STATETROOPER: Interview mit Gary Barden

01.01.1970 | 01:00

Der Mann hat schon einiges erlebt und schon zahlreiche rockende Jährchen auf dem Buckel. Die Rede ist von Gary Barden, seines Zeichens ex-Sänger der MICHAEL SCHENKER GROUP. Der Vokalist der britischen Hard-Rock-Institution STATETROOPER haut dieser Tage mit seiner Truppe eine neue Scheibe raus und das nach achtzehn Jahren Studioabstinenz. Grund genug, die Tasten zu schwingen und dem guten Mann ein paar Infos aus dem Kreuz zu leiern.

Alex:
Moin Gary, ich hab gehört, du hast eine ziemlich bewegte Vergangenheit. Kannst du mich erst mal über deine Roots aufklären? STATETROOPER haben ja auch schon eine lange Geschichte.

Gary Barden:
Wo soll ich beginnen, Alex? Meine Wurzeln reichen zurück zu meinem ersten gekauften Album, das ich mir mit 15 Jahren leistete. "DEEP PURPLE In Rock" brachte mich zum Rock, zum Blues, Jazz und zur Klassik. STORMTROOPER wurden 1984 formiert, als ich MSG verließ. Ich nahm mir eine halbjährige Auszeit und begann dann, die richtigen Leute um mich zu scharen. Wir waren sehr enthusiastisch, jung und hungrig und wir waren heiß drauf, mit der Scheiße aufzuräumen, die seinerzeit das Business dominierte. Wir veröffentlichten unsere Scheibe, jedoch wurde das Jahr 1988 zum finalen Sargnagel für die Band. Jeder ging fortan seiner eigenen Wege. Schließlich mussten Rechnungen bezahlt und Mäuler gefüttert werden und so beschäftigten wir uns alle mit normalen Jobs. Du kannst eben nicht ständig 'on air' leben.

Alex:
Was passierte genau, warum kam Ende der Achtziger der Split?

Gary Barden:
Wir gingen verschiedene Wege. Wir gaben damals unser Bestes, aber tief in uns drin wussten wir, dass wir in zu viele unterschiedliche Richtungen tendierten. Wir haben seinerzeit mit unserem Talent genau die Songs geschrieben, die wir liebten. Wir haben sie zum Leben erweckt und wer weiß, was passiert wäre, wenn eine kompetente Plattenfirma hinter uns gestanden hätte. Wer weiß, wo STATETROOPER jetzt stehen würde...

Alex:
Gab es einen konkreten Grund, STATETROOPER zu reformieren?

Gary Barden:
Jeff Summers und Bruce Bisland hatten über die Neunziger und das Millenium hinweg Kontakt zu allen anderen gehalten und irgendwann kam eine Anfrage über Chat, ob wir nicht Lust hätten, ein paar neue Songs zu schreiben und nach über 18 Jahren ein neues TROOPER-Album rauszuhauen. Das ist ungefähr zwei Jahre her, denke ich. Es war toll, die anderen nach so langer Zeit wiederzusehen und die Freundschaft innerhalb der Band war immer noch intakt. Das hat uns den finalen Schub verpasst.

Alex:
Kannst du mir ein wenig über die momentane Szene in England erzählen? Auf der einen Seite existieren bei euch heftige Exemplare wie CRADLE OF FILTH, auf der anderen die Metalikonen IRON MAIDEN und mittendrin findet man die Melodic-Rock-Nische mit Bands wie MAGNUM und eben STATETROOPER. Wie läuft es im englischen Underground?

Gary Barden:
Da hab ich nicht viel Ahnung, aber das Land ist kein großer Markt für Rockmusik. Es gibt bei uns "Top Of The Pops", das schon seit den Sechzigern existiert. Ich denke, IRON MAIDEN ist die einzige True-Metal-Band, die rult und alles sechs Fuß tief unter die Erde bläst.

Alex:
United Kingdom ist der Ursprung der NWoBHM. STATETROOPER ist zwar mehr Rock, hat aber dennoch eine Menge dieses Stils. Was hat dich dazu bewogen, anno 2004 ganz zurück zu deinen Wurzeln zu gehen?

Gary Barden:
Komisch, dass du es Hard Rock nennst. Klar spielen wir hart, nutzen aber auch die ruhigen balladesken Klänge und viele poppige Einflüsse. Wir können nichts anderes schreiben, da dieser Stil auf unsere Seelen tätowiert ist. Wenn die Jungs mit irgendwelchen Ideen kommen, rockt der komplette Proberaum.

