SUBWAY TO SALLY: Interview mit Eric Fish

01.12.2006 | 15:09

Obwohl sie allen Grund dazu hätten: Ohne Strom an ihren Gitarren wollen sich SUBWAY TO SALLY bei ihrem traditionellen Konzert zum Jahresende in ihrer Heimatstadt Potsdam nicht präsentieren. Die kommerziell wohl erfolgreichste Band der Brandenburger Landeshauptstadt sieht rund vier Wochen vor ihrem Auftritt im Potsdamer "Lindenpark" am 30. Dezember auf ein besonderes Jahr ihrer Karriere zurück; der Zusammenschnitt davon ist gerade bei ihrem schwäbischen Label Nuclear Blast in Ton- und Bildversion als ein DVD- und CD-Doppelpack in den Musikläden erschienen.

"Nackt" heißt ihre neue Veröffentlichung, welche die Ereignisse der gleichnamigen Tour noch einmal den Fans ins Gedächtnis rufen soll. Es war wohl eine besondere Konzertreise, spielten doch SUBWAY TO SALLY ihre Stücke nur mit akustischen Instrumenten, ohne Gitarrenverzerrer, unplugged. "Wir haben uns immer schwer getan, endlich solch ein Album aufzunehmen", sagt SUBWAY TO SALLY-Sänger Eric Fish. Zwar seien öfter Anfragen von Fans gekommen, die eigentlich mittelalterlich-rockigen Nummern der 1990 gegründeten Band endlich einmal als Akustikversionen zu spielen. "Doch gerade vor drei, vier Jahren waren solche Alben echter Trendstoff in der Musikszene, das hätte wie Anbiederung ausgesehen", erklärt Fish das Zögern. Doch nun scheint der SUBWAY TO SALLY-Frontmann zufrieden: "Wir haben nicht nur die Stecker aus den Gitarren herausgezogen, sondern die Songs zum Teil neu instrumentiert." Eines der dabei eingesetzten Instrumente ist die so genannte Geierleier: eine Art Laute nur zum Zupfen. "Krude Klänge", meint Fish zufrieden. Und gibt sich allgemein begeistert über die "Nackt"-Tour, welche zur Hälfte ausverkauft gewesen sei, wie er sagt.

Dass solche Zitate nicht einfach geschickte Werbung sind, legt die DVD zu "Nackt" nahe. Gezeigt wird ein Konzert in der Berliner Passionskirche. An dem sakralen Ort kann die Band die Grundfesten von SUBWAY TO SALLY verdichten – die melodischen Parts, die filigranen Stimmungen, die Mischung aus Schwermütigkeit und Leichtsinn. Diese Atmosphäre ist das Besondere der DVD: Die Musik lebt auch ohne die Ekstase eines energetischen SUBWAY-Show. Ein Grund dafür ist die Stimme von Eric Fish: Diese ist zwar immer noch nicht perfekt ausgebildet, schafft es aber dennoch durch pure Hingabe und emotionale Tiefe, die Texte der Band im Herzblut des wohlwollenden Hörers erlebbar zu machen. Denn freilich: SUBWAY TO SALLY sind keine Band für jeden – schlichtweg zu pathetisch klingen manche Stellen. Eines solcher Beispiele ist die bei den Fans Klassikerstatus besitzende Ballade 'Maria'. "Ein Nebel schleicht vom Sumpf herauf, auch er will heute Nacht, wie ich bei dir zuhause sein, er hat das Bett gemacht, das bleiche Tuch ist nass und kalt, wir liegen tief im Tau, ich sterb' ein Stück in deinem Arm, bis tief ins Morgengrau": Liebesschwanger klingen solche Texte, für manche wohl einfach (zu) kitschig. Doch Eric Fish will solche Kritiker gar nicht überzeugen, schwärmt weiter von der Atmosphäre der Akustik-Tour: "Wir sind eigentlich eine sehr bewegungsfreudige Band, deswegen waren wir von dem Enthusiasmus der Fans bei diesen eher ruhigen Konzerten überrascht." Weil es so gut gelaufen sei, werde die Band im nächstes Frühjahr noch einmal auf "Nackt"-Reise gehen. Erst danach, so lässt der SUBWAY-Sänger wissen, werde man ein neues Album aufnehmen. Im Herbst 2007 soll es erscheinen.

Doch zunächst steht der Gig im seit Wochen ausverkauftem "Lindenpark" an. Für die Band ist der Auftritt am Ort ihres ersten Konzerts laut Eric Fish immer noch etwas Besonderes: "Inzwischen kommen Leute aus ganz Deutschland, aus Österreich und der Schweiz hierher, nur um mit uns zu feiern." Deswegen soll statt der Akustik-Versionen des "Nackt"-Albums wieder der rockige Mittelalter-Metal im Mittelpunkt stehen, die Musik also, mit der SUBWAY TO SALLY berühmt wurden. Eric Fish gibt sich fast euphorisch, wenn er daran denkt: "Das ist unsere Jahresabschlussparty!"

Redakteur:
Henri Kramer

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