SPINESHANK: Interview mit Robert Garcia
01.01.1970 | 01:00Die Roadrunner Roadrage Tour brachte auch dieses Jahr wieder drei Nachswuchsbands auf deutsche Bretter. Ich hatte in Köln die Gelegenheit, mir CHIMAIRA, SPINESHANK und ILL NINO live anzusehen. Da ILL NINO Probleme mit der Technik hatten, fiel das geplante Interview aus, dafür bekam ich Gelegenheit den Bassisten von SPINESHANK, Robert Garcia, ein paar Minuten lang auszuquetschen.
Michael: Hi, wie geht’s?
Robert: Gut, sehr gut. Wir sind ein wenig im Stress wegen den Soundchecks da unten, aber ansonsten ist alles okay. Oh, hast du etwas dagegen wenn ich während des Interviews rauche? Sonst hab ich fast keine Zeit dazu.
Michael: Nö, mach nur. Ist das heute die zweite Show der Roadrunner Roadrage Tour?
Rob: Oh, nein. Das hier ist nur die zweite Show in Deutschland. Vorher hatten wir schon sieben oder acht Konzerte gegeben.
Michael: Und wie sieht dein Eindruck von der Tour bisher aus?
Rob: Beinahe unbeschreiblich, einfach fantastisch. Wir sind mit drei Bands unterwegs, die Leute bekommen drei verschiedene Stars zu sehen, und die Reaktionen waren einfach fantastisch, die Menschen gehen total ab zu unserer Musik und zu den anderen beiden Acts. Unglaublich!
Michael: Nun, ihr wart schon 2-mal in Europa auf Tour, wie sehen denn die Reaktionen auf eure neuen Songs aus?
Rob: Klasse, einfach klasse. Wir waren uns nicht sicher wie man es hier in Europa aufnehmen würde, da diese beiden Kontinente sich nicht nur durch den Ozean dazwischen unterscheiden. (lacht) Aber bisher waren die Reaktionen durchaus positiv, unser Publikum gab auf den Konzerten sogar noch mehr Gas als wie unsere neuen Sachen spielten, das ist wirklich cool. "Smoothered" und "Violent Mood Swings" scheinen da die neuen Lieblinge unserer Fans zu sein, da ging immer die Post ab.
Michael: Und in den Staaten? Ihr seid für eine ziemlich lange Zeit auf Tour gewesen, habt auf dem OzzFest und auf anderen großen Festivals gespielt. Wie war das für euch, plötzlich bei den "Großen" mitspielen.
Rob: Nun, ich denke dass hier "unglaublich" und "fantastisch" nicht ausreichen würden um das zu beschreiben. Es war einfach das größte, hinter der Bühne zu stehen und solchen Bands wie BLACK SABBATH, SLIPKNOT oder MARILYN MANSON zuzuschauen. Aber das Beste war natürlich selber auf der Bühne zu stehen und die Menge zu deiner Musik abgehen zu sehen. Natürlich war es auch anstrengend, aber die Erfahrungen die wir gemacht haben sind unersetzlich. Es war als würden unsere Träume wahr werden!
Michael: Und wie seht ihr euren Werdegang von anfänglichen kleineren Shows in Clubs und Konzerthallen, und nun gebt ihr Konzerte vor mehreren tausend Menschen. wie ist dieses Gefühl?
Rob: Der-reine-Wahnsinn. Wir hatten am Anfang natürlich davon geträumt auf Festivals zu spielen, die Menge mit unserer Musik anzuheizen und einfach nur unsere Band zu feiern, aber jetzt? Es kann nicht besser werden, es ist absolut unglaublich. Klar, natürlich sind wir älter geworden und sind mittlerweile an ein paar Sachen gewöhnt, aber das Gefühl auf der Bühne zu stehen ist immer noch dasselbe wie vor 4 Jahren.
Michael: Apropos Älter werden. Euer neues Album "Self Destructive Pattern" klingt strukturierter und geordneter als "The Height of Callousness" oder "Strictly Diesel", es scheint als seid ihr auch musikalisch reifer und erwachsener geworden. Wie sah eure Motivation aus euren Sound so zu gestalten, warum hört sich euer Album so an wie es sich anhört?
Rob: Oh, ja. Erwachsen werden ist gut. Es ist nicht mehr wie bei unserem letzten Album, als wir da reingesetzt haben war wir konnten. Wir haben nun eingebaut was wir wollten, wir sind sicherlich bessere Musiker geworden, was daran liegt dass wir nun zwei Jahre auf Tour waren und gejammt haben wie die Bekloppten. Irgendwann kam dann der Punkt wo man gemerkt hat: Hey, so hast du noch nie gespielt. Und das hat sich so fortgesetzt, bis wir irgendwann wieder ins Studio gegangen sind und das Teil aufgenommen haben.
Michael: Und wie sehen eure Einflüsse aus? Ich meine, ihr seid mit mehreren Bands auf Tour gewesen die mehr als zehn oder fünfzehn Jahre Erfahrung im Showbusiness haben, glaubst du dass ihr Vorbild auf euch inspirierend gewirkt hat?
