SACRED OATH: Interview mit Rob Thorne

16.08.2007 | 22:09

SACRED OATH sind dem eifrigen Freund von grandiosem US Metal natürlich seit langer Zeit ein Begriff. Die Band hat nach einer langen Auszeit nun endlich ein superbes Album abgeliefert und wird im November ihren ersten Auftritt auf einer deutschen Bühne absolvieren. Gründe genug, beim leader of the gang namens Rob Thorne anzuklingeln.


Holger:
Da ihr relativ unbekannt seid, ist es wohl ganz schlau, wenn du unseren Lesern erstmal etwas über die Entstehung von SACRED OATH berichtest.

Rob Thorne:
Pete Altieri (bs.) und ich haben uns als Tellerwäscher in einem lokalen Hamburger-Laden kennen gelernt und angefangen, gemeinsam in verschiedenen Bands zu spielen. Nichts Besonderes, ich war ja auch erst fünfzehn Jahre alt! Wir sprachen die ganze Zeit darüber, dass unsere erste eigene Band SACRED OATH heißen würde, und auf einmal entwickelte sich das alles ganz schnell. Wir nahmen unser erstes Demo auf, und es verkaufte sich sehr gut in unserer Stadt. Das zweite Tape landete dann bei Mercenary Records, die uns daraufhin unter Vertrag nahmen.

Holger:
Ihr habt dann das Album "A Crystal Vision" bei ihnen veröffentlicht, und danach herrschte absolute Funkstille. Was war geschehen?

Rob:
Nun, Mercenary Records hatte große finanzielle Probleme und musste das Erscheinungsdatum immer wieder nach hinten verlegen. Diese Dinge übertrugen sich auf die Band. Als das Album endlich erschien, waren wir alle völlig unzufrieden. Die lange Verzögerung hatte uns demoralisiert.

Holger:
Es ist mir nicht ganz klar geworden, ob ihr euch damals wirklich aufgelöst habt oder ob die Band nur "auf Eis" lag?

Rob:
Wir lösten uns auf. Ich verließ die Band nach unserem letzten Auftritt im November 1988. Ich habe mir die Show erst kürzlich wieder angesehen, da wir gerade darüber nachdenken, Teile davon auf YouTube zu veröffentlichen.

Holger:
Das wäre natürlich cool. Bleiben wir aber noch einen Moment bei "A Crystal Vision". Vor kurzer Zeit gab es ja nun die Wiederveröffentlichung mit dem Zusatz "Revision". Wie kam es zu der Idee mit der Neuaufnahme, und wo genau sind die Unterschiede zwischen den beiden Versionen?

Rob:
Sentinel Steel Records ermutigten uns dazu, ein paar Sachen für den Re-Issue neu einzuspielen. Als wir erst einmal im Studio waren, endeten wir damit, das komplette Album noch einmal neu einzuzimmern. Es machte plötzlich wieder einen Höllenspaß, mit den alten Freunden im Studio zu sein. "Revision" ist auf jeden Fall deutlich heavier als die Original-Fassung und sicherlich an einigen Stellen auch präziser eingespielt, da wir alle einfach besser geworden sind mit den Jahren.

Holger:
Auf dem Sampler zum Powermad-Festival USA gab es vor einigen Jahren ein erstes neues Lebenszeichen mit dem grandiosen Song 'Shadow Out Of Time'. War das das erste Mal, dass ihr als Band nach dem Bruch wieder zusammengespielt habt? Wie war das Gefühl nach all den Jahren?

Rob:
Es war schon ein wenig seltsam, aber gleichzeitig auch toll. Vor allem Pete und ich hatten uns damals im Streit getrennt, und so brauchten wir schon etwas Zeit, um wieder miteinander klarzukommen. Aber wir waren einfach zu lange beste Freunde. Es musste einfach klappen. Wir waren damals nach über zehn Jahren das erste Mal zusammen in einem Raum.

Holger:
Das stelle ich mir auch komisch vor. Wann hast du eigentlich Angel Thorne Music gestartet, und gibt es noch andere Bands, die du unter Vertrag hast?

Rob:
Ich habe das Label im Jahr 1994 gegründet, und alle Bands auf dem Label sind Bands, in denen ich auch spiele. Bisher habe ich neben SACRED OATH noch SOUNDSCAPE und ein paar Soloalben veröffentlicht.

Holger:
Erzähl bitte mal über SOUNDSCAPE.

Rob:
Diese Band spielte eine große Rolle in meinem Leben während der zweiten Hälfte der Neunziger. Ich war völlig besessen von progressiver Musik und konnte mit fantastischen Musikern arbeiten: Todd Rose, Scott Waite, Lou Caldarola und Phil Suarez. Ich traf sie alle, während ich meine erste Rock-Oper "America The Beautiful" aufnahm. Danach gründeten wir SOUNDSCAPE. Leider fanden wir nie ein Label, so dass wir uns irgendwann frustriert auflösten.

Holger:
Wann bist du mit Dennis Gulbey von Sentinel Steel in Kontakt geraten?

Rob:
Er rief mich 1998 an und wollte wissen, ob er die Original-Aufnahmen von "A Crystal Vision" wiederveröffentlichen könnte.

Holger:
Gab es noch andere Angebote?

Rob:
Nein, sonst hatte niemand Interesse daran. Umso erstaunter war ich, als ich hinterher herausfand, wie groß das Interesse an SACRED OATH immer war. Ich wünschte, wir hätten einen etwas besseren Vertrieb in den USA und in Europa. Ich hoffe, dass iTunes uns da noch einen Schritt vorwärts bringen wird.

Holger:
Was erwartest du von "Darkness Visible"?

