TAROT: Interview mit Marco, Zachary
06.03.2007 | 17:53"Es wäre schon schön, auch mit TAROT einmal außerhalb Finnlands zu touren", gab Sänger/Bassist Marco Hietala letzten Sommer zu. Und siehe da, nun haben die Finnen bereits ihre erste Headliner-Tour in Deutschland hinter sich gebracht und kommen sogar bald noch einmal wieder. Ein guter Grund also, um mich noch einmal mit meinem absoluten Lieblingszottel der finnischen Musikszene an einen Tisch zu setzen. Auch TAROT-Gitarrist Zachary, Marcos älterer Bruder, war mit von der Partie.
Ricarda:
Okay, als erstes die offensichtlichste Frage: Wie ist es, mit dem Bruder in einer Band zu spielen?
Marco:
Heutzutage ist es sehr leicht. Wir sind zwar Blutsbrüder, aber mit den anderen Jungs aus der Band haben wir auch eine Bruderschaft. Als wir jünger waren, hatten wir manchmal ein paar Machtkämpfe, die wir dann unterschiedlich gemeistert haben (lacht). Aber ich glaube, in den letzten zehn Jahren gab es keine Probleme, vielleicht sogar in den letzten fünfzehn.
Ricarda:
Ihr seid gerade aus Deutschland zurückgekommen. Wie war's dort?
Zachary:
In Deutschland? Ach, das war schön. Ich denke, es ist recht gut gelaufen.
Marco:
Ja, es scheint, als ob die Leute dort noch immer Heavy Metal mögen.
Ricarda:
Wessen Idee war es denn, euch gleich mit dem ersten richtig promoteten Album auf Headliner-Tour zu schicken? Ich habe gehört, die Hallen waren oft recht leer.
Marco:
Ich glaube, die Idee kam von King Foo und unserem deutschen Label. Und ja, die Hallen waren nicht voll, aber dafür hatten wir ein Qualitätspublikum. Die Leute, die da waren, haben uns dann auch richtig unterstützt.
Zachary:
Ja, die Leute waren toll. Wir hatten acht Gigs in zehn Tagen.
Ricarda:
Habt ihr auch was von den Städten gesehen?
Zachary:
In Hamburg und Stuttgart hatten wir jeweils einen Tag frei. Da haben wir dann ein paar Sehenswürdigkeiten gesehen und sind shoppen gegangen.
Ricarda:
Marco, als wir uns das letzte Mal unterhalten haben, hattet ihr "Crows Fly Black" noch gar nicht aufgenommen. Wie waren denn die Aufnahmen? Gab es irgendwelche Komplikationen?
Zachary:
Es gibt immer Komplikationen (lacht)!
Marco:
Ja, aber komischerweise gab es dieses Mal gar nicht so viele. Der Zeitplan war sehr eng, weil so viele verschiedene Dinge zur selben Zeit liefen. Ich war mit den Aufnahmen für das NIGHTWISH-Demo beschäftigt. Und dann auch mit dem TAROT-Demo und später mit den Aufnahmen. Dann haben wir auch auf Sommerfestivals gespielt, daher war alles ziemlich hektisch. Und die Zeitplanung war wirklich eng gesteckt, so nach dem Motto: "Okay, jetzt habe ich vier Tage dafür und dann vier Tage dafür." Hätte ich eine Erkältung oder so bekommen, hätten wir ganz schön in der Scheiße gesessen, aber das ist zum Glück nicht passiert. Als wir ins Studio gegangen sind, um alles aufzunehmen, ist es wirklich glattgelaufen.
Zachary:
Für mich persönlich war es in punkto Aufnahmen wahrscheinlich das leichteste Album. Ein Grund dafür war, dass wir viele Gigs zuvor hatten, bevor wir ins Studio gingen. Die Band war sehr eng verbunden, und es war sehr leicht, in die Studiowelt einzutauchen.
Marco:
Ja, alle waren schon aufgewärmt.
Ricarda:
Was denkt ihr, wenn Ihr euer erstes Album mit dem letzten vergleicht?
