STEEL PROPHET: Interview mit Rick Mythiasin
01.01.1970 | 01:00Ein etwas älteres Inti mit STEEL PROPHET, trotz meiner Lahmarschigkiet immer noch lesenswert, wie ich finde.....
Mit ihren letzten beiden Alben haben STEEL PROPHET gezeigt, dass sie zu den besten U.S. Power Metal Bands diese Erdballs zählen. Da auch das neue Album „Book Of The Dead“ diesen Anspruch untermauert, war es Zeit für ein Gespräch mit Sänger Rick Mythiasin. Ach ja, und noch was. Was muss eine großartige Band wie STEEL PROPHET eigentlich noch tun, damit die Metalgemeinde endlich mal die Alben kauft??
Herbert: Lass uns über neue Album „Book Of The Dead“ sprechen. Es scheint, als wolltet ihr nicht immer das gleiche Album aufnehmen. Es besteht ein deutlicher Unterschied zu „Messiah“. Siehst du das genauso?
Rick: Das war keine bewußte Entscheidung, es hat sich beim Songwriting so entwickelt. Wir wollen auch nicht dem Trend folgen und Part zwei, drei oder vier einer CD aufnehmen. Wir versuchen, uns weiter zu entwickeln. Und die Leute mögen es. (lacht)
Herbert: Wie fallen die ersten Reaktionen aus?
Rick: Bis jetzt ganz gut, die Presse scheint es zu mögen. Leute, die ich persönlich kenne, sagen es ist unsere am besten klingende CD. Ich mag die Scheibe auch. Die Songs sind langsamer, melodischer. Man findet leichter Zugang zu den Songs.
Herbert: Seid ihr zufrieden mit dem Sound von „Messiah“. Habt ihr produktionstechnisch irgendwas verändert?
Rick: Nein, ich kann eigentlich nichts Negatives über „Messiah“ sagen, es ist eigentlich sogar mein Lieblingsalbum von uns. Die Produktion wird jedesmal ein bißchen besser. Wir haben wieder in den Silver Cloud Studios mit Joe Floyd (Gitarrist von WARRIOR-Anm. d. Red.) aufgenommen. Und die CD klingt gut, vor allem da wir für die Aufnahmen nicht viel Zeit brauchten.
Herbert: Ich habe erste Fakten über die Platte schon im August 200 gelesen. Warum wurde die CD so spät veröffentlicht?
Rick: Um ehrlich zu sein, war es die Entscheidung der Plattenfirma. Wir hatten sehr viel veröffentlicht, erst „Messiah“, dann „Genesis“. Sie wollten wohl ein bißchen warten und dann „Book Of The Dead“ veröffentlichen. Wenn du zuviel auf dem Markt hast, kann das sehr negativ sein.
Herbert: Seid ihr immer noch zufrieden mit Nuclear Blast?
Rick: Ja, ich habe keine Probleme mit ihnen. Die einzige Sache, die mich beunruhigt, ist, das wir unsere Verkäufe steigern müssen. Ich verstehe nicht, warum wir nicht viel verkaufen, die Presse mag uns. Damit Nuclear Blast uns wirklich unterstützt, müssen wir auch Platten verkaufen. In Bezug auf die Plattenfirma ist unsere Scheibe eine Make it or break it CD.
Herbert: Um Platten zu verkaufen, wäre ein Tour ja sehr gut. Habt ihr schon Pläne?
Rick: Nicht das ich wüßte. Es gibt Gespräche, etwas in den USA zu machen, aber in Bezug auf Europa habe ich keine Ahnung.
Herbert: Warum habt ihr euer Line-Up geändert?
Rick: Das hängt mit einigen Dingen in unserer Band zusammen. Erstens: Steve Kachinsky ist der Chef. Er ist der Hauptsongwriter und so etwas wie das Herz der Band. Oft haben wir Leute, die in die Band kommen, die sehen, dass es viel Arbeit ist und die erwarten, Geld dafür zu bekommen. Ich meine, ich bekomme auch kaum Geld, aber wenn, dann bekommt Steve halt etwas. Und damit sind viele nicht zufrieden. Die Gründe für den Drummerwechsel sind völlig anders. Kevin Cafferty, der mit uns „Messiah“ aufgenommen hat, konnte nicht mehr mit uns touren, so dass er kein vollwertiges Mitglied war. Deshalb haben wir Karl Rosquist in die Band aufgenommen und der macht seine Sache sehr gut, genau wie Jim Williams.
