SACRED STEEL: Interview mit Mathias
09.11.2006 | 12:44Die truen Wahr-, ähm, die wahren True-Metaller aus deutschen Landen, SACRED STEEL, veröffentlichten vor kurzem ihr neues Werk "Hammer Of Destruction", obwohl die Band kurz vor dem Ende stand. Lest selbst, was die Mannen um Gerrit P. Mutz, Drummer Mathias im Speziellen, zu sagen haben.
Christian Hubert:
Hallo SACRED STEEL, Glückwunsch zu einem erneut starken Album.
Mathias:
Danke, freut uns, wenn anderen Leuten das Album auch gefällt!
Christian Hubert:
Dieses Mal habt ihr auffällig viele Intros integriert. Könnt ihr das Konzept dahinter erläutern?
Mathias:
Da steht kein bestimmtes Konzept dahinter. Ich finde, es lockert die ganze Scheibe etwas auf. Im Studio haben wir uns eine Reihe von Videos und DVDs rein gezogen, und da sind uns einfach immer wieder Zitate aufgefallen, die gut zu einzelnen Songs passten. Das Intro zu 'Impaled By Metal' beispielsweise ist aus einer Metal-Doku aus den 80ern aus den USA. Eine PMRC-Tante gibt Tipps, wie man seine Kids aus der Metal-Szene befreit, und stellt ihr Programm "De-metaling" vor. Das war zu geil, das musste einfach vor den Song 'Impaled By Metal'!
Christian Hubert:
Aus dem Rahmen fällt meiner Meinung nach 'Black Church', welcher fasst schon gen MANILLA ROAD tendiert. Wie kam es zu diesem epischen Track?
Mathias:
Wir hatte ja auf jedem Album bisher immer mindestens einen Song, der etwas länger, epischer oder doomiger ausgefallen ist. Das fing mit 'Sword Of The King' auf dem Debüt an, 'Dethrone The Tyrant King' von "Wargods Of Metal", dann 'Master Of Thy Fate' usw., ich denke aber, dass 'Black Church' wirklich besonders gelungen ist, weswegen wir ihn auch quasi nicht als Abschlusssong versteckt haben, sondern ihn in die Mitte der CD gepackt haben. Von der Stimmung her erinnert mich der Song sehr an MERCYFUL FATE. Und unser neuer Gitarrero Jonas konnte bei den akustischen Spielereien und Soli mal sein ganzes Können ausbreiten.
Christian Hubert:
Ansonsten gibt es aber weniger Experimentelles (wie etwa noch auf "Slaughter Prophecy"). Wolltet ihr eher wieder zurück in die Vergangenheit?
Mathias:
Ein bisschen könnte man das schon so sehen. SACRED STEEL waren ja nun nie wirklich innovativ, aber wir haben wohl immer eine Richtung eingeschlagen, die eher entgegen dem Trend der Stunde ging. Als alle Power-Metal-Bands immer seichter wurden, und einen auf RHAPSODY machten, haben wir unser Album halt lieber mit einer reinrassigen Death-Metal-Nummer eröffnet. Und all diese harten Einflüsse haben wir auf den letzten beiden Platten denke ich gut in unseren Sound integriert. Jörg und Oli standen auch beide eher auf noch härteren Sound, das beeinflusst den Sound einer Band natürlich auch. Nachdem sie dann ausstiegen, war natürlich die Frage, in welche Richtung es nun weiter geht. Wir halten uns das für die Zukunft auch absolut offen. Dieses Mal hatten wir einfach Bock mal wieder eine absolut ursprüngliche 80er-mäßige US-Power-Speed-Scheibe einzutrümmern.
Christian Hubert:
Wie kamen Jonas und Kai zur Band? Was geschah mit den Vorgängern?