Rob: Sicher. Es war eine völlig neue Erfahrung, wir als "kleine Band" hatten natürlich viel von den Großen zu lernen. Auf Tour kamen uns jede Menge neuer Ideen für das neue Album, wir haben quasi jeden Ton ins uns aufgesaugt und uns gefragt ob wir so was nicht auch machen könnten. Letztendlich lief es darauf dass unser Sound nicht moderner wurde, sondern dass wir immer mehr klassische Elemente spielen wollten. Gitarrensoli, harmonische Riffs, einfach alles womit wir groß geworden sind. Wir sind z.B. alle große BEACH BOYS Fans. (lacht)
Michael: Und wie sieht es mit der Gestaltung eures Sounds aus? Auf "Strictly Diesel" und "The Height Of Callousness" klangt ihr noch ziemlich nach Industrial und habt mit Effekten nicht gespart. Warum habt ihr das auf "Self-Destructive Pattern" fast total zurückgefahren?
Rob: Nun, unsere Vorbilder und größten Einflüsse kommen aus dem Rock 'n Roll Bereich, die ganz alten Bands also. Und so was wollten wir halt schon immer machen, natürlich nicht haargenau so etwas, nur finden wir den klassischen Sound halt um einiges ansprechender und besser als diesen Industrialsound. Wir haben uns halt verändert.
Michael: Nun, wie sieht es mit eurem Selbstbild aus? Ihr habt drei Alben aufgenommen, seid quer über den Globus geflogen um vor den unterschiedlichsten Menschen zu spielen, und der Erfolg ist auch nicht ausgeblieben.
Rob: Klar, wir sind einiges selbstbewusster als damals. Ich meine, unsere Musik wird angenommen, man freut sich wenn SPINESHANK auf dem Billing steht und es ist immer eine große Party wenn wir spielen. Das ist etwas, was wir niemals erwartet hätten, aber trotzdem ist es uns wichtig auf dem Boden zu bleiben, und die Tatsachen nicht aus dem Auge zu verlieren.
Michael: Wie wird euer neues Album bei den Fans aufgenommen, seid ihr zufrieden mit den Verkaufszahlen?
Rob: Jupp, absolut. Es verkauft sich sehr gut, wir sind sehr sehr zufrieden mit dem Ding, und die Fans lieben es einfach, es ist besser als wir uns vorgestellt haben.
Michael: Tommy hat man gesagt, dass es einem beim hören eurer Alben so vorkommt, als würden da drei verschiedene Bands spielen. Wie siehst du diesen Werdegang von SPINESHANK?
Rob: Also, so krass würde ich es nicht ausdrücken, aber wir sind schon sehr stolz darauf, was wir aus uns gemacht haben. Wir sind andere Menschen, bessere Musiker, und diese Entwicklung gehört irgendwie zu jeder Band, ebenso zu SPINESHANK.
Michael: Auch in euren Texten habt ihr einige gravierende Änderungen vorgenommen. Da wird nicht mehr wütend losgeschrien auf die Ungerechtigkeiten der Welt und des Lebens, es scheint, als wolltet ihr den Fans etwas von euren Erfahrungen, die ihr gemacht habt, abgeben.
Rob: Nun, bei den Texten wäre natürlich Johnny der richtige Ansprechpartner, aber ich kann dir so sagen dass sich diese Zufriedenheit bei uns auch auf die Musik ausgewirkt hat, es ist einfach der Lohn für die Arbeit, die wir geleistet haben, und das wollen wir den Leuten sagen!
Michael: Also eine ziemlich positive Einstellung?
Rob: Japp.
Michael: Wie sieht deine Beziehung zu CHIMAIRA und ILL NINO aus? Ihr seid ja schon seit einer halben Ewigkeit zusammen auf Tour.
Rob: Wir sind quasi beste Freunde. Es ist alles super entspannt, die Tour macht sehr viel Spaß mit ihnen. Sie sind großartige Musiker, und ihre Musik geht richtig ab, wir reißen eigentlich Abend für Abend ganze Städte ein. (lacht) Es ist einfach so, als hätte man ein paar Jungs aus der Nachbarschaft getroffen, ein wenig mit ihnen gejammt und wäre dann mit ihnen auf einen musikalischen Kreuzzug durch die Welt aufgebrochen, so richtig cool.
Michael: Und eure Fans? Wie hat sich ihr Bild von euch geändert im Laufe der Zeit?
Rob: Sehr zum positiven hin. Früher waren wir einfach eine Band die man nebenbei hörte, die man kannte. Mittlerweile gibt es nicht wenige Leute die SPINESHANK als ihre absolute Lieblingsband bezeichnen, das ist natürlich eine große Ehre für uns. Unsere Fans sind wie Freunde für uns, sie sind der Grund warum wir das ganze überhaupt machen, warum es uns gibt.
Michael: Ihr seid noch eine ziemlich lange Zeit auf Tour jetzt, habt ihr schon Pläne für die Zeit danach?
Rob: Puh, gute Frage. Tommy macht sich jetzt schon Gedanken über das nächste Album, aber bei uns anderen steht im Moment alles auf Touren, Touren, Touren. So lange es geht. Was danach kommt? Ein neues Album, noch eine Tour, ich weiß es nicht.
Michael: Also jahrelanges Touren. Wie sähe denn dein absoluter Wunschpartner für eine Tour aus?
Rob: (ruft) MÖTLEY CRÜE, meine absolute Lieblingsband. Leider ist das etwas unwahrscheinlich, aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben! (lacht)
Michael: Okay, ich danke die für dieses Gespräch!
Rob: Ich danke dir, siehst du dir die Show an?
Michael: Natürlich, das lass ich mir nicht entgehen!
Rob: Ich mir auch nicht. (lach) Bis dann!!
- Redakteur:
- Michael Kulueke