Zachary:
Warum fragen das immer alle (lacht)?
Ricarda:
Echt? Verdammt. Und ich dachte, ich wäre kreativ (lacht).
Marco:
"Same guys, different persons (lacht)!"
Ricarda:
Immerhin sagst du nicht "Same shit, different day (lacht)!"
Marco:
Könnte ich aber auch sagen (lacht)!
Zachary:
Die ersten zwei Alben waren von kleinen Jungs. Jetzt sind wir nicht nur älter, sondern auch viel bessere Musiker.
Marco:
Was mich ein wenig stolz macht, ist, dass wir mit den Jahren nicht softer geworden sind.
Zachary:
Ja, und der Stil hat sich sehr geändert. Wir haben mit Achtziger-Heavy-Metal angefangen, aber jetzt spielen wir mehr zeitlosen Heavy Metal. Wir haben unseren Stil glaube ich mit dem "To Live Forever"-Album gefunden. Und als Janne als Keyboarder hinzukam, haben wir mehr Atmosphäre in die Songs bekommen.
Ricarda:
Wer hat das Artwork für "Crows Fly Black" entworfen?
Zachary:
Ein Grafikdesigner. Er arbeitet unter dem Namen Toxic Angel. Er entwirft viele Cover und Wallpapers.
Ricarda:
Ah, hat er auch das Artwork für "Suffer Our Pleasures" entworfen?
Marco:
Ja, genau.
Zachary:
Ja, und wir mochten seine Arbeit, also haben wir ihn wieder gefragt. Und er war sogar ziemlich stolz, dass wir ihn wieder haben wollten.
Ricarda:
Es ist auch sehr hübsch geworden. Gibt es eine Geschichte oder Thematik hinter dem Cover?
Marco:
Nein, keine wirkliche Thematik. Ich hatte nur die Idee, dass es cool aussehen würde, wenn ein paar Typen am Himmel erhängt wären.
Zachary:
Und es symbolisiert auch den Text von 'Crows Fly Black'.
Marco:
Nein, damit hat es eigentlich gar nichts zu tun (lacht).
Zachary:
Oh, okay (lacht).
Marco:
Der Song und der Albumtitel sind zwei total verschiedene Sachen.
Zachary:
Ich dachte immer, das gehört zusammen.
Ricarda:
Er erzählt dir anscheinend nicht alles (lacht).
Zachary:
Ja, offensichtlich nicht (lacht).
Marco:
Der Albumtitel ist mehr ein Statement, was wir sind. Der Song ist aber eine ganz andere Sache, es ist eher eine futuristische Geschichte über einen Kriegsgott, der demnächst vielleicht mal hier runterkommt, um alles platt zu machen.
Ricarda:
Auf dem Album hat Tommi auch erstmals mehr Gesangparts, obwohl du noch immer der Hauptsänger bist.
Marco:
Wir versuchen, die Sachen eigentlich fünfzig-fünfzig aufzuteilen, zumindest live. So ist es für beide fair. Aber es fing damit an, dass ich den Song 'Bleeding Dust' schrieb und mir bewusst wurde, dass wir zwei Sänger dafür brauchen. Und dann fiel mir auf, dass wir ja bereits zwei Sänger haben (lacht). Tommi ist seit über zehn Jahren bei uns, also haben wir ihn gefragt. Und dann haben wir noch ein paar andere Lieder mit dem gleichen Kontrast geschrieben und arrangiert.
Zachary:
Die Idee kam schon einmal auf, als wir "Suffer Our Pleasures" aufnahmen, aber damals hatten wir nicht den Mut, es durchzuziehen (lacht).
Ricarda:
Gibt es ein Konzept hinter "Crows Fly Black", oder steht jeder Song für sich?
Marco:
Jeder Song ist eine Geschichte für sich.
Ricarda:
Könntest du dir vorstellen, mit TAROT ein Konzeptalbum aufzunehmen?
