SUBWAY TO SALLY - Interview mit Gitarrist Simon Levko
10.01.2025 | 09:18SUBWAY TO SALLY hat 2024 mit einem echten Knaller beendet und das fünfzehnte Album "Post Mortem" auf die Fans losgelassen. Als ob das nicht Grund genug für ein intensives Gespräch über die Qualitäten der neuesten Veröffentlichung wäre, wurde offen kommuniziert, dass es durchaus im Raume stand, dass der Vorgänger "Himmelfahrt" das letzte Album der Potsdamer sein könnte. Umso erfreulicher ist es, dass es nun doch weitergeht und Gitarrist und Gründungsmitglied Simon uns zwischen den Feiertagen für Rückfragen zur Verfügung stand.
Erstmal herzlichen Glückwunsch dazu, dass ihr es geschafft habt auch im 15. Anlauf keinen Rohrkrepierer zu veröffentlichen. Diese qualitative Konstanz ist bemerkenswert. Ich finde sogar, dass sich euer neuestes Werk im oberen Drittel eurer starken Diskografie eingruppiert. Wie zufrieden seid ihr mit dem Ergebnis und wie sehr hat euch dieses Jubiläum zusätzlich motiviert?
Na, da sind wir ja froh, dass uns kein Rohrkrepierer passiert ist. Nein, im Ernst. Du hast das ganz richtig eingeordnet, "Post Mortem" ist eher eines der stärkeren SUBWAY TO SALLY-Alben. Warum das so ist? Wahrscheinlich, weil eine gewisse Leichtigkeit eingekehrt ist und wir mehr Mut haben, uns weniger verbiegen zu müssen. Das Jubiläum spielt dabei keine Rolle, das ist ja nun auch schon zwei Jahre her.
Ich finde es erstaunlich, wie direkt und ehrlich ihr mit der Thematik mögliches Karriereende nach "Himmelfahrt" umgeht. Warum ist es euch ein Bedürfnis die Rahmenbedingungen zu "Post Mortem" so offen zu kommunizieren?
Niemand spricht vom Karriereende. Wir dachten nur bei "Himmelfahrt" drüber nach, ob das nicht unser letztes Full-Length-Album sein könnte. Aber, um bei der Wahrheit zu bleiben: Nach 32 Jahren im Business kommen einem schon mal die Gedanken, ob man mit 70 auch noch auf der Bühne stehen kann. Endlichkeit spielt einfach auch eine Rolle, das ist klar.
In dem erstklassigen Opener 'Phönix' sprecht ihr vom "allerletzten Mal". Inwieweit ist "Post Mortem" vielleicht nur die finale Kür oder stellt es in euren Augen eher einen Neuanfang dar?
In erster Linie geht es in dem Song um Neuanfang und beschreibt eher die Situation, die nach "Himmelfahrt" bei uns eingetreten ist: Positives Feedback von allen Seiten, Aufbruchsstimmung und neue Energie. Nur so konnte ja in kurzer Zeit ein Album wie "Post Mortem" passieren.
Lasst uns weiter etwas über einzelne Tracks sprechen. Der starke Titeltrack erinnert mich lyrisch etwas an 'Der Tod' von der ERSTEN ALLGEMEINEN VERUNSICHERUNG. Könnt ihr diesen Bezug nachvollziehen und was war eure Intention hinter der Nummer?
Nein, die EAV zählt sicher nicht zu den Inspirationsquellen, wenn ich die Platte "Geld oder Leben" auch als Kind von meinem Bruder aufgezwungen bekam. Die lyrische Inspiration ist die Bandhistorie und der Fakt, dass es zwei Arten von Menschen zu geben scheint: Die einen lieben SUBWAY TO SALLY, die anderen würden sich wünschen, uns nie wieder auf einem Festival ertragen zu müssen. In Summe ist der Song eine Ansage, dass eben doch nicht so schnell Schluss sein wird, auch wenn es sich einige wünschen würden. Natürlich ist das alles mit einer Menge Ironie und Augenzwinkern zu sehen. Die Inspiration für die Story, die wir erzählen, ist der Brandnerkasper. Ich glaube sogar, dass SCHANDMAUL darüber auch schon ein Lied gesungen hat. Gibt es auch 'nen super Film mit Bully Herbig, ist allerdings eher so ein süddeutsches Ding.
Einer meiner Lieblingssongs ist 'Wunder'. Für mich seid ihr nicht erst seit "Engelskrieger" auch eine Band mit politischen, gesellschaftskritischen Inhalten. Dieser Song ist auch nicht der einzige Track auf dem Album mit so einer Prägung. Wie wichtig war/ist euch eine solche Position Ende 2024?
Kein Mensch kann sich dem Tagesgeschehen verschließen und natürlich hat das auch immer Einfluss auf dein Werk als Künstler. 'Wunder' geht im Grunde um eine neue Art von Spiritualität, "Alternativ"-Medizin und alles, was damit verbunden ist. Meistens hat SUBWAY TO SALLY einen Bezug zur Realität, auch wenn die erste Textebene eher mittelalterlich oder sagenhaft anmutet.
Habt ihr solche politischen Themen mit klarem Fokus mit auf die Albumagenda genommen oder sind sie im natürlichen Flow der kreativen Arbeit entstanden?
Sowas passiert im natürlichen Flow. Bodenski, unser Texter, ist da aber auch einfach sehr gut drin.
Der Song 'Stahl auf Stahl' ist in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich, und zwar in eurer kompletten Historie. Könnt ihr uns hier mal mit in den Entstehungsprozess nehmen? Bei einer solch anspruchsvollen Band wie euch fehlt mir der Glaube, dass es sich um so ein "typisches" Label-Feature handelt.
Das ist schnell erklärt, ich habe die Band WARKINGS als Support von FEUERSCHWANZ gesehen und fand die super. Wir haben sie dann für die Eisheilige Nacht dieses Jahr gebucht und das hat sich auch voll gelohnt, das ist eine extrem unterhaltsame Show, kann ich nun sagen, nachdem wir die ersten zwei Termine gespielt haben. Felix, der Producer von ihnen, ist ein Freund von mir und wir fanden die Idee spannend, beide Universen zu verbinden und einen gemeinsamen Song zu machen. Dass daraus eine Single und ein Video sowie ein Albumtrack werden, war so gar nicht geplant zu Beginn.
Stahl auf Stahl
https://www.youtube.com/watch?v=tN6VVhXhH6E&t=1s
In Teilen der Szene wird WARKINGS durchaus kritisch gesehen, weil sie vielleicht nicht unbedingt lyrisch mit der feinen Klinge arbeitet, sondern eher mit der Breitaxt. Insbesondere der Song 'Fight' hat mit seiner Variation des 'Bella Ciao'-Themas die Wahrnehmung einiger Hörer bekräftigt, dass die Jungs mit ihrer plumpen Art lieber die Finger von sensiblen Themen lassen sollten. Grade ihr wiederum geltet als Paradebeispiel für den lyrischen Umgang auch mit kritischen Themen. Hat diese Thematik für euch eine Rolle gespielt und fandet ihr gerade diese Diskrepanz zwischen den verschiedenen Ansätzen spannend?
Nein, das spielte keine Rolle. Für mich spielte eine Rolle, dass das eine gute Band ist und ich die Musikwelten von SUBWAY TO SALLY und den WARKINGS verbinden wollte. Über inhaltliche Diskussionen war ich bisher nicht im Bilde, das werde ich mir aber mal ansehen.
Wie schnell war klar, dass in diesem Albumkontext auch die Single 'Eisheilige Nacht' ein Zuhause findet? Ist sie somit auch tatsächlich der erste Song der für "Post Mortem" entstanden ist?
So gesehen, ja! Da hast du total recht. Allerdings stand der Song bereits im vergangenen Jahr vor der Eisheiligen Nacht zum Abruf bereit und konnte überall angehört werden, ihn aufs Album zu nehmen war eher eine strategische Entscheidung, damit der Titel auch ein Zuhause hat, wie du schon sagst. In unserem Genre spielt das Album an sich halt doch noch eine große Rolle und der Song erfährt nun, im Albumkontext, mehr Aufmerksamkeit als er bei der damaligen VÖ als Sinlge erfuhr. Schon erstaunlich, wenn du mich fragst!
Eisheilige Nacht
https://www.youtube.com/watch?v=oJbhTuOsZ1s
Apropos "Eisheilige Nacht". Das Release-Datum fiel ja mitten in eure Wintertour. Somit werden doch mit Sicherheit nur ein paar neue Songs ihren Weg in die Setliste finden, oder?
Ja, wir spielen aktuell schon drei neue Songs, natürlich die WARKINGS-Nummer, den Titeltrack und den eben erwähnten Song 'Eisheilige Nacht'. Und ich muss sagen, dass wir das mit größter Freude und äußerst positivem Feedback von den Fans machen!
Können wir denn auf der bereits angekündigten "Post Mortem"-Tour im April/Mai 2025 mit einer größeren Anzahl von Vertretern des Albums rechnen (verdient hätten es ja nahezu alle Tracks) oder müsst ihr euch eingestehen, dass ihr für reguläre Sets mittlerweile zu viele Hits geschrieben habt.
Natürlich werden den neuen Sachen ausreichend Stellen eingeräumt werden und die Spielzeit wird entsprechend lang sein. Alles andere wäre ja Unfug. Aber ich stimme dir zu, nach fünfzehn Alben wird es schwer, allen Wünschen gerecht zu werden.
Habt ihr einen bestimmten neuen Song auf dessen Live-Premiere ihr euch besonders freut?
Ich denke, dass 'Kummerkind' der heimliche Hit der Platte ist, die Nummer schiebt schon ganz gewaltig. Das wird live sicher ein Kracher, sollte er seinen Weg in die Setliste finden.
Vielen Dank für das ausführliche und informative Gespräch. Die letzten Worte gehören dir.
Danke an euch für euren Einsatz und euren Support! Wir freuen uns auf das Konzertjahr 2025 und natürlich darauf, dass wir "Post Mortem" schon bald raushauen dürfen!
Post Mortem
https://www.youtube.com/watch?v=RY5UJqiCrSE
Fotocredit: Heilemania & Pedro Stoehr
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal