SINNER: Interview mit Mat Sinner

06.09.2013 | 09:38

Ob wir es nun mit SINNER, PRIMAL FEAR, VOODOO CIRCLE oder der "Rock Meets Classic"-Reihe zu tun haben, hinter all dem steckt Mat Sinner. Jüngst hat er mit erstgenannter Combo ein rundum schönes Geschenk an seine Fans erstellt und ist direkt danach wieder unterwegs, um weitere Projekte an den Mann zu bringen. Woher Mat die Energie nimmt, was es mit "Touch For Sin 2" auf sich hat, wie sich die neue Platte von PRIMAL FEAR entwickelt und was der sympathische Tausendsasser noch zu berichten hat, erfahrt ihr hier.

Hi Mat, vielen Dank, dass es mit dem Interview geklappt hat. Es freut mich sehr, dir einige Fragen stellen zu können. Da du bekanntlich auf vielen Hochzeiten tanzt, schauen meine Fragen ein wenig über den Tellerrand hinaus.

Fangen wir zunächst mit SINNER an:

Am 30. August erschien "Touch Of Sin 2", was nicht der Nachfolger des 1985er Albums "Touch Of Sin" darstellt, sondern Neueinspielungen diverser SINNER-Klassiker, die sich im Laufe der jahrelangen Karriere etabliert haben, enthält. Wie kamst du auf diese Idee und was waren deine Beweggründe?

Die Rechte an den Produktionen dieser Zeit gingen mittlerweile durch viele Hände. Die CDs werden offiziell seit längerer Zeit nicht mehr vertrieben und so erreichen die wenigen "kaufbaren" Exemplare völlig unverschämte Preise. Die originalen Mehrspurbänder sind anscheinend im Haus des ehemaligen Besitzers verbrannt. Da wir viele dieser Klassiker noch immer in unserem Live Programm haben und Fans sowie Band die Songs gerne spielen & hören, kamen wir zusammen mit unserer Plattenfirma AFM Records auf die Idee eine ganz spezielle Platte zu produzieren. Die favorisierten Songs mit neuer Produktion und alle Jungs gemeinsam in einem Top Tonstudio – das war die Vorgabe und die wurde auch umgesetzt.

 

Warum hast du das Album "Touch Of Sin 2" getauft? Sind kurzzeitige Verwirrungen dann nicht vorbestimmt?

Jeder Titel für diese Platte hätte für "kurzzeitige" Verwirrungen gesorgt. Unsere Idee war eine Brücke zur alten Zeit zu bauen – vom Titel bis zum Artwork und herausgekommen ist die Version unserer Sichtweise.

Was hat es mit den drei brandneuen Songs 'Blood On The Sand', 'Heat Of The City' und 'Don't Believe A Word' auf sich? Hast du die speziell für diesen Anlass kreiert oder sind das Überbleibsel aus vergangenen SINNER-Tagen?

Die ersten zwei Songs stammen aus der Zeit direkt nach "Dangerous Charm" – ich habe noch ungefähr 30 Songs aus dieser Zeit, die nicht veröffentlicht wurden. Wir dachten diese beiden passen gut ins Gesamtbild und so haben wir die Songs fertiggeschrieben und produziert. Der dritte Titel ist ein Remake eines THIN LIZZY-Songs von dem allerdings nur der Text von Phil Lynott und das Gitarrensolo übrig geblieben ist. Mein Kumpel Jimmy Coup, wahrscheinlich der bekannteste Strassenmusikant aus Dublin, hat den Song überarbeitet und ich fand seine Version so spannend, dass ich sie veröffentlichen wollte!

 

"Touch Of Sin 2" hat in puncto Gastbeiträge überdies einige Überraschungen parat. Magst du uns diesbezüglich einmal aufklären?

Das sind alles Freunde mit denen ich schon lang und gerne zusammenarbeite. Mit Erik Martensson singe ich schon auf vielen meiner Produktionen der letzten Jahre die Backing Vocals. Grandioser Musiker und toller Sänger. Mit David Readman spiele ich bei VOODOO CIRCLE zusammen und ich ergänze mich mit ihm grossartig. Diego Valdez ist Sänger der Band HELKER aus Argentinien, deren letzte CD ich produziert habe. Diego ist ein absoluter Killer-Sänger, den ich immer unterstützen werde. In Sachen Tom Naumann haben wir eine große, verschlossene Türe wieder aufgesperrt und sind beide sehr froh darüber!

 

Wenn du die Trackliste von "Touch Of Sin 2" betrachtest, gibt es Stücke, die dir zum Hals raushängen, du sie aber aufgrund ihres Klassikerstatus einfach spielen bzw. verwenden musst?

Nein, ich würde niemals einen Song live spielen oder gar neu produzieren, wenn der Song mich ankotzen würde. Ich mache Musik aus Leidenschaft und da gibt es keine faulen Kompromisse. Ganz im Gegenteil. Ein paar Songs waren damals einfach sehr bescheiden produziert und ich war damit überhaupt nicht einverstanden. Jetzt hatte ich endlich die Chance dies in Einzelfällen wie z.B. 'Concrete Jungle' zu korrigieren.

Gibt es Pläne, mit der "Touch Of Sin 2"-Songliste auf kurze Tour zu gehen? Sprich, die neueren Stücke außen vor zu lassen und die glorreiche SINNER-Frühphase Revue passieren zu lassen?

Wir planen zwischen Weihnachten und Neujahr vier ganz spezielle Konzerte mit Gästen, den "Touch Of Sin 2"-Songs und vielen weiteren Specials. Ich denke in zwei Wochen gibt es auch die Tourdates. Mal sehen wie das rüberkommt und angenommen wird, dann sehen wir weiter! Und wir sind auf dem "Keep It True" Festival im April 2014 – aber da werden nur die alten Klassiker gezockt!

 

Kommen wir nun zu PRIMAL FEAR:

Vor wenigen Tagen habt ihr die Aufnahmen zum neuen PRIMAL FEAR-Album beendet. Das bärenstarke "Unbreakable" hat im kommenden Januar erst zwei Jahre auf dem Buckel. Was kannst du uns über das noch namenlose Album berichten?

Wir haben uns viel Zeit mit dem Songwriting gelassen und eine sehr aufwändige Pre-Production gemacht. Wir hatten 20 Songs, haben die auf zwölf Songs reduziert und sind dann ins House Of Music Tonstudio gegangen und haben in Ruhe ohne Zeitdruck produziert. Im September werden wir zusammen mit Jacob Hansen (VOLBEAT) in seinem Studio in Dänemark abmischen und via Frontiers Records am 22. Januar 2014 weltweit releasen. Kurz vor Weihnachten wollen wir die erste digitale Single mit Videoclip veröffentlichen.

 

Zwölf Stücke inklusive zwei "Epic Songs" haben auf die neue Scheibe gepasst. Was hat es mit den "Epic Songs" auf sich und wird das Album irgendwelche faustdicke Überraschungen innehaben?

Mit Epic bezeichnen wir Songs, die gewaltig aus dem Rahmen fallen. Knapp zehn Minuten mit vielen verschiedenen Parts, Geschwindigkeiten, Instrumentierung und Tempi. Das sind die Songs bei denen wir uns musikalisch austoben – sozusagen progressive Selbstverwirklichung  - "Unbreakable" war unser weltweit erfolgreichstes Album, also besteht kein Anlass oder Druck die Band auf den Kopf zu stellen und musikalisch neu zu erfinden. Die Basis des neuen Albums sind knackige Riff-Metal-Songs, die wir in Sachen Songwriting mit unserer derzeitigen Vision einfach weiterentwickelt haben.

Deine Allstar-Truppe VOODOO CIRCLE hat seit dem Frühjahr auch ein neues Album auf der Habenseite. Wie fielen die Resonanzen aus? Waren Fans, Kritiker und Band gleichermaßen zufrieden mit "More Than One Way Home"?

Oh ja – das Album ist sehr gut in Deutschland und in der Schweiz gechartet, wir haben im Anschluss an den Release eine super Tour gespielt und innerhalb der Band herrscht ein grandioser Vibe. Das macht super Spass mit den Jungs, jedes Konzert ist ein langer Jam und trotz aller Terminprobleme der Musiker, werden wir für diese Band alles geben und ich freue mich schon auf unsere nächsten Konzerte und die nächste Studio Produktion.

 

Neben all diesen Beschäftigungen bist du zudem als Leiter eines, wie ich finde, wirklich tollen und geglückten Projektes tätig:

Was hat dich 2010 eigentlich bewegt, die musikalische Leitung der "Rock Meets Classic"-Reihe zu übernehmen und welchen Interpreten würdest du für diese Events am liebsten ans Land ziehen? Oder hast du mit ALICE COOPER schon für 2014 das Maß aller Dinge unter Dach und Fach gebracht?

