SUBWAY TO SALLY: Interview mit Ingo Hampf

01.01.1970 | 01:00

Mit ihrem neuen, doch wesentlich moderner als die Vorgänger klingendem Album "Herzblut" (VÖ: 02.04.2001) melden sich die Mittelalter-Metaller von SUBWAY TO SALLY nach zwei Jahren Plattenabstinenz (ihr letzter Silberling "Hochzeit" erschien 1999) zurück. Was Gitarrist und Songwriter Ingo Hampf vom Tourleben, Internet und natürlich der neuen Platte hält, konnte ich während eines ausgiebigen Phoners letzte Woche in Erfahrung bringen. Alles im unverwechselbaren berliner Dialekt, versteht sich :-).

Kathy:
Schon anhand des Titels eures neuesten Albums kann man ausmachen, dass ihr jede Menge Herzblut in das Werk gesteckt habt. Liege ich da richtig?

Ingo:
Nun, da hätte man eigentlich jedes Album von uns so nennen können, weißt du. Sicher haben wir das gemacht, das macht man ja auch, wenn man eine Platte aufnimmt.

Kathy:
Aber es gibt ja immer einen bestimmten Hintergrundgedanken, wenn man sein Album benennt.

Ingo:
Das ist die eine Sache, dass man eben viel von seinen eigenen Herzblut ins Album gelegt hat, aber diesen Titel haben wir vor Allem auch deshalb gewählt, weil er sehr gut die textlichen Inhalte und die musikalische Umsetzung der Platte wiederspiegelt. Es ist einer, der diese ganze Emotionalität und Leidenschaft, wenn man Attribute finden will, überschreibt. Das drückte dieses Wort "Herzblut" einfach am besten aus.

Kathy:
Was meinst du denn worin die größten Unterschiede bzw. vielleicht sogar Fortschritte zwischen "Herzblut" und dem Vorgänger "Hochzeit" liegen?

Ingo:
Da gibt's mehrere Unterschiede. Also, "Hochzeit" war ein recht sagen wir mal straightes, hartes, rockiges Album. Wenn man praktisch die CD eingelegt und den ersten Titel gehört hatte, wusste man auch, wie das Album aufhört. Es war ziemlich eindimensional, auch im positiven Sinne, ich find es immer noch sehr gut von dieser Art. Und "Herzblut" ist natürlich in der Sicht sehr vielschichtiger. Da sind zwar diese harten Sachen auch noch drin, aber grade, wenn man sich darauf einlässt, gibt es viel mehr Berg- und Talfahrten, emotionenauslösende Momente: Streichersätze und Aufgeschlossenheit gegenüber bestimmten Sounds, also Elektronik und sowas.

Kathy:
Teilweise klingt es ja echt sehr modern. Bei "Kleid Aus Rosen" beispielsweise verwendet ihr richtige Dancebeats, das war man vorher ja auch nicht grade von euch gewohnt.

Ingo:
Nun, das war auch so eine Sache. Man hat sich halt früher so bestimmte Sachen nicht getraut, weißt du, da dachte man, sowas dürfte man bzw. dürften wir nicht machen, weil man von uns was anderes erwartet. Da haben wir natürlich irgendwann gesagt: Scheiss drauf, wir dürfen alles was uns gefällt. Manchmal denkt man, man ist eingezwängt in irgendsoeinem konzeptionellen Käfig, wo links und rechts die Grenzen schon abgesteckt sind. Diesmal haben wir uns eben gesagt: Nee, wenn es dem Song dienlich ist und ihn nach vorne bringt, warum nicht Loops oder Samples oder was weiß der Kuckuck verwenden. Und grade bei dem Titel "Kleid Aus Rosen" finde ich es gut, dass man hört, dass diese Thematik um die es da geht, um dieses weggelaufene junge Mädchen, nicht im 16. Jahrhundert geschieht sondern heute in der Gegenwart. Das spiegelt sich in diesen Dancegrooves oder dieser Dance-Bass, die da durchläuft, wieder.

Kathy:
Wann hattet ihr überhaupt Zeit die Platte zu komponieren und aufzunehmen? Irgendwie ward ihr ja ständig auf Tour.

Ingo:
Also für unsere Verhältnisse waren wir im letzten Jahr wenig auf Tour.

Kathy:
Gut, aber verglichen mit anderen Bands ist das ja recht extrem bei euch.

Ingo:
Weißt du, im Jahr 2000 hatten wir so um die 50 Gigs, das ist für uns eher wenig. Zum Anfang des Jahres sind wir mit Songwriting usw. so ein bisschen in die Puschen gekommen und haben eine zweimonatige Auszeit genommen. Im Herbst haben wir dann, abgesehen natürlich von der Herbsttour, die dazwischen lag, recht viel Zeit fürs Studio gehabt - viel mehr Zeit als sonst. Wir wollten sogar noch früher fertig sein, dass die Platte also schon letzten Herbst hätte veröffentlicht werden können, aber das war nicht zu schaffen.

Kathy:
Wie verkraftet ihr eigentlich die ständige Tourerei? Auf Dauer muss das doch eine ziemliche physische und psychische Belastung sein.

Ingo:
Wenn man ein bisschen vernünftig mit sich selber umgeht, nicht jeden Abend Halligalli macht und sich abschießt mit Suff oder anderen Sachen, dann kann man das sehr gut verkraften. Ich versuche immer noch, tagsüber auch in die Stadt zu gehen oder mal in die Schwimmhalle.

Kathy:
Sportliche Betätigung, damit du nicht einrostest?

Ingo:
Ja, auch um einen Ausgleich zu haben, dass man eben nicht immer nur verkatert aus dem Bus purzelt, dann auf die Bühne geht und danach wieder feiert, weißt du - Teufelskreis. Wenn man ein bisschen länger und öfters unterwegs ist, kriegt man sehr schnell mit, dass man auch mal etwas kürzer treten sollte.

Kathy:
Ihr habt ja immer noch die gleiche Besetzung wie vor sieben Jahren, wenn ich mich nicht irre. Das zeugt ja auch davon, dass eine recht gute bandinterne Atmosphäre zwischen euch herrschen muss.

Ingo:
Wir hatten einmal einen Wechsel was den Schlagzeuger betrifft. Das war vor...(überlegt) vier Jahren? Was den Zusammenhalt angeht: Wenn ein paar Leute was zusammen machen, bleiben Reibereien zwar nie aus, aber im Großen und Ganzen sind sich alle im Klaren, was sie wollen und was sie an der Band haben. Vor allem lernt man sich auch gut kennen über die Jahre und man weiß ungefähr, wie der andere tickt oder was die Macken von jedem Einzelnen sind.

Kathy:
Schon fast wie eine Familie, was?

Ingo:
Ja, doch, kann man fast sagen. Teilweise ist man öfters mit den Leuten von der Band zusammen als mit der Familie (lacht).

Kathy:
Man hört oft, dass ihr live wesentlich besser rüberkommt als auf Platte. Wie siehst du das?

Ingo:
Das sind zwei Paar Schuhe. Es gibt wohl kaum eine Band, die auf Platte genauso rüberkommt wie live, selbst auf Live-Alben. Das sind wirklich zwei völlig getrennte Welten, die man auch getrennt betrachten muss. Ein Live-Erlebnis, bei dem jemand hingeht, sich erstmal seinen Liter Bier kauft und den Mädchen auf den Arsch kuckt, mit dem Licht und dem Feuerspucken auf der Bühne, das ist was völlig anderes als wenn jemand daheim auf der Couch sitzt und sich eine CD reinschiebt. Das kann man gar nicht miteinander vergleichen. Man kann natürlich sagen: Mir gefällt diese Band live besser und jene Band mag ich mehr auf CD - sowas gibt's immer. Aber man muss sich einfach darüber im Klaren sein, dass man CDs und Live-Auftritte schlecht miteinander vergleichen kann. Wenn man live auf der Bühne steht oder eine Platte macht, kommt es jeweils auch immer auf ganz andere Sachen drauf an.

Kathy:
Aber ich denke mal, ihr seid lieber live auf der Bühne als im Studio, oder?

Ingo:
Also, live spielen ist natürlich eine sehr wichtige Sache für uns.

Kathy:
Auch wegen der Nähe zu den Fans?

Ingo:
Genau. Das ist es auch, weshalb man eigentlich Musik macht. Da vor Leuten zu stehen und Reaktionen auszulösen, das ist schon einen sehr wichtige Sache. Aber es hat natürlich beides seinen Reiz und seine guten Seiten und seine Herausforderungen. Das gehört einfach dazu, das Eine ist wie das Andere. Ich finde das immer komisch, wenn Bands gar nicht gerne vor Publikum spielen. Das ist ja meistens in anderen musikalischen Genres der Fall, bei diesen Dance-Projekten, die da was zusammenrühren, es sich aber nicht vorstellen können, live auf der Bühne zu stehen.

Kathy:
Da merkt man dann auch, dass alles nur gestellt ist und im Hintergrund nur einer steht, der die Fäden zieht.

Ingo:
Ja. Was dazukommt ist natürlich, dass dieses Live-Spielen die einzige Möglichkeit ist, überhaupt an die Leute ranzukommen. Die Medien verschließen sich da doch eher, Radio und Fernsehen speziell.

Kathy:
Gibt es denn bestimmte Künstler, mit denen ihr gerne mal zusammen touren würdet?

Ingo:
Gar nicht eigentlich.

Kathy:
Wirklich keine bestimmten Wünsche momentan?

Ingo:
Ehrlich gesagt gibt's grad keinen von dem man sagen könnte: Der ist jetzt so toll, mit dem würden wir gerne mal touren. Aber sagen wir mal fürs Ausland, wenn man da an Support denkt und solche Geschichten, wäre es schon toll, wenn man mal mit MARILYN MANSON eine Tour machen könnte.

Kathy:
MARILYN MANSON und SUBWAY TO SALLY? (lacht) Das ist ja eine nette Mischung.

Ingo:
(lacht) Ja, aber so weit hergeholt ist das eigentlich gar nicht, also von den Inhalten. Wenn's musikalisch passt... . Außerdem, mit wem sollen wir denn sonst touren?

Kathy:
Ähmmm....IN EXTREMO vielleicht? (was eigentlich eine ziemlich blöde Antwort war, das fiel mir aber erst hinterher auf, Anm. d. Verf.)

Ingo:
Na gut, kann man machen, klar. Wir haben ja auch schon Festivals mit denen gespielt. Aber eine ganze Tour...ich weiß nicht.

Kathy:
Jetzt sind wir aber ganz schön abgeschweift - zurück zu "Herzblut": Der erste Song "Die Schlacht" hat es mir persönlich am meisten angetan. Gibt es ein Stück auf der Platte, von dem ihr denkt, er ist euch besonders gut gelungen?

Ingo:
Jeder hat so ein bisschen seine eigenen Favoriten, aber was sich so herauskristallisiert nach den ersten zwei Monaten, wenn wir reinhören und uns über das Album unterhalten, kommen wir bei "Kleid Aus Rosen" auf einen allgemeinen Konsens in der Band.

Kathy:
Gibt es dafür einen bestimmten Grund? Oder hat der Song einen besonderen Hintergrund?

Ingo:
Ob der Song einen Hintergrund hat? Natürlich, wenn auch nicht einen persönlichen (lacht). Also bei dem Lied finde ich, dass da auch textlich mal was gelungen ist, es spiegelt auch grade so den Zeitgeist wieder. Es geht da ja vordergründig um diese Tätowiererei, aber in einer Sprache, die wir sonst auch immer benutzen, um diesen Zeitgeist abzubilden und so mit dieser Thematik umzugehen - obwohl natürlich noch viel mehr in dem Lied mitschwingt. Es geht ja nicht bloß ums Tätowieren, sondern um diese Entjungferung der Haut, das Verlieren der Unschuld und das Erwachsenwerden oder wie auch immer. Abnabeln von der Kindheit und diese Geschichten. Vom Text her ist das eine ganz gute Story und musikalisch finde ich es auch gelungen.