Herbert: Ihr hattet in den letzten Jahren viele Line-Up Wechsel. Denkst du, dieses Line-Up wird länger halten als die anderen?
Rick: Ich weiß nicht. Ich hoffe, es wird länger halten, wir brauchen fähige Leute. Aber der Kern der Band waren immer ich, Steve und Vince. Wir sind die treibende Kraft der Band. Leute kommen und gehen. Und oftmals weiß ich auch nicht, was passiert, da ich nicht wie die anderen in Los Angeles lebe. Ich komme meistens nur bei den Aufnahmen dazu.
Herbert: Kannst du mehr über die Texte des Albums erzählen?
Rick: Der erste Song „When Six Was Nine“ ist über jemanden, der auf sein Leben zurückblickt, kurz bevor er stirbt. Er sieht sein ganzes Leben an sich vorüber ziehen und denkt darüber nach, was er getan hat und dass es Zeit für ihn ist, zu bezahlen. Der nächste Song „Tragic Flaws“ handelt von Leuten, die sagen, dass sie aus ihren Fehlern lernen, dann aber den gleichen Fehler wieder und wieder machen und sich damit selbst zugrunde richten. Dabei kann es um Drogenabhängigkeit, aber auch um falsche finanzielle Entscheidungen gehen, das ist offen gelassen. Bei „Escaped“ geht um das Gefühl des Gefangenseins, des Alleinseins, man hat das Gefühl, in der Gesellschaft keinen Platz zu haben. „Burning Into Blackness“ beschäftigt sich mit der Frage nach dem Tod und ob es ein Leben danach gibt. Der Song, den ich geschrieben habe, „Locked Out“, handelt von dem Gefühl anders zu sein. Es gibt so viele, vor allen ich, über die man sich lächerlich macht, weil sie anders sind. Es ist auch eine Bitte an so jemanden wie einen Engel, der mich in die Gesellschaft zurückbringt. Ich fühle mich manchmal, als wäre ich überhaupt nicht in die Gesellschaft integriert. „Phobia“ handelt von dem Zusammenbruch der menschlichen Evolution. Die Menschen sind gefangen in ihren Fernsehshows und dem Internet, sie sind wie Zombies, sind aber spirituell gesehen, tot. „Anger Seething“ ist ein sehr wütender Song über Leute, die hinter deinem Rücken Müll über dich herziehen. Und davon gibt es so viele. Im Grunde erzählt der Song von der Unbeschwertheit der Jugend, wo alles so einfach war und dann mit dem Erwachsenwerden auch das Leben komplizierter und hektischer wurde. Und dann gibt es noch das A-Capella Stück „Oleander“. Das war aber mehr ein Witz. Ich hätte nicht gedacht, dass wir das aufnehmen und war schon auf dem Weg nach Sacramento, als Steve mich anrief und mir gesagt hat, ich sollte das A-Capella Stück aufnehmen. Dazu hat ihn ein frühe Platte von QUEEN inspiriert. Ich dachte auch nicht, dass er es wirklich auf die CD packt. Und die Platte hat mehrere kleine Instrumentals, die aber nur den Reiz der CD erhöhen.
Herbert: Wenn man sich die Lyrics anschaut, könnte man meinen, dass es ein Konzept gibt, in dem man die negativen Seiten des Lebens betrachtet. Ist dem so?
Rick: Ja, sehr sogar. Daher kommt auch der Titel „Book Of The Dead“. Eigentlich wollten Steve und ich ein Konzeptalbum daraus machen. Aber die Zeit lief uns davon, deshalb haben wir dann jeden Song individuell gestaltet. Aber das Hauptmotiv aller Songs ist die dunkle Seite der Menschheit. In jedem Song geht es um düstere Dinge. Ganz im Gegensatz zu „Messiah“, wo die Texte sehr spirituell waren.
Herbert: Was hältst du von Fantasytexten, die ja häufig im Metalbereich verwendet werden?
