SHADOWS FALL: Interview mit Brian Fair

01.01.1970 | 01:00

Eigentlich sollte das folgende Interview mit der aus Massachusett’s stammenden Formation SHADOWS FALL auf deren Tour zusammen mit KITTIE stattfinden, aber aus Zeitgründen war dies beim Herrn Schreiberling mal leider wieder nicht möglich. Freundlicherweise nahm sich Sänger Brian Fair „on the road“ die Zeit und beantwortete meine Fragen via E-Mail. Thanks a lot! Aber nun genug der Worte, wollen wir mal hören, was der gute Brian zum damaligen Zeitpunkt noch über die laufende Tour zu berichten hatte.

Brian: Bis jetzt war die Tour wirklich großartig. Die Gigs in Frankreich und England waren alle ausverkauft und die Kids sind bei jedem Song total ausgeflippt. Die ersten beiden Shows in Deutschland waren auch phantastisch. Wir waren uns anfänglich nicht sicher, wie das KITTIE-Publikum auf eine Band wie uns reagiert, aber sie waren unglaublich empfänglich für unseren Sound. Wir sind KITTIE wirklich sehr dankbar für die Chance, die sie uns mit dieser Tour gegeben haben. Dies ist ja für uns das erstes Mal in Europa und die Möglichkeit jeden Abend vor so vielen Leuten zu spielen ist schon ein toller Start für uns hier drüben.

Oliver: Wie sind denn die Reaktionen auf “Fear Will Drag You Down” so ausgefallen? Ich kann mir jedenfalls gut vorstellen, dass sich einige Leute sehr gewundert haben, warum Ihr im Prinzip “Of One Blood” noch einmal veröffentlich habt, plus ein paar zusätzliche Bonustracks …

Brian: Die Reaktionen auf die Scheibe sind wirklich bestens. Wir haben verdammt viele Exemplare bis jetzt auf der Tour verkauft. Die Idee die Songs von „Of One Blood“ wieder zu veröffentlichen stammt vom europäischen CENTURY MEDIA Büro. Sie waren der Meinung, die Scheibe zum damaligen Veröffentlichungszeitpunkt nicht genügend gepusht zu haben und selbstverständlich brauchten sie auch einen Aufhänger um die Europa Tour mit KITTIE zu promoten. Die Bonussongs auf „Fear Will Drag You Down“ stammen von der „Deadworld“ EP die bis dato nur in Japan veröffentlicht wurde.

Oliver: Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass es langsam Zeit wird für ein komplett neues Album. Wann können wir denn mit einer neuen Scheibe mit jungfräulichem Material rechnen?

Brian: Es ist definitiv Zeit ein neues Album aufzunehmen. Nun, wir hatten nahezu während des ganzen letzten Jahres keinen festen Schlagzeuger in der Band. Das hat den Songwriting-Prozess natürlich enorm verlangsamt. Deshalb hab ich während den Proben für die neuen Songs an den Drums gesessen. Sofort wenn wir wieder aus Europa zurück sind, geht’s für uns direkt ins Studio. Das Album wird dann hoffentlich diesen Sommer auf den Markt kommen. Heisen wird es voraussichtlich „The Art Of Balance“.

Oliver: Und wer wird dieses Album eintrommeln? In Eurer Biographie sind zwei Schlagzeuger aufgeführt … wer von den beiden ist nun im gegenwärtigen Line-Up und was ist mit dem anderen Typen?

Brian: Unser neuer Schlagzeuger heißt Jason Bittner (ehemals STIGMATA, CRISIS). Die aktuelle Tour ist seine erste überhaupt mit uns und er wird auch die neue Scheibe mit uns einspielen. Letztes Jahr hat uns unser alter Drummer David Germaine aufgrund musikalischer Differenzen verlassen. Wir gingen nämlich in eine Richtung, die von ihm Sachen erfordert hätte, die einfach nicht seiner Art Schlagzeug zu spielen entsprach. Deshalb half uns unser Kumpel Derek Kerswill von der Band MEDIUM letzten Sommer aus um die „Deadworld“ EP einzuspielen, sowie einige Shows mit SHADOWS FALL abzuziehen … unter anderem das BEAST FEST in Japan und die CENTURY MEDIA ANNIVERSARY PARTY in LA.

Oliver: Warum wurde die „Deadworld“ EP eigentlich nur in Japan veröffentlicht?

Brian: Die Scheibe wurde nur aufgenommen, um unseren Auftritt beim BEAST FEST in Japan zu promoten. Das war eine richtig große Sache mit PANTERA und SLAYER als Headliner. Der Gig hat uns auch die Möglichkeit gegeben ein paar neue Songs live zu spielen.

Oliver: Irgendwie stehe ich voll auf Bands wie Euch … Ihr lasst Euch überhaupt keinem festen Genre zuordnen. Wie bezeichnet Ihr selbst Euren Sound?

Brian: Ich denke, wir sind einfach nur eine Metal Band. Unsere Einflüsse sind eigentlich alle Arten von harter Musik. Wir versuchen uns nicht selbst zu limitieren indem wir uns nur auf eine Stilrichtung festlegen. Jeder von uns hat einen anderen Musikgeschmack und somit bringt auch jeder etwas anderes in den Sound von SHADOWS FALL ein. Wir konzentrieren uns nur darauf Songs zu schreiben, die einer bestimmten Qualität entsprechen und die wir schon immer selber gerne hören wollten. Uns interessiert dabei nicht, in welche Kategorie man diese evtl. stecken kann.

Oliver: In Eurer Kariere habt Ihr schon mit zahlreichen sogenannten „Big Bands“ gezockt. Was war dabei die positivste und auch die negativste Erfahrung die Ihr mit diesen Acts gemacht habt?

Brian: Das beste daran mit großen, kommerziell erfolgreichen Bands zu spielen ist es einfach vor mehr Leuten auftreten zu können als üblich und diesen einen Sound näher zu bringen, mit dem sie bis dato noch nie konfrontiert wurden. Der Haken an der Sache wiederum kann sein, dass sich in solchen Bands Leute tummeln, die verdammt große Egos besitzen und Dir in Sachen Sound, Licht, Platz auf der Bühne usw. erhebliche Limits auferlegen. Aber egal, wir lieben es live zu spielen, egal vor welcher Band!

Oliver: Jede Band hat Ihre eigene Art Songs zu schreiben. Wie entstehen bei Euch die Songs?

Brian: Normalerweise kommen John und Matt mit ein paar Riffs an und wir checken dann ab welcher Drumbeat ab besten dazu passt. Anschließend wird die Struktur erarbeitet, was doch einige Zeit dauern kann. Wir versuchen die Riffs so zusammenzusetzen, dass sie flüssig klingen, einen gewissen Wiedererkennungswert besitzen und einfach Sinn machen. Anschließend checke ich die Vocallines ab, schreibe die Texte und erarbeite auch noch die Backing-Vocals. Alles in allem, kann es gut und gerne Monate dauern, bis wir mit einem Song vollkommen zufrieden sind.

Oliver: Hättest Du die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, in welche Rolle würdest Du gerne schlüpfen und warum?

Brian: Oh, das ist eine schwierige Frage. Ich bin eigentlich sehr glücklich mit dem was und wie ich bin. Aber wenn ich die Möglichkeit hätte, dann wäre ich gern BOB MARLEY, weil er ein unglaublicher Künstler und ein spiritueller Führer war, der dazu noch gutes Weed geraucht hat!!!

Oliver: Wie gehst Du mit Kritik um? Wann ist für Dich der Bogen kritikmäßig überspannt?

Brian: Mir machen schlechte Reviews und eine negative Presse nichts aus. Ich schreibe selbst für einige Magazine und bewerte Musik. Somit weiß ich, dass alles nur eine Frage des persönlichen Geschmacks ist und demzufolge nicht jeder auf das steht was wir machen. So lange wir mit unserem eigenen Kram glücklich sind, bin ich zufrieden.

Oliver: Lass uns doch mal über die schrecklichen Ereignisse des 11. September in New York und Washington reden, die wohl jeder noch mehr als deutlich vor Augen hat. Wie und wann hast Du davon erfahren? Was waren Deine ersten Gedanken? Was hat sich für Dich persönlich nach diesem geschichtsträchtigen Datum geändert?

Brian: Ich war daheim und habe mich gerade für die Arbeit fertig gemacht. Ich habe es einfach nicht glauben können, was ich dort sah. Es war, als ob man sich einen Film anschaut. Mein erster Gedanke war, alle Leute die ich in NYC kenne anzurufen und zu checken ob sie alle o.k. sind. Leider arbeitete meine Cousine Leah Oliver gerade in dem Stockwerk, dass vom ersten Flugzeug getroffen wurde. Sie war sofort tot! Sie hatte zudem genau an diesem Tag Ihren 25. Geburtstag. Ich hab sie am Wochenende zuvor seit Jahren mal wieder gesehen und sie war wirklich verdammt aufgeregt über Ihren neuen Job im WTC und Ihre Zukunft. Ihre und die Träume vieler anderer wurde in einem abscheulichen Akt von Feiglingen gestohlen, die einfach nicht den Mut hatten Auge um Auge anzugreifen. Das Leben ist das wertvollste Gut auf dieser Welt. Niemand hat das Recht über andere zu urteilen. Ich hoffe jedenfalls, dass diese Angelegenheit sobald als möglich aus der Welt geschafft wird, ohne den Verlust weiterer unschuldiger Menschenleben.

Oliver: Was hältst Du von MP3 Tauschbörsen und dem Internet im Allgemeinen? Worin siehst Du Nachteile am Web, speziell für Bands und worin bestehen die Vorteile?

Brian: Es ist in jedem Fall eine gute Möglichkeit den Menschen seine Musik zugänglich zu machen, aber sobald Leute damit beginnen komplette Alben runterzuladen, hat dies negative Auswirkungen auf die Verkaufszahlen. Ich wünschte es gäbe einen Weg das zu regulieren und nur eine paar bestimmte Tracks für die Öffentlichkeit freizugeben.
Die Vorteile für Bands liegen auf der Hand: Du kannst Leute direkt auf die Band aufmerksam machen und ihnen Band und Musik näher bringen.

Oliver: Das Interview, das Du gerade beantwortest ist ja für ein Online-Metal-Mag. Welchen Stellenwert nehmen für Dich persönlich Online-Mags verglichen zu „herkömmlichen“ gedruckten Magazinen ein?

Brian: Das gute an Online-Mags ist die Tatsache, dass sie regelmäßig aktualisiert werden können, solange die News auch noch wirklich „heiß“ sind. Die meisten gedruckten Postillen sind doch im Prinzip schon wieder veraltet, wenn sie auf den Markt kommen.

Oliver: Kommen wir kurz vor dem Ende noch zu einer eher makaberen Frage: angenommen Du wärst tot, hättest aber davor noch die Möglichkeit gehabt, Deinen eigenen Nachruf zu verfassen. Was hättest Du geschrieben?

Brian: Er lebte sein Leben so wie er es wollte. Aus Asche geboren, zu Asche geworden. Lasst keinen Moment auf dieser Erde ungenutzt!

Oliver: Was steht für Euch nach dieser Tour auf dem Programm?

Brian: Wie schon gesagt, als erstes die neue Scheibe aufnehmen und anschließend wieder auf Tour gehen. Es gibt zwar noch keine konkreten Pläne im Moment, aber wir werden auf jeden Fall wieder durch die Lande tingeln.

Oliver: So, das wär’s dann auch schon. Danke fürs Gespräch. Du hast die letzten Worte …

Brian: Um mehr über SHADOWS FALL zu erfahren, checkt unsere Homepage http://www.shadowsfall.com ab. News über Metal Bands und neue Veröffentlichungen gibt’s unter http://www.bullpenpromotions.com. Danke noch fürs Interview … DEATH TO FALSE METAL!!!!!




Redakteur:
Oliver Kast

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