Kathy:
Wenn wir schon grade bei Texten sind: Bei "Krötenliebe" musste ich vor Allem beim Refrain doch ziemlich schmunzeln. Wie kommt man denn auf so ein Thema (es geht um ein Liebespaar, welches sich in einem Naturschutzgebiet vergnügt, worauf die vielen kleinen dort lebenden Kröten flugs um ihr Leben hüpfen müssen, Anm. d. Verf.)?

Ingo:
Weiß ich auch nicht (lacht). Aber es geht ja auch um mehr als nur Sex im Freien. Ist ja auch ein bisschen schelmisch gemeint. Soll ja nicht alles immer so bierernst sein. Es ist eine ganz einfache Story aus der Sicht der Kröten, die eben um ihr Leben hüpfen müssen, um nicht erdrückt zu werden (lacht).

Kathy:
So ziemlich zum Anfang haben wir ja schon über die Verwendung von Dancebeats gesprochen. Um nochmal darauf zurückzukommen: Nehmt ihr euch jetzt vielleicht ein Beispiel an Bands wie TANZWUT?

Ingo:
Bei denen ist das ja Konzept.

Kathy:
Ist das bei euch also quasi nur ein kleiner Ausflug?

Ingo:
Fast. Es sind ja noch ein paar andere Sachen auf der Platte, wo Elektronik verwendet wird, selbst bei "Herrin Des Feuers". Wenn man genauer hinhört, läuft im Hintergrund auch sehr viel Elektronisches ab. Aber wir werden mit Sicherheit keine Dance-Band. Hier hat's halt gut gepasst, fand ich, wie die Faust aufs Auge.

Kathy:
Habt ihr da nicht ein bisschen Bedenken, dass Fans euch vorwerfen könnten, ihr würdet jetzt zu modern und zu kommerziell klingen?

Ingo:
Nun, ich glaube, über Kommerzialität sind wir ja erhaben (lacht). Wie meinst du das denn jetzt?

Kathy:
Ein Kollege hat sich ein paar der Songs angehört und war ziemlich entsetzt darüber, wie modern ihr euch verglichen mit früher anhört. Er war da gar nicht begeistert.

Ingo:
Wieso, was ist denn an modern schlecht? Also ich hab ja nichts gegen moderne Musik, sofern sie gut ist. Was heißt modern klingen... . Das mit dem Kommerziellen: Weißt du, wenn ich wüsste, wie das geht, kommerziell zu sein, würde ich es machen.

Kathy:
Allein wegen Geld und Berühmtheit?

Ingo:
Machen wir uns doch nichts vor, jeder, der irgendwie Musik macht, möchte doch möglichst viele Leute erreichen, Millionen scheffeln und sonstwas. Aber das Rezept des Kommerziellen, also welche Zutaten dazugehören, das hat keiner. Selbst bei diesen ganzen Dance-Projekten oder dieser Big Brother Scheiße, da funktioniert's auch nicht immer. Dieser Sladdi da und noch einer oder zwei haben einen Hit gehabt, aber alle anderen Kandidaten, die es probiert haben, selbst die, die gewonnen haben, da lief es nicht. Selbst wenn man denkt, man wüsste 100%ig wie's funktioniert, kann es daneben gehen. Wie gesagt, dieses Rezept gibt es einfach nicht. Man kann wirklich nur eins machen, man kann vor sich selbst bestehen und das machen wovon man glaubt, das es gut ist. Wir lassen uns da auch nichts vorschreiben, die anderen haben ja auch alle keine Ahnung - die tappen völlig im Dunkeln.

Kathy:
Heutzutage gibt es neben euch noch eine ganze Reihe anderer Bands, die mittelalterliche Melodien und Instrumente wie Dudelsack, Schalmei usw. benutzen, ich denke da vor Allem an IN EXTREMO, MERLONS, LETZTE INSTANZ und TANZWUT bzw. CORVUS CORAX. Woher kommt dieser Mittelalter-Trend, was meinst du?