Rob:
Ich bin sehr stolz auf das Album und froh, dass wir es gemacht haben. Ein Album, das einfach aufgenommen werden musste. Ich denke, die Musik spricht für sich. Ich hoffe immer, dass SACRED OATH irgendwann einmal ein kleines bisschen Geld abwerfen wird. Etwas naiv, aber es wäre halt schön. Nur weil dies nicht der Fall ist, heißt das nicht, dass ich aufhören werde, weitere Alben aufzunehmen. Aber ich habe halt auch eine Familie zu ernähren.

Holger:
Verständlich. Es gibt nicht wenige Stimmen, die sagen, SACRED OATH wären die wahren Erben von MERCYFUL FATE. Wie fühlt sich das an?

Rob:
Wow! Das ist natürlich eine große Ehre! Ich habe uns nie so gesehen, da MERCYFUL FATE eine fantastische Band waren/sind.

Holger:
Stehst du eigentlich in Kontakt mit Bob Mitchell, der True Metal America gegründet hat?

Rob:
Ja, wir telefonieren ab und an miteinander. Er ist sehr engagiert, wenn es um den wahren Heavy Metal hier an der Ostküste geht. Ich bin froh, dass wir bereits ein paar Konzerte für ihn spielen konnten. Das war eine tolle Erfahrung.

Holger:
Was hast du eigentlich zwischen dem Re-Release des ersten Albums und dem neuen Album so getrieben?

Rob:
Ich bin vier Jahre aufs College gegangen und habe folgende Alben veröffentlicht: "America The Beautiful","Discovery","Iago",Grave New World","A Crystal Revision" und "Rock Mass". Außerdem habe ich eine wunderschöne und talentierte Ehefrau und zwei grandiose Kinder. Ich war sehr beschäftigt.

Holger:
Allerdings. Werfen wir mal einen Blick auf das tolle Artwork von "Darkness Visible". Das Motiv repräsentiert auf der einen Seite den Titel sehr gut und ist auf der anderen Seite sehr schön düster und unheimlich.

Rob:
Wir sind durch einen Zufall über Jason gestolpert und mochten seinen Stil sofort. Und ja, das Cover spiegelt sehr gut die Atmosphäre des Albums wider.

Holger:
Wo siehst du eigentlich den größten Markt für SACRED OATH? In den USA oder in Europa?

Rob:
Kann ich wirklich nicht sagen. Ich höre immer wieder, dass Europa der Markt für unsere Musik wäre, aber die Verkäufe spiegeln das nicht deutlich genug wider. Die Heavy-Metal-Szene in den USA wird wieder größer, aber die Vermarktung hier drüben ist sehr schwer. Wer weiß? Nur die Zeit wird die Antwort darauf geben können.

Holger:
Ihr habt zum Opener des neuen Albums, 'Words Upon The Stone', ein Video gedreht. Erzähl uns doch mal etwas darüber.

Rob:
Das war ein Riesenspaß! Obwohl es natürlich ein Low-Budget-Video ist, war es uns möglich, Auszüge aus einer Show, die wir im Mai gespielt haben, mit Aufnahmen auf dem Friedhof, auf dem wir immer unsere Proben abhalten (lacht), zu kombinieren. Ernsthaft, Kristin Koerner hat da einen tollen Job abgeliefert.

Holger:
Ich hab' das Teil schon auf YouTube gesehen und muss sagen, dass es sehr lustig ist. Wo wird man es denn bei euch sehen können?

Rob:
Wir versuchen, es bei Headbanger's Ball zu platzieren, was aber nur klappen wird, wenn es sehr viele Leute erfragen werden. Keine Ahnung, ob das klappen wird. Es soll aber Bands geben, die es tatsächlich geschafft haben.

Holger:
Liege ich richtig mit meiner Vermutung, dass sich 'Unholy Man' um einen bestimmten Politiker dreht, der denkt, er wäre der Beherrscher der Welt?

Rob:
Glaubst du? ;)

Holger:
Ja, das glaube ich. Aber wenn du schon nicht darüber reden willst, dann sag' mal etwas über die anderen Songs.

Rob:
Einige der Nummern, wie 'Battle Cry' und 'The Prophecy', stammen aus uralten SACRED OATH-Demo-Tagen, und das kann und soll man auch heraushören. Mann, das ist über zwanzig Jahre her, und wir wollten uns selbst und auch unsere Fans an unsere Wurzeln erinnern: Heavy Metal, der seine Einflüsse aus den ganz frühen Tagen bezieht. 'Death Is Inevitable' ist das genaue Gegenteil. Die Nummer wurde erst im Studio fertig gestellt und ist somit brandneu. 'Unholy Man' kombiniert beide Stilistiken, wie es auch der Titelsong tut. Der Opener 'Words Upon The Stone' wäre auch die Eröffnungsnummer des zweiten Albums gewesen, wenn wir es bereits 1989 veröffentlicht hätten.

Holger:
Cool. Was aber ist denn dein persönlicher Lieblings-Song von SACRED OATH?

Rob:
Das wäre ja, als ob ich mich zwischen meinen Kindern entscheiden müsste.

Holger:
Welche Pläne gibt es bei euch, außer auf dem nächsten KIT zu spielen?

Rob:
Wir schreiben bereits eifrig am nächsten Album.

Holger:
Schön zu hören. Gibt es noch irgendwas zu ergänzen?

Rob:
Wir haben tolle Sachen über Deutschland gehört. Das wird bestimmt spannend. Wir haben eine tolle Fangemeinde hier in Connecticut, und wir lieben es, live zu spielen. Das ist für uns vier das, was SACRED OATH ausmacht. Wir freuen uns sehr auf den Auftritt.

Holger:
Vielen Dank für deine Zeit.

Rob:
Ich habe zu danken. Wir sehen uns!

Redakteur:
Holger Andrae

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