SOMNIFERE: Interview mit Carsten
01.01.1970 | 01:00Wenn ich ehrlich bin war ich doch etwas überrascht über das recht herbe Review von Kollege Michael was den Erstling der Wormser Kapelle SOMNIFERE angeht, da ich „Audioporn“, so der Titel des Machwerks, doch recht interessant fand ... wobei ich Dir allerdings recht geben muß Michael, die Vocals sind alles andere als der Bringer. Nichtsdestotrotz lassen wir Carsten, den Drummer des Sextett, zu Worte kommen, um seine Sicht der Dinge bzgl. „Audioporn“, Michaels Review uvm. darzustellen ... here we go!
Oliver: "‘Audioporn‘, der erste Porno, der wirklich befriedigt." Sind alle Reaktionen, die Ihr auf die Scheibe bis dato bekommen habt, so überschwenglich?
Carsten: Nicht alle waren so überschwenglich, aber alle waren bisher mehr als positiv!!! Nun gut bis eben ... hab gerade Eure Kritik gelesen, hehe!
Oliver: Könntest Du Eure Bandhistory in ein paar wenigen Sätzen zusammenfassen, da Euch sicher noch nicht allzu viele Leute da draußen kennen!?
Carsten: Wir haben uns 1994 gegründet! Damals als Projekt von Alex (guitar) und mir! Seit Frühjahr 1996 spielen wir jetzt in dieser aktuellen Besetzung zusammen! Wir haben 1997 unser 1. Demo ‚The Flight‘ produziert und konnten mit ‚Condemned‘ (1998) unseren Bekanntheitsgrad in der deutschen und ausländischen Undergroundszene weiter ausbauen! Ende 1999 erhielten wir dann die Chance unseren ersten Longplayer ‚Audioporn‘ aufzunehmen! Der nach einiger Verzögerung jetzt in den Läden steht! KAUFEN...!!!! 
Oliver: Was bedeutet SOMNIFERE eigentlich?
Carsten: SOMNIFERE heißt plump übersetzt - „Schlafmittel“. Ist aber in der lateinischen Übersetzung ein Hauptbestandteil von Schlafmohn. Wir wollten einen Namen der nicht gleich von vornherein zu klischeehaft klingt...!
Oliver: Jede Band hat ja was das Songwriting angeht ihren eigenen Stil. Wie muß ich mir die Entstehung eines SOMNIFERE Songs vorstellen?
Carsten: Bei uns entstehen alle Songs gemeinsam oder mit einem Teil im Proberaum! Und das komplett! Wir hören uns die Ideen jedes Einzelnen an und probieren dann einfach drauf los! Wie vielleicht auf ‚Audioporn‘ zu hören ist, sind wir recht experimentierfreudig; von daher lassen wir uns gern selbst ein wenig überraschen was dann im Endresultat heraus kommt! Also kurz gefaßt entsteht ein SOMNIFERE-Song durch jammen, diskutieren und Überraschung! Drei Dinge auf einmal das geht nun wirklich nicht?! (warum denn nicht? ... Anm. d. Red.)
Oliver: Worum geht es in Euren Texten?
Carsten: Die Texte sind zum größten Teil persönlicher Natur. Handeln von persönlichen Erfahrungen und Ereignissen die man so während seines Lebens macht. Und mit denen sich der eine oder andere mit Sicherheit auch identifizieren kann. Ein Teil der Texte handelt aber auch von Phantasiethemen. Welche das sind?? Findet es selber heraus! Ihr könnt doch auch lesen, oder?!
Oliver: "Audioporn" finde ich einen recht interessanten Namen für ein Album. Welchen Zusammenhang seht Ihr zwischen Eurer Musik und dem Begriff "Audioporn"?
Carsten: Also in allererster Linie hat uns erst einmal das Wort an sich gefallen. Es ist einfach ein geiler Name für eine CD. Ich denke der Name macht erst einmal neugierig. In zweiter Linie war es auch ein guter Ausdruck unsere Musik auf diesem Album zu umschreiben! ‚Audio’ als Begriff für die Musik und ‚Porn(o)’ als Ausdruck für die ‚unmögliche’ Kombination, wie wir unsere Musik gemixt haben!
Oliver: Und wo wir schon dabei sind, wie stehst Du im Allgemeinen zu Pornofilmen / Hefte und alles was dazu gehört?
Carsten: Hmmm..., kein Kommentar! Meine Mama könnte das hier lesen!!! (Feigling! ... Anm. d. Red.)
Oliver: Den Vergleich mit Korn, Limp Bizkit usw. im CD-Info finde ich persönlich mehr als unpassend. Wie stehst Du solchen Vergleichen gegenüber?
Carsten: Ja, auf der einen Seite ist es ein Kompliment, weil ich persönlich diese Bands ja schon mag. Auf der anderen Seite finde ich auch, daß es nur zum Teil zutreffend ist! Zwar finde ich, wir fahren nicht den typischen europäischen Sound, sondern man hört schon teilweise unsere Beeinflussung der Ami-Bands ... aber auf der anderen Seite haben wir noch unseren eigenen Stil mit in die Musik gepackt! Klar auch daß man gelegentlich noch die Gothic-Einflüsse von damals findet und auch unsere Death-Metal Roots sind wohl kaum zu überhören! Ich würde uns von der Vielfalt her, mit der wir unsere Musik spicken, in Richtung Soulfly einordnen! Aber auch einfach nur von dem Aspekt her, daß diese Band auch keine Experimente scheut und einfach ausprobiert, um einen neuen Sound zu schaffen!
Oliver: Wie gehst Du mit Kritik um? Wann ist für Dich der Bogen kritikmäßig überspannt?
Carsten: Also grundsätzlich ist Kritik ja nicht unbedingt was schlechtes; man lernt aus ihr und kann sehen wo die Schwachstellen liegen! Musik zu kritisieren ist meiner Meinung nach etwas ziemlich schweres, weil man nicht wirklich objektiv sein kann, behaupte ich einfach mal! Eine Band die einem gefällt wird immer besser abschneiden, als eine die vielleicht besser spielt, aber einem persönlich nichts gibt! Solange Kritik auf einem gewissen Backgroundwissen basiert und man merkt, derjenige weiß wovon er da gerade spricht ist für mich eigentlich alles O.K., aber im umgekehrten Fall nerven mich solche Kritiken tierisch ab ... kritikmäßig überspannt ist der Bogen, wenn Kuschelrocker meinen, unsere CD bewerten zu müssen ;-)
Oliver: Ich finde Eure Genre-Beschreibung im Info nicht unbedingt sehr treffend - von Neo Thrash-Metal ist hier die Rede. Sicherlich sind ab und an Elemente dieser Stilrichtungen zu hören, aber für mich überwiegt doch ein ziemlich starker Gothic-Touch (die Keys und der Gesang tragen erheblich dazu bei). Wie siehst Du das und wie stehst Du grundsätzlich dazu Bands in Schubladen zu stecken?
Carsten: Nun im Prinzip habe ich Dir die Antwort auf diese Frage oben bereits gegeben. Ich finde auch man hört auf diesem Album eben den Somnifère-Sound! Ich finde jetzt zwar nicht unbedingt daß wir noch sehr starke Gothic-Einflüsse haben, aber sicher sind diese noch vorhanden, aber ich denke genau das macht unseren Sound auf diesem Album auch erst aus und noch einen Tick interessanter! Von Schubladen halte ich eigentlich persönlich wenig! Die Bands die ich höre und jemandem näher bringen möchte spiele ich demjenigen vor und versuche auch nicht es in Schubladen auszudrücken! Also was lernen wir daraus??? Hört‘s Euch selbst an, habt Eure eigene Meinung und macht Euch Euer eigenes Bild! Denn gelabert ist schnell und hätte ich immer auf andere gehört, wären mir `ne Menge geiler Bands durch die Lappen gegangen!!!!!!
Oliver: Wenn ich ehrlich bin, finde ich Eure musikalische Mischung äußerst interessant ... so was gab's bis dato irgendwie noch nicht oft. Welche musikalischen Einflüsse haben SOMNIFERE und wie kommen diese zum Ausdruck?
Carsten: Erst mal vielen Dank. Freut mich natürlich zu hören, auch wenn Dein Mitarbeiter oder Kollege ja nicht unbedingt Deine Meinung teilt, hehe! Unsere Einflüsse liegen eigentlich in so vielen musikalischen Bereichen, daß eine Aufzählung hier ziemlich lang werden würde! Wir hören in der Band nicht nur Metal und Indie! Aber ich denke schon das wir von Bands wie Korn, Soulfly... beeinflußt sind! Hinzu kommen aber noch so viele weitere Bands, die ich persönlich schon seit fast 9 Jahren höre und ein Teil der Band schon weitaus länger hört! Wir versuchen einfach unseren Weg zu finden unseren persönlichen Sound!!!! Wir wollen nicht klingen wie die X-tausendste sonst was Band.