Alex:
Ich vergleiche euch gerne mit MAGNUM und UFO. Was hältst du davon?

Gary Barden:
Danke für das Kompliment. Ich denke, dass STATETROOPER einen eigenen Stil kreiert haben, in ihrem Songwriting, aber auch in den Gitarren- und Vokalsounds. Wir sind mit den Stilelementen zurück, die vor achtzehn Jahren populär waren.

Alex:
Was willst du persönlich mit der Musik STATETROOPERs ausdrücken?

Gary Barden:
Die Freiheit und die Liebe zur Musik. Die Freude daran, mit den Leuten zusammen sein zu dürfen, die man sich für die Umsetzung der Musik gewählt hat und last but not least: keine Egos!

Alex:
"The Calling" klingt sehr organisch und natürlich und hat einen scharfen und differenzierten Sound. Kannst du uns etwas zum Entstehungsprozess eures Reunionreleases erzählen?

Gary Barden:
Ich denke, dass der Sound auf "The Calling" wirklich unglaublich geworden ist. Unser Produzent Michael Voss hat mich und die Jungs sehr stolz gemacht. Wir alle wollten einen modernen '2000'-Sound, der sich aber nicht allzu sehr von unserem damaligen unterscheidet. In den Achtzigern klangen wir dünner, was aber sicherlich an den heutigen Produktionsmöglichkeiten liegt.

Alex:
Wie schreibt ihr eure Songs? Jammt ihr sie im Proberaum oder arbeitet ihr bereits festgelegte Arrangements im Proberaum aus?

Gary Barden:
Jeff Summers ist der Songwriter bei STATETROOPER. Wir alle geben unseren Senf in seine Arrangements dazu, doch das meiste stammt von Jeff. Auf "The Calling" gibt es drei oder vier Stücke, die wir gemeinsam in Bruce Bislands Haus schrieben und letzten Endes im Proberaum in London ausarrangierten.

Alex:
Kannst du mir ein wenig über die Lyrics auf "The Calling" erzählen?

Gary Barden:
'My Little Baby' basiert zum Beispiel auf dem Film "Highlander". Ich ziehe meine Ideen meistens aus Büchern und Filmen. Der Saft beginnt richtig zu fließen, wenn ich diese Ideen in meinem Kopf visualisieren kann.

Alex:
Wie sieht es zur Zeit mit Touraktivitäten aus? Steht für 2004 was Größeres an, vielleicht in Deutschland?

Gary Barden:
Wir veröffentlichen das Album zeitgleich in allen Gebieten. Wir haben über das Publishing der Scheibe die alleinige Kontrolle, deswegen werden wir nach der Veröffentlichung sondieren können, wo sich Liveaktivitäten lohnen und wo nicht. Deutschland ist aber unser erster Anlaufpunkt.

Alex:
Welche Musik hörst du heute privat? Bist du an deinen Ursprüngen hängen geblieben oder öffnest du dich auch neueren Strömungen?

Gary Barden:
FRANK SINATRA, JUDY GARLAND, ich mag Opern, Musicals und Big-Band-Musik. Du kannst erkennen, dass ich privat was völlig anderes bevorzuge.

Alex:
Kannst du in deinen eigenen Worten beschreiben, was den Hörer auf einem Gig von STATETROOPER erwartet und wie der Sound von STATETROOPER zu definieren ist?

Gary Barden:
STATETROOPER klingen wie ein Haufen Jungs, die sich daran erfreuen, dass sie zusammen musizieren dürfen. Die Spielfreude, die du auf dem Album hören kannst, wirst du zu einhundert Prozent auch live hören können. Wir lieben, was wir tun, und zwar in jeder einzelnen Sekunde.

Alex:
Irgendwelche letzten Worte?

Gary Barden:
Wenn ihr irgendwelche Infos braucht, besucht einfach mal unsere Homepage http://www.statetrooper.co.uk und lasst eure Kommentare ruhig auf der Seite zurück. Erfreut euch an STATETROOPER, es ist, denke ich, das Beste, das es momentan gibt ;-)

Alex:
Gary, danke für das Interview. Ich wünsche dir und den Jungs ein erfolgreiches Jahr.

Gary Barden:
Dank für den Support und viele Grüße an die Fans, die aus "The Calling" etwas Ereignisreiches machen. Wir sehen euch...


Redakteur:
Alex Straka

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