SUBWAY TO SALLY: Track-by-Track des neuen Albums "Post Mortem"

17.12.2024 | 21:44

15 Alben und kein bisschen leise! Und getreu dem Motto "Totgesagte leben länger" hätte der Titel des neuen SUBWAY TO SALLY-Albums nicht passender ausfallen können. Weniger als zwei Jahre haben die Potsdamer gebraucht, um "Himmelfahrt" einen würdigen Nachfolger zu verpassen. "Post Mortem" heißt das gute, neue Stück und wir blicken mit Adleraugen und im Detail auf die neuen Songs der Truppe.

Ich will offen und ehrlich euch gegenüber ein: Ich war noch nie der größte SUBWAY TO SALLY-Fan. Natürlich gehörten Alben wie "Engelskrieger" oder "Nord Nord Ost" auch zum Soundtrack meiner Jugend und ein ums andere Mal hab ich die Mannschaft auch live gesehen und ein paar neue Ohrwürmer aufgeschnappt. Doch meine Euphorie ob neuer Alben hielt sich bis dato in Grenzen, wurden aber wohlwollend zur Kenntnis genommen und sogar angetestet, doch gab es andere Bands, bei denen mein musikalischer Boden weitaus heftiger zum Beben gebracht wurde.

Nun steht mit "Post Mortem" doch noch ein neues SUBWAY TO SALLY-Album in den Startlöchern, obwohl die Band insgeheim plante, dass "Himmelfahrt" die letzte Albumveröffentlichung in ihrer über 30-jährigen Historie werden sollte. Doch Musiker bleiben Musiker, es brennt ihnen unter den Fingernägeln und vor allem in der heutigen Zeit scheinen trotz aller Hiobsbotschaften die Inspirationsquellen nicht weniger zu werden. Vielleicht liegt es an der gewissen Leichtigkeit, an der entfesselten Energie oder dem schier unerschöpflichen Abwechslungsreichtum, doch "Post Mortem" überzeugt auf der ganzen Linie. Und wir gehen im Folgenden jedem einzelnen Song auf den Grund und fassen am Ende ein Fazit, weshalb wir es mit solch einem Paukenschlag zu tun haben.

-    Introitus/Phönix
Das Album beginnt äußerst stimmungsvoll. Kinderchor, eine eindringliche Melodie und ein Hauch von Dramatik verpassen der Platte gleich zu Beginn einen heim-lich wie gleichzeitig unheimlichen Flair, ehe sich der Phönix aus der Asche erhebt und mit hartem Riffing und toller Rhythmik den Takt angibt. Der Himmel wird entflammt – und wenn Fish, Bodenski und Co. künftig hiermit ihre Auftritte einläuten, dürften ab der ersten Minute die Hallen kochen, und das lange bevor die Band aus der Asche aufersteht.

-    Post Mortem
Der hymnische Titeltrack kommt nach dem harten Beginn ein wenig melodischer daher und hier macht die Folk-Truppe klar, dass sie nicht totzukriegen ist. Spätestens hier fällt auch der klare, voluminöse Sound auf, der sich wie das hohe, lyrische Ausmaß durch das komplette Album zieht.

-    Wunder
Die gibt es bekanntlich immer wieder, doch dass SUBWAY TO SALLY hier ein leicht verträumtes, abermals hymnisches Spektakel abliefert, ist nicht verwunderlich. Die Welt ist krank, die Welt ist schlecht, dieser Track überzeugt nicht nur dank des mehrdeutigen Textes und dem kritischen Finger in der gesellschaftlichen Wunde, sondern vor allem ob des doomigen Tempos, ehe der Refrain einmal mehr zum Nachdenken anregt.

Post Mortem



https://www.youtube.com/watch?v=RY5UJqiCrSE

-    Nero
Der nächste Track geht mit der Gesellschaft sogar noch deutlicher ins Gericht, auch wirkt der Song generell noch etwas angriffslustiger und düsterer, was einen sehr guten Kontrast zum Albumbeginn darstellt. Und eine gewisse Prise Epik darf im Refrain auch nicht fehlen – die Welt verbrennt.

-    Unter dem Banner
Nach Drama gibt es nun wieder etwas mehr Optimismus. 'Unter dem Banner' regt zum Mitsingen und Schunkeln an, der Song reißt mit, die Melodie bleibt sitzen und ohne einen zu starken Kontrast zu den Songs zuvor zu bilden, geht der Track durch und durch positiv und lebensbejahend nach vorne. Vor allem der Refrain ist mächtig und lässt ein paar Sonnenstrahlen durch das finstere Tal scheinen, die von sanften Violinen in Empfang genommen werden.