Ingo:
Ob das jetzt wirklich ein Trend ist weiß ich nicht. Ja, woher kommt das...(überlegt). Also, ich kann jetzt nicht für die anderen Bands sprechen, ich weiß ja nicht, wie deren konzeptionellen Überlegungen da sind. Bei uns speziell..., also, im Prinzip läuft es ja so, dass Amerika vorschreibt, was hip ist. Was dort funktioniert, das wird wenig später auch bei uns laufen. Aber eigentlich ist es doch immer so eine merkwürdige Nachahmung. Sagen wir mal die GUANO APES, die könnten auch eine amerikanische Band sein, und ich weiß nicht, wo da die kulturelle Identität sein soll, weißt du. Und darum geht es eigentlich, es geht ja auch um Selbstverwirklichung bei solchen Geschichten. Soll ich immer so tun, als wäre ich in New York aufgewachsen? Das bin ich aber nicht! Ich bin in Salzwedel in der Altmark aufgewachsen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen (lacht). Da sollte man auch versuchen, so zu klingen.

Kathy:
Die Musik also quasi als Wiederspieglung des eigenen Wesens oder des eigenen Ursprungs?

Ingo:
Ja, natürlich. Nur darum geht's doch eigentlich bloß. Alles andere, was soll denn das. Nur weil's plötzlich toll ist, sich einen Plattenspieler mit auf die Bühne zu stellen, machen wir das doch auch nicht. New Metal halt. Also, ich hab nichts gegen LIMP BIZKIT und Konsorten, im Gegenteil, mitunter find ich was die machen sogar recht gut, aber warum muss eine Rockband einen Plattenspieler auf der Bühne haben (lacht)? Um auf die Frage zurückzukommen: Das ist eigentlich die Überlegung, die bei uns dahinter steckt, dass man eben einfach nach seinen musikalischen und vor Allem kulturellen Wurzeln sucht und daraus neue populäre Rock- oder Popmusik oder was auch immer strickt, wo man aber nicht versucht, mit Gewalt komisch zu klingen oder akademisch oder verstaubt. Jeder normale Mensch sollte es sich heutzutage anhören können, ohne gleich einen Kulturschock zu kriegen.

Kathy:
Glaubt ihr denn, dass ihr mit eurer Musik, trotz der deutschen Texte und den daraus resultierenden Sprachbarrieren, auch im Ausland Erfolg haben könntet?

Ingo:
Nun, das werden wir bald rauskriegen, weil wir im Mai in Mexiko ein paar Gigs machen. Die kennen uns da kurioserweise schon, über Kontakte. Eine mexikanische Promoterin hat dort in Mexico City eine Radiosendung, und die hat schon mal unser letztes Album gespielt. Tja, und die freuen sich alle schon.

Kathy:
Mal was ganz anderes: Ihr habt seinerzeit für das Computerspiel "Dark Projekt 2" tatkräftig den Soundtrack unterstützt. Das kann ja auch nicht jede Band von sich behaupten, dass sie auf einem Computerspiel vertreten ist. Warum habt ihr da eigentlich mitgemacht, war das mehr zu Promozwecken oder aus Spaß an der Freude? Oder seid ihr gar so kleine Computerspiel-Zocker?

Ingo:
Ein Anreiz war, so etwas überhaupt mal zu machen, also etwas Visuelles zu vertonen. Neue Herausforderung. Natürlich aber auch, um andere Leute zu erreichen. Man muss ja praktisch jeden Strohhalm im großen Meer, in dem man schwimmt, ergreifen (lacht).

Kathy:
Das ist ja schon fast so, als ob man den Soundtrack zu einem Film schreibt. Könntet ihr euch vorstellen, mal für einen richtig großen Film die Musik beizusteuern?

Ingo:
Das könnte ich mir sehr gut vorstellen, ja.

Kathy:
Wo wir schon mal bei Computern waren: Ihr habt wie viele andere Bands auch eine eigene Internetseite. Was für eine Bedeutung misst du denn dem Internet bei?

Ingo:
Also, es ist eine informative Sache, wenn man beispielsweise neue Tourdaten haben will, interne Infos oder auch mal eine eigene Meinung loswerden möchte.

Kathy:
Glaubst du, dass es manchen Bands auch als Sprungbrett zur Karriere dienen könnte, indem sie sich per Internet präsentieren?

Ingo:
Wenn man natürlich ganz unten im Keller rumdümpelt, keine Auftrittsmöglichkeiten kriegt usw., kann das eine Möglichkeit sein. Aber bei uns ist das ja nicht der Fall. Außerdem war Anfang der 90er, als wir begonnen haben, noch gar keine Rede vom Internet. Man sollte aber nicht mehr daraus machen, als es wirklich ist. Das ist ja schon eine Sache, die religiöse Ausmaße annimmt, allgemein dieser ganze virtuelle Kram. Ein Computer ist eigentlich auch nicht mehr als ein Hammer, mit dem man einen Nagel in die Wand schlägt, ein Werkzeug. Und dann dieses ganze Gewese, Kult und Rumgequatsche, so Internet und Hopp und Wap und was weiß ich (lacht).

Kathy:
Du unterstützt das also nicht so?

Ingo:
Ich hab nichts dagegen, für mich ist es bloß das, was es ist. Es bedeutet für mich nicht ein neues Lebensgefühl, bloß weil ich da irgendwas anklicken kann. So wird es aber verkauft, nach dem Motto: Wer das nicht macht, ist ganz doof und von gestern. Wie mit den Handys. Ich hab zwar auch eins, aber meine Güte, deswegen mach ich doch keinen Zirkus und such mir da so bunte Käppchen für aus oder so einen Blödsinn. Das ist alles so armselig, weißt du. Man sollte sich mal lieber nicht um die ganze Virtualität kümmern, sondern richtig das Leben leben. Wenn man mit jemandem quatschen will, soll man hingehen und nicht da Rumemailen.

Kathy:
Jetzt verteufel das alles aber mal nicht zu sehr, schließlich sind wir auch ein Internetmagazin (lacht). Sonst verschreckst du noch unsere Leser.

Ingo:
Powermetal.de, seh ich doch grade. Natürlich (lacht). Wie gesagt, ich habe überhaupt nichts gegen Computer und Internet als solches. Aber zum Beispiel dieser Napster-Kram, wo da grade so ein Wirbel drum gemacht wird, das interessiert mich gar nicht, ob's uns nun schadet oder nicht. Komischerweise regen sich ja eigentlich die auf, die den Sack schon lange zu haben. Eigentlich kann man ja froh sein, wenn möglichst viele Leute an deine Musik rankommen, auch wenn sie nie zum Konzert gegangen sind oder nie eine CD kaufen würden.
Insofern ist das alles eigentlich positiv, aber da gibt's halt diese rechtlichen Probleme. Diesbezüglich gibt es im Internet so viele Sachen. Aber letztendlich ist es nichts weiter als früher die erste Tageszeitung oder seinerzeit der Buchdruck, da haben ja auch alle gesagt: Uhh, das ist Teufelswerk.

Kathy:
So, jetzt hab ich noch eine schöne 08/15-Schlussfrage für dich: Was kann 2001 noch alles von SUBWAY TO SALLY erwarten?

Ingo:
Wir haben erstmal eine ausgedehnte Tour zur Platte, die startet am 14. April und dauert so 12 bis 14 Tage am Stück. Dann ist erstmal eine Woche Pause, dann geht's gleich wieder weiter, nochmal eine Woche. Dann kommt, wie schon erwähnt, Mexiko, im Mai, und dann gehen im Sommer die Festival los. Alle möglichen Sachen sind da grade am köcheln, bestätigt sind Wacken und das Wave Gotik Treffen. Auch für Sachen wie Rock im Park wird grade verhandelt. Tja, und dann wird's im Herbst wieder eine Tour geben und wieder eine Weihnachtstour. Hängt aber auch ein bisschen von Mexiko ab, wenn's da gut läuft, machen wir vielleicht sogar noch ein paar Termine in den Staaten.
Und abschließend noch von mir: Eure User sollen sich von mir nicht ihr Internet madig machen lassen (lacht). Aber geht auch mal raus und lebt dort euer Leben, das ist viel cooler als das virtuelle. Und kuckt euch keine Pornos im Internet an, macht da lieber selber was, das macht viel mehr Spaß (lacht).

Redakteur:
Kathy Schütte

Login

Neu registrieren