RHAPSODY: Interview mit Luca Turilli

01.01.1970 | 01:00

Kaum eine andere Band hat so einen sensationellen Aufstieg hinter sich wie RHAPSODY. Mit dem neuesten Output "Power Of The Dragonflame" beschließen RHAPSODY nun ihre "Emerald Sword Saga". Grund genug, um Luca ausgiebig zu löchern.

Georg:
"Power Of The Dragonflame" ist wohl das härteste Album, das ihr bisher herausgebracht habt, wie kam es zu dieser Steigerung?

Luca:
Nun, es war eigentlich normal für uns, in diese Richtung zu komponieren. Die Lyrics waren etwas "härter" als bei "Dawn Of Victory", Außerdem ist es der letzte Teil der Saga, es ist die meiste Tragik in der Story und die Musik mußte das ja auch wiederspiegeln.

Georg:
Die barocken Elemente sind bei euch immer unwichtiger geworden. Dabei hatten genau diese euer Debut zu etwas Besonderem gemacht.

Luca:
Wir denken einfach mehr über die Arrangements nach, seitdem wir diesen Hollywood Metal spielen. Die orchestrale Einbindung war auf "Rain Of A Thousand Flames" der von "Legendary Tales" ziemlich ähnlich. "Rain Of A Thousand Flames" kam ja erst vor 4 Monaten auf den Markt und wir wollten schon etwas anders klingen. Wir wollten es etwas sinfonischer und agressiver haben. Und um der Saga zu folgen, haben wir es bevorzugt, diesen härteren Stil zu wählen.

Georg:
"The Demons Awake" hat eine sehr untypische Gesangslinie.

Luca:
Ja, klar, wenn die Dämonen herauskommen, ist es unpassend, einen melodischen Song zu machen. Das muß schon aggressiver klingen.

Georg:
Euer sinfonischer und bombastischer Sound war auf der letzten Tour sehr schwer umzusetzen.

Luca:
Oh ja, dem war so.

Georg:
Was wollt ihr diesmal anders machen, damit es sich nicht mehr so "furchtbar" anhört?

Luca:
Nun, wir sind ja diesmal der Headliner und das verändert schon mal alles. Du hast deine eigenen Leute in der Crew, an der Technik, am Sound, am Licht usw. Die STRATOVARIUS Tour war für mich und Alex die Hölle. Wir hatten ja keinen Einfluss darauf, wie das klingen sollte. Es war für uns eher eine Lotterie. Gerade duch die vielen Samplereinspielungen ist es halt auch sehr schwierig geworden. Aberjetzt. da wir Headliner sind, haben wir einfach mehr Möglichkeiten, auf all diese Dinge Einfluss zu nehmen.

Georg:
Werdet ihr einen Chor und ein Orchester aufbieten?

Luca:
Nein, das können wir einfach nicht leisten. Die EP "Rain Of A Thousand Flames" hat uns schon einen finanziellen Verlust von 100.000 DM beschert. Ein Orchester und ein Chor wären einfach zu teuer.

Georg:
Was habt ihr sonst für Effekte geplant?

Luca:
(lacht). Das werde ich jetzt noch nicht verraten. Aber wir haben uns da schon einiges überlegt.

Georg:
Denkst du manchmal, es wäre besser, nur als Studio-Band zu existieren?

Luca:
Nein, warum auch?

Georg:
Nun, manche Soundmixer haben mir auf der Tour gesagt, es sei schier unmöglich euch eine gute Klangnote zu verpassen.

Luca:
Nun, auf dieser Tour wollen wir das natürlich überprüfen. Wir glauben aber daran, dass es möglich ist, unseren Sound auch live umzusetzen.

Georg:
Habt ihr auch an ein Live-Album gedacht?

Luca:
Natürlich haben wir das. Das ware eine fantastische Geschichte. Aber zuerst müssen wir natürlich wissen, ob der Sound auch ordentlich rüberkommt.

Georg:
Wurde das Konzept der "Emerald Sword Saga" von Album zu Album weiterentwickelt, oder hattest du das schon im Kopf und hast nur noch an den Feinheiten gearbeitet?

Luca:
Nun, die Grundidee war schon von Anfang an fertig. Ich hatte schon ungefähr die Hälfte in meinem Kopf. Natürlich haben wir das Konzept dann für jedes Album ausgefeilt, um einfach das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. So habe ich mir auch die Möglichkeit offen gehalten, einige Sachen in der letzten Minute noch völlig anders zu arrangieren.

Georg:
Nachdem die Saga nun fertig ist. Wie wird es weitergehen?

Luca:
Nun, da gibt es ja diesen unglaublichen Film, den "Herr der Ringe". Ich würde gern ein RHAPSODY Album schreiben, das als metallischer Soundtrack für diesem Film gelten könnte. Dann habe ich eine neue Saga "The Lost Secrets Saga", die auf dem sechsten Album beginnen wird, aber um darüber zu erzählen ist es einfach noch etwas zu früh. Das fünfte Album wird ein etwas aggressiveres Produkt. Ich nehme die Ideen von einer speziellen Situation. Meine Großeltern leben sehr nahe an dem Konflikt in Jugoslavien. Und darüber will ich eine Fantasy-Geschichte schreiben. Es soll kein RHAPSODY-gewohntes Album werden.

Georg:
Der Sprecher auf euren Alben hat keine besonders kraftvolle Stimme. Hast du vor dieses zu ändern?

Luca:
Sicher, aber wir wollten während der Saga nicht mittendrin den Sprecher austauschen. Es sollte ja ein Gesamtwerk sein. Doch jetzt haben wir wieder die Möglichkeit vieles auszuprobieren. Und der nächste Sprecher wird eine kraftvollere Stimme haben.

Georg:
Wieviel fertiges Material nehmt ihr schon mit ins Studio?

Luca:
Wir nehmen ja Demos auf, bevor wir ins Studio gehen, die hört sich dann Sascha Päth (Produzent) an. Sascha weiß genau was wir wollen. Er kommt natürlich noch mit Details an, wie man was besser machen könnte. z.B. bei den Drums. Alex und ich sind keine Drummer, von daher sind Saschas Ideen da auch hilfreich. Aber an sich sind die Songs fertig.

Georg:
Alessandro Lotta hat die Band verlassen. Wie kam es dazu?

Luca:
Nun, wir haben ihn herausgeschmissen. Wenn du 24 Stunden am Tag über mehrere Wochen in einem Haus verbringst, um ein neues Album aufzunehmen, dann muß es einfach passen. Du mußt einfach zusammenpassen um zu überleben. Alessandro war ein guter Basser aber er hat vom Charakter nicht so gut zu uns gepasst. Und es ist besser in für die Band daß er gegangen ist. Das witzige ist, daß wir, seitdem er nicht mehr in der Band ist, wieder gute Freunde sind.

Georg:
Wer hat den Basspart übernommen?

Luca:
Der Junge heißt Patrice Guers. Er ist einer der besten französischen Basser. Er hat zwar bisher eher in Jazzbands gespielt, ist aber in der Lage, alles zu spielen. Und solche Leute brauchen wir, um uns weiterzuentwickeln.

Georg:
Hast du auch wieder ein Soloalbum geplant?

Luca:
Ja klar, ich habe geplant, eine zweite Soloscheibe zu machen. Ich hatte bisher nur zu wenig Zeit, das Album in Angriff zu nehmen, wegen der CD's "Power Of The Dragonflame" und "Rain Of A Thousand Flames". Am neuen Album werden einige spezielle Gäste mitwirken, die ich aber jetzt noch nicht verraten möchte. Es soll auch etwas mehr vom typischen Rhapsody-Stil entfernt sein, noch mehr als "King Of A Nordic Twilight". Im September soll es in den Läden stehen.

Georg:
Es hat ziemlich lange gedauert, bis ihr eine Website hattet. Und selbst jetzt ist nur ein Forum online.

Luca:
Nun, es ist unglaublich. Es haben schon Tausende Leute reingeschrieben. Am 11. 3. soll dann auch die erste Version fertig werden. Unser deutscher Webmaster Carsten hat die Seite für uns realisiert. Er ist großartig.

Georg:
Wie war das für euch, von Nirgendwo bis ganz nach oben durchzustarten?

Luca:
Wir sind ja immer noch Niemande. Wir sind zwar im Metalbereich relativ "groß". Aber im Vergleich zum restlichen Musikmarkt sind wir immer noch ein kleines Licht. Wir wollen die Leute positiv beinflussen und den Kontakt zu ihnen pflegen. Deswegen auch die Website, wo wir oft auch selbst draufgehen, um Fragen an uns zu beantworten. Viele Leute denken nur noch ans Geld, wenn sie "größer" werden. Mir ist das Geld relativ egal, solange ich genug davon habe, um weiter meine Visionen und Ideen zu verwirklichen. Was habe ich davon, mehr Geld als andere zu haben, wenn ich tot bin? Für mich ist es besser das Geld zu investieren.

Georg:
Wie denkst du über Online-Magazine?

Luca:
Finde ich fantastisch. Ich glaube, dass dies ohnehin die Zukunft sein wird. Ich bin sehr oft im Internet um mich zu informieren. Ich denke, schon bald wird das Internet auch Printzines verdrängen. (Wird es nicht, Luca!!! - der Lektor Eddie *g*)

Georg:
Wie lebt die Metal-Szene in Italien?

Luca:
Nun, ich selbst lebe seit einiger Zeit schon in Frankreich, weil ich dort eine Freundin habe. Diese Frage solltest Du lieber Alex stellen, da er noch in Triest lebt.

Georg:
Wie denkst du über MP3?

Luca:
Für mich sind MP3s sehr langweilig. Ich gehe lieber in den Laden und höre mir dort eine CD nach der anderen an. MP3s können mir das nicht bieten. Es ist ein langweiliges Format, ohne Cover und ohne Texte.
Und dann mußt du ewig warten bis der Song heruntergeladen ist. Oft bricht der Download auch noch ab. Nein, da hab ich wirklich keine Lust drauf.

Georg:
Hast du noch ein paar letzte Worte an unsere Leser?

Luca:
Ich würde mich freuen, wenn viele Menschen auf unsere Shows kommen würden. Wir sind das erste Mal Headliner, und es wäre schön, wenn uns möglichst viele Metalfans unterstützen würden.

Redakteur:
Georg Weihrauch

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