SOLENCE: Positiv durch und durch

11.11.2025 | 10:15

Kaum zu glauben, dass Electro Rock derart mitreißend und spannend sein kann. Und darüber hinaus erfüllt er Geist und Seele mit einem gewissen Optimismus, einer positiven Lebensweise und vielen hellen Momenten. Das neue Album "Angels Calling" sprüht vor Lebensfreude und Sonnenstrahlen, ist ein eindrucksvolles Statement mit fetten Gitarren, malerischen Synthies und einer unbändigen Durchschlagskraft - doch nicht nur die neue Platte, sondern auch unser Gespräch mit Sänger und Frontmann Markus Videsäter ist durchzogen von Frische und einer durch und durch positiven Lebenseinstellung, die anzustecken weiß. So sprachen wir nicht nur über die fünfte Platte, sondern Hoffnung, Liebe, Glaube, Energie und Freude!

Markus, wie geht's dir und wie ist die Stimmung bei SOLENCE?

Was geht, Marcel? Vielen Dank für die Einladung. Die Stimmung ist gerade richtig gut, weil wir unser neues Album "Angels Calling" veröffentlicht haben und total aufgeregt sind. Zudem gehen wir bald auf Tour und freuen uns schon riesig darauf.

Seit eurem Debüt kombiniert ihr eingängige Melodien und elektronische Elemente mit melodischem Heavy Metal. Welche Bands haben euch dazu inspiriert und welche Metal-Größen haben euch beeinflusst?

Ich denke, viel Inspiration kommt aus unseren Anfängen als Musiker, aus der Schulzeit. Bands wie AVENGED SEVENFOLD, IN FLAMES, DREAM THEATER, RED HOT CHILI PEPPERS, SYSTEM OF A DOWN... also Bands, die uns beeinflusst haben, im Grunde die großen Rock- und Metal-Acts. Was die elektronischen Elemente angeht, haben wir ja mit Johan einen Experten für Synthesizer. Wir müssten das also nicht extra machen, aber es ist für uns ganz natürlich. Die Kombination aus Elektronik und Metal war für uns also nie wirklich ein Thema. Es ist eher so, dass es sich für uns einfach ganz natürlich anfühlt. Das ist also sehr aufregend.

Die Welt kann grausam sein, aber ihr füttert sie mit deinem grenzenlosen Optimismus. Woher nehmt ihr diese Kraft? Woher kommt dieser unerschütterliche Optimismus?

Nun ja, Optimismus ist nicht immer leicht zu bewahren, oder? Aber ich glaube, als Menschen fällt es uns viel leichter, die Hoffnung nicht aufzugeben. Und wenn ich morgens aufwache und an meiner Seele und meinen Liedern arbeite, möchte ich nichts tun, was mich runterzieht oder ähnliches. Ich möchte mich nicht noch deprimierter oder noch düsterer fühlen. Deshalb machen wir Musik für uns selbst. Die Energie und der Optimismus in den Stücken – wenn man sie so nennen will – kommen meiner Meinung nach einfach daher, dass wir Musik für uns selbst machen wollen, Musik, die wir anderen Menschen schenken wollen, und das Gefühl, das wir ihnen vermitteln möchten. Ich meine, wir sind doch auch nur Menschen, oder? Wir sind mal traurig, wir fühlen uns ab und zu niedergeschlagen. Aber ich denke, wir versuchen mit unserer Musik, eine andere Perspektive und etwas Optimismus zu vermitteln.

In den letzten Jahren wart ihr mit Bands wie ELECTRIC CALLBOY, die für ihre mitreißende Bühnenpräsenz bekannt sind, sowie ICE NINE KILLS und WE CAME AS ROMANS auf Tour. Welche Erfahrungen habt ihr dabei gesammelt?

Ich denke, wir haben vor allem gelernt, wie man live spielt. Und für uns, die wir aus Schweden kommen, war die Tour mit diesen fantastischen Bands eine unglaublich lehrreiche Erfahrung. Als wir dann anfingen, Songs zu veröffentlichen, war das, glaube ich, ziemlich am Anfang der Pandemie. Wir hatten also vor unserem dritten Album oder so noch nie live gespielt. Deshalb war die Erfahrung mit diesen Bands für uns unglaublich lehrreich. Sie waren so nett zu uns, und wir haben viel über Tourneen, über den Umgang mit Publikum und die gesamte Logistik gelernt, auch über den Ablauf im Saal. Aber auch die Erfahrung, vor Publikum zu spielen und eine gute Show abzuliefern, ist wirklich schwer. Wir haben also gerade die Erfahrung gemacht, dass wir den Fans eine gute Show bieten wollen. Wir wollen ihnen ein tolles Erlebnis bieten. Und wir wollen so sein wie die Bands, zu denen wir aufsehen, und nicht schlechter, sozusagen.

Ihr habt im Januar eure "Blue Monday"-EP veröffentlicht, die die perfekte Brücke zwischen dem Vorgängeralbum und "Angels Calling" schlägt. Wie sehr hat sich der Sound von SOLENCE deiner Meinung nach seit "Hope Is A Cult" verändert?

Er hat sich stark verändert. Wir haben zwischendurch auch noch ein Album aufgenommen, das wir aber nicht veröffentlicht haben, weil wir es nicht für gut genug hielten. Wir haben also zwischen den letzten Alben jede Menge Erfahrung gesammelt. Für uns ist "Angels Calling" daher das ultimative SOLENCE-Erlebnis. Und ich finde es einfach großartig, dass wir all die Elemente, die wir an den letzten Alben geliebt haben, in die Songs von "Angels Calling" einfließen lassen konnten. Es ist also wirklich ein besinnliches Erlebnis, das gewissermaßen das Kapitel der letzten Alben abschließt. Und auch "Angels Calling" ist quasi ein Live-Album. Seit wir live spielen, ist auch "Hope Is A Cult" entstanden – wir haben es quasi während unserer Live-Phase aufgenommen. Und "Angels Calling" kam für uns so, als wir drei Jahre lang live gespielt haben. Es ist also auch in gewisser Weise ein Live-Album. Das spielt also auch eine Rolle.

Was war eure Intention, als ihr mit der Arbeit am neuen Album begonnen habt? War es einfach nur ein neues SOLENCE-Album oder steckt eine Botschaft dahinter?

Wie gesagt, wir wollten ein Album machen, das alles vereint, was wir lieben, mit richtig harten Breakdowns, energiegeladenen Refrains – etwas, das die Leute so richtig mitreißt. Live-Auftritte waren also der wichtigste Aspekt, den wir bei "Angels Calling" im Blick hatten. Was die Botschaft und die Texte angeht, bin ich textlich immer noch ganz typisch. Es ist motivierend. Hoffentlich kann es die Menschen aufmuntern. Trotzdem hat es mit Liedern wie 'Where Were You' und 'Wish You The Worst' immer noch eine gewisse düstere Note. Aber ich meine, diese Lieder vermitteln auch eine gewisse Stärke und Ermächtigung.

Ja. Besonders die Single 'Where Were You' berührt mich sehr. Worum geht es genau und wie kann man Hoffnung schöpfen?

Das freut mich zu hören. Es geht um eine Geschichte. Ich denke, wir alle kennen das: Wir versuchen, für andere da zu sein. Und ich habe das Gefühl, dass diese Leute uns manchmal nicht dasselbe zurückgeben. Und ich glaube, dass 'Where Were You' für mich genau diese Geschichte erzählt. Ich war selbst schon ein- oder zweimal in solchen Situationen, aber ich wollte einfach ein Lied darüber schreiben. Es hat aber auch etwas Befreiendes, weil man sich fragt: Wo warst du? Du hättest für mich da sein sollen. Ich respektiere mich selbst so sehr, dass ich dir das sage. So kann man seine Beziehungen ausbauen und diejenigen behalten, die einem wirklich guttun. Das ist, glaube ich, ein wichtiger Aspekt dieses Liedes. Und wie findet man Hoffnung? Hoffnung ist ja ein sehr weites Feld. Aber ich glaube, Hoffnung ist etwas, das man einfach braucht. Egal, was man braucht, man muss diese Hoffnung in sich finden, denn was bleibt uns sonst übrig? Stimmt's? Es ist einfach etwas, das man tun muss. Und was genau tut man gegen die Monster in seinem Kopf? Wie bringt man sie zum Schweigen? Oder vielleicht zum Tanzen? Ja, genau. Ich glaube, manchmal muss man einfach damit leben. Und um mehr im Moment zu leben, übe ich mich viel in Achtsamkeit. Das hilft mir dabei wirklich sehr.