-    Herz in der Rinde
Die erste Albumhälfte schließt mit einer emotionalen, poetischen Ballade, gewohnt viel Tiefgang und einem gewissen Hang zum Eskapismus. Das Lagerfeuer knistert und getreu dem Motto "weniger ist manchmal mehr" zeigt SUBWAY TO SALLY hier, dass es nicht viel benötigt, um Stimmung, Aura und eine wundervolle, emotionale Wohlfühlatmosphäre zu kreieren. Dass dann aber nach knapp drei Minuten noch ein hartes Riff einsetzen darf, gibt dem Spannungsbogen das gewisse Extra.

-    Lumpensammler
Nach der Besinnlichkeit kommen wieder etwas harschere Töne auf uns zu – sowie kritische. Denn einmal mehr legen die Texte SUBWAY TO SALLYs den Missstand offen, ohne das geschwungene Tanzbein zwischenzeitlich außer Acht zu lassen. Ein paar Folk-Elemente, tiefe Gitarren und Zeilen über das menschliche Versagen – fertig ist ein ach so typischer Song für die Band.

-    Stahl auf Stahl
Hier nehmen Fish und Co. den Titel wörtlich, denn gemeinsam mit den Labelkollegen von WARKINGS präsentiert uns die Mannschaft ein in Stahl geschmiedetes Highlight auf "Post Mortem". Der Song geht munter und schwungvoll nach vorne und der geschmackvolle Violineneinsatz sowie vor allem der Wechsel aus deutsch- und englischsprachigen Highlights sorgen für Abwechslung, einen tollen Refrain und einen künftigen Live-Garanten.

-    Atlas
Nun kommt mit 'Atlas' ein Song auf den Tisch, der sich an der griechischen Mythologie bedient und die Schwerfälligkeit der Erde thematisiert. Damit einher geht ein sehr melancholischer, nachdenklicher Touch, der die Eindringlichkeit und Vehemenz des Themas nur noch sichtbarer werden lässt.

-    Kummerkind
Die Welt dreht sich schnell und obgleich der Mensch ein Freund der Beständigkeit ist, sorgen Veränderungen für Angst und Sehnsüchte nach einer heilen Welt. 'Kummerkind' verarbeitet mentale Schwierigkeiten in einer Zeit, in der niemand von diesen befreit ist. Somit greift SUBWAY TO SALLY einmal mehr ein hochaktuelles und durch die vergangenen Corona-Jahre wohl noch eindringlicheres Thema auf und verpackt dieses in eine gewisse Nachdenklichkeit, die allerdings auch an Hoffnung gekoppelt ist. Großes Kino

-    Eisheilige Nacht
Mit fast schon symphonischen Charakter hören wir die Glocken klingen, die Engel singen, und feiern die eisheiligen Nächte. Ziel des vorletzten "Post Mortem"-Stücks ist das Aneinanderrücken und das dürfte bei künftigen Auftritten ziemlich gut funktionieren.

-    Die Erde bebt
Der letzte Track dieses durch und durch besonderen Albums lässt noch einmal die Erde beben. Die Uhr tickt, Fish spricht äußerst düster, ehe tieftraurige Töne angestimmt werden. Richtig, zum Abschluss wird es noch einmal hochemotional, fast schon introvertiert, ehe sich binnen des viereinhalbminütigen Tracks der Spannungsbogen langsam aufbaut, nur um dann wieder in seine einstige Ruhe zu versinken. Ein Ende, das einmal mehr vor allem ob des lyrischen Konzepts zum Nachdenken anregt.

Fazit:
Wer hätte gedacht, dass ich an einem SUBWAY TO SALLY-Album so viel Freude haben könnte. Doch "Post Mortem" verarbeitet nicht nur aktuelle Geschehen, ist sowohl gesellschaftsansprechend wie auch kritisch mit selbiger. Es hat sowohl harte als auch sehr besinnliche, beinahe schon verletzliche Töne, in denen diese tollen Musiker über sich hinauswachsen und das Album trotz düsterer, melancholischerer Momente in hellem Licht erstrahlen lassen. Der nächste Sonnenschein lässt nie lange auf sich warten und so hat auch "Post Mortem" viele Momente der Hoffnung und Frohnatur zu bieten. Summa summarum ist Album Nummer 15 eine spannende Achterbahnfahrt, die auch nach dem fünften, sechsten Durchgang noch immer besondere Augenblicke einfängt. Für Fans ist das Album ein krönender Jahresabschluss.  


Fotocredit: Heilemania & Pedro Stoehr

Stahl auf Stahl



https://www.youtube.com/watch?v=tN6VVhXhH6E

Redakteur:
Marcel Rapp

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