SUBLIME CADAVERIC DECOMPOSITION: Interview mit Seb
01.01.1970 | 01:00SUBLIME CADAVERIC DECOMPOSITION ist der Name einer Grindcore-Band aus Frankreich, die justament ihr zweites Album herausgebracht haben und zu eben diesem von mir befragt wurden. Alles Weitere dazu nun von Schreihals Seb.
Stephan:
Wie sind die Reaktionen von Fanseite aus auf eure neue Scheibe ausgefallen?
Seb:
Die Reaktionen sind verdammt gut! Alle Leute, die unsere neue CD gehört haben, sagen, dass es unser bestes Zeug bisher ist und ich denke, sie haben recht. Das sind zwar nur die ersten Anzeichen, da die neue Platte erst seit sehr kurzer Zeit draußen ist. Aber es scheint eine einstimmige Reaktion zu sein, also kannst du dir sicher sein, dass wir damit sehr glücklich sind.
Stephan:
Was sind die Hauptunterschiede zwischen eurer ersten Full-length-Scheibe und dem aktuellen Album?
Seb:
Unser neues Album schlägt den selben extremen Weg der Band ein, den wir seit unserem Anfang verfolgen. Es gibt aber dennoch zwei Unterschiede. Der erste ist, dass der Sound um Längen besser ist als beim ersten Mal. Wir haben daran sehr viel gearbeitet. Der zweite Unterschied betrifft die sehr kontrastreichen und ausdrucksvollen Songs. Wir haben über zwei Jahre lang Songs geschrieben, um sie so eigenständig, extrem und originell wie möglich zu machen.
Stephan:
Wenn du nun mit ein wenig Distanz auf das neue Album zurückblickst – gibt es auch ein paar Schwächen darauf und wenn ja, welche sind das?
Seb:
Wir versuchen immer daran zu glauben , dass unsere nächste Scheibe unsere beste wird. So hat man eine bessere Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln und einen Fortschritt zu erreichen. Aber ich sehe nicht wirklich irgendwelche Schwächen auf dieser Scheibe. Wir haben genau das realisiert, was wir wollten und wir sind absolut zufrieden mit dieser Platte. Ich bin sicher, dass alle extremen Metalfans sie mögen werden.
Stephan:
Neben der rohen Brutalität und der gnadenlosen Aggressivität – was sind deiner Meinung nach andere Gründe, die eure Musik für den Hörer interessant machen können?
Seb:
Es ist genauso wie mit eigentlich jeder Form von Musik. Manches findet man gut und anderes eben scheiße. Es stimmt, wir haben eine extrem blutige Art gewählt, aber auch da versuchen wir, so inspirierte, originelle und kreative Songs wie möglich zu schreiben. Wir versuchen unser Bestes um unsere Ziele zu erreichen und wir hoffen, dass die Leute das genauso empfinden. Es ist einfach eine Frage des Gefühles.
Stephan:
Was sind Themen, die ihr in euren Lyrics behandelt?
Seb:
Wir benutzen keine Lyrics, denn wir mögen den Gedanken nicht, Schwachsinn zu erzählen oder irgendeine Message mit unserer Musik zu verbreiten. Wir wollen unsere Position nicht dazu benutzen als V.I.P.'s "revolutionäre" Sprüche hervorzuwürgen. Also vermeiden wir es Wörter in unseren Songs zu verwenden und bevorzugen es, mit der Musik und dem Artwork unsere Grundhaltung zu vermitteln. Unsere wirkliche Identität lässt sich nicht in Sätze fassen.
Stephan:
Welches Geheimnis verbirgt sich hinter den Songtiteln des neuen Albums? Was bedeuten sie und was ist die Idee dahinter?
Seb:
Wir hatten auf dem ersten Album gar keine Songtitel, aus dem selben Grund wie bei den Lyrics. Diesmal haben wir uns entschlossen, jedem Song den Zeitpunkt seiner Entstehung als Titel zu geben. 'XX.01.02' bedeutet also, dass der Song im Januar 2002 komponiert wurde. Diese Information beinhaltet keine fiktive Message und ist die absolut einzige im Zusammenhang mit dem jeweiligen Song.
Stephan:
Ist das Songwriting bei euch für gewöhnlich Teamarbeit?
Seb:
Ja, ganz genau. Meistens kommt einer der Gitarristen mit einer ersten Idee an und jeder gibt seine Meinung dazu ab um die Richtung des Songs zu finden. Unsere Band wurde vor vielen Jahren gegründet (1996) und wir versuchen die Songs in Teamwork zu schreiben und wir haben alle die gleiche Vorstellung von unserer Identität. Wir stehen so gut wie nie in Widerspruch zueinander.
Stephan:
Stimmst du mir zu, dass eure Songs sich nicht besonders voneinander unterscheiden und dass die Scheibe eher wie ein langes und sehr brutales Massaker ist?
Seb:
Das ist exakt das Konzept, das wir bei unserem ersten Album hatten, aber ich denke mit der neuen CD haben wir beschlossen eine andere Richtung einzuschlagen. Natürlich sind alle unserer Songs extrem und haben keine "barmherzigen" Stellen, aber ich denke, es gibt dieses Mal schon richtige Unterschiede zwischen ihnen. Und das ist in meinen Augen ein großer Unterschied zu unserem ersten Album. Ich würde es ein langes und brutales Massaker auf viele verschiedene Wege nennen.
Stephan:
Glaubst du nicht, dass unter 30 Minuten Spielzeit (wenn man das Outro abzieht) ein bisschen zu wenig für einen Longplayer sind oder hältst du das für ausreichend für eine solch brutale Scheibe (wie z.B. auch "Reign In Blood" genauso kurz war und nun ein Klassiker ist)?
Seb:
Das Outro hat eine große Bedeutung für uns, da es den Soundtrack zum Coverartwork darstellt. Das Maincover zeigt den Kadaver eines Föten zum Zeitpunkt seiner Verwesung. Aber ich habe vier Cover für die Digipack-CD gemacht und es ist lediglich das erste. Drei weitere Schritte der Verwesung befinden sich auf dem Album und illustrieren den Bandnamen. Wir versuchen nicht eine bestimmte Quantität an Musik zu verkaufen und wir beenden unsere Songs und Alben sobald wir glauben unser Ziel erreicht zu haben. Zumeist überschreiten unsere Songs die zwei-Minuten-Grenze nicht, weil wir es nicht für notwendig halten, die selben Parts immer wieder zu kopieren. Wir haben für diese CD 22 Songs geschrieben und keinen weiteren mit der selben Idee um das Ganze zu beenden, sobald wir fühlten, dass es genug ist. Wenn deine Musik so verdammt gewalttätig und aggressiv ist, dann kann es ein Fehler sein immer weiter zu machen, obwohl es eigentlich schon genug ist. Wir haben live das selbe Problem und manchmal haben wir Gigs gespielt, die länger als anderthalb Stunden dauerten und das war mit Sicherheit zu viel, sowohl für die Zuschauer als auch für uns. Wir waren alle total verwüstet. Wir vergessen nicht, dass unsere Musik ihre Besonderheiten hat und versuchen nie, die selben Standards zu setzen wie andere. Wir folgen einfach unseren Gefühlen.
Stephan:
Ist es wichtig für euch etwas Extremes zu erschaffen oder wollt ihr einfach nur Spaß haben?
Seb:
Ich habe schon immer extreme Musik gehört, denn das ist das Einzige, was ich wirklich mag. Ich kann etwas anderes nicht ausstehen und somit war es sehr einfach diesen blutigen Weg zu wählen. Wir sind seit vielen Jahren von allen extremen Szenen beeinflusst, ganz besonders von der Death Metal- und Grind-Szene. Das ist ganz einfach unsere Kultur. Wir versuchen keine extremen Songs zu erschaffen, sondern einfach großartige Songs. Unsere Songs sind einfach so wie sie sind. Wir haben eine Menge Spaß dabei extreme Musik zu spielen.
Stephan:
Was euer größtes Livererlebnis bisher?
Seb:
Wir hatten bisher schon viele großartige Gigs, aber einer der besten war sicherlich das "Fuck The Commerce IV" in Deutschland. Wir werden am 25. Mai 2003 als Headliner auf dem Maryland Death Festival in Baltimore (USA) spielen. Da werden viele großartige Bands am Start sein; SUFFOCATION werden am 24. Mai Headliner sein und DEVOURMENT am 23. Mai. Das wird unser nächstes großes Festival werden. Es ist allerdings nicht einfach Gigs miteinander zu vergleichen, weil man eine verdammt tolle Zeit aus vielerlei Gründen haben kann.
Stephan:
Was ist im Livesektor geplant, sind schon irgendwelche Festivals oder Touren bestätigt?
Seb:
Wir werden Ende Mai eine US-Tour mit BRODEQUIN beginnen, die einen Monat gehen wird. Anfang 2004 wird es eine Japan-Tour geben und dazwischen noch ein oder zwei Europa-Touren. Dazu kommen vielleicht noch weitere Touren, Gigs und Festivals überall auf der Welt in den nächsten Monaten. Ich hoffe vor jedem Mal, dass es unser bestes Livererlebnis sein wird. Sei dir sicher, dass wir jedes Mal unser Bestes geben. Seit unseren Anfangstagen haben wir eine Menge Gigs gespielt und wir lieben das. Ich denke, extreme Musik ist dazu geschaffen, laut und live gespielt zu werden. Es ist der beste Teil unserer Bandtätigkeit und versuchen überall zu spielen, wo es möglich ist. Ich hoffe, ich sehe euch alle bald auf der Bühne!
Stephan:
Wenn ihr die Bühne betretet – was geben SUBLIME CADAVERIC DECOMPOSITION der wartenden Metalcrowd?
Seb:
Wir geben unsere ganze, verdammte Energie. Wie ich schon sagte, es ist der beste Platz für unsere Musik, also geben wir alles, was wir haben und haben Spaß mit den Leuten ... bis zum Tod.
Stephan:
Die Musik betreffend, was ist wichtig für dich, damit du mit einem neuen Song absolut zufrieden sein kannst?
Seb:
Das ist sehr schwer zu beschreiben. Da gibt es keine Regeln, wir fühlen es einfach, wenn wir mit einem neuen Song zufrieden sind. Es ist dann, wenn alles zusammenpasst und großartig erscheint. Er muss coole Riffs, guten Rhythmus und Vocals haben und das alles bestmöglich. Wenn du ihn zu Ende gehört hast, dann willst du ihn einfach noch mal hören, verstehst du?
Stephan:
Ist eine Veränderung eures Stiles in eine ruhigere oder melodischere Richtung etwas, was du kategorisch ablehnst?
Seb:
Wenn wir uns aus irgendeinem unerfindlichen Grunde dazu entschließen sollten unseren Weg radikal zu ändern, dann sei dir versichert, dass wir die Band auflösen und dafür eine andere gründen. Aber ich kann mir das absolut nicht vorstellen. Ich glaube, SUBLIME CADAVERIC DECOMPOSITION haben ihren eigenen Stil gefunden und werden sich niemals total verändern. Aber wir haben unsere Entwicklung nicht gestoppt und versuchen weiterhin neue und originelle Extreme zu finden und nicht nur einfach unser aktuelles Zeug zu kopieren.
Stephan:
Versucht ihr als Band euch musikalisch weiterzuentwickeln und was sind damit verbundene Ziele?
Seb:
Eigentlich entwickeln wir uns musikalisch weiter um ungewöhnlich massive und intensive Songs zu schreiben. Es ist gerade mal unsere zweite CD, die Band ist noch sehr jung und ich bin mir sicher, dass S.C.D. sich gerade erst am Anfang ihres Weges befinden. Ich denke, wir haben unsere eigene Identität gefunden und folgen nun einfach unserem eigenen Weg.
Stephan:
Im Moment gibt es eine riesige Flut an jungen Bands die Death Metal spielen und da sind viele dabei, die einander sehr ähnlich und genau wie ihre Vorbilder klingen. Glaubst du, dass man das auch für die Grindcore-Szene sagen kann?
Seb:
Das kann für jede Szene gesagt werden, aber wichtig ist es, dass es immer wieder großartige und ungewöhnliche Bands gibt, denen andere nachfolgen. Genau aus diesem Grund haben SUBLIME CADAVERIC DECOMPOSITION versucht, wie ich schon ein paar Mal in diesem Interview gesagt haben, ihre eigene Identität zu finden. Wir wollen andere Bands nicht nachahmen, wir wollen unsere eigene Richtung und unser eigenes Ziel finden. Es ist sehr schwer nicht nur eine Band von vielen zu sein. Das ist nicht einfach und man muss an sich glauben um seinen eigenen Stil zu finden und es vermeiden, den bekannten Szenen und Bands zu folgen.
Stephan:
Glaubst du, es gibt in eurer Musik etwas Besonderes, das euch von den meisten der anderen "Hard'n'Heavy"-Bands abhebt?
Seb:
Ja, auf jeden Fall. Und das ist wahrscheinlich am wichtigsten für mich, also hoffe ich, dass auch andere Leute diese Meinung teilen. Viele Leute haben uns seit unserem Beginn unterstützt und ich denke viele tun das deswegen, weil sie an unserer Band diesen Kontrast mögen.
Stephan:
Was kannst du mir allgemein über die Metal-Szene in Frankreich erzählen?
Seb:
Die französische Metalszene ist sehr aktiv und wächst gerade in unserem Bereich in den letzten Jahren sehr stark. Dadurch wird es einfacher für Bands wie S.C.D. Touren und Gigs zu machen. Wir haben sehr viele großartige Bands hier wie GRONIBARD, IMPERIAL SODOMY oder DEVILIUM. Aber ich glaube auch nicht, dass es einen großen Unterschied zwischen den europäischen Szenen gibt und für uns ist es überall eine große Freude aufzutreten.
Stephan:
Was sind deine persönlichen Lieblingsbands?
Seb:
TERRORIZER, GUT, BRUTAL TRUTH, BRUJERIA, CATASEXUAL URGE MOTIVATION, NAPALM DEATH, CARCASS, DISRUPT, CEREBRAL TURBULENCY, DEAD INFECTION, ALIENATION MENTAL, SUFFOCATION, IMMOLATION, CANNIBAL CORPSE, BILE, C.B.T., SANITY'S DAWN, MUCUPURULENT...
Stephan:
Spielst du noch in anderen Bands oder konzentrierst du dich voll auf S.C.D.?
Seb:
Ich kann mir nicht vorstellen, die selbe Energie in andere Bands zu stecken und ich fühle auch nicht die Notwendigkeit andere Projekte zu haben. Ich spiele also nur in S.C.D., aber andere Jungs aus der Band spielen noch in einem anderen Projekt, welches eine total verschiedene Band von unserer ist.
Stephan:
Vielen Dank für deine Bemühungen. Die letzten Worte gehören dir...
Seb:
Ich danke dir für das interessante und professionelle Interview und vielen Dank auch allen Lesern für ihr Interesse. Ich kenne viele Leute, die uns seit vielen Jahren unterstützen und ich kann versichern, dass wir unsere Freunde niemals vergessen werden. Danke noch mal an alle und ich verspreche, dass wir unser Bestes tun, damit wir bald einmal in eurer Nähe spielen können. Ich warte darauf euch demnächst von der Bühne aus zu sehen. Take care, your friend Seb.
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer