TEXAS FUNERAL: Interview mit Gitarrist Andreas

01.01.1970 | 01:00

Interview mit TEXAS FUNERAL.

Nach einigen Besetzungs-, Bandnamen- und Stilwechseln schaffte es die Band TEXAS FUNERAL nun doch, Ende 2003 ihre erste EP "Primitive Scream" aufzunehmen und im Februar 2004 zu veröffentlichen. Zu diesem Anlass ließ ich es mir natürlich nicht nehmen, Andres, dem Gitarristen der Band, einige Fragen zu stellen, die er auch mit Begeisterung und Enthusiasmus beantwortete, wodurch so einige interessante Dinge in Erfahrung zu bringen waren.

Hi, wie geht's? Alles klar bei euch derzeit?

Hier ist alles senkrecht, wir freuen uns grad wie kleine Kinder über das Review von dir. Was geht bei dir ab? Wir haben gesehen Du bist KORN Fan - KORN fucking rulez.

Ja, auf jeden Fall! Aber genug von mir bzw. von KORN. In den ersten Jahren hattet ihr noch den Namen BRAINDEAD und jetzt heißt ihr TEXAS FUNERAL - kann es sein, dass die Filme "Braindead" beziehungsweise "Texas Chainsaw Massacre" als Vorlage dafür herhalten mussten?

Hehe, das mit den Namen ist so eine Sache. Für BRAINDEAD stand tatsächlich der bekannte Horror-Splatter Pate. Das war ganz am Anfang, als die Band eigentlich nicht viel mehr war als die billigere (und lustigere) Alternative zur Kneipe. Ein paar Metalheads, die gerade beschlossen haben, mal ein Instrument zu lernen und Trash-Metal zu machen. So fing auch alles an. Und da wir auf B-Movies stehen und Horror auch mal nicht so schlecht ist, lag irgendwie BRAINDEAD nