Artikel | TANZWUT: Interview mit Teufel

TANZWUT: Interview mit Teufel

01.01.1970 | 01:00

Mit einer Live-CD und DVD schicken sich TANZWUT an, den Mittelalter-Rock noch etwas populärer zu machen. Ich hatte Sänger Teufel an der Strippe, der im tiefen Berlinerisch das neue Album und die anstehenden Live-Aktivitäten, auch mit CORVUS CORAX, kommentierte. Daneben wurden aber auch Themen wie die Unterwäschensammlung weiblicher Fans gestreift - und was tragen die Dudelsackbläser eigentlich selbst unter ihren Lendenschurzen? Im Übrigen war es natürlich dem Teufel persönlich vorenthalten, ausgerechnet unser 666. Interview zu geben.

Carsten:
Wie geht’s dir?

Teufel:
Ein bisschen Stress zur Zeit. Aber hier scheint grad die Sonne in Berlin.

Carsten:
In Berlin war ich auch grad am Wochenende, Party bei einem Kollegen. Kreuzberg ist schon lustig: Eine Dönerbude neben der anderen, und den billigsten Döner für 1,50. So billige gibt’s hier in Frankfurt gar nicht.

Teufel:
Die Konkurrenz ist da ziemlich hart, hehe.

Carsten:
Ja, denk ich auch. Was hast du denn grad für Stress. Tourvorbereitung?

Teufel:
Ja, wir fahren ja jetzt mit CORVUS CORAX auf Tour.

Carsten:
Und danach geht’s dann gleich weiter mit TANZWUT?

Teufel:
Genau, dann machen wir Anfang Dezember auch noch mal ein bisschen mit TANZWUT.

Carsten:
Seid ihr eigentlich schon mal auf die Idee gekommen, das zu kombinieren? CORVUS CORAX als Vorband vor TANZWUT, oder wärt ihr da schon nach zwei Tagen ausgepowert?

Teufel:
Naja, das wär schon ein bisschen anstrengend. Weil grad das Dudelsackspielen ist schon ein bisschen heftig, so körperlich.

Carsten:
Habt ihr's denn schon mal ausprobiert? Würde sich ja eigentlich anbieten.

Teufel:
Einmal haben wir's schon gemacht, auf 'nem Festival irgendwo bei Nürnberg. Da war noch 'ne Band dazwischen, da ging's eigentlich. Also man kann das schon mal machen. Ist aber für die nächste Zeit erst mal nicht geplant, haha.

Carsten:
Wäre auf jeden Fall mal ein Erlebnis. Gibt's auf der Tour eigentlich eine ähnlich Setlist wie auf der bald erscheinenden Live-CD und DVD?

Teufel:
Ja, so ähnlich wird es schon sein. Wir werden vielleicht das eine oder andere Ding noch auswechseln oder vielleicht was anderes spielen, aber grundsätzlich werden wir erst mal auch das spielen.

Carsten:
Und was auf die CD draufkam, konnten ja die Fans mitbestimmen, wie ich gelesen habe.

Teufel:
Ja, das konnten die Fans auch mitbestimmen. Da waren einige Playlisten angekommen und wir haben dann versucht, da so 'n Mischmasch draus zu machen. Wie das halt so ist, man kann nicht allen alles recht machen. Da muss man dann irgendwie Kompromisse finden.

Carsten:
Und wie waren dann das Münchner Konzert und die Aufnahmen im Mai? Wart ihr mit dem Resultat zufrieden?

Teufel:
Wir waren mit dem Resultat sehr zufrieden und haben uns eigentlich gefreut, als wir die Bilder gesehen haben. Das war schon richtig gut.

Carsten:
Das Konzert ist ja unverfälscht und ungekürzt zu sehen bzw. zu hören.