Aber ansonsten denke ich, dass diese inneren Dämonen ehrlich gesagt einfach etwas sind, mit dem man leben muss. Man muss verstehen, dass man ein Mensch ist und sich nicht so sehr verurteilen sollte. Es passiert einfach, nicht wahr? Also versuche, nicht zu viel darüber nachzudenken. Auch, wenn sie da sind. Ich meine, jeder hat sie, weißt du, aber sei stolz auf dich und darauf, wer du bist. Und was auch immer du getan hast, es ist großartig. Wir alle haben manchmal so kleine Dämonen im Kopf. Das gehört wohl einfach zum Leben dazu. Man kann sie aber auch zum Schweigen bringen, indem man gute Freunde hat, Spaß hat, dankbar ist, mit der Familie redet – es gibt viele Möglichkeiten. Sei nicht so streng mit dir selbst.

Wunderschöne Worte! Mir gefällt übrigens auch das letzte Lied, 'Angels vs. Demons', sehr gut. Hat nicht jeder seine inneren Dämonen und eine dunkle Seite, die die gute Seite umso heller erstrahlen lässt?

Ja, stimmt. Ich meine, so ähnlich ist es auch bei uns. Die Schattenseiten existieren eben, oder? Aber man muss nicht das Gefühl haben, dass sie die ganze Persönlichkeit und die ganze Lebenssituation ausmachen. Das kennt doch jeder. Und es ist einfach wichtig, jeden Morgen das Positive dem Negativen vorzuziehen. Wie gesagt, wenn ich morgens aufstehe, möchte ich Musik machen, die mir ein gutes Gefühl gibt. Ich wähle den Engel, richtig? Und manchmal kommen Dämonen zum Vorschein. Aber das gehört eben zum Leben dazu, nicht wahr? Was bedeuten Engel für dich? Nun, ich meine, auf diesem Album geht es buchstäblich um Engel, um himmlische Engel. Aber ich denke, das steht auch für das Gute. Ich meine, das ist doch auch was Gutes, sozusagen das Positive daran.

Ihr seid bald auf Tour, doch Schande über mich: Ich habe euch noch nie live gesehen. Was kann ich von einer Show erwarten? Und wie läuft das ab? Habt du ein besonderes Ritual, bevor ihr auf die Bühne geht?

Nein, kein Ritual. Wir haben da so eine kleine Tirade, die wir loslassen. Es ist eine durch und durch energiegeladene, mitreißende Show, die von Anfang bis Ende pure Energie versprüht. Und sie macht auch noch Spaß. Das ist doch das Wichtigste. Also, erlebt es selbst!

Ihr kommt aus Schweden, lebt aber jetzt in Los Angeles. Ist das Zufall, dass ihr ausgerechnet in die Stadt der Engel gezogen seid?

Schon wieder Engel. Ich liebe es.

Richtig, und wie beeinflusst euer neues Zuhause, aber auch eure alte schwedische Heimat, euren Sound?

Nicht sehr. Die Musik kommt von uns selbst und nicht von dem Ort, an dem wir uns gerade befinden. Und es ist einfach eine Mischung aus den Beiträgen aller Bandmitglieder, da wir alles selbst produzieren und schreiben. Vielleicht ändern sich die Texte ein wenig. Und vielleicht beeinflussen uns Einflüsse von Leuten, deren Musik wir nicht hören. Aber ich glaube nicht, dass unser aktueller Standort einen so großen Einfluss hat. Es ist eher so, dass die Musik von uns selbst kommt, von dem, was wir tun wollen, was wir in dem Moment hören möchten. Und ich glaube nicht, dass das viel mit einem bestimmten Ort zu tun hat. Es ist einfach das, worauf wir gerade Lust haben.

Vielen Dank, Markus, was möchtest du noch loswerden?

Ich möchte euch allen danken. Ihr seid einfach großartig! Vielen Dank, dass ihr unsere Musik hört. Danke, dass ihr uns unterstützt. Aber ich möchte auch allen, die zu einem SOLENCE-Konzert gehen wollen, sagen: Geht hin und erlebt es selbst, denn es macht wirklich Spaß. Und ich hoffe, viele von euch dort zu sehen. Wir arbeiten wirklich hart an unserer Musik und unseren Shows. Also geht unbedingt zu einem SOLENCE-Konzert!

 

Fotocredit: Anton Josefsson

Redakteur:
Marcel Rapp

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