SIRENIA: Interview mit Morten Veland

28.05.2023 | 18:08

Die wilden Siebziger sind zurück! Zumindest wenn man meinem DVD-Player einerseits und der Band SIRENIA vertraut. Mit "1977" sind die Symphonic-Metaller mit dem Hang zum Besonderen zurück und abermals sorgen Mastermind Morten Veland und seine Mannen für ein Melodien- und Bombastfeuerwerk vom Allerfeinsten. Weshalb sich die Norweger so für dieses Jahr interessieren, wie sich der Titel auf den aktuellen Stil der Band auswirkt und was SIRENIA mit TANITA TIKARAM zu tun hat, erfahrt ihr in unserem Gespräch mit Morten persönlich.

Hallo Morten. Wie geht es dir? Wie ist die Stimmung bei SIRENIA?
Hallo, ich bin froh, eure Fragen zu beantworten. Die Stimmung bei SIRENIA ist gut, es ist immer ein tolles Gefühl, ein neues Album fertiggestellt zu haben.

Euer letztes Album "Riddles, Ruins And Revelations" ist erst zwei Jahre alt. Bitte gib mir ein kleines Update darüber, was in der Zwischenzeit bei euch passiert ist.
Nach der Veröffentlichung der Platte befanden wir uns in einer Zeit, die stark von der Pandemie betroffen war. Es war eine sehr unglückliche Situation, in der viele unserer Pläne und Tourneen auf Eis gelegt wurden, so dass wir nicht wirklich in der Lage waren, das Album so fortzusetzen, wie wir es uns gewünscht und erhofft hatten. Wir spielten ein paar Festivals, ein paar Shows und eine Europatournee nach dem Album. Heutzutage verbessert sich die Situation langsam, also freuen wir uns darauf, mit dem neuen Album auf Tour zu gehen. Wir haben es sehr vermisst zu touren.

Jetzt ist es wieder möglich, Gott sei Dank. Euer neues Album trägt den Titel "1977". Was ist eure persönliche Verbindung zu den 1970er Jahren? Was fasziniert dich am meisten an dieser Zeit?
Ich finde, es ist eine sehr nostalgische Zeitspanne. Ich wurde in den späten Siebzigern geboren, daher habe ich keine Erinnerungen daran. Aber ich finde diese Zeit sehr interessant. Es ist auch das Jahrzehnt, in dem die Metal-Musik geboren wurde, mit BLACK SABBATHs erstem Album, das 1970 erschien. Viele neue, sehr originelle und interessante Bands kamen in diesem Jahrzehnt auf.

"1977", weil zwei von euch in diesem Jahr geboren wurden?
Sowohl Emma als auch ich wurden 1977 geboren.

Man könnte meinen, dass "1977" einen konzeptionellen Hintergrund hat. Ist das der Fall? Gibt es auf dem Album oder in den Tracks ein übergreifendes Thema?
Das Album ist kein Konzeptalbum, "1977" besteht aus zehn individuell geschriebenen Tracks plus einem Bonustrack, der ein Coversong von TANITA TIKARAM ist. Alle Songs erzählen ihre eigene Geschichte und es gibt keine spezifische Verbindung zwischen ihnen, aber sie handeln alle von den dunklen Seiten des Lebens und der Menschheit im Allgemeinen.

Zu dem Coversong möchte ich gleich noch kommen. Es ist diese Mischung aus 70er- und 80er-Jahre-Synthie-Rock und eurem typischen, schwereren Symphonic-Sound, die das Album so reizvoll macht. Wie hast du diese Authentizität des Sounds im Studio geschaffen und wie lange hast du an der Platte gearbeitet?
Ich persönlich liebe es, all diese Elemente zu mischen, und das ist so ziemlich das, worum es bei dem musikalischen Konzept von SIRENIA von Anfang an gegangen ist. Elemente aus verschiedenen musikalischen Genres und Epochen zu einem großen Konzept zu verschmelzen, das die Grundlage für den Sound einer Metalband bildet. Ich war schon immer ein großer Fan der achtziger und frühen neunziger Jahre, die musikalisch meine Kindheit und Teenagerzeit repräsentieren, daher finde ich viel Nostalgie in der Musik aus dieser Zeit.

