SS-KALIERT: Interview mit Benny

27.07.2011 | 12:45

Die Street-Punk-Band SS-KALIERT hat nunmehr ihr drittes Album "Subzero" veröffentlicht. Gitarrist und Sänger Benny sprach mit uns über das aktuelle Album, Schubladendenken und Gerichtssäle.

Nico Quendler:
Hallo Benny. Vielen Dank, dass Du uns für ein Interview zur Verfügung stehst. Ihr habt dieser Tage euren dritten Longplayer namens "Subzero" veröffentlicht. Wie lange habt ihr daran gesessen und vor allem: Wie kam die Zusammenarbeit mit Waldemar Sorychta zustande, der ja schon für so manche namhafte Band die Produktion geleitet hat. Seid Ihr zufrieden mit dem Ergebnis?

Benny:
Wir haben etwa drei Jahre gebraucht. Zwischendurch haben wir uns echt den Arsch abgespielt und sind durch einige problematische Phasen gegangen, sodass wir uns nur wenig aufs Songwriting konzentrieren konnten. Es war teilweise wie ein Fluch, der über uns lag. Wenn es mit der Band dann mal wieder glatt lief, war im Privatleben bei  irgendeinem Mitglied wieder irgend`ne Kacke am dampfen. Wenigstens haben bei mir diese Phasen dazu beigetragen, textliche Vorlagen zu bieten. 'IHD2' hab ich zum Beispiel im totalen "Wut-Wahn" geschrieben. Ansonsten ging alles ziemlich schnell und als alle Songs soweit standen, ging es "Ruck Zuck". Wir haben uns auf Anhieb mit Waldemar und Dennis gut verstanden und die Zeit im Studio war super. Ich denke, das hört man dem Album auch an!

Zustande kam das Ganze, weil die Chefetage vom Label uns gerne mal in Zusammenarbeit mit einem Produzenten gehört hätte. Da Waldemar mit Robert von Century Media sehr gut befreundet ist und die früher auch Punk Rock zusammen gemacht haben, war da schon die Verbindung da. Ich bereue nichts!

Nico Quendler:
Wenn man sich näher mit Euch beschäftigt, kommt man um die vorangegangene Gerichtsverhandlung aus 2009 wegen der Diffamierungsvorwürfe nicht herum. Euch wurde eine Geldstrafe aufgebrummt. Rückblickend betrachtet: Wie denkt Ihr darüber und invieweit hat das die Band in ihrem Handeln beeinflusst?

Benny:
Im Endeffekt hat uns das nur noch mehr dazu angeregt, weiter zu machen. Ich für meinen Teil habe noch mehr Wut auf diese Justiz. Wenn man mal in Betracht zieht, dass diese sinnlose Verhandlung am Steuerzahler kleben bleibt, ist das dann alles noch viel mehr von Sinnlosigkeit geprägt. Zudem sind viele Veranstalter und Promotor seitdem sehr vorsichtig mit unserem Logo geworden, was aber eigentlich unbegründet ist, da die Sache ja jetzt vom Tisch ist. Die Anklage wurde nämlich nach der Revision fallen gelassen.

Nico Quendler:
Mit "Subzero" seid Ihr nun bei dem deutschen Label People Like You gelandet. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?

Benny:
PLY haben uns vor eineinhalb Jahren bei MySpace angeschrieben und gefragt, ob wir Interesse an einer Zusammenarbeit hätten. Wir haben uns ein paar Mal getroffen, die Konditionen vereinbart, gemeinsam ein Grillfest bestritten und so nahm die Sache ihren Lauf!

Nico Quendler:
Wie beurteilt Ihr die Entwicklung im "großen Meer" des Punk- & und generellen Undergrounds? Ist es eher einfacher, seine Musik unters Volk zu kriegen, oder auf Grund des faktisch nicht mehr existenten Marktes an Plattenverkäufen schwieriger, gehört zu werden?

Benny:
Es ist einfach, an Musik zu gelangen, die man direkt sucht. An neue, unbekannte und zudem geile Bands zu gelangen, ist hingegen fast unmöglich. Man wird regelrecht "überschwemmt" und ich habe keinen Bock, den ganzen Tag vorm Rechner zu sitzen und mir jedes Proberaumdemo anzuhören. Ansonsten bringt das ganze Runter- und Hochgelade Vor- und Nachteile mit sich. Ganz klarer Vorteil ist, dass durch die sogenannte Musikpiraterie jeder Vogel an Deine Musik kommen kann – was ja super Promotion ist, weil sie umsonst ist und es sich somit rumspricht. Die Kehrseite der Medallie ist leider den Meisten nicht bekannt. Leider können wir von Lob und Support alleine kein weiteres Album aufnehmen. Alles kostet Geld und irgendwann kann man einfach nicht mehr tausende von Euros in die Musik stecken und geile Produktionen komplett aus eigener Tasche finanzieren, um sie später zu verschenken! Im Endeffekt sind das zehn bis 15 Euro, die man pro CD und LP hinlegt, um Bands, Labels und Studios weiterlaufen zu lassen. Wir dürfen nicht vergessen, dass das alles Underground-Musik ist. Von daher finde ich, dass jeder, der was auf die Underground-Musik-Szene gibt, sich die paar Euros besorgen sollte, um damit diese Szene am Leben halten zu können. Wenn nicht, dann lasst Euch wenigstens auf Shows blicken und unterstützt das Ganze da ein bisschen!

Nico Quendler:
Was denkt Ihr über das gewisse Genre- und Schubladen-Denken speziell im Punkbereich, wo sich die Szene im Grunde x-mal unterteilt und die Leute sich eher voneinander abgrenzen, als aufeinander zugehen?

Benny:
Ich halte davon nichts. Schubladen-Denken ist für Internetgroßmäuler, die nur hinter ihrem Rechner - schön anonym - die große Fresse haben. Punk Rock hat viele Phasen durchlaufen und jede einzelne hat großartige Bands hinterlassen und weitere Bands zu neuen geilen Stilen animiert, sodass man ruhig mal offen für ein paar andere Gewässer sein sollte!

Nico Quendler:
Wie sehen Eure Zukunftspläne aus? Werdet ihr das Album betouren und wird es auch Shows ausserhalb Deutschlands geben?

Benny:
Ja, wir werden jetzt so viel wie möglich im In- und Ausland touren, um die Scheibe ein wenig unters Volk zu prügeln. Für Dezember ist auch wieder eine USA-Tour geplant und hoffentlich geht es nächstes Jahr dann mal nach Brasilien (der Kontakt besteht bereits). Wir waren dort noch nie und es ist schon immer ein kleines Traumziel von uns gewesen!

Redakteur:
Nico Quendler

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