Rock Science - Poser, Fan oder Scientist?
28.11.2012 | 08:05"Rock Science", das Spiel für Rocker und Metaller kommt pünktlich zu Weihnachten in den Handel. Wir testeten es vorab für euch.
Wer kennt sie nicht, die nerdigen Fachgespräche, die Musikvernarrte in gemeinsamer Runde gerne zu führen pflegen? Da werden Anekdoten und Weisheiten über Musiker und Bands ausgepackt, Diskographien verglichen, Songtexte rezitiert und dabei üblicherweise ein, zwei oder auch sechzehn Bier getrunken.
Das ist wahrscheinlich auch das Szenario, das die Macher von "Rock Science" vor Augen hatten, als sie das Brettspiel konzipierten. Es muss einfach sein, es muss schnell aufzubauen sein, eine Runde muss fix gehen, es sollte oberflächlich Rock- und Metalinteressierte ebenso fesseln wie echte Musik-Nerds. Ob "Rock Science" diesem Anspruch gerecht wird, haben wir für euch getestet.
Im Grunde ist "Rock Science" eine einfache Variante der typischen Wissensspiele. Es müssen Fragen in verschiedenen Schwierigkeitsgraden (Poser, Fan, Scientist) zu verschiedenen Kategorien (Song, Album, Rock The Song, Rocker, 50/50 sowie Sex, Drugs & Rock'n'Roll) beantwortet werden. Je nach Schwierigkeitsgrad darf man seinen Spielstein (verschiedenfarbige Plektren, sehr hübsch) um ein, zwei oder drei Felder vorantreiben. Außerdem dürfen die Mitspieler darauf wetten, ob ihr die Frage beantworten könnt oder nicht und können bei richtiger Prognose ebenfalls ein Feld vorrücken. Gewonnen hat, wer zuerst die Ziellinie überquert.
Dass man die groben Regeln in einem kurzen Absatz erklären kann, ist sicher schon ein Vorteil des Spiels. Es gibt zwar ein paar Sonderregelungen, aber innerhalb von fünf Minuten sind das Brett aufgebaut und auch Neueinsteiger begreifen das Spiel und ab geht die Post.

Kommen wir also zum Kern des Spiels: die Fragen. Fast alle Fragen aller Kategorien haben eine Band zum Thema, seltener ist es ein allgemeines Thema wie "Kooperationen", "Musikvideos" oder "deutscher Thrash Metal". Bei den Bands ist die Auswahl vor allem auf Dinosaurier und Legenden ausgerichtet. Es gibt also recht viele Fragen zu IRON MAIDEN, METALLICA, MEGADETH, SLAYER, LED ZEPPELIN, GUNS 'N ROSES, NIRVANA, RUSH oder MOTÖRHEAD. Dazu fällt auf, dass das Spiel ursprünglich in Schweden entwickelt wurde, sodass es natürlich auch Fragen zu OPETH, IN FLAMES, ARCH ENEMY, TURBONEGRO, ENTOMBED und natürlich den HELLACOPTERS gibt. Natürlich, weil HELLACOPTER-Nicke an der Entwicklung des Spiels beteiligt war und auch einen Song zum Spiel geschrieben hat.
Diese Ausrichtung auf die eher populären Bands hat natürlich den Vorteil, dass auch Leute, die nicht so sehr in der Materie stecken, Fragen beantworten können und mit etwas Glück sogar eine Gewinnchance haben. Der Nachteil allerdings ist, dass die Fragen in allen Kategorien zumindest für Fans mit etwas tieferen Basiswissen stellenweise doch zu einfach sind. Wenn eine Frage der schwersten Kategorie nach Songs von RUSHs "Grace Under Pressure" fragt oder man MOTÖRHEAD-Texte ergänzen muss, muss man kein Wissenschaftler sein, um dies beantworten zu können. Zudem ist es etwas unglücklich, dass bei einigen Fragen die Antwort bereits in der Frage steckt. Wenn also gefragt wird, von welchem JUDAS PRIEST-Album 'Screaming For Vengeance' und 'Electric Eye' sind, ist das ein bisschen ärgerlich. Und dies kommt einige Male vor.

Zudem ist es schade, dass die deutsche Version nicht etwas mehr auf deutsche Bands eingeht. Die SCORPIONS, HELLOWEEN und RAMMSTEIN kommen häufiger vor, aber von ACCEPT, BLIND GUARDIAN, KREATOR, EDGUY, RUNNING WILD oder IN EXTREMO fehlt jede Spur. Da hätte man sicher mehr erwarten können. Und auch sonst könnte man etwas mehr in die Breite gehen. Bands wie DEF LEPPARD, KANSAS, GENESIS oder FOREIGNER, die sehr erfolgreich waren und sind, fehlen gänzlich. Auch im Heavy Metal kann man sicher auch Bands wie ICED EARTH, SAVATAGE, DEATH oder FEAR FACTORY erwarten dürfen.
Allerdings muss man konstatieren, dass dies dem Spielspaß kaum einen Abbruch tut. Wenn nach der ersten Runde vier, fünf weitere folgen, macht das Spiel offensichtlich auch einiges richtig. Besonders spaßig wird es, wenn in der Kategorie 'Rock The Song' bekannte Gassenhauer gesummt, getrommelt oder pantomimisch dargestellt werden. Es sei angeraten, sich einen guten Weg auszudenken, wie man als Pantomime darstellt, in welcher Sprache der Song gesungen wird. Der Weg von "Sun" zu "Sonne" kann sonst sehr, sehr weit sein.
Dennoch kann man nur hoffen, dass nach und nach weitere Editionen mit speziellen Fragegebieten erscheinen. Eine Black-Metal-Edition, eine Prog-Rock-Edition, vielleicht sogar eine Underground-Edition. Der Phantasie sind hier keinerlei Grenzen gesetzt. Man stelle sich vor, wie jemand Black-Metal-Klassiker summt oder pantomimisch darstellt oder DREAM THEATER-Takte trommelt. Weitere Editionen sind in Schweden aber bereits erschienen und für den deutschen Markt auch geplant. Da besteht also große Hoffnung für mehr Spielspaß.
Unterm Strich ist "Rock Science" eine Garantie für einen geselligen Abend mit Musik-Verrückten und Auslöser für heiße Debatten über THE WHO, QUEEN, KISS und all den anderen Rockgrößen des Business und damit ein ideales Weihnachtsgeschenk. Für Poser, Fans & Scientists.
- Redakteur:
- Peter Kubaschk