Marco:
Ja, natürlich. Aber für so was braucht man viel Zeit, um es zu schreiben. Und man braucht eine starke Idee, die interessant genug ist, um von Anfang bis Ende durchgezogen zu werden. Und ich persönlich finde, dass es in Konzeptalben immer einige schwache Songs gibt, wo der Text nicht so richtig mit der Story funktioniert. Aber klar, wenn die Inspiration kommen würde und die Story stark genug wäre, dann warum nicht. Aber im Moment sehe ich das eher nicht.
Zachary:
Wenn Marco genug Texte hat, um ein Album mit einer einzigen Story zu machen, dann ist das gar kein Problem.
Marco:
Eine Geschichte über den betrunkenen Necromancer (lacht).
Ricarda:
Hört sich doch schon mal vielversprechend an (lacht).
Marco:
"Uups, diesen Toten wollte ich aber nicht aufwecken (lacht)!"
Ricarda:
Ihr habt auch ein Video für eure Single 'Ashes To The Stars' gedreht. Könnt ihr darüber etwas erzählen?
Marco:
Es war cool. Wir haben es hier in Helsinki in einem Fernsehstudio aufgenommen. Der Regisseur wurde uns von King Foo empfohlen, und so haben wir ihm ein paar E-Mails geschrieben und schickten ihm eine Kopie des Songs und des Textes, und er war sofort begeistert und schlug vor, das Video im Stil des Films "2001" zu drehen. Und wir haben geantwortet: "Wenn Du meinst, dass wir das machen können, ohne dass es eine Parodie wird, dann auf alle Fälle!" Und er meinte, dass wir es richtig und ernsthaft hinkriegen würden. Okay, also haben wir's versucht.
Zachary:
Und es war sehr amüsant, Marco als Astronaut vor der Bluescreen zu sehen (lacht).
Marco:
Das Ding war so was von scheißwarm, echt! Ich konnte kaum atmen. Aber es war cool, ich konnte beides sein: Rockstar und Astronaut (lacht)!
Ricarda:
Ich persönlich denke, was TAROT so einzigartig macht, ist, wie ihr traditionelle Elemente mit moderneren Komponenten verbindet. Wie seht ihr das?
Marco:
Ja, das ist auf alle Fälle ein Grund. Wir haben nie die Wurzeln vergessen, aber wir haben auch modernere Entwicklungen in unsere Musik aufgenommen. Da kommt zwar manchmal eine komische Kombination heraus, aber es funktioniert. Und darauf achten wir auch, wenn wir einen Song entwickeln. Wir kreieren die Atmosphäre mit Jannes Keyboard und setzen darauf dann die anderen Instrumente und den Gesang und erschaffen so die Welt des Songs.
Zachary:
Viele Leute denken immer, dass Keyboards die Musik leichter und fröhlicher machen. Aber ich finde, unsere Musik ist viel düsterer geworden, seitdem wir Janne dabei haben. Und selbst wenn man eigentlich nur einige einfache Gitarrenriffs hat; wenn man diese mit Keyboardsounds kombiniert, dann kann man trotzdem bei jedem Hören etwas Neues entdecken.
Ricarda:
Und dann ist deine Stimme natürlich auch ein starker Faktor. Ich muss gerade mal etwas Fangirlie-mäßig werden, aber ich denke, du bist einer der besten Sänger der Metal-Szene.
Marco:
Oh, danke!
Zachary:
Ja, das ist auch der einzige Grund, warum wir ihn behalten (lacht).
Marco:
Ja, eigentlich ist es total schwer, mit mir auszukommen. Ich bin ein totales Arschloch (lacht)!
Zachary:
(auf Deutsch) ARSCHLOCH!!!
Ricarda:
Hey, ihr habt ein wenig Deutsch gelernt (lacht). Aber was ich dich fragen wollte: Hattest du jemals Gesangsunterrischt, oder hast du einfach gute Gene?
Marco:
(hebt sein Bein und fasst sich an die Wade) Sehr gute Gene, ja (lacht)!
Ricarda:
Ich meinte ja mehr so gesanglich (lacht)!
Marco:
Wahrscheinlich ein paar gute Gene, dann sehr viel jugendlichen Enthusiasmus. Ich war ein Kind, als ich anfing, BLACK SABBATH und so zu hören. Zachary brachte immer seine Freunde mit nach Hause, und sie hörten es. Dann nervten wir unseren Vater so lange, bis er uns "Long Live Rock'n'Roll" von RAINBOW kaufte. Ich lernte alle Songs auswendig, alle Texte. Diese habe ich dann im Garten lauthals rumgebrüllt, und die Nachbarskinder dachten alle, ich sei verrückt (lacht). Als ich dreizehn war, habe ich angefangen, in meiner ersten Schulband zu singen, weil sich kein anderer getraut hat (lacht). Und immer wenn ich alleine zuhause war, hörte ich irgendeine LP und schrie den Text mit. Das machte ich bestimmt drei oder vier Jahre lang, und daher stammt auch meine Leidenschaft für das Singen. Dann nahm ich auch ein paar Gesangsstunden, ein paar Stunden, um klassische Atemtechniken zu lernen, und dann ein paar Stunden in der Musikschule, aber die mochten meinen Stil nicht so wirklich, ich bekam nie gute Noten (lacht).
Zachary:
Als Marco anfing zu singen, war er so jung, dass er sich wie ein Chorknabe anhörte, er sang so verdammt hoch! Und immer wenn ich von der Schule nach Hause kam, legte Marco gerade irgendeine LP von DEEP PURPLE auf und sang mit. Es ging mir so auf die Nerven (lacht)! Als seine Stimme männlicher wurde, war es okay. Aber ich glaube, ein Grund dafür, dass wir mit Heavy Metal anfingen, war unser Vater, weil er diese coole Anlage hatte. Er selbst ist zwar eher ein Jazz-Freak, aber er hatte einige Kassetten mit Liedern von RUSH, DEEP PURPLE und BLACK SABBATH. Und dann hatte ich einen Lehrer, als ich dreizehn war, der irgendwann mitbekam, dass ich Heavy Metal hörte, und er lieh mir alle Alben aus, die ich dann überspielte. Und Marco bekam das natürlich mit.
Ricarda:
Zachary, ich habe gelesen, dass du einen ziemlich interessanten Job hast. Kannst du ein wenig darüber erzählen?
Zachary:
Ich bin ein Jugendbetreuer in Kuopio. Dort mache ich viele Sachen, die mit Musik zu tun haben, zum Beispiel organisiere ich Wettbewerbe für junge Bands und so. Und ich unterrichte einen Musik-Club für Drittklässler, kleine Mädels, die Bass spielen (lacht). Und natürlich gebe ich auch Gitarrenunterricht. Manchmal arbeite ich auch auf der Straße mit drogenabhängigen Jugendlichen, was nicht sehr einfach ist. Aber ich mache das jetzt seit siebzehn Jahren, es ist okay.
Ricarda:
Auf der deutschen Version von "Crows Fly Black" klebt dieser Sticker mit "Featuring Marco Hietala von NIGHTWISH". Was denkt ihr darüber?
Zachary:
Das war die Idee von Nuclear Blast!
Marco:
Ja, es ist halt der Weg der Plattenfirma, um ein wenig mehr Interesse zu wecken. Und ich glaube sogar, dass das irgendwie funktioniert, dass jemand denkt: "Oh, der Typ ist von NIGHTWISH. Muss ich mir mal anhören." Aber ich denke, am Ende läuft es darauf hinaus, ob jemand unsere Musik gut findet oder nicht. Wenn uns jemand mag, dann wird er wahrscheinlich das Album kaufen und zu unseren Shows kommen. Und wenn er denkt, dass wir scheiße sind, wird er das eben nicht tun und uns schnell wieder vergessen. Aber ja, es ist halt eine Promotion-Taktik. Ich hatte mir schon gedacht, dass sie so was machen.
Zachary:
Ja, auch auf den Tour-Postern und so. Überall (lacht).
Ricarda:
So, was wird mit TAROT passieren, wenn du wieder mehr mit NIGHTWISH beschäftigt bist?
Marco:
Wir machen dann halt Pause. Wahrscheinlich schreiben wir dann aber auch schon ein paar Lieder. Als ich mit NIGHTWISH nach "Once" tourte, habe ich auch schon einige Lieder für TAROT geschrieben, also wird das wahrscheinlich jetzt nicht anders sein. Wenn ich mit der NIGHTWISH-Tour fertig bin, werden wir uns hinsetzten und ein paar Lieder mehr schreiben, und dann machen wir ein Album.
Ricarda:
Und du hast keine Freizeit (lacht).
Marco:
Nein, ich habe nicht viel Freizeit, aber es ist okay. Jetzt waren wir für anderthalb Wochen in Deutschland, aber jetzt habe ich erst mal drei Wochen frei, bevor wir wieder Shows haben. Ich muss mein Leben also mit etwas füllen, denn wenn ich das nicht tun würde, würde ich wahrscheinlich viel mehr Videospiele spielen und müsste einen Haufen Bücher kaufen (lacht).
Zachary:
Janne hat sein eigenes Studio und ist sehr beschäftigt. Und ich arbeite ja quasi die ganze Zeit in zwei Jobs, also ist es auch mal ganz schön für mich, eine Pause zu haben.
Marco:
Aber ich denke, die Situation jetzt war wirklich perfekt, weil wir so wirklich einen guten Veröffentlichungszeitpunkt für "Crows Fly Black" erwischt haben und diese kleinen Touren und ein paar Sommerfestivals spielen können. Es hilft, eine Basis aufzubauen. Und dann mal schauen, was als nächstes passiert.
Ricarda:
Du hast auch einen Song für das nächste NIGHTWISH-Album geschrieben. Kannst du etwas mehr erzählen?
Marco:
Ich habe nur die Musik geschrieben, nicht den Text. Aber es ist ein sehr schönes, atmosphärisches Stück. Es gibt viele Parts mit der Akustikgitarre, und es ist eigentlich kein richtiger Metal-Song.
Ricarda:
Wenn du einen Song schreibst, entscheidest du vorher, ob er für TAROT oder NIGHTWISH sein wird?
Marco:
Ich fange einfach immer ohne eine vorgegebene Richtung an, aber oft merke ich dann während des Schreibens, zu welcher Band der Song besser passen könnte. Es gab auch ein paar Lieder, wo ich mir sehr unsicher war. Dann spiele ich den Song beiden Bands vor, und wer ihn mehr mag, bekommt ihn.
Ricarda:
Du warst auch eine Art Vocal-Coach für die Aufnahmen zu dem AMORPHIS-Album "Eclipse".
Marco:
Ja, und das bin ich auch wieder bei dem Album, das sie jetzt aufnehmen.
Ricarda:
Jetzt auch wieder? Du hast echt keine Freizeit (lacht)!
Marco:
Ja, irgendwie habe ich mir in der Zeit um Weihnachten etwas zu viel aufgehalst, das stimmt. Aber die Arbeit als Vocal-Coach war wirklich sehr nett. Und mit "Eclipse" hat es auch super funktioniert, das Resultat ist toll. Und auch bei dem Album habe ich volles Vertrauen, dass es gut wird. Es ist natürlich viel Arbeit, weil wir jedes Lied wirklich auseinandernehmen und uns dann alle Texte und Strukturen anschauen, welche Harmonien man benutzen kann und was sich für den Refrain eignet und so. "Eclipse" hat tolle Reviews bekommen, es ist ein super Album. Als wir damit fertig waren, waren sowohl ich als auch die Band sehr zufrieden.
Ricarda:
Und nun ist AMORPHIS-Sänger Tomi Joutsen sogar dein Konkurrent für den Metal-Award für "Sänger des Jahres" (lacht).
Marco:
Ja, das stimmt. Das ist ja morgen auf der Metal-Expo, hatte ich fast vergessen. Scheiße, dann muss ich da ja hingehen (lacht).
Ricarda:
Okay, dann ein weiteres deiner Projekte: "Raskas Joulu" ("Heavy Christmas") ...
Marco:
Ja, das war wieder einmal so ein Ding, bei dem ich am Anfang gar nicht so begeistert war, aber am Ende war es ziemlich cool im Studio. Dann hatte ich auch noch versprochen, dass ich ein paar Liveshows mitmachen würde, falls sie ein gutes Line-up auf die Beine stellen würden, und das haben sie dann auch (lacht). Und ich hatte wegen der anderen Projekte wirklich nicht viel Zeit, und außerdem zog ich da mit meiner Familie gerade um, also war ich nicht begeistert, dann noch Shows zu machen. Aber als wir dann auf die Bühne gingen, war es natürlich toll und hat viel Spaß gemacht.
Ricarda:
Jetzt bist du auch ein Teil der CD, die zum zwanzigsten Geburtstag von Nuclear Blast rausgegeben wird und von dem RAGE-Gitarristen zusammengestellt wurde.
Marco:
Ja, Victor. Er schrieb das Lied, und irgendjemand anderer schrieb den Text, aber ich kann mich jetzt nicht mehr erinnern, wer das war (lacht). Den Song habe ich bereits eingesungen, aber das war wirklich ein sehr leichtes Projekt. Ich bekam das Lied, und alles war sehr genau vorgeschrieben. Den Gesang haben wir dann in Jannes Studio in Kuopio aufgenommen. Es hat nur einen Nachmittag gedauert, und wir hatten eh eine Show in Kuopio, also war ich sowieso da.
Ricarda:
Zachery, du kommuniziert mit den Fans über euer Band-Forum. Wie wichtig denkst du ist diese Kommunikation?
Zachery:
Ich denke, dass es wirklich sehr wichtig ist. In Deutschland kamen auch viele Leute auf mich zu und sagten, unter welchen Namen sie im Forum posten und so. Nächste Woche muss ich dann mal unser Tour-Tagebuch online stellen.
Ricarda:
Wisst ihr noch, was das erste Lied war, das ihr auf eurem Instrument spielen konntet?
Zachery:
'Smoke On The Water' (lacht).
Marco:
Ja, was sonst (lacht)!
Zachery:
Heutzutage spielen die Kids 'Enter Sandman'.
Ricarda:
Habt ihr ein Ritual mit der Band, bevor ihr auf die Bühne geht?
Zachery:
Ein paar Drinks (lacht).
Marco:
Ja, viel Alkohol (lacht).
Ricarda:
Habt ihr ein paar eurer lustigen Achtziger-Bühnen-Outfits behalten?
Zachery:
Ja, ich habe viele davon noch zuhause. Aber ich passe da nicht mehr rein (lacht)!
Marco:
Ja, die Knochenstruktur hat sich verändert, ich weiß auch nicht (lacht) ...
Zachery:
Eine der Jacken ist sogar in dem neuen Restaurant von LORDI in Rovaniemi.
Marco:
Ja, stimmt. Da hängen alle möglichen Rock-Sachen an der Wand und so auch Spedes Jacke aus dem Jahr 1988, als wir "Follow Me Into Madness" machten. Sie ist rot mit schwarzen Leopardenflecken (lacht).
Ricarda:
Was würdest du deinen Kindern sagen, falls sie ein Rockstar werden wollen würden?
Marco:
"Denk noch mal nach (lacht)!" Ich wollte eigentlich immer, dass einer ein Hockey-Spieler und der andere ein Rennfahrer wird, weil diese Leute viel mehr Geld verdienen. Aber meine Frau denkt, dass diese Berufe viel zu gefährlich sind und ist daher dagegen. Falls sie Rockstars werden wollen, warum nicht. Ich kann ihnen aber erst mal viele Geschichten erzählen.
Ricarda:
Sind sie denn an etwas Besonderem interessiert?
