SARDONIC: Interview mit Sebastian Niehaus

01.01.1970 | 01:00

Der deutsche Underground lebt! In schöner Regelmäßigkeit fluten Demos den Schreibtisch unseres Herrn und Meisters Georg und nicht selten sind unter selbigen absolute Perlen dabei. Schon mal was von SARDONIC gehört? Nein? Schöne Scheiße! SARDONIC gehören nämlich zu den Vertretern des metallischen Untergrunds, die Demos produzieren, die fast wie Profiproduktionen klingen und die wie Profiproduktionen aussehen. Bleibt noch die Musik? Und auch die braucht sich hinter den Genregöttern von OBITUARY bis DEATH nicht großartig zu verstecken. Als die Interviewanfrage reinkam, musste ich also nicht mehr lange überlegen. Gitarrero Sebastian stand Rede und Antwort.

Alex:
Servus Sebastian! Sattes Pfund habt ihr da mit "Say 10" aus der Hüfte geschossen. Sag mal selbst was dazu!

Sebastian:
Ja, wir sind selber auch immer noch ziemlich zufrieden mit dem Ergebnis und bei den wenigen Reviews, die bisher eingetrudelt sind, reagieren fast alle recht euphorisch! Hoffen wir mal, dass es dabei bleibt...

Alex:
Die wenigsten Leser unseres Mags werden euch bislang kennen. Bring doch mal bitte ein wenig Licht in euren Karriereverlauf.

Sebastian:
Tja, SARDONIC gibt es offiziell seit dem Wacken Open Air 2003! Nachdem Stephan, Michael und ich uns entschlossen, bei unserer damaligen Band DRACONIS SANGUIS nach fast sechs Jahren auszusteigen, gab es keine Frage, ob wir drei zusammen weiter musizieren würden. Und wie es der Zufall so will, waren auch Theo und Jojo, die wir schon seit längerem flüchtig kannten, auf der Suche, so dass sich schneller als erhofft die aktuelle Bandkonstellation ergab. Theo und Jojo warfen dann auch den Bandnamen in die Runde und so nahm das Schicksal seinen Lauf! Die ersten Songs gingen sehr schnell von der Hand, so dass wir bereits acht Wochen nach Bandgründung unseren Debüt-Gig mit den APOKALYPTISCHEN REITERN absolvierten.

Alex:
Wow, ganz schön zackig! Wenn ich mir "Say 10" reinpfeife, fällt mir vor allem der recht ordentlich drückende Sound auf. Doch auch die Aufmachung der Scheibe sieht nach richtig viel Kohle aus. Wie viel musstet ihr dafür abdrücken?

Sebastian:
Nun, die moderne Internetlandschaft konnte unsere Kosten etwas senken, da wir die ersten Tage im Metalsound-Studio für sehr wenig Geld bei Ebay erstanden hatten :-). Natürlich brauchten wir noch weitere Tage, so dass sowohl das Metalsound-Studio weiterhin, als auch das Trollheim-Studio zusätzlich noch ihren Dienst erweisen mussten. Aber es hat sich gelohnt. Das Booklet haben der Thomas (ex-Sänger von DRACONIS SANGUIS) und Alex (BRANDED SKIN) designed - siehe auch http://www.sha.sons-of-set.de!
Aber trotz allem hat die ganze CD samt Pressung etc. unsere Konten um die 2000 Euro erleichtert. Jedoch hatten wir die Ambition nichts Halbgares zu veröffentlichen, denn mit 8-Spur-Aufnahmegerät und Schwarz/Weiß-Cover geht man halt in der Masse an Underground-Bands komplett unter.

Alex:
Ihr wollt es also mit dieser Scheibe wissen. Wie sieht es labeltechnisch aus? Habt ihr schon irgendwelche Resonanzen?

Sebastian:
Wir lassen es erst mal langsamer mit den Labels angehen. Zunächst mal ist der Promokram für die Magazine erledigt worden. Nun kümmern wir uns bald um die Festivals für 2005 sowie die Clubgigs. Danach werden wir uns intensiver um ein eventuelles Label für die zweite Scheibe kümmern. Aber hier gilt ganz klar, dass wir nicht unseren Hannes unter jeden Vertrag setzen würden. Das Label muss hinter der Musik stehen und die Band auch weiterbringen! Nur die Promo-CDs versenden und die Pressung bezahlen allein bringt es nicht. Das können wir auch selber und behalten zudem alle Fäden in unseren Händen. Aber natürlich wäre ein engagiertes Label wünschenswert für die weitere Zukunft.

Alex:
Live habt ihr ja schon mit einigen Größen die Bretter geteilt, oder? Gibt es demnächst eine Fortführung dieser Tradition?

Sebastian:
Ich hoffe, es kommt so :-). Also hier in unserer Region haben wir nun schon zu oft gespielt, so dass wir Ende 2005 wohl erst wieder in unserer Region spielen werden. Und da plane ich dann schon wieder einen attraktiven Headliner mit dabei zu haben. Aber da ist noch nichts Genaues spruchreif! Natürlich wünschen wir uns trotzdem an solche lukrativen Gigs heranzukommen, aber ist nicht grad einfach. Hoffentlich klappen ein paar Festivals, bei denen auch ein paar namhafte Bands auf dem Billing stehen. Des Weiteren planen wir generell 2005 viele Gigs zu spielen. Egal mit wem! Aber definitiv planen wir wieder Gigs im Ausland. Im Frühjahr wird es in die Schweiz gehen und im Herbst wollen wir eine längere Tour selbst organisieren, die uns nach Ungarn, Slowakei, Frankreich, Österreich, Belgien, Holland und auch Deutschland führen soll. Denn grade bei unseren Gigs in Ungarn und der Slowakei hatten wir live den meisten Spaß. Dort sind die Fans noch wirklich steil gegangen, obwohl sie noch nie was von uns gehört hatten. Das ist in Deutschland leider meist nicht so. Hier merkt man den Überfluss, den der deutsche Konzertmarkt zu bieten hat.

Alex:
Euer Leben sieht sicherlich aus, wie das jedes anderen Underground-Musikers auch. Tagsüber den Dienstleister mimen und nachts zur Sau mutieren. Mit welchen Jobs verdient ihr denn so eure Brötchen?

Sebastian:
Nein, nein, wir sind nach deinem Review gleich ins Berufsmusikerleben gewechselt, haha. Scherz beiseite! Also unser Michi ist Kfz-Mechaniker, Theo Veranstaltungstechniker, Jojo arbeitet im Altenheim, Stephan studiert BWL und ich studiere Erziehungswissenschaften und Soziologie. Gerade weil wir drei Berufstätige in der Band haben, sind manchmal viele Gespräche mit den Chefs notwendig, damit wir möglichst alle Gig-Angebote wahrnehmen können. Aber bislang hat das immer sehr gut geklappt.

Alex:
Aha, Leidensgenosse Altenpfleger. Deswegen dieser Gesang, haha. Kommen wir zu "Say 10". Erzähl doch mal etwas über die Produktion. Gibt es irgendwelche netten Impressionen zu berichten?

Sebastian:
Wie oben schon erwähnt, entstand der Großteil des Albums (Gitarren, Drums, Mix und Mastering) im Metalsound-Studio in Osterode, das der Torsten von DARK AT DAWN betreibt. Den Bass sowie die Vocals wurden dagegen im Osnabrücker Trollheim-Studio eingerotzt, welches der gute Sieve (BRANDED SKIN) laufen lässt. Insgesamt haben wir mit Mix und Mastering ca. acht Tage benötigt und wir sind mit dem Sound wirklich zufrieden. Nochmals ein fettes DANKE an Thorsten und Sieve!
Geschichten? Hmm, halt das übliche: Sex, Drugs & Rock’n’Roll :-). Wir (Stephan, Theo und ich) waren halt alleine in Osterode und haben bei einem Rentnerpaar in deren Ferienwohnung über ihrer eigenen gewohnt. Und trotz Dreamcast, Mucke und viel Bier haben sie uns attestiert, ihre ruhigsten Mieter aller Zeiten gewesen zu sein. Und da sag noch einer was gegen Metaller!

Alex:
Death to false metal! Sehr einprägsam ist bei eurer Mucke die Verbindung brachialer Riffs mit hypermelodiösen Twin-Gitarren. Wie stark achtet ihr auf solche Stilmerkmale, wenn ihr an neue Songs geht?

Sebastian:
Also ehrlich gesagt spielen wir das, worauf wir Bock haben, was man auch an den unterschiedlichen Songs auf der CD hört. Ich selber bin halt Fan von Alben, auf denen nicht jeder Song haargenau den selben Stil hat und finde es grad dann interessant, wenn man nicht voraussagen kann, was beim nächsten Song passieren wird. Dass wir Melodie und Groove in unsere Songs bringen, ist schon gewollt. Aber wir erzwingen dies nicht, indem wir uns sagen, in jeden Song muss eine Twin-Melodie oder so. Das ergibt sich von selber. Es ist bei uns auch generell so, dass Theo oder ich einen kompletten Song zu Hause ausarbeiten und ihn dann mit allen umzusetzen versuchen. Jamsessions oder Songs, bei denen ich mir mit Theo die Riffs teile, gibt es soweit nicht, was vor allem daran liegt, dass wir beide einen recht verschiedenen Stil und Background haben. Was aber im Zusammenspiel aller den wenigsten Leuten auffällt. Zudem wollen wir im eventuellen Fall, dass einer von uns einen großen Radiohit samt Top Ten und Maxi-Charts schreibt, sicher gehen, dass die gesamte Kohle bei einem bleibt. Man muss ja überleben, haha.

Alex:
Wem sagst du das? Bis auf das witzige 'Beer Panic' bedient ihr textlich gesehen die alte Death-Metal-Schule. Erzähl mal ein wenig über die Lyrics.

Sebastian:
So, da muss ich mal grad unseren Schreihals zum Statement locken.

Jojo:
Die Lyrics kann sich jeder selber durchlesen und sich seine Gedanken dazu machen. Wenn ich einen Text fertig geschrieben habe, weiß ich oft am nächsten Tag nicht mehr, was ich damit sagen wollte. Ich muss dann selber interpretieren, was sehr interessant ist. Auf diese Weise entdecke ich oft sehr verborgene Seiten von mir, deren ich mir vorher nicht bewusst war. Und ich bin dann auch nicht immer meiner Meinung! Grundsätzlich kann man aber sagen, dass es um die Unterdrückung des Menschen durch Gott geht.
Naja, und 'Beer Panic' handelt von einer wahren Begebenheit. Wir sind zum Proben
gekommen und das Bier war alle! Der Text beschreibt, wie wir trotzdem überlebt haben, haha.

Alex:
Ihr seid ja wahre Überlebenskünstler, unglaublich! Wie darf ich mir SARDONIC live vorstellen?

Sebastian:
Ich hoffe, dass wir auf unserer neuen Homepage, die wohl noch vor Weihnachten online gehen wird, eventuell ein Videosample bereitstellen können, damit du dir ein genaueres Bild machen kannst. Aber eines kann ich euch sagen: Wir gehen live ab wie die sprichwörtliche Rakete! Das Prädikat "most banging band" ist wirklich nicht zu weit hergeholt. Ich höre schon die Worte: "arrogante Säcke", haha! Bei uns gibt es auch das Motto, dass die Show auf der Bühne wichtiger ist als hundertprozentig perfektes Spielen. Nicht falsch verstehen! Quatsch, dass wir uns nur falsche Töne aus dem Ärmel schütteln. Aber eine fette Show samt einigen Verspielern find ich einfach geiler als perfekt zu spielen, aber dafür wie angewurzelt sein Griffbrett zu begaffen. Da kann ich mir auch die CD daheim geben. Aber da hat ja jeder seine eigene Meinung. Ist halt ein Metalkonzert und kein Kino!

