RUTHLESS: Interview mit Sandy und Sammy
12.01.2024 | 16:36Das neue RUTHLESS-Album ist einmal mehr ein Bolzenschneider vor dem Herrn geworden und glänzt als lichterloh brennendes Highlight schon früh im neuen Jahr vor lauter US-Metal-Vibes und Stärke. Richtig, viereinhalb Jährchen nach "Evil Within" haben Bassist Sandy und Co. es definitiv nicht verlernt, sich durchzusetzen. Darum sprachen wir mit ihm sowie Sänger Sammy über "The Fallen" und tauchen etwas tiefer ein in Bollwerk Nummer vier.
Und ob des neuen Albums könnte die Laune bei Sandy kaum besser sein. "Der Band geht es gut und wir sind alle sehr gespannt auf das neue Jahr und die Veröffentlichung unseres neuen Albums. Wir freuen uns darauf, einige der neuen Songs live für die Fans zu spielen." Dem kann sich Frontmann Sammy nur anschließen. "Wie Sandy schon sagte geht es uns echt gut und sind bereit für einige Live-Shows, damit die Fans die neuen Songs hören können."
Seit "Evil Within" sind ein paar Jährchen ins Land gezogen und leider musste RUTHLESS den Abgang zweier Bandkollegen verkraften, wie Sandy erwähnt. "Es war großartig, mit Kenny zu spielen, und schließlich ist er ein Originalmitglied von RUTHLESS, aber er begann, das Interesse an der Band zu verlieren, und beschloss, die Band im Januar 2020 zu verlassen. Chris beschloss, Kalifornien zu verlassen und zurück in seinen Heimatstaat Ohio zu ziehen, wo er aufgewachsen ist. Wir sind nach wie vor gut mit Chris befreundet und wünschen ihm alles Gute."
Doch RUTHLESS wäre längst nicht mehr aktiv, wenn sich die Band bei Niederschlägen zurückziehen würde. Nein, denn angriffslustig, wie die L.A.-Metaller sind, haben sie in Glen gleich einen neuen Gitarristen gefunden. "Glen spielte in einer Band mit Bob und wir luden ihn zu einer Probe ein und als wir ihn spielen hörten, gefiel uns sein Stil sehr und wir wussten, dass er gut in die Band passen würde. Glen ist ein sehr talentierter Gitarrist und großartiger Songschreiber, genau das, wonach wir gesucht haben, und er ist ein cooler Typ." Und einmal im Redefluss erzählt uns Sandy, was bei RUTHLESS seitdem noch passiert ist und verrät einige Details zum aktuellen Line-up. "Nun, seitdem ist eine Menge passiert, nicht nur in der Band, sondern auch in der Welt, die, wie ihr wisst, wegen der Pandemie eine Weile pausiert hat. Während dieser Zeit hatte unser Schlagzeuger Joe Aghassi einen schlimmen Unfall, brach sich das Bein und konnte nicht mehr Schlagzeug spielen, so dass nur noch Sammy und ich übrig waren, um die Band weiterzuführen. Während der Pandemiezeit schickten wir uns gegenseitig Songideen und suchten nach neuen Mitgliedern, um den RUTHLESS-Metal weiterzuführen. Wir probierten einige Schlagzeuger und Gitarristen aus und fanden schließlich den ehemaligen RUTHLESS-Schlagzeuger Bob Guitrau wieder, und dann stieß Glen Alan Paul an der Gitarre zu uns, und wir begannen mit der Arbeit an neuen Songs für das Album. Wir hatten noch einen anderen Gitarristen ins Boot geholt, aber die Dinge funktionierten nicht und wir beschlossen, dass es am besten wäre, wenn Glen alle Gitarren auf dem Album einspielen würde. Kürzlich haben wir einen weiteren lokalen Gitarristen, David Servantez, dazugeholt, um live zu spielen und uns den Zwei-Gitarren-Angriff zu geben, für den RUTHLESS bekannt ist, und das hat wirklich gut funktioniert."
Mit geballter Kraft und der "Jetzt erst recht"-Devise wird also der RUTHLESS-Metal weitergeführt. Und wie könnte das passender geschehen als mit einem neuen Album. Wir fragen bei Sandy nach der "The Fallen"-Entstehungsgeschichte. "Wir haben viel an den neuen Songs gearbeitet, bevor wir ins Aufnahmestudio gingen. Wir wollten ein Live-Gefühl einfangen, so wie wir es in den frühen Tagen gemacht haben, und so haben wir alle Songs zusammen im Studio aufgenommen, um zu versuchen, die Energie und das Gefühl des Zusammenspiels einzufangen, vor allem bei den Aufnahmen des Schlagzeugs. Wir haben so viel wie möglich von den Gitarren- und Bassspuren der Live-Aufnahmen verwendet und sind dann zu einem späteren Zeitpunkt zurückgegangen und haben alle Korrekturen, Gitarren-Leads und Sammys Gesang aufgenommen. Ich denke, das macht sich im Gesamtsound und in der Produktion bemerkbar, was man meiner Meinung nach auch auf dem Album hören kann. Unsere Herangehensweise an "Evil Within" war anders, weil wir einen moderneren Ansatz verfolgten und den Großteil des Albums individuell aufnahmen, wobei jedes Mitglied seine Parts zu unterschiedlichen Zeiten im Studio einspielte, was heutzutage im digitalen Zeitalter der Aufnahmen sehr üblich ist."
Das stimmt und der Sound der Scheibe ist recht fett geworden. Doch was nützt der beste Klang, wenn die Musik nichts taugt? Im Falle von "The Fallen" jedenfalls zünden die Songs vom Fleck weg ohne den Vorgänger kopieren zu wollen. "Ich denke, der Unterschied ist, dass die Songs auf "Evil Within" eine Vielzahl von Stilen aufweisen, die unsere verschiedenen musikalischen Einflüsse hervorheben, und es gibt auch ein paar Songs, die von früheren Mitgliedern geschrieben wurden, aber insgesamt denke ich, dass es ein solides Album ist. Für das neue Album wollten wir den klassischen Metal-Stil einfangen, für den RUTHLESS bekannt ist, und das war unser Ansatz beim Songwriting und Aufnahmeprozess. Die Songs auf "The Fallen" sind härter und kraftvoller und bringen Sammys klassischen Metal-Gesangsstil gut zur Geltung."
Zu guter Letzt sprechen Sandy und ich noch über meine Lieblingssongs und als ich sie ihm nenne, geht ihm das Herz auf. "Zunächst einmal danke Marcel für das Kompliment und die Anerkennung für die Musik, denn ich habe die Musik für diese drei Songs geschrieben. Bei 'Betrayal' hatte ich das Gefühl, dass wir einen schnellen Speed-Metal-Song mit Attitüde auf dem Album brauchen, und ich denke, dass der Song mit Sammys aggressivem Gesang wirklich den Zustand der heutigen Welt einfängt. Für 'No Mercy' wollte ich einen schweren Mid-Tempo-Song schreiben, der sich gut für Live-Konzerte eignet und die Menge dazu bringt, zu den tuckernden Rhythmen und den schweren Bässen und Drums mitzuwippen, und ich wusste, als ich diesen Song schrieb, dass Sammy den Platz haben würde, um darüber zu singen und den Song mit seinem Gesang und seinem eingängigen Text wirklich zu tragen. Mein Ansatz bei 'Soldiers Of Steel' war es, einen Song zu schreiben, der eine Kombination aus amerikanischem Old-School-Thrash und europäischen Classic-Metal-Einflüssen enthält. Als ich den Song schrieb, wusste ich, dass Sammy in den schweren Strophen und der Melodie des Refrains, in denen er seine Gesangsfähigkeiten voll zur Geltung bringen kann, wirklich glänzen kann. Das ist wahrscheinlich einer meiner Lieblingssongs auf dem Album im Moment. Aber natürlich mag ich sie alle. Ha!"
Die vierte Scheibe in Gänze, die dritte nach der Reunion. Nun meldet sich nach Sandy auch Sänger Sammy noch einmal zu Wort und erörtert uns, wie sich für ihn die Situation anfühlt. "Es fühlt sich überhaupt nicht so an als gäbe es RUTHLESS schon seit 40 Jahren. 2008 sind wir schließlich zurückgekommen und bis "They Rise" hat es dann auch wieder bis 2015 gedauert. Ich glaube, dieses Mal gibt es wesentlich mehr Hingabe für die Band und wir hatten damals in den 1980er Jahren einfach zu viele Differenzen. Jetzt sind wir alle auf derselben Seite. Und wer weiß, ob wir zurückgekommen wären, wenn mich Oliver vom "Keep It True"-Festival nicht kontaktiert hätte. Das hatte jedenfalls viel mit der Wiederkunft zu tun. Und die Chancen stehen gut, dass ihr uns bald auf der Bühne sehen könnt. Wir sprechen derzeit mit einigen Veranstaltern. Schließlich ist Deutschland eines unserer Lieblingsländer. Die deutschen Fans sind großartig, es ist toll, bei euch zu spielen."
Leider macht uns die Zeit einen Strich durch die Rechnung, sodass sich beide abschließend nur kurz an alle deutschen RUTHLESS-Fans richten können. "Vielen Dank an POWERMETAL.de und alle deutschen Fans für die anhaltende Unterstützung von RUTHLESS-Metal und wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Jahr 2024", so Sandy.
"The Fallen" wird am 12. Januar über Fireflash Records veröffentlicht.
Fotocredits: Alex Solca
- Redakteur:
- Marcel Rapp