Marco:
Ja, im Moment interessieren sie sich natürlich noch für viele Dinge. Einer ist noch sehr entschlossen, Zugführer zu werden (lacht). Der andere möchte im Moment Rennfahrer werden, weiß aber noch nicht, was für Rennen er fahren möchte (lacht).
Ricarda:
Gibt es im Moment ein Lied, das ihr zur gleichen Zeit liebt und hasst?
Marco:
Ich finde, dass der NELLY FURTADO-Song 'Maneater' so catchy und so bescheuert zur gleichen Zeit ist. Es geht mir total auf die Nerven, aber irgendwie ist es gut (lacht).
Zachery:
Ich höre überhaupt kein Radio. Ich höre mir lieber gleich Musik an, die mir richtig gut gefällt. Ich hasse diese Rap-Musik aus den USA total und jedes Mal, wenn ich MTV oder das Radio einschalte, spielen sie so ein Lied. Ich habe keine Ahnung, warum das so gefragt ist, für mich ist das keine Musik.
Ricarda:
Hm, ich hatte mir eigentlich geschworen, dich nicht nach der neuen NIGHTWISH-Sängerin zu fragen. Und dann lese ich genau heute, dass NIGHTWISH die neue Single 'Eva' Ende Mai veröffentlichen werden. Ist an den Gerüchten was dran?
Marco:
Ach, du kannst mich gerne nach ihr fragen, ich sage dann nur nicht viel (lacht). Aber ja, wir werden die Single Ende Mai veröffentlichen, das ist wahr.
Ricarda:
Singst du in dem Song?
Marco:
Es könnte sein, dass ich zumindest ein wenig Background singe, das ist noch nicht ganz entschieden. Aber ich werde mit Sicherheit nicht den Hauptgesangspart haben, den hat jemand anderer, hehe. (lacht)
Ricarda:
Ja, da frage ich jetzt mal nicht weiter nach, Du sagst mir ja eh nichts (lacht). Okay, zurück zu TAROT. Ihr habt mit der "Earthshaker Road Shock"-Tour bald weitere Konzerte außerhalb Finnlands. Könnt ihr darüber etwas sagen?
Marco:
Ja, zusammen mit FINNTROLL, AFTER FOREVER, MACHINE MEN und DIE APOKALYPTISCHEN REITER und noch einer schwedischen Band.
Zachery:
Wir werden wahrscheinlich irgendwo in der Mitte spielen.
Marco:
Ja, wahrscheinlich als dritte oder vierte. Es könnte sein, dass wir als vierte spielen, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir den Platz wirklich bekommen. Aber AFTER FOREVER und FINNTROLL werden die Letzten sein, das steht fest.
Zachery:
Ich denke, wir werden etwa 45 Minuten spielen. Wir werden überwiegend Lieder von "Crows Fly Black" spielen, denke ich.
Marco:
Ja, und die Tour dauert siebzehn Tage. Wir haben jeden Tag davon eine Show, daher bin ich gar nicht so böse, dass wir nicht die Headliner sind. Jeden Tag eineinhalb Stunden zu spielen, würde ziemlich heftig werden.
Zachery:
Ja, es wird ziemlich hart werden, siebzehn Tage im Bus zu schlafen und im Bus zu leben, man kann nichts wirklich machen.
Marco:
Ja, es wird mit Sicherheit eine Art Überlebenstraining auf vielen Leveln. Und es wird sich wirklich weisen, wer alle Tassen im Schrank hat und wer nicht (lacht).
Ricarda:
Habt ihr auch schon Festivalpläne?
Marco:
Ja, und wir haben auch schon welche gebucht. Aber ich muss dir sagen, es gab bereits schon wieder einige Änderungen, während wir in Deutschland waren, und jetzt weiß ich gar nicht, was steht und was nicht. Aber alles, was bestätigt ist, ist dann auch auf unserer Homepage.
Ricarda:
Das wäre dann alles. Danke für eure Zeit.
Zachery:
Danke dir!
Marco:
Kein Problem, ist immer eine Freude.
- Redakteur:
- Ricarda Schwoebel