Teufel:
Im Prinzip haben wir das so genommen, wie wir's live auch gemacht haben und nicht, wie andere Bands das meistens machen, die komplette DVD nachsynchronisiert. Viele gehen danach noch mal ins Studio und spielen das einfach noch mal alles drauf. Und wir haben das Live-Material so genommen, wie es war. Warum sollten wir bei einer Live-DVD anderes Material nehmen? Um den Charakter und die Live-Atmosphäre auch rüberzubringen, da haben wir schon gedacht, dass wir das so nehmen, wie es ist.

Carsten:
Bei SCHANDMAUL hatte ich mich vergangenes Jahr gefragt, ob es nicht ein bisschen früh ist, nach drei Studio-Alben schon ein Live-Album rauszubringen. Fandet ihr, dass ihr genug Material zur Auswahl habt?

Teufel:
Also ich fand, wir hatten genug Auswahl und das Konzert ist lang genug. Und prinzipiell war es bei uns an der Zeit, da wir ja auch sehr viel mit visuellen Sachen machen, also mit Kostümen usw. Dass die Fans das auch mal gerne haben, dass wir so was auch mal visuell vervielfältigen.

Carsten:
Visuell ist ein gutes Stichwort: Für den Hintergrund lasst ihr ja Videoprojektion von einem Filmkünstler anfertigen, die ja auch auf der DVD mitenthalten sind. Wie kam's denn zu dieser Zusammenarbeit und wer ist dieser Künstler eigentlich?

Teufel:
Das ist 'n Kumpel von uns aus'm Kiez, der so was aus Spaß mal angeboten hatte. Und prinzipiell fanden wir das ganz witzig, was er da so gemacht hat. Und dann haben wir gesagt, "mach doch gleich mal für mehrere Songs ein bisschen was". Dann hatten wir Spaß miteinander, und darum ging's eigentlich im Endeffekt.

Carsten:
Und eure Live-Outfits und Instrumente entwerft ihr selbst?

Teufel:
Ja, das entwerfen wir alles selber. Das macht aber auch Spaß, so was.

Carsten:
Die Instrumente baut ihr ja gemeinsam mit dem Holger Sandberg. Wie funktioniert denn die Zusammenarbeit?

Teufel:
Die Gitarristen sind ja immer bei dem Holger Sandberg gewesen und sind auch immer noch sehr gut mit ihm befreundet. Die haben da ihre sämtlichen Bass-Gitarren und E-Gitarren selbst gebaut. Und dann diese Leucht-Trummscheide, die ja auf der DVD zu sehen sind.

Carsten:
Und bei 'Gnade' kamst du ja mit einer funkensprühenden Schandgeige auf die Bühne. Hätte das nicht auch davor zu 'Bitte, Bitte' gepasst?

Teufel:
Also wir fanden's besser bei 'Gnade', deswegen haben wir's da gebracht, hehe.

Carsten:
Ich könnt mir aber vorstellen, dass insbesondere eure weiblich Fans bei 'Bitte, Bitte' sicher gern etwas mehr Entertainment sehen möchten. Habt ihr schon überlegt, auf der kommenden Tour eine SM-Show hinzulegen?

Teufel:
Nö, das macht ja Mozart schon. Wir werden nicht was machen, was andere schon vorher gemacht haben. Wir machen Sachen, die noch nicht so am Start sind.

Carsten:
Also jagt ihr euch im Winter nicht gegenseitig mit Peitschen über die Bühne?

Teufel:
Ne, glaub ich nicht, hehe.

Carsten:
Hängt an der Tür zu eurem Proberaum eigentlich wirklich die Unterwäsche von weiblichen Fans?

Teufel:
Ja, die hängt da. Die ist doch auch auf der DVD zu sehen, oder?

Carsten:
Hab ich vielleicht übersehen, muss ich noch mal reingucken, hehe.

Teufel:
Jedes Mal, wenn wir in den Proberaum kommen, bleiben wir da irgendwie dran hängen.

Carsten:
Ist die Auswahl denn groß oder eher klein und überschaubar?

Teufel:
(grinsend) Also es geht von groß bis klein.

Carsten:
Und ihr wurdet wirklich schon von dieser Wäsche überhäuft?

Teufel:
Ja, hehehe.

Carsten:
Noch mal zurück zur DVD. Wer hatte denn die Idee mit dem Interview hinter der Schattenwand?

Teufel:
Zu der DVD haben wir uns ja als Band komplett zusammengesetzt und haben überlegt, was wir so machen können an Specials. Und wir wollten halt nicht dieses normale Interviewgeschehen, weil wir halt auch von anderen Bands die DVDs gesehen haben. Dieses normale "wir setzen uns jetzt backstage und geben Interviews". Und dann kam uns, dass man eigentlich so was machen könnte, hinter 'ner Schattenwand, so wie's manchmal auch bei Talkshows ist. Wo das eigentlich total affig und lächerlich ist, deshalb haben wir das auch letztlich gemacht. Wir wollten uns sozusagen nicht zu erkennen geben, obwohl jeder sieht, wer wer ist, hehe. Im Endeffekt haben wir weiter gesponnen und in 'ner Kneipe gesessen. Wir hatten gute Laune und haben dann so ein paar Sachen am runden Tisch bei 'nem Glas Bier ausgeheckt. Und da sind dann im Endeffekt fast schon kleine Theaterepisoden schattenspielartig herausgekommen.

Carsten:
Da habt ihr ja wahrscheinlich in eurer Lieblingskneipe gesessen, die auch auf der DVD zu sehen ist.

Teufel:
Da sind ja mehrere Kneipen zu sehen. Wir sind von Kneipe zu Kneipe gezogen und wollten sozusagen das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Wir haben gedacht, wenn wir jetzt hier schon mal 'n Drehtag machen, gehen wir jetzt in sämtliche Kneipen, die wir kennen, trinken mal ein Bier und filmen das. Dann waren die Kameraleute auch total betrunken.

Carsten:
Wie viele Bier bzw. Kneipen wurden es denn am Ende?

Teufel:
Ich glaub, wir waren in zehn Kneipen oder so, und in der letzten sind wir dann bis früh geblieben, har har har!

Carsten:
Hehe. Noch mal kurz zu der Leinwand. Da kam ja die Frage, was ihr unter euren Lendenschurzen tragt. Was habt ihr denn nun wirklich drunter?

Teufel:
(grinsend) Haste ja gesehen, was wir da rausgeholt haben.

Carsten:
Hehehe.

Teufel:
Die Frage war ja, was tragt ihr unterm Lendenschurz, und das ist ja da zu sehen, hehe.

Carsten:
Na, dann will ich den Fans mal nicht zuviel verraten. Was hältst du eigentlich von den anderen, teilweise ja recht populären Mittelalter-Bands und wie ist euer Verhältnis zu ihnen?

Teufel:
Ach eigentlich sehr gut. Soweit wir irgendwelche Leute persönlich kennen, kommen wir ziemlich gut klar mit denen. Also da gibt es jetzt nicht irgendwas. Was soll man sagen, wenn man sich trifft auf irgendwelchen Festivals, dann trinken wir lustig ein Bier miteinander oder schwatzen ein bisschen. Oder man trifft sich halt auch hier in Berlin mit verschiedenen Leuten.

Carsten:
Bei dieser großen Tour demnächst mit einem halben Dutzend Mittelalter-Bands seit ihr ja auch mit von der Partie, oder?

Teufel:
Da sind wir auch mit dabei. Das ist ja jetzt unsere Tour, wir machen diese Festivals zwischendurch an den Wochenenden. Mit CORVUS CORAX aber, nicht mit TANZWUT.

Carsten:
Da habt ihr richtig was vor euch.

Teufel:
Ja, da ham' wir richtig was vor.

