SPITFIRE: Interview mit Rico

31.05.2024 | 08:38

Das dritte Studioalbum "Trinity" der Karlsruher Speed/Thrash-Metaller SPITFIRE ist fertig aufgenommen und soll voraussichtlich im September erscheinen. Zeit also für eine kleine Rücksprache mit Sänger und Gitarrist Rico.

Hallo Rico! Was hat sich seit dem letzten Album so alles im Hause SPITFIRE getan? Wir haben euch ja im Studio besucht, dann kam das Album und die ersten Gigs... Wie ist es euch dabei ergangen? Kannst du die - nicht mehr ganz so - Neuen im Line-up, Bolz und Simon, kurz vorstellen?

Hi Rüdiger! Bei uns hat sich so einiges getan! Für mich persönlich ist die Band seit "Nightmares" steil nach oben gegangen, was sicherlich auch an Simon (Bass) und Bolz (Leadgitarre) liegt. Zwei hervorragende, akribisch arbeitende Musiker mit viel Bühnenerfahrung, tolle Menschen und inzwischen sehr enge Freunde von mir. Wir kannten uns vor Spitfire schon viele Jahre und sind uns immer wieder in und um Karlsruhe begegnet. Mit Simon habe ich bis 2011 sogar schon zusammen in einer lokalen Thrash-Kapelle gespielt. Bolz hatte ich zu Zeiten des Line-ups "Manuel-Max-Rico" schonmal um den Posten des Leadgitarristen angefragt, damals hatte er allerdings schon drei Bands, hahaha! Bolz ist außerdem noch in THE ITALIAN WAY (Pizza - Vino - Hardcore) unterwegs, Simon spielt in der Rock'n'Roll-Formation "BigBadBull" und war vorher ebenfalls bei den nicht ganz so italienischen Italienern.

Grundlegend geändert hat sich seit dem Einstieg der beiden die gemeinsame Zielorientierung, der Zusammenhalt, sowie das professionellere Arbeiten. Wir sind ein Team, eine Einheit, ein immer besser und besser funktionierendes Getriebe.

Wie viele Gigs habt ihr für "Nightmares" gespielt, und was waren die größten Events? Gibt es aus dem Tourleben dieser Zeit die eine oder andere bemerkenswerte oder lustige Geschichte zu erzählen?

Die "Nightmares"-Promo-Shows umfassten insgesamt ca. 20, mit Bedacht ausgewählte Shows in Deutschland und der Schweiz. Hervorzuheben sind hierbei ganz klar die Shows mit MESSERSCHMITT und TEMPEST, im Rahmen der  "Ausgebombt"-Weekendtour 2023, sowie die überragenden und ausverkauften Shows in Luzern und auf dem METALEROS-Festival. Witzige Anekdoten gibts zur Genüge, diese sind aber nicht immer ganz jugendfrei. Lachkrämpfe sind bei uns jedenfalls an der Tages- und Nachtordnung.

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Cheryl und Witches Brew Records ergeben und wie lief es so, erstmals mit einem kleinen Label im Rücken? Was hat sich für euch dadurch geändert? Wie liefen die Verkäufe im Vergleich zu den Eigenpressungen zuvor?

Mit Witches Brew hatten wir einen perfekten Einstieg in die Labelwelt. Cheryl behandelt uns super und hat mehr als faire Konditionen! Für den tollen Gig auf ihrem METAL HART-Festival im vergangenem Jahr waren wir ihr sehr dankbar.
Seit dem "Nightmares"-Release explodieren die Merch- und Plattenverkäufe förmlich. Deswegen sind wir auch sehr dankbar, dass unsere Helena uns zu jedem Gig seit 2022 begleitet und einen exzellenten Job abliefert. Ohne sie würde das nicht mehr funktionieren.  Wir sind immer wieder aufs Neue überwältigt von so viel positivem Feedback. Die "Nightmares"-Tonträger müssen jedenfalls noch dieses Jahr in höherer Stückzahl nachgepresst werden. Auch das Feedback der Fans in persönlichen Gesprächen nach den Shows hat sich deutlich gesteigert. Wir fühlen uns voller Energie, sind rattig auf jede einzelne Show und können die Resonanzen zum kommenden Album kaum erwarten.

