, nehmen wir auf die Scheibe doch gleich einen zweiten Gitarristen mit drauf.
Klaus:
Stichwort Malmsteen: Wenn mich meine bescheidenen Kenntnisse in klassischer Musik nicht täuschen, hast du bei 'The Hymn' doch Beethoven zitiert, oder?
Rolf:
Ja. Aber das war keine Absicht. Das war ein Thema, das mir irgendwie ins Ohr kam, noch in der VANIZE-Zeit. Den Song haben wir schon vor zweieinhalb Jahren gemacht, da hatten wir mit Dirkschneider und den anderen Jungs im Proberaum gesessen und da kam mir die blöde Idee und wir haben das einfach gespielt, und beim Spielen ist uns dann erst gekommen: 'Mensch, das kennt man doch irgendwie'. War aber ein richtiger Zufall und nicht geplant.
Klaus:
Die Reaktionen der Fachpresse auf "Animal Anger" sind fast wie aus einem Mund: Da sind Profis am Werk, keine bahnbrechenden Innovationen, aber satter Melodic Metal. Bist du selbst mit dem Werk und mit den bisherigen Reaktionen zufrieden?
Rolf:
Ich bin mit den Reviews sehr zufrieden, die sind ja auch alle recht positiv, und ich bin auch mit dem Ding zufrieden. Wir haben auch sehr lange daran gearbeitet und wir haben das nicht früher raus, bevor alle zufrieden waren. Wir haben über ein Jahr im Keller im Studio gesessen mit dem Ding, die Scheibe war schon richtig Arbeit.
Klaus:
Stehen schon irgendwelche Tourpläne an?
Rolf:
Leider noch nicht. Wir sind am gucken und müssen auch einfach mal sehen, wie das jetzt anläuft und ob wir da auch Support von der Firma kriegen, von Massacre Records.
Klaus:
Auf jeden Fall viel Glück damit, mir gefällt es richtig gut. Ich kann mir vorstellen, dass das ganz gut abgehen würde.
Rolf:
Live wäre das ein Hammer. Ich habe den Berggren auch schon zigmal live gesehen, das macht schon Spaß mit dem. Wir haben uns auch gut verstanden, wir haben ja hier in Deutschland auch schon Fotosessions gemacht. War schon geil, wir haben richtig Spaß miteinander gehabt.
Klaus:
Bist du ein Internetfreak? Du bist immerhin gleich mit drei Homepages im Web vertreten, falls ich keine übersehen habe?
Rolf:
Ich habe vier...
Klaus:
Siehst du, doch eine übersehen...
Rolf:
Ich habe die Rolf Munkes-Seite [Anm.: http://www.rolfmunkes.com ], dann die Band-Seite von EMPIRE [Anm.: http://www.empire-rock.com ], habe die RAZORBACK-Seite [Anm.: http://www.razorback-online.com ] und dann noch meine neue Studio-Seite [Anm.: http://www.empire-studios.de ]. Muss man ja heute haben.
Klaus:
Hast du auch ein persönliches Faible dafür oder ist das nur notwendiges Übel?
Rolf:
Nee, da habe ich schon ein Faible, habe DSL-Anschluss mit Flatrate und schaue viel im Internet, hol da alle meine News her und schaue, dass ich aktuell bin und auch präsent. Ich finde es auch ein gutes Medium, gefällt mir.
Klaus:
Also, noch mal viel Glück, kann eigentlich nur gut werden. Wo geht es jetzt als nächstes hin?
Rolf:
Wir spielen als nächstes in Nürnberg...
Klaus:
Na, zum Glück keine so große Strecke. Ich lasse dich jetzt mal in Ruhe, du willst wahrscheinlich unter die Dusche, ein paar Bier trinken und in die Falle gehen...
Rolf:
Ja, wird bestimmt noch später heute im Bus.
Klaus:
Tschüss, danke dir, viel Spaß noch und Gruß an Tarek.
Rolf:
Ja, mach ich. Tschüss, danke dir, Klaus. Bis bald.
- Redakteur:
- Klaus Coltrane