Zu meinem Partner bei "Rock Meets Classic" pflege ich schon seit ewiger Zeit eine funktionierende Freundschaft. Das war die Basis mich hier 100% zu involvieren und hart zu kämpfen, die Idee der Show umzusetzen und erfolgreich zu machen. Wir arbeiten jetzt schon fünf Jahre fast täglich für das Projekt und es macht riesigen Spaß. Natürlich war es auch für mich als Musiker eine große Herausforderung vor allem mit einem großen Orchester und den Helden meiner Jungend aufzutreten. Insgesamt bin ich total glücklich mit der Entwicklung von "Rock Meets Classic" und es spricht sich auf der ganzen Welt herum, dass wir eine qualitativ hochwertige Show auf die Beine gestellt haben. Ja, ich kann mir den nächsten Traum erfüllen und neben Alice Cooper seine Klassiker spielen, aber "das Maß aller Dinge" wäre zu hoch gegriffen. Warten wir mal ab, denn wir haben noch viel vor!

 

Hand aufs Herz, Mat. "Touch Of Sin 2" hier, die Aufnahmen zum neuen PRIMAL FEAR-Album dort, VOODOO CIRCLE auf der einen und die "Rock Meets Classic"-Tour auf der anderen Seite. Hat dein Tag zufällig 48 Stunden oder woher nimmst du all die Energie und Zeit, all diese (und noch andere) Projekte mit gleichbleibend hoher Qualität zu stemmen? Und wann nimmst du die Zeit, mal abzuschalten und neue Kräfte zu sammeln?

Klar brauche ich Breaks, vielleicht nicht so viele, aber grundsätzlich kann man so ein Programm nur umsetzen, wenn Musik wirklich die Passion, Lebenseinstellung und pure Erfüllung ist. Jedes Projekt, an dem ich arbeite, bekommt 100% Fokus und Hingabe und ich brauche Partner, denen ich vertrauen kann und mit denen ich sehr gern zusammenarbeite. Wenn das Ergebnis für mich stimmt, dann bin ich happy und wenn ich inzwischen zu Ian Gillan, Paul Rodgers, Eric Bazilian oder Steve Lukather eine Freundschaft pflege, dann ist das genug Bestätigung für mich.

Wie sehen die kommenden Wochen bei Mat Sinner aus? Geht es mit dem Mix der neuen PRIMAL FEAR-Scheibe weiter oder werden erste Vorbereitungen zur "Rock Meets Classic"-Tour im März und April getroffen? Was steht für  in deinem Terminkalender?

Im September werden wir die neue PRIMAL FEAR-Produktion mischen, dann zwei Video Clips drehen. Für "Rock Meets Classic" werden wir die Arrangements schreiben, die Show konzipieren und mit der Band und dem Orchester proben. Im Oktober plane ich dazu die Produktion des zweiten KISKE/SOMERVILLE-Albums und ich liebe das Projekt.

PRIMAL FEAR geht im Dezember nach Südamerika, SINNER spielt an Weihnachten Shows. Dann geht es weiter ab Mitte Januar bis Ende Februar mit der PRIMAL FEAR-Europatournee zum Release des neuen Albums, dann kommt nahtlos die "Rock Meets Classic" Tour bis einschl. 05.04.2014 – ab Ende April geht PRIMAL FEAR auf USA/Kanada Tour, danach spielen wir ein paar Festivals und dann touren wir zum ersten Mal in Australien. Das ist die grobe Planung bis nächstes Jahr September und ich habe noch eine grandiose Platte zusammen mit Russell Allen (SYMPHONY X) produziert, zu der wir noch einen Video-Clip drehen wollen. Frontiers Records planen den Release im ersten Quartal 2014.

 

Sodann bin ich mit meinen Fragen auch am Ende und bedanke mich noch einmal vielmals für Geduld und Zeit. Auch weiterhin wünsche ich dir viel Erfolg mit all deinen Projekten und das sie stets derart erfolgreich laufen, wie sie es seit Jahren tun. Die letzten Worte an Fans und unsere Leser gebühren selbstverständlich Dir. Was willst du noch loswerden?

Ich danke erst mal allen Fans für ihre jahrelange Unterstützung und Treue, den ohne Fans kann jeder Musiker den Laden dicht machen und ich freue mich auf viele neue und spannenden Erlebnisse die mir der Rock’n Roll noch geben wird!

Redakteur:
Marcel Rapp

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