Dann also zum neuen Album, das voraussichtlich im September erscheinen soll: Es wird den Namen "Trinity" tragen. Von welcher Dreifaltigkeit ist die Rede? Nicht der Heiligen, nehme ich an...

Wären wir noch zu dritt, wären wir die Heiligen, haha! Oder Motörhead 1980, die kann man auch heilig sprechen, haha! "Trinity" ist der spezifische Name des ersten Atombombenbaus im Rahmen des Manhattan Projects. Darüber hinaus kann "Trinity" auch für die Pseudomoral der Weltreligionen und vor allem der Kriege stehen. Waffen für den Frieden… Oppenheimer selbst hat die Namenswahl nach John Donnes Gedicht getroffen: "Zerschlage mein Herz, dreifaltiger Gott."
Mich erschüttert dieser Satz in Verbindung mit der kaum zu greifenden Macht einer Atombombe und allem, was danach folgte. Außerdem ist es unser drittes Studioalbum! Und vor dem Gig gibts maximal 3 Bier.

Ihr habt das früher omnipräsente Rot nun fast vollständig aus dem Artwork verbannt, wodurch es deutlich düsterer wirkt. Wer hat das Artwork gemacht und was ist es für ein Turm im Gewitter, den wir hier sehen?

Wir hatten recht klare Vorstellungen vom Cover und haben deshalb viel ausprobiert. Letztendlich hat sich das finale Cover mit seinen Farben herauskristallisiert. Ich mag besonders die leichten "Ride the Lighning"-Vibes sehr. Wir wollten dieses Mal weniger Details als auf den Vorgängeralben. Ich denke, der geplante Blickfang ist durchaus gelungen! Der Turm trägt die allererste Atombombe namens "The Gadget". 21 Kilotonnen pure Vernichtung. Die Idee kam mir durch den kurzen, aber berechtigten Oppenheimer-Film-Hype. Oppenheimers berühmte Rede ("Now I become death, destroyer of worlds") findet sich in einem Song des neuen Albums. Ich krieg da jedes Mal Gänsehaut.

Gezeichnet hat es übrigens our very own Manuel (Drums)! Wie schon das rote Artwork der ersten EP 2014. Manuel hat sich selbst übertroffen und ich bin ihm sehr dankbar für dieses geile Teil! Für mich persönlich mit Abstand das beste Artwork in unserer Diskografie.

In welchem Studio habt ihr diesmal aufgenommen?

Wir waren erneut bei Luke und Phil von den SOUNDTOWN STUDIOS in Stutensee. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. Die Akribie, die Leidenschaft, das Know-how und letztendlich der fette Sound sprechen für sich. Am meisten Lob gab es für "Nightmares" in Sachen Produktion. Das haben wir den beiden zu verdanken!

Wie viele Stücke werden auf dem Album sein?

9 Tracks. Durchgängig auf dem Gaspedal, mit düsteren Ausnahmen... "Trinity" wird um einiges technischer und thrashiger als der Vorgänger, so viel sei gesagt. Mit "Mankind Into Dust" haben wir aber auch ein klassisches SPITFIRE-Werk, das gut und gerne als zweites 'Spitfire's Down' durchgehen könnte.

Beim letzten Mal haben sich einige Songs mit düsteren seelischen Themen befasst, was auch der Albumtitel und das Artwork reflektierten. Haben wir es demzufolge dieses Mal auch auf der thematischen Seite mit einem gewissen Wandel zu tun? Die bisherigen Songtitel scheinen mir ein wenig kriegerischer und apokalyptischer angelegt. Ist das richtig?

Das ist richtig. Wir haben dieses mal ohne Konzept gearbeitet. Auch sind diesmal nicht alle Texte von mir. Der Song 'Bending Reality' ist komplett von Bolz und handelt von Menschen, die sich ihre Wahrheit nach Lust und Laune zurechtbiegen und anschließend nicht einmal zu ihrer Scheiße stehen. Man sollte seine Fehler stets reflektieren können.