Was sind deiner Meinung nach die musikalischen Unterschiede zwischen dem Vorgängeralbum und dem aktuellen Album "1977"? 'Fading To The Deepest Black' hätte auch auf "Riddles, Ruins And Revelations" seinen Platz haben können.
Ich denke, dass die Hauptunterschiede zwischen den beiden Alben der Sound und die Produktion sind, und ich denke, dass wir es geschafft haben, beiden Alben ihren eigenen, einzigartigen Sound zu geben. Musikalisch fühlt sich "1977" in vielerlei Hinsicht wie ein natürlicher Nachfolger des Vorgängeralbums an, ich persönlich habe das Gefühl, dass wir den Stil des Vorgängeralbums übernommen haben und einfach den gleichen Weg weitergehen.

Das Album ist auch enorm abwechslungsreich: 'Wintry Heart', 'A Thousand Scars' und 'Nomadic' könnten nicht unterschiedlicher sein, sind aber 100% SIRENIA. Wie wichtig ist das Thema Abwechslung für dich?
Ich habe schon immer versucht, vielfältige und abwechslungsreiche Alben zu komponieren, das ist etwas, worauf ich immer großen Wert gelegt habe. Es freut mich sehr zu hören, dass ihr das aufgegriffen habt, das gibt mir das Gefühl, dass uns dieser Teil gelungen ist.

Vor allem die Produktion sticht positiv hervor, wer hat den Sound auf den Punkt gebracht?
Herzlichen Dank dafür. Das Album wurde von mir produziert. Abgemischt und gemastert hat es unser Freund HK in den Vamacara-Studios in Frankreich.

Als Bonustrack gibt es das Cover 'Twist In My Sobriety' von TANITA TIKARAM. Warum hast du diesen Song ausgewählt und wie passt er in den Gesamtkontext von "1977"?
Ich bin ein Fan dieses Liedes seit dem Tag, an dem es veröffentlicht wurde, ich erinnere mich, dass ich es als Kind im Radio gehört habe. Der Song hat eine sehr düstere und melancholische Stimmung, die ich wirklich liebe. Daher dachte ich, dass es gut zu SIRENIA passen würde, eine Coverversion davon zu machen. 'Twist In My Sobriety' passt meiner Meinung nach sehr gut zum Album. Der Song ist ein Achtziger-Jahre-Song, und das Album im Allgemeinen enthält viele Elemente aus diesem Jahrzehnt.

Wie geht es nach der Albumveröffentlichung am 26. Mai weiter? Einzelne Festivalauftritte sind geplant, aber ist auch eine komplette Tour in Planung?
Zuerst werden wir diesen Sommer auf vier, fünf Festivals spielen, und dann ist geplant, im September auf Tour zu gehen. Wir werden in Europa beginnen und dann hoffentlich andere Kontinente und Länder folgen lassen.

Das Tempo, in dem ihr neue Alben veröffentlicht, ist wahnsinnig. Woher nehmt ihr all die Kreativität und Eindrücke?
Vielen Dank für dein Kompliment. Ich war schon immer sehr inspiriert und voller Kreativität, seit ich ein Kind war. Ich verspüre immer den Drang, Musik zu machen, und ich spiele, komponiere und schreibe jeden Tag.

Welche Dinge, die es in den 1970er Jahren gab, aber heute nicht mehr, würdest du dir zurückwünschen? Das können auch Bands sein, hehe.
Ich hätte gerne PINK FLOYD zurück, ich war immer ein großer Fan, und sie waren für mich immer eine große Inspirationsquelle.

Morten, was möchtest du noch loswerden? Vielen Dank für das Gespräch!
Sehr gerne, vielen Dank für eure Unterstützung. Ich möchte euch alle dazu einladen, mein Soloprojekt MORTEMIA auszuprobieren, ein Projekt, bei dem ich mit zahlreichen großartigen Sängern aus dem Metal-Genre zusammenarbeite. Außerdem hoffen wir von SIRENIA, euch alle sehr bald auf Tournee zu sehen.

 

Die Fotos wurden uns freundlicherweise von Napalm Records zur Verfügung gestellt.

Redakteur:
Marcel Rapp

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