SAIDIAN: Interview mit Markus Engelfried
05.06.2009 | 14:11Ein nicht ganz bierernstes Gespräch mit Engel, dem Frontmann von SAIDIAN, über das neue Studioalbum "Evercircle".
Die Melodic Metaller SAIDIAN aus Esslingen in Baden-Württemberg haben nach recht langer Wartezeit vor wenigen Tagen ihr drittes Studioalbum "Evercircle" herausgebracht. Wir sprachen mit Sänger Markus Engelfried (genannt Engel) über das neue Scheibchen. Erhellende Antworten auf die Fragen, warum sich die Veröffentlichung von "Evercircle" so lange hingezogen hat und ob sich Engel vom Erfolg einkesselt fühlt, findet ihr im folgenden Interview. Hatte ich vergessen zu erwähnen, dass der sympathische Frontmann ein Scherzbold vor dem Herrn ist?
Martin:
Hallo Engel! Ziehe bitte einen musikalischen Vergleich zwischen "Evercircle" und dem Vorgängeralbum "Phoenix".
Engel:
Wir haben jetzt 'ne Frau auf dem Cover! (lacht) Ach du meinst musikalisch? Keine Ahnung! Ich hab nichts gespielt, ich singe nur! Ähm... (überlegt lange) Jetzt spielt Bernd Heining Schlagzeug, auf dem alten hat Klaus Sperling [MY DARKEST HATE, ex-PRIMAL FEAR - Anm. d. Verf.] Schlagzeug gespielt.
Martin:
Ihr habt ja weite Teile der Studioaufnahmen bereits Ende 2007 abgeschlossen. Warum hat es so lange gedauert, bis nun "Evercircle" erscheint?
Engel:
Also wir haben ja im Studio extrem viele Groupies gehabt, vor allem die weiblichen. Und bis man die alle abgearbeitet hat, das dauert! (lacht) Nee, jetzt mal ernsthaft: Mir hat der Schritt weh getan. Also es gab drei großartige Dinge:
Erstens hatten wir Verhandlungen mit der Plattenfirma beziehungsweise mit Plattenfirmen und bis wir dann bei Blistering Records waren, hat es ganz schön lang gedauert. Der zweite Grund war, ich hab 'ne ganz interessante Entdeckung gemacht: Unser Schlagzeuger ist gar keine Frau! Da musste ich in mich gehen, denn wir hatten ja schon Heiratspläne (lacht wieder).
Martin:
Machen wir jetzt ein ernstes Interview? Also was waren denn nun die drei Gründe?
Engel:
Also: erstens das mit den Verhandlungen mit der Plattenfirma. Zweitens, dass unser Schlagzeuger keine Frau ist und drittens die bereits erwähnten Groupies. Und vielleicht noch ein vierter Grund ist, dass unser Bassist Manuel Glassmann ausgestiegen ist und Roberto die Bass-Spuren einspielen musste.
Martin:
Wie wichtig ist es für eine kleinere Band wie SAIDIAN, Unterstützung von einer Plattenfirma zu erhalten? Es gibt mittlerweile etliche kleinere Bands, die ihre CDs in Eigenproduktion auf Konzerten verkaufen und damit finanziell ganz gut fahren.
Engel:
Martin:
Mit dem Stück 'Tokyo' habt ihr einen Titel einer gleichnamigen deutschen Combo gecovert, die mir bis dato völlig unbekannt war. Wie seid ihr auf diesen Track gekommen?
Engel:
Also die Band hieß TOKYO, war aber mit dem Namen nicht so bekannt. Die wurden dann später in den 1980ern als CRAAFT bekannter und da haben sie glaube ich auch ganz gut Asche gemacht. Wir haben das Stück genommen, weil wir noch nach einem Japan-Bonustrack gesucht haben und haben uns gesagt, komm wir zeigen Sympathie mit Fernost und spielen 'nen Song, der 'Tokyo' heißt. Das ist doch eigentlich ganz cool. Außerdem hab ich gewusst, dass wir ein Video dazu drehen wollen und wenn ich dann mit einer Asiatin rumbandeln kann, ist das schon sehr geil. (grinst)
Martin:
Aber wie habt ihr das Lied ausfindig gemacht?
Engel:
Das hat unser Manager aufgetrieben. Der ist ja auch DJ und hat das gekannt.
Martin:
Nachdem die Aufnahmen zu "Evercircle" schon vor längerer Zeit abgeschlossen wurden, müsstet ihr doch schon etliche neue Stücke in petto haben, oder?
Engel:
Ja. Ich schreibe gerade mehrere Songs. Die drehen sich um ein sehr philosophisches Thema: Es geht um Sex mit Möbelstücken. (lacht) Ich hab einen Song geschrieben: 'Furniere und andere Sextoys', genauso wie 'Mein Freund der Türknauf'. Da geht es um eine homoerotische Beziehung zu einem Türknauf (räuspert sich) hmm... Nein, mal ganz ernsthaft: Es gibt schon Pläne für ein neues Album. Das Ganze wird dann ein bisschen härter, hoff ich mal, wäre jetzt mal mein Wunsch. Und der Titel wäre dann so was wie: "MAGMAPENIS" oder "IRON COCK", vielleicht auch "BROCCOLI OF HELL". Ansonsten kann ich zu neuen Songs nichts sagen. Sie sind jedoch grad in der Mache!
Martin:
Vor kurzem habt ihr einen Videoclip zu 'Tokyo' gedreht. Was kannst du uns über die Video-Aufnahmen erzählen?