Mathias:
Wir hatten nach unserer Live-DVD-Aufnahme und dem Auftritt beim Keep It True im Herbst 2004 die Band erst mal ein komplettes Jahr auf Eis gelegt. Nach acht Jahren im selben Line-up kristallisierte sich einfach heraus, dass nicht mehr alle in der Band wirklich Bock hatten, genau unsere Schiene weiter zu fahren. Diese Lustlosigkeit übertrug sich irgendwann auf die ganze Band. Nach dem Jahr setzten wir uns erneut zusammen, um zu entscheiden, was nun mit SACRED STEEL geschehen sollte. Oli und Jörg kamen zu dem Schluss, dass sie keine Lust mehr auf SACRED STEEL hatten, und sich stattdessen lieber auf ihre andere Band MY DARKEST HATE konzentrieren wollten. Zunächst sah es so aus, als ob SACRED STEEL damit am Ende wären, denn auch bei Gerrit war die Motivation aufgrund der Situation sehr bescheiden. Jens und ich setzten uns dann zusammen und wir zockten ein paar neue Songs, die Jens geschrieben hatte... wir wollten eigentlich unbedingt weitermachen! Das Zeug klang original nach der guten alten SACRED STEEL-Schule (es waren unter anderem die Songs, aus denen dann 'Hammer Of Destruction' und 'Where Demons Dare To Tread' entstand). Auf dem Keep It True-Festival 2005 drückten wir schließlich Gerrit ein Tape in die Hand, und noch an Ort und Stelle beschlossen wir, dass wir mit SACRED STEEL weitermachen werden. Im Prinzip war sofort klar, dass Jonas die vakante Position des Gitarristen übernehmen würde. Wir kennen den Burschen schon seit den Tagen unserer Debüt-CD, er war quasi Fan der ersten Stunde, und ist zudem ein exzellenter Gitarrist und prima Kumpel. Den Kai kannten wir über LANFEAR auch schon eine Weile und uns war immer klar, dass er musikalisch absolut auf unserer Wellenlänge funkt. Nach ca. ein bis zwei Wochen war das neue Line-up stabil!
Christian Hubert:
Fühlt sich Jens jetzt wieder wohler an seinem angestammten Instrument?
Mathias:
Absolut, er war bei uns ja nur Bassist, weil wir schon zwei Gitarristen hatten. Er hat über die Jahre immer auch Gitarre gespielt und Songs auf der Gitarre geschrieben. Ohne ihn und die neuen Songs gäbe es SACRED STEEL jetzt nicht mehr, von daher hat er sich den Aufstieg vom minderwertigen Basser zum strahlenden Gitarristen redlich verdient. Ab jetzt muss halt der Kai das Equipment schleppen und uns Bier bringen, hahaha.
Christian Hubert:
Habt ihr Harris Johns (Anm. d. Verf.: Produzent) absichtlich gewählt und wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Mathias:
Wir hatten schon öfters überlegt, mal mit Harris zu arbeiten, weil er in Deutschland sicher einer DER Kult-Produzenten für klassischen 80er-Metal ist. Da unser bisheriger Stamm-Producer Achim Köhler kaum noch produzierte, mussten wir uns also sowieso nach jemand anderem umsehen. Ich habe dann über das Internet Harris Johns ausfindig gemacht, er hatte auch sofort Interesse, mit SACRED STEEL zu arbeiten. Zudem wollten wir mal wieder eine Produktion nicht bei unseren Wohnorten um die Ecke machen, sondern irgendwo richtig drei Wochen hinfahren, um dort von Anfang bis Ende auch zusammen an den Aufnahmen zu arbeiten und abzuhängen. Das Studio für die Aufnahme in der Nähe von Berlin und das MusicLab Studio direkt in Berlin waren da also die perfekte Wahl.
Christian Hubert:
Fällt es euch in irgendeiner Art und Weise schwer, immer old-schoolig zu komponieren? Man wird ja kaum drum herum kommen, die eine oder andere aktuelle Scheibe zu hören und ins Songwriting mit einzubeziehen.
Mathias:
Das ist komisch, eigentlich klingen die Sachen einfach von Natur aus so, wie sie halt auch nachher klingen. Bei manchen Sachen haben wir natürlich schon bestimmte Vorstellungen, in welche Richtung etwas gehen sollte. Aber ich denke, durch die Kombination der Riffs mit meinem Drumming und Gerrits Vocals klingt es einfach immer old-schoolig und nach SACRED STEEL, da können wir gar nichts dagegen machen... wollen wir ja auch nicht! Wäre aber mal einen Versuch wert, wenn wir zum Beispiel 'St. Anger' covern würden, vielleicht wird das bei uns dann eine richtige 1986-Texas-Metal-Perle... Hmm, aber ich glaube eher nicht, hahaha.
Christian Hubert:
Habt ihr je daran gedacht, euren Stil zu ändern?
Mathias:
Unser Stil ist Heavy Metal, und daran wird sich sicherlich nie etwas ändern. Aber es gibt ja zahlreiche Facetten im Heavy Metal, Death- Doom- oder auch Black Metal, und da haben wir ja schon etwas experimentiert in den letzten Jahren. Das hat uns auch richtig Spaß gemacht, weil es die Sache dann doch ab und an etwas auflockert und bereichert. Aber der Kern unseres Sounds war immer und wird immer der traditionelle Heavy- oder Power Metal sein. Dafür stehen SACRED STEEL. Wenn jemand aus unserer Band was anderes machen will, kann er das gerne machen, aber dann mit einer anderen Band.
Christian Hubert:
Welche Bands hört ihr privat und welche Bands beeinflussen euch?