Oliver: Laut Info wart Ihr schon mit Bands wie Entombed, Mystic Circle, Crematory auf Tour. Wie seit Ihr bei diesen Touren so angekommen. Wenn ich mir "Audioporn" so anhöre, kann ich mir nicht unbedingt vorstellen, daß Ihr allzu gut zu oben genannten Bands paßt!?
Carsten: Naja, ich sehe das nicht so eng mit dem „zu anderen Bands passen“. Ich denke, daß auch die Metal-Szene heutzutage so Open-Minded ist, daß sie sich auch mal eine Band anhört, die evtl. nicht zu ihren aktuellen Hörgewohnheiten paßt! Auch manche von diesen Besuchern sind auf der Suche nach neuen Bands und neuen Sounds, das habe ich bei den Konzerten gemerkt! Die Resonanzen nach dem Konzert waren eigentlich immer mehr als positiv!
Oliver: Wie sieht's mit 'ner Tour zum "Audioporn"-Release aus bzw. Festivaldates im Sommer? Ist da was geplant?
Carsten: Bzgl. Tour weiß ich noch nichts genaues. Ich hoffe allerdings, daß wir im Sommer oder Herbst ran dürfen! Um Festivaldates kümmert sich zur Zeit unser Management und ich hoffe wir können das eine oder andere an Land ziehen!
Oliver: Ihr seit ja eine Band die sehr stark im Underground verwurzelt ist. Wie siehst Du den Underground in Deutschland heutzutage?
Carsten: Eigentlich sehr positiv! Es gibt sehr viele gute Undergroundbands, die aber leider nicht alle auf einen grünen Zweig kommen! Leider gibt es aber auch mindesten genauso viele schlechte Bands, die sofort nach Gründung meinen ein Demo auf den Underground loslassen zu müssen, statt erst einmal ein wenig zu reifen! Das läßt den Underground doch sehr überschwappen an neuen Releases, die nicht wirklich hörenswert sind! Ansonsten kann ich aber nur sagen, habe ich viele Bands beobachtet, die jetzt ‚oben’ sind und vorher mit uns im Underground angefangen haben! Die guten Bands schaffen irgendwann den Absprung, sofern sie durchhalten und versuchen zu verstehen, wie der Hase im Musikbiz läuft! Davon bin ich überzeugt!
Oliver: Das Interview, das Du gerade beantwortest ist ja für ein Online-Metal-Mag (www.powermetal.de check it out!!!). Welchen Stellenwert nehmen für Dich persönlich Online-Mags verglichen zu „herkömmlichen“ gedruckten Magazinen ein?
Carsten: Ich finde Online Mags sehr praktisch! Man kann sich schnell und auch gleichwertig zu anderen ‚herkömmlichen’ Magazinen informieren und das beste es kostet eigentlich im Vergleich nichts!
Oliver: Hättest Du die Möglichkeit einen Tag lang eine andere Person zu sein, in welche Rolle würdest Du gerne schlüpfen und warum?
Carsten: Ich glaube ich wäre dann gern mal für `nen Tag `ne Frau! Das ist jetzt keine Tunten Phantasie, sondern VIELLEICHT kann ich sie dann ENDLICH mal verstehen!!!! (wie war ... wie war ... Anm. d. Red.)
Oliver: Wir waren ja schon vorher bei dem Thema "Online". Wie stehst Du zu MP3-Files, Napster und dem Internet im Allgemeinen?
Carsten: Sehr praktisch und kostengünstig! Allerdings nur, wenn der Künstler auch nichts dagegen hat! Ansonsten ist es nun mal irgendwo `ne Art von Diebstahl! Aber es muß halt jeder sehen wo er bleibt und ich denke MP3-Files können für Bands auch sehr hilfreich sein und sie relativ schnell berühmt machen!
Oliver: Welche 3 Dinge würdest Du nicht mit auf eine einsame Insel nehmen?
Carsten: meinen Chef; schlechtes Wetter und Glatteis (braucht kein Mensch ich weiß wovon ich spreche!!!); intolerante Menschen und Nörgler
Oliver: Gut, dann machen wir mal hier Schicht im Schacht. Danke für die Antworten. Du hast das letzte Wort ... come on!
Carsten: Hey vielen Dank für die interessanten Fragen!!! Vielen Dank an alle da draußen für Euer Interesse! Hört Euch ‚Audioporn’ an und laßt Euch überzeugen!!!!!!! The new Sound is waitin’ for you out there!
- Redakteur:
- Oliver Kast