STORMWITCH - Das Beben, die Scherben und die Nachwehen

27.08.2019 | 17:01

Einmal mehr hat es heftig gescheppert bei den Sturmhexen und die Band ist auseinandergefallen. Wir berichten über die Ereignisse, die Blickwinkel und die Folgen.

Kaum jemandem von euch, der sich auch nur ein bisschen für die alte schwäbische Stahlschmiede  STORMWITCH interessiert, dürfte es entgangen sein, dass es in den letzten Tagen im dortigen Bandlager heiß und bisweilen sehr unfreundlich her gegangen ist. Wie wir schon berichtet haben, brach die Band kurz vor dem seit Monaten bestätigten Gig beim TRVEHEIM-Festival in Oberbayern erneut vollständig auseinander und zerfiel in zwei Fraktionen: Auf der einen Seite stehen nun Sänger Andy Mück (erstes Bild) und seine Frau und Managerin Lis, auf der anderen Seite finden sich sämtliche anderen Mitglieder der Band, namentlich Bassist und Gründungsmitglied Jürgen "Wanschi" Wannenwetsch (zweites Bild links), die beiden Gitarristen Volker Schmietow (mittig) und Tobi Kipp (rechts) sowie Drummer Marc Oppold (im dritten Bild links). Leider zieht sich das immer wieder komplette Kollabieren von Line-ups inzwischen wie ein roter Faden durch die Bandgeschichte und war sicher eine gewichtige Ursache dafür, dass die Band nicht noch viel bekannter und erfolgreicher wurde. 

Ein Bild aus glücklicheren Tagen - Wanschi, Tobi und VolkerDa die offizielle Facebook-Präsenz bis zum Montag, dem 26.08.2019 von den ex-Mitgliedern betrieben wurde, erreichten uns und mit uns die Weltöffentlichkeit in erster Linie Informationen aus Sicht der entlassenen Mitglieder, die erwartungsgemäß nur wenige lobende Worte über das Management der Band verloren und insbesondere einen unfairen Umgang mit langjährigen Weggefährten beklagten. Vor allem hätten die geschassten Mitglieder erst kurz vor dem Gig davon erfahren, dass bereits mit anderen Musikern geprobt werde, und letztlich auch erst kurz vor knapp die gemeinschaftliche Kündigung bekommen. Diese Tatsache bestätigt letztlich auch das Bandmanagement und begründet dies in einem Diskussionsbeitrag im Fanforum auf Facebook damit, dass eine frühere Absage an die nunmehrigen ex-Mitglieder nicht möglich gewesen sei, da man nicht früher gewusst habe, wie die Probe mit den Nachfolgern verlaufen würde. Letztlich wollte man sich offenbar die Option offenhalten, doch noch einmal mit den ehemaligen Bandkollegen aufzutreten, um das Konzert nicht absagen zu müssen.

Eine offizielle Pressemitteilung im Namen des Managements der Band STORMWITCH steht nach wie vor aus. Wie sich jedoch aus zahlreichen weiteren Beiträgen der Beteiligten und ihres jeweiligen Umfelds auf der bisherigen öffentlichen Facebook-Seite der Band und dem öffentlichen Fanforum der Band auf Facebook ergibt, war der akute Auslöser des Splits offenbar schwerpunktmäßig ein Zerwürfnis zwischen Managerin Lis und Gitarrist Volker, sowie die von den ehemaligen Mitgliedern ausführlich geschilderte Unerreichbarkeit von Sänger Andy Mück für die anderen Musiker, die klärende Gespräche verhindert habe. Die im Social-Media-Bereich aktiven Beteiligten werfen sich in diesem Zusammenhang gegenseitig allerlei unerquickliche Verhaltensweisen auf persönlicher und professioneller Ebene vor, welche wir an dieser Stelle nicht weiter kommentieren oder ausbreiten möchten, denn wir waren keine Augen- und Ohrenzeugen. Eine persönliche Stellungnahme von Andy Mück liegt uns bisher leider nicht vor. Letztlich ist es aber auch müßig, hierüber zu spekulieren, Gerüchte weiterzutragen oder Partei zu ergreifen. Ihr, liebe Leser, mögt, wenn entsprechendes Interesse besteht, euch bitte selbst ein Bild und eine Meinung darüber bilden. Im Fanforum sind noch zahlreiche Beiträge der Beteiligten einsehbar.

Die Folgen des massiven Zerwürfnisses stehen jedenfalls erst einmal fest: Die offizielle Bandhomepage ist inzwischen ebenso abgeschaltet wie auch das Facebook-Profil der Band, so dass hoffentlich alle Beteiligten irgendwann nach vorne schauen können und das Nachkarten ein Ende hat. Was von den Betroffenen bereits kommuniziert wurde, das ist einerseits, dass Wanschi, Volker, Tobi und Marc uns wissen lassen, dass aus der gemeinsamen Zeit bei STORMWITCH eine Freundschaft entstanden sei und man deshalb fest vorhabe, gemeinsam weiter Musik zu machen. Man werde daher schon bald wieder von ihnen hören, wie Wanschi (Bild links) über Facebook bekannt gab. Darauf sind wir selbstverständlich sehr gespannt und wir werden euch hierüber berichten, sobald es Neues zu verkünden gibt, denn dass die vier Musiker spielerisch glänzend harmonieren, haben sie uns in zahlreichen Gigs bewiesen.

Andy Mück (rechts im Bild) indes bleibt erwartungsgemäß unter dem Namen STORMWITCH im Geschäft und so fand der Gig beim TRVEHEIM-Festival am Samstag, dem 24.08.2019 statt. Andy und Lis sind wie erwartet mit einer komplett neuen Mannschaft angereist, in der mit Ausnahme des Technik-Roadies keine bekannten Gesichter aus der Bandgeschichte vertreten waren. Die neu formierte Band hat dem zunächst sehr skeptischen aber keineswegs grundsätzlich ablehnenden Publikum einen ca. 75-minütigen Auftritt serviert, der je etwa zur Hälfte aus alten Songs und neuerem Material bestand, was von etlichen Anwesenden in Anbetracht der Ankündigung als "35 Jahre Walpurgis Night + Best-of-Set" kritisiert wurde, aber bei vielen dennoch ordentlich ankam. Echte Euphorie kam allerdings nicht auf, denn selbst und besonders die größten und treuesten STORMWITCH-Fans unter den Anwesenden taten sich ganz offensichtlich sehr schwer damit, dieses Zerwürfnis im Bandumfeld zu verdauen und wussten nicht so recht, wie sie mit der Situation umgehen sollten. So brauchten die Leute etwa bei den Mitsingspielen auf jeden Fall eine Aufforderung mehr als sonst, bevor sie zögerlich dann doch in den Reigen mit einstiegen. Die Band besteht, so das Line-up denn in der Form von Dauer sein soll und nicht nur für diesen Gig gebucht wurde, für den Moment augenscheinlich aus zwei talentierten jungen Gitarristen, einer davon ist Niklas "Nick" Berger, der auch bei PALACE aktiv ist, sowie aus einer erfahreneren Rhythmusgruppe. Andy Mück hat die Bandmitglieder nur kurz mit Vornamen vorgestellt, was bei der Geräuschkulisse in der Halle zudem schwer verständlich war, so dass wir hier nicht über die Identitäten spekulieren möchten. Die Musiker präsentierten sich in Anbetracht des geringen Vorlaufs vernünftig eingespielt und leisteten sich keine erkennbaren Schwächen. Managerin Lis hat im Rahmen der Diskussionen in der Facebook-Fangruppe angekündigt, dass man weitere Infos mit den Fans teilen wolle, sobald die neue Homepage fertig sei. An einer offiziellen Bestätigung, wer denn nun in der Band ist, und ob es sich dabei um unbefristete Engagements handelt, fehlt es bis dato also noch. Wir hoffen für die Bandmitglieder und die Fangemeinde, dass hier alsbald für Klarheit gesorgt wird und werden natürlich auch hierüber alle Neuigkeiten mit euch teilen, die uns zugetragen werden.

Zum Abschluss möchte ich als langjähriger Fan der Band, nochmals mein großes Bedauern zum einen darüber äußern, dass das letzte Line-up nun offensichtlich unheilbar zerbrochen ist; und zum anderen natürlich auch über die Art und Weise, wie es endete. Denn egal, wem man hier mehr Glauben schenkt und wem die Sympathien gehören, sonderlich ruhmreich war die sozialmediale Aufarbeitung der Geschichte für keinen Beteiligten. Das sieht auch der ehemalige Gitarrist Stoney (links im Bild) so, der eine der treibenden Kräfte hinter dem vorletzten Album "Season Of The Witch" war, gleichwohl vor vier Jahren seinen Hut nahm und sich Kollege Tommy Schmelz gegenüber dennoch betroffen über die aktuellen Vorfälle gibt: "Ich finde es scheiße, was da gerade abgeht und wie das alles gehandhabt wird. Dies hätte man nicht in die Öffentlichkeit tragen müssen. Es ist an der Zeit, die Hexe ehrenhaft zu Grabe zu tragen."

Im Punkt des Austragens in der Öffentlichkeit hat Stoney fraglos recht, doch in sein Fazit, dass es Zeit für ein würdiges Ende der Band sei, will ich dann doch nicht mit einstimmen, denn es war bis hierhin für den Fan trotz all der immer wieder auftretenden Querelen eine wirklich schöne Zeit, besonders eben wieder in den letzten Jahren. Die Band wirkte auf der Bühne und auch nach den Gigs im Gespräch mit den Fans in den letzten Jahren wie eine harmonische Einheit, die Spaß an dem hatte, was sie tat. Dieser Spaß hat sich bei den vier Gigs dieses Line-ups, die ich miterleben durfte, in ganz besonders intensiver Weise auf die Fans übertragen und es war immer ein großartiges Gefühl, bei den Sturmhexen der nun vergangenen Ära dabei sein zu dürfen. Diese Konzerte und eben auch dieses Album "Bound To The Witch", das die fünf Musiker gemeinsam aufgenommen haben, werden für mich, der ich in den "Goldenen Achtzigern" leider noch nicht live dabei war, immer eine besondere STORMWITCH-Ära verkörpern, denn keines der vorigen Line-ups, die ich live erlebt habe, hat sich für mich als Zuschauer und Fan so stimmig angefühlt wie dieses. Umso bedauerlicher ist es, dass nun alle Beteiligten vor einem kompletten Neuanfang stehen und man als Zuschauer hilflos daneben steht.

Es bleibt zu hoffen, dass für die Protagonisten etwas Positives aus den Ruinen erstehen kann. Dafür wünsche ich den Musikern von Herzen alles Gute.

Danke für ein paar tolle Jahre im Sturmhexen-Universum!

Redakteur:
Rüdiger Stehle

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