Mathias:
Wir sind alle mit Leib und Seele Heavy-Metal-Fans, aber das brauche ich hoffentlich nicht extra zu betonen. Das ist auch eine Grundvoraussetzung, um bei SACRED STEEL zu spielen. Es gibt Leute, die Heavy Metal nur hören, wir leben Heavy Metal. Aber natürlich hat auch jeder noch andere Sachen, die er cool findet, oder bestimmte Genres, die er bevorzugt. Ich stehe auch ziemlich auf dreckige Rock-Sounds der Marke PSYCHOPUNCH, GLUECIFER oder auch SOCIAL DISTORTION. Gerrit hört sich viel krasses Death- und Black-Zeug an, dann aber auch wieder THE DOORS wie ein Bekloppter. Jens ist unser Thrasher in der Band. Jonas hört natürlich gern Bands, bei denen anspruchsvolle Gitarrenarbeit eine große Rolle spielt, wie NEVERMORE, MEGADETH oder auch OPETH. Und Kai steht auch sehr auf eher progressivere Töne.
Christian Hubert:
Was haltet ihr von der ewigen Einschätzung, eine Kult-Band zu sein?
Mathias:
Das freut uns natürlich. Auch wenn für viele "Kult" gleichbedeutend ist mit "cool, aber tragisch-erfolglos", dann stört mich das nicht im Geringsten! Klar verkaufen wir keine Millionen CDs, aber das haben die Bands, die ich vergöttere, auch nicht. HEATHEN oder CLOVEN HOOF waren wohl nie in den Charts, aber es gibt heute noch Leute, denen die Musik wirklich was bedeutet. Wenn ich mir vorstelle, dass andere Leute genauso Fan von SACRED STEEL sind, wie ich es zum Beispiel von JAG PANZER bin, dann ist das für mich wichtiger, als irgendeine Charts-Position oder ein Sales-Statement unserer Plattenfirma.
Christian Hubert:
Wie lebt ihr damit, eine der polarisierenden Bands schlechthin zu sein?
Mathias:
Man gewöhnt sich daran, hahaha. Und wir fordern es natürlich auch heraus! Heutzutage fehlt doch auch ein bisschen die Reiberei und Provokation in der Metal-Szene. Wir haben jetzt zum Beispiel neue Shirts am Start, auf denen steht "Metalheads Against Metalcore", und ich weiß schon jetzt, dass sich bald die ersten melden werden, die dann sagen: "Ich bin aber auch Metalhead und ich steh auf Metalcore." Das provozieren wir natürlich, weil uns persönlich dieser Metalcore-Hype voll auf die Senkel geht. Und solche Dinge gab es bei uns ja schon immer. SACRED STEEL ist extreme Musik für extreme Metaller, gar keine Frage. Und wenn uns jemand völlig scheiße findet, weil er mit der ganzen Kiste nix anfangen kann, bin ich der erste, der das versteht. Ich denke aber auch, dass wir uns musikalisch und songwriterisch hinter keinem verstecken brauchen, und seit zig Jahren sowohl auf Platte als auch live wirklich gute Arbeit abliefern, und das sollte zumindest respektiert werden. Letzten Endes ist es uns aber auch völlig egal, wir haben unseren Spaß, unsere Fans auch, also wen juckt der ganze Rest?!
Christian Hubert:
Habt ihr Tour- oder Festivaltermine, die ihr noch loswerden möchtet?
Mathias:
Wir spielen jetzt unsere anstehenden Release-Shows, die ja auch von euch präsentiert werden. Nächstes Jahr sind bisher einige Einzelshows geplant, unter anderem beim nächsten Swordbrothers Festival. Wir suchen auch gerade noch weitere Festivals für den Sommer 2007! Alle Infos und ständige Updates findet ihr auf http://www.sacredsteel.de
Christian Hubert:
Sonstiges zu erzählen?
Mathias:
Ich will noch kurz auf unsere jetzt erscheinende Limited "Hammer Of Destruction"-Box hinweisen. Das Teil (ca. Din A4-Format, und 5cm dick) enthält neben der neuen CD noch massig Extras, wie eine full-length-Bonus-CD, einen Aufnäher, ein Poster sowie eine signierte Autogramm-Karte. Das Teil ist bei einigen Internet-Versand-Häusern jetzt bereits für unverschämte 37,- Euro erhältlich. Wer das Ganze zu einem fairen Preis von 26,- bestellen will, kann dies im bandeigenen Onlineshop auf http://www.sacredsteel.de tun. Damit unterstützt ihr uns als Band und nicht irgendwelche Wucher-Abzocker. Ansonsten hoffe ich, dass unsere anstehenden Konzerte gut besucht sein werden. Danke für das Interview, Metal on!!!
- Redakteur:
- Christian Hubert