Rick: Kann ich nichts schlechtes dran finden. Wenn es funktioniert, ist es o.k. Wenn wir Texte schreiben, wollen wir unser eigenes Ding durchziehen. Wir schreiben über Sachen, die vielleicht gar keinen außer uns richtig interessieren. Auf dem neuen Album, an dem wir gerade schreiben, behandeln wir wieder andere Sachen. Wir wollen nicht über Drachen und diesen Kram singen. Ich liebe die Bands, die sowas machen, aber das passt nicht zu STEEL PROPHET.
Herbert: Du hast das neue Album angesprochen, ihr schreibt schon wieder neue Songs?
Rick: Ja, das neue Album ist eigentlich fertig. Wir haben es zwar noch nicht aufgenommen, aber die Songs sind fertig und wir sind bereit, es aufzunehmen.
Herbert: Ihr seid ja richtige Workaholics. Nicht viele Bands schreiben so schnell so gute Musik.
Rick: Als wir „Book Of The Dead“ aufgenommen haben, haben wir uns sehr beeilt. Steve wollte nur ins Studio und es einfach nur aufnehmen. In den letzten Monaten haben wir uns sehr auf das neue Album konzentriert. Jetzt kümmern wir uns aber um „Book Of The Dead“ und hoffen, dass die Verkäufe besser werden. Ich verstehe nicht, warum unsere CDs sich nicht verkaufen. Die Presse mag die Scheibe, aber aus irgendeinem merkwürdigen Grund erreichen wir nicht die Verkaufszahlen, die Nuclear Blast gerne hätten. Alles was ich jedem, der das Interview liest, sagen kann, ist: kauft „Book Of The Dead“, es wird euch nicht enttäuschen. Es unterscheidet sich ziemlich von „Messiah“, ohne dass wir unsere Identität aufgegeben haben. Wir versuchen uns mit jeder CD weiterzuentwickeln.
Herbert: Ist das vielleicht auch ein Grund, warum die Fans euch nicht so mögen? Z.B. haben HAMMERFALL mit ihren ersten Album ihren Stil definiert und machen genau in diesem Stil weiter.
Rick: Bands wie HAMMERFALL sind großartig in den, was sie tun und verfolgen ihr Konzept weiter, was zu ihnen passt. Wir wollen dagegen unseren ureigenen Sound kreieren. Wir haben ein spirituelles Image. Viele Leute haben uns gefragt, ob wir Christen sind. Sind wir nicht! Wir sind nur an dem spirituellen Weg interessiert, der zum Leben führt. Unsere Musik hatte schon immer einen kultischen, esoterischen Touch. Aber wir sind auch keine Satanisten. Viele Leute haben wohl durch „Messiah“ eine falschen Eindruck von uns bekommen. Ich war auf der Suche nach mir selbst. Ich kann garantieren, dass wir nie wieder über religiöse Dinge schreiben.
Herbert: Eine Sache, die man auf jeder Scheibe hört, ist der IRON MAIDEN Einfluss.
Rick: Das ist eine Sache von Steve (lacht). Ich hab damit überhaupt nichts zu tun. Ich habe ihm sogar gesagt, er soll damit aufhören(lacht wieder). Und auf der nächsten Scheibe wird es sowas wohl auch nicht geben. Ich weiß nicht woher das kommt. Vielleicht möchte Steve bewußt oder unbewußt IRON MAIDEN sein. Ich bin jedenfalls gegen diesen Einfluss.
Herbert: Weil du nicht wie Bruce Dickinson singen kannst?
Rick: Nein, ich will nicht wie er singen. Ich wurde mit ihm verglichen und das ist ein große Ehre, ich möchte aber lieber meinen eigenen Stil entwickeln. IRON MAIDEN sind großartig, ich habe alle ihre CDs und sie haben mich auch beeinflußt, aber ich will keine Songs schreiben, die sich nach ihnen anhören. Ich hoffe auch, unser MAIDEN Einfluss schreckt die Fans nicht ab.
Herbert: Wie entwickelst du deinen eigenen Gesangstil?
Rick: Bevor ich bei STEEL PROPHET gesungen habe, war ich in verschiedenen Coverbands, wo ich sehr verschiedene Sachen gesungen habe, wie z.B. RUSH, BLACK SABBATH, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST, sogar QUEEN. Ich habe sehr viele Sachen gesungen, sogar Sachen, die nichts mit Metal zu tun haben. Ich wollte meine Stimme verbessern, so dass sie leichter zugänglich wird. Zur Zeit will ich mehr meine mittleren Tonlagen einbringen, weil ich dazu tendiere zu hoch zu singen, vor allem live.