Carsten:
Ist denn schon ein neues Studioalbum geplant? Oder ist da gar nicht dran zu denken bei den ganzen Touraktivitäten?

Teufel:
Wir sind noch ein bisschen unterwegs bis Ende des Jahres. Aber nebenbei sammeln wir natürlich schon ein paar Ideen fürs Studioalbum mit TANZWUT. Das wird dann im nächsten Jahr irgendwann, so gegen Ende, rauskommen. Weil, wir haben ja nächstes Jahr noch eine größere Sache vor mit 'nem Orchester und CORVUS CORAX. Da machen wir Sachen aus der "Carmina Burana", aus der Handschrift. Also nicht von Orff, sondern selber komponierte Sachen. Da wird es eine große Live-Aufführung geben mit Orchester und allem drum und dran. Das Album wird dann auch im nächsten Jahr rauskommen. Da haben wir natürlich auch eine Menge Dinge zu organisieren und zu machen. Nebenbei muss dann auch noch ein TANZWUT-Album aufgenommen werden.

Carsten:
Da habt ihr ja echt 'ne Menge vor. Da fällt mir zu dem Thema ein: Ihr habt ja auch schon Beethovens "Freude schöner Götterfunken" mit Mephisto-Zitaten kombiniert. Seid ihr alle Klassik-Fans oder gibt's eine treibende Kraft, die auf solche Ideen kommt?

Teufel:
Wir hören eigentlich alle von Zeit zu Zeit mal Klassik und beschäftigen uns mit solchen Sachen. Wir sind ja flexibel in unseren Musikgeschmäckern. Wenn man jetzt nicht unbedingt Schlager oder Blasmusik oder so was mit an Land zerrt, hören wir eigentlich so ziemlich quer durchs Beet irgendwelche Musik.

Carsten:
Okay. Gibt's denn zum Abschluss irgendetwas, was du euren Fans noch sagen möchtest?

Teufel:
Hehe, das ist jetzt wieder diese allgemeine Frage, die müssten wir eigentlich schon wieder hinter dieser Schattenwand beantworten.

Carsten:
Dann wart ich mal auf die nächste DVD, hehe.

Teufel:
So, das war's dann schon?

Carsten:
Naja, ich muss das Ganze ja noch abtippen.

Teufel:
Oh, du Ärmster.

Carsten:
Hehe, ich mach das ja nur als Hobby.

Teufel:
Und ich muss hier am Telefon sitzen. Die anderen sind alle was essen gegangen und ich muss hier am Telefon sitzen.

Carsten:
Oh, du Ärmster.

Nach ein wenig Flachserei folgt noch etwas Smalltalk über die anstehenden Touren sowie Teufels Einladung, nach einem Konzert mal ein Bierchen zusammen zu trinken. Als Frankfurter fand ich vor allem noch eine Äußerung über die Batschkapp interessant.

Teufel:
Da haben wir mal vor vier, fünf Jahren gespielt. Da gingen aber gleich nach dem Konzert die Neonröhren an, das hat uns nicht gefallen. Da waren wir total sauer, weil die die Leute sofort rausgekehrt haben. Seitdem spielen wir nicht mehr in der Batschkapp, hehe. Da war damals nicht so ne richtige Party im Gange, und ich find das immer schade für die Leute. Du spielst grad den letzten Ton und dann gehen an der Decke schon die Lichter an.

Da werden die Fans in Frankfurt dank Batschkapp und mangels echter Alternativen wohl noch eine Weile auf das nächste TANZWUT-Konzert warten müssen. Obwohl sich Teufel eine Party wie den CORVUS CORAX-Auftritt beim "Quartier Latin 2002" in der Frankfurter Goethe-Uni durchaus wieder vorstellen könnte. Warten wir aber zunächst mal die kommenden Silberlinge ab, inklusive CORVUS CORAX "S & M": Symphonie & Mittelaltica! ;-)