Alex:
Du hast ja bereits erwähnt, dass im Jahr einige Gigs zusammen kommen. Wie verträgt sich die landesweite Rumorgelei mit euren regulären Jobs und mit der Handhabung eurer besseren Hälften (ich mache selber Musik und kriege von meiner Frau den Arsch breit gelatscht, wenn ich ständig unterwegs bin)?

Sebastian:
Tja, was soll ich da sagen haha? Das ist bei unseren besseren Hälften nicht anders, grad wenn man wie bei unseren Ungarn- bzw. Slowakei-Trips teilweise vier bis fünf Tage unterwegs ist. Aber da müssen sie einfach durch und das klappt soweit auch. Bei uns steht die Band halt sehr weit oben und wenn wir von der Arbeit frei bekommen und haben ein Gig-Angebot, dann spielen wir. Auch auf die Gefahr hin einen längeren Diskussionsabend zu bekommen, haha. Ich hoffe jetzt aber, wir haben nach diesem Interview überhaupt noch bessere Hälften :-). So langsam verstehen das unsere Damen auch. Wir haben im ersten Jahr knapp zwanzig Gigs gespielt, was eine passable Ausbeute ist. Viel mehr Shows werden auf Grund von Arbeit auch nicht unbedingt möglich sein. Aber wenn wir 2005 wiederum zwanzig bis dreißig Gigs spielen können, wäre das schon geil. Es sieht bislang sehr gut aus. Zu viele Konzis, vor allem, wenn es immer nur Wochenendshows sind und keine Tour, bremsen auch das Songwriting. Man brauch ja auch Zeit, um die letzte CD zu übertreffen!

Alex:
Da wir gerade dabei sind: Wie sehen eure Zukunftspläne aus? Mit "Say 10" habt ihr ja gute Voraussetzungen für eine rosige geschaffen.

Sebastian:
Wir hoffen erst mal, dass unser Name in der Szene möglichst bekannt wird und natürlich wollen wir auch möglichst viele CDs verticken und Gigs zu spielen. Bei der zweiten Scheibe Unterstützung in Form eines passenden Labels zu erhalten, wäre auch klasse. Aber es muss halt passen. Wichtig ist, dass der Spaß und die Motivation erhalten bleibt und man sich nicht zuviel von anderen reinreden lässt!

Alex:
Wie steht's denn mit neuem Material? Habt ihr noch was in der Hinterhand?

Sebastian:
Wir haben schon eine Menge Ideen auf Lager. Ich weiß gar nicht, wie es bei Theo aussieht, aber bei mir liegen schon sechs Songs mehr oder minder fertig auf Halde, so dass wir mit der zweiten CD nicht zu lange warten werden. Soweit man das schon sagen kann, werden die Songs grooviger, technischer und vor allem weitaus ideenreicher. Aber ist wohl noch zu früh um genaues zu sagen.

Alex:
Ich bin schon jetzt gespannt. Sebastian, danke für das Interview. Wenn ihr mal im Hessenländle seid, dürft ihr gern mal bei mir durchklingeln. Die Live Arena in Münster-Breitefeld bietet sich da an. Grüß mal die Jungs und haut ordentlich rein. Irgendwelche letzten Worte?

Sebastian:
Ja, ich hoffe mal stark, dass wir die Live Arena in Münster 2005 mal rocken können (kannst ja mal ein nettes Wort für uns einlegen). Ansonsten ladet euch auf unserer Page http://www.sardonicmetal.de (wird bald komplett neu und vor allem geschmackvoller upgedated - lasst euch überraschen!) die zwei Songs unserer CD runter und macht euch selber ein Bild. Wenn es gefällt, könnt ihr die Scheibe für nur 8 Euro + P&V bei uns erstehen!
Man sieht sich irgendwie, irgendwo, irgendwann...
"Lange Haare, kurzer Verstand"! (Zitat unseres Brüllwürfels Jojo)

Redakteur:
Alex Straka

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