Herbert: Nach all den harten Jahren, sowohl persönlich als auch mit STEEL PROPHET, was ist das für ein Gefühl jetzt?
Rick: Ein gutes. Wir sind zwar immer noch nicht da, wo wir hinwollen, vor allem wenn ich mir andere Bands und deren Verkäufe ansehe. Aber wir sind eine hartnäckige Band, wir machen weiter Druck und versuchen, mit jeder CD unseren Sound weiterzuentwickeln und trotzdem unseren Stil beizubehalten. Und es wird sich auszahlen. Wir versuchen immer, die besten Songs zu schreiben, die beste Produktion zu machen und die beste Tour zu spielen. Die Tour ist das wichtigste. Dort bekommen die Fans einen Eindruck von dir und du kannst das Merchandise verkaufen. Je mehr Touren, desto besser.
Herbert: Also könntest du dir auch vorstellen, mehrere Touren zu machen, um das Album zu promoten?
Rick: Absolut. Wir waren noch nicht in Brasilien, wo wir wohl auch ein starkes Following haben und auf der Tour mit LEFAY waren wir auch nicht überall dort, wo wir hinwollten. Ich kann es nicht oft genug betonen, dass eine Band live spielen muss, um ihr Album zu promoten. Touring ist wichtiger als alles andere. Dann steigen auch die Verkäufe. Wenn wir in Europa leben würden, würden wir viel mehr touren.
Herbert: Jede Band, die ich frage oder mit der ich spreche, sagt, dass sie ihre Verkaufszahlen in den USA steigern konnten, wobei es für Metal in der Vergangenheit ja nicht sehr gut aussah. Hast du auch das Gefühl, dass sich die Metal Szene in den USA wieder erholt?
Rick: Hard Rock und Metal kommt schon zurück, aber es ist nicht der traditionelle Metal, sondern eher dieses Nu Metal Zeug mit Rappern, verrücktem Ausehen und komischen Samples. Bands wie KORN, LIMP BIZKIT, ROB ZOMBIE und MARYLIN MANSON, keine traditionellen Bands wie ICED EARTH oder NEVERMORE. Diese Bands sind immer noch Underground. In den USA ist es schwierig, unsere Cds zu bekommen, man muss sie bestellen.
Herbert: Wenn ich mit Fans spreche, habe ich das Gefühl, dass die USA eine sich stark entwickelnde Underground Szene haben.
Rick: Ich hoffe, das es so ist, denn es ist im Gespräch, dass wir diesmal eine U.S. Tour spielen und ich hoffe, dass das klappt. Ich kann aber nicht viel dazu sagen, da ich viel zu Hause bin und nicht mehr so viel weg gehe wie früher. Ich höre halt nur den Kram im Radio wie GODSMACK oder DISTURBED, all diese neuen Bands, die alle gleich klingen mit ihrem Rap Müll. Ich mag diese Entwicklung nicht. Ich liebe die europäische Szene, weil es dort so viele traditionelle Power Metal Bands gibt, die es leider nicht nach Amerika schaffen, warum, weiß ich nicht. Hier ist alles so Image fixiert, in Sachen Musik haben die USA eine komische Kultur. Es gibt sehr viel Wettbewerb und sehr viele Bands, dass macht es für uns schwierig, Aufmerksamkeit zu bekommen. Das ist zwar traurig, aber so ist es nunmal.
Herbert: Das wars schon, irgendein letztes Statement, dass du noch abgeben möchtest?
Rick: Nun, ich denke, eure Seite ist richtig cool und professionell, ich hab sie mir auch schon ein paar mal angeguckt. Ich mag auch das, was ihr über uns schreibt, also macht weiter so.
Herbert: Vielen Dank, aber ihr seid auch eine großartige Band.
Rick: Danke, aber es sind vor allem Leute wie du, die unseren Namen bekannt machen, das kann ich gar nicht genug betonen. Vielen, vielen Dank für all eure Unterstützung!
- Redakteur:
- Herbert Chwalek