Düster wird es in 'Pointless Ways' und in 'Downfall of Existence'. Aber auch Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner, Dr. Michael Tsokos kommt nicht ungeschoren davon.

Es geht generell ums Leben, um den Tod und um reale, greifbare Themen. Das ist mir sehr wichtig.

Steht der Songtitel 'Crystal Collapse' im Zusammenhang mit dem Strategiespiel gleichen Namens? Falls ja, und auch falls nein: Worum geht es hier?

Oh, das Spiel kenne ich nicht einmal! Musikalisch ist der Song von Simon, die Lyrics sind von mir. Hierbei gehts um ein Youtube-Video mit gleichem Namen, in dem ein Gletscher einbricht und einen Tsunami auslöst. Ich steh auf so n Scheiß, hahaha!

Sinnbildlich betrachtet sollte man den Song aber als (unpolitische) Kritik zur voranschreitenden Erderwärmung sehen. Der Mensch tut alles um diesen Planeten zu zerstören.

Wie wäre es mal mit einer gemeinsamen Tour oder einem Gig mit STUKA SQUADRON (Metal-On-Metal-Records)? Die Deutschen fliegen die SPITFIRE und die Briten die STUKA. Das wäre wie im ICED EARTH Song "Red Baron vs. Blue Max". Am Ende kämen dann wieder "political correctness"-Nachfragen, wie bei eurem letzten Videoclip.

Prinzipiell cool, allerdings gestalten sich längere Touren berufstechnisch immer schwierig. Wir versuchen, jedes Jahr mindestens zwei Weekender zu spielen. Für Anfang 2025 ist zusammen mit SWEEPING DEATH ein solches gebucht. Neben jetzt schon zahlreichen anderen Gigs.

Mit den oben erwähnten AUSGEBOMBT-Shows hatten wir ja schon eine ähnliche Konstellation. Also never say never and never stop the Wahnsinn.

Apropos Videoclip: Hatte die Geschichte um den Clip noch weitere Nachwehen, oder verlief sich das recht schnell im Sande?

Hach ja, das alte Thema. Skandalgewaltrock!

Im Großen und Ganzen hat uns die Angelegenheit gepusht. Danke nochmal an die dementsprechenden Personen, die uns zensieren wollten. Hat gut geklappt. Der Quatsch ist es auch nicht wert, weiterhin darüber zu reden.

Jedoch hatten wir seit diesem Zwischenfall zwei Jahre keine Shows in Karlsruhe. Das hat sich dieses Jahr mit einer exzellenten Clubshow mit SAVAGE GRACE jedoch geändert. Die Alte Hackerei ist und bleibt der geilste Laden für Rock'n'Roll Underground.

Wie war es so, mit einer kontroversen Legende wie SAVAGE GRACE die Bühne zu teilen?

Die Band war super freundlich, wir hatten Spaß zusammen. Der Gitarrist hat sich bestimmt 100x bedankt, dass er meinen Marshall benutzen durfte. Alles in allem ein sehr gelungener Abend und eine prall gefüllte Alte Hackerei.

Habt ihr mal Kontakt mit einer der zahlreichen anderen Bands gehabt, die SPITFIRE heißen? Die Griechen, die Schweden, die Finnen... es gibt acht Treffer bei Metal-Archives.

Nee, den hatten wir nicht. Manchmal denke ich, dass es die falsche Namenswahl war. Aber ich war 20 und mir war alles scheißegal. Den Namen zu ändern wäre auch Schwachsinn. Letztendlich stehe ich doch ziemlich hinter dem Namen. Vor allem, weil wir es als Band geschafft haben, uns einen eigenen Trademarksound anzulegen.

MAYDAY - SPITFIRE´S STRONG!

Vielen Dank für das Interview!

Trinity will leave a scar in history...


Alle Photos von Lukas Bohn.
Artwork von Manuel Weber.
Mit freundlicher Genehmigung von SPITFIRE.

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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