Engel:
Der Clip ist zu großem Teil ein Live-Video. Der Rest ist 'ne grobe Story über die Lyrik des Songs. Da haben wir eine Asiatin, die von einer Thailänderin gespielt wird, und die heißt Phu. Und meine Freundin Steffi spielt da auch mit. Sie ist dann die "Woman at home", die ich mit der Asiatin betrüge. Wir haben in Ludwigsburg gedreht in einem Club, der eigentlich in Tokio spielen soll. Und alle Statisten mussten mit dem Rücken zur Kamera sitzen, dass man nicht sieht, dass sie keine Japaner sind [Tssss....die sparen auch an allem, die Schwaben! :))) - Anm. d. Verf.].
Martin:
Sag mal: An wen oder an was hast du gedacht, als du das Gelächter für das Stück 'The Jester' aufgenommen hast, das auf eurem Album "Phoenix" zu finden ist?
Engel:
(überlegt) In der Tat war es so, dass wir uns in die Aufnahmekabine gestellt haben und uns einfach Witze erzählt haben, bis ich weggebrochen bin vor Lachen. Und das Allergeilste ist, ich hab mal in einem Review gelesen: "... und dann diese gekünstelte Lache...". Na, wenn der Rezensent wüsste, wie ich wirklich lache! Es war völlig echt, nichts gekünstelt.
Martin:
Welche Frage wurde dir noch nie in einem Interview gestellt, die du gerne einmal gefragt werden würdest?
Engel:
Hey, wenn du noch einmal sagst, ich soll ernsthafte Antworten geben... Also, keiner fragt mich: "Was ist da drin, in dem Engel? Wie siehts in mir aus, ja? Wenn ich daheim bin und ganz einsam, vom Erfolg eingekesselt, verlassen von allen.... Auf der Bühne bin ich der eine Engel und daheim bin ich der andere Engel und keiner fragt mich: "Hey du, wie siehts eigentlich da drin aus?" (japst und bekommt kaum mehr Luft vom Lachen). Also eigentlich wäre die Frage gewesen: "Warum steigt man auf Hochhäuser, schmeißt Geld in die Ferngläser und schaut sich die Stadt von oben an". Aber diese Frage bin ich - ohne Spaß - vor drei Tagen in einem Interview gefragt worden.
Martin:
Warum werfen Leute da Geld rein?
Engel:
Ich weiß es ehrlich nicht!
Martin:
Wenn SAIDIAN ne Pizza wäre, was wäre da drauf?
Engel:
(lacht) Chili-Schoten, Thunfisch wegen unserem Basser, ein Big Mac ohne Fleisch - das hat unser Keyboarder Markus Bohr immer früher gegessen als er noch Vegetarier war, sowie Bananen und Spare Rips.
Martin:
Na, dann: Mahlzeit! Ich werde lieber zu einer Butterbrezel greifen!
Fühlst du dich als Musiker mit SAIDIAN ausgelastet oder gibt es vielleicht auch bald ein Side-Projekt, an dem du beteiligt bist?
Engel:
Also ich bin grundsätzlich nie ausgelastet. Ich bin ein Quell sprudelnder Kreativität. Also ich für mich selbst schreib ja immer irgendwie Songs und nehm die im Heimstudio auf. Ich mag ja auch ganz viel andere Musik. Ich bin ein großer Fan von alter Musik, historischer Musik - nicht dieses Mittelaltermarktgedudel, sondern echte historische Musik. Ich spiele auch diverse historische Instrumente. Das find ich ganz toll. Außerdem mag ich Chormusik auch ganz gerne, auch sakrale Chormusik. Ich würde gern mal ein Side-Projekt machen, aber spruchreif ist im Moment grad nichts.
Martin:
Was wäre Markus Engelfried ohne Musik?
Engel:
Der Engel ohne Musik wäre ... oh Gott, was wäre der Engel ohne Musik? Jetzt muss ich überlegen! (Kopf raucht schon) Der Engel ohne Musik wäre ein Spinner, der irgendwie ohne ersichtlichen Gründe auf irgendwelchen Bühnen rumhüpft.
Martin:
Was fällt dir spontan zu folgenden Schlagworten ein?
- Metalcore
Engel:
Ist das ein Nachtisch?
- liebstes Urlaubsland?
Engel:
Pfff.... liebstes Urlaubsland? Ich soll doch spontan sein! Shit, schon zu spät! Ich glaub der Swinger-Club in Stuttgart.
- Deutschland sucht den Superstar
Engel:
Den brauchen sie nicht suchen, hier bin ich doch!
Martin:
Unter welchen Umständen würdest du dich von deinen beiden Zöpfchen an deinem Bart trennen?
Engel:
Wieviel bietest du? Du, das kann schneller kommen, als ich denke. Momentan kann ich noch nicht von der Musik leben und wenn ich Lehrer werde und die Zöpfchen weg müssen, dann müssen sie halt weg!
Martin:
Das ist ein plausibler Grund! Wie würdest du einen Fan von EDGUY oder STRATOVARIUS überzeugen, dass er sich mit SAIDIAN beschäftigen sollte?
Engel:
Nach Meinung einschlägiger Schreiberlinge brauchen wir die Fans nicht überzeugen, weil SAIDIAN wie ein Abklatsch von EDGUY oder STRATOVARIUS klingt. Das ist aber nicht meine Meinung.
Martin:
Letzte Worte/Message an die Fans?!
Engel:
Wir brauchen mehr Groupies! Nein Quatsch, wir haben ja schon mindestens zwei. Kauft mehr Platten!
- LA FIN -
Anmerkung des Verfassers:
Ein Dankeschön geht an Carolin Rist für die tatkräftige Unterstützung bei diesem Interview!
- Redakteur:
- Martin Loga