STONE SOUR: Interview mit Josh Rand

03.11.2010 | 11:40

STONE SOUR haben mit "Audio Secrecy" ihr drittes Album vorgelegt, das sich nicht nur weltweit in den obersten Regionen der Charts tummelt, sondern die Band auch nochmals gereift zeigt. Wir trafen Gitarrist Josh vor dem Konzert im Berliner Huxleys, wo er sich trotz Jetlag sehr aufgeräumt, offen und sympathisch gab.

"Ich bin in den letzten Tagen von Iowa nach Chicago nach Tokio nach London nach Frankfurt geflogen. Überall war ich nur sehr kurz und bin dann heute in Berlin angekommen. Das war schon durchaus anstrengend, aber das gehört nun mal dazu." Und dieser Rummel ist auch ein Ergebnis des Erfolgs, den "Audio Secrecy" der Band überall in der Welt beschert. "Ja, das ist schon unglaublich. Es macht uns natürlich sehr stolz, dass das Album so erfolgreich ist, denn wir haben uns auch wirklich den Arsch dafür aufgerissen und sehr, sehr hart gearbeitet. Es beweist aber auch, dass wir sehr treue Fans haben, die sehr schätzen, was wir tun. Dennoch hat es uns schon überrascht, dass wir in manchen Ländern einen solchen Schritt nach vorne gemacht haben."

Ein Grund dafür könnten auch die energetischen Shows sein, die die Band in diesem Sommer gespielt hat und wo zumindest in Berlin die Hallenwände bedenklich wackelten. "Ja, deshalb lieben wir es bei euch in Europa zu spielen. Die Stimmung ist immer so echt. Die echten Fans stehen direkt vor der Bühne und singen sich die Seele aus dem Leib. Das ist natürlich etwas anderes als in den Staaten. Wobei es nicht so ist, dass die Fans da nicht auch steil gehen. Das Problem ist eher, dass die Hallen immer mehr in Sektionen eingeteilt werden und es unterschiedliche Preiskategorien gibt. Dummerweise können sich halt die echten Fans die Plätze vor der Bühne nicht leisten. Da sitzen dann Business-Leute, die Kunden einladen, um dort mit ihnen Geschäfte zu machen, während sie einen Hot Dog essen und einen Drink nehmen. Das killt natürlich die Stimmung etwas. Noch anders ist es in Japan, wo die Fans während der Songs zwar komplett durchdrehen, aber zwischen den Songs kannst du eine Nadel fallen hören, so still ist es dann, denn sie sind einfach so respektvoll, dass sie keinen Ton sagen. Das ist auch ein sehr merkwürdiges Gefühl auf der Bühne, aber nach ein paar Shows gewöhnt man sich daran.", lacht Josh.


Sprechen wir aber über "Audio Secrecy". Ein Album, das wohl weniger aggressiv, dafür aber noch variabler und erwachsener geworden ist. "Nun, abwechslungsreich war "Come What(ever) May" auch schon, aber dass "Audio Secrecy" nicht so aggressiv ist und insgesamt erwachsener klingt, würde ich auch sagen. "Come What(ever) May" war insgesamt eher von den Gitarren dominiert, während wir diesmal eher den gesamten Song im Auge hatten. Wir haben mehr Wert auf die Vocalarrangements, auf die Refrains und schlicht einen guten Song gelegt. Und ich glaube, dass uns das gelungen ist.", erklärt Josh. Dass die Platten so abwechslungsreich sind, liegt dabei einfach daran, dass mittlerweile alle fünf Bandmitglieder Songs schreiben. "Ja, diesmal haben wir alle einige Songs in den Topf geworfen. Roy (Mayorga, dr - PK) hat zum Beispiel 'Threadbare' geschrieben, einen sehr epischen Song wie wir ihn in dieser Form noch nicht hatten." Der Anteil, den Josh an den Alben hatte, ist dabei auch entsprechend gesunken, was aber kein Problem darstellt. "Ja, auf dem Debüt waren etwa 70% der Songs von mir, auf "Come What(ever) May" noch ein Drittel, diesmal habe ich 'Mission Statement', 'The Bitter End' und 'Unfinished' beigesteuert. Aber das ist völlig okay. Niemand von uns ist größer als die Band und es ist doch nur gut für uns, dass wir fünf gute Musiker und Songwriter sind.", erklärt Josh und beweist damit wie gefestigt die Band ist. "Wer aber ein Problem damit hat, dass auf dem neuen Album nicht so viele harte Songs sind, der kann sich wohl bei mir beschweren." fügt Josh lachend hinzu.


Dies gibt Corey aber auch die Gelegenheit noch mehr zu zeigen, welch exzellenter Sänger er ist. "Ja, das ist einfach auch das, wo Coreys Herz wirklich dranhängt. Schreien kann ja jeder, aber diese Stimme zu haben, ist eine Gabe und die sollte man auch nutzen. Im Prinzip war dies ja auch der Grund, warum wir mit STONE SOUR noch mal angefangen haben. Corey wollte der Welt zeigen, dass er nicht nur schreien, sondern auch singen kann. Und so war auch 'Bother' der erste Song, den wir je veröffentlicht haben und es gab wirklich viele Leute, die geschockt waren und nicht glauben konnten, dass dies Corey ist." Der Autor gehört eindeutig auch in diese Gruppe.

Dennoch sind SLIPKNOT schon noch die erfolgreichere Band. Da stellt sich die Frage, ob STONE SOUR auch ohne Image und Masken diesen Grad von Erfolg erreichen können. "Oh, das ist eine gute Frage. Ich denke, STONE SOUR können noch viel größer als SLIPKNOT werden. SLIPKNOT haben natürliche Grenzen in ihrer Musik, die sie nicht überwinden können, weil es nicht mehr ins Konzept passen würde. Wir haben diese Grenzen nicht. Wir können mit unserer Musik nicht nur die Metaller erreichen, sondern auch die Fans von Alternative Rock. Wir haben schon mit SLAYER, IRON MAIDEN und den FOO FIGHTERS gespielt und es hat immer funktioniert. Wir fünf sind auch einfach Freunde, die STONE SOUR sind. Du könntest uns auf die Straße stellen und wenn wir da spielen, sind wir immer noch STONE SOUR. Wir brauchen keine große Show, kein großes Drumherum. Wir sind einfach nur gute Musiker, die gute Musik spielen.", gibt Josh selbstbewusst zu Protokoll.


Und auf die Tatsache, dass in der Band gute Musiker sind, ist Josh besonders stolz. "In der heutigen Zeit wird so viel Musik veröffentlicht von Leuten, die das, was sie da machen, live gar nicht umsetzen können. Es gibt Millionen Bands auf MySpace und viele davon werden sofort als nicht besonders gute Musiker entlarvt, wenn sie auf Tour gehen, weil sie einfach nicht umsetzen können, was sie im Studio mithilfe der ganzen Tools hinbekommen haben. Wir achten immer darauf, dass wir das, was wir im Studio aufnehmen, auch live spielen können. Deshalb arbeiten wir auch nicht mit Backtracks oder ähnlichem. Wir sind eine Rockband, die auf der Bühne das zeigt, was sie im Studio erarbeitet." Auch im Studio wird daher der Einsatz solcher Technologien so gering wir möglich gehalten. "Wir arbeiten natürlich auch mit ProTools und ähnlichem, aber dennoch haben wir zum Beispiel beide Gitarren zusammen im Studio eingespielt und dann auch nicht mehr viel nachkorrigiert, wenn etwas nicht ganz sauber gespielt haben. Die ganze Technik nimmt den Songs immer ein wenig die Seele, wenn du dir die Spuren zu QUEENs 'Bohemian Rhapsody' ansiehst, dann sieht das auf dem Papier alles fürchterlich schief aus. Aber wenn man es dann hört, wirkt es einfach richtig. Das ist etwas, was heute sehr stark verloren geht. Genau das wollten wir so zumindest eindämmen. Auf dem Debüt haben wir sogar noch alle Instrumente live im Studio eingespielt, nur Corey hat seine Vocals separat aufgenommen. Vielleicht machen wir das in der Zukunft auch wieder so.", erklärt Josh. Das wäre eine durchaus wünschenswerte Maßnahme.

Redakteur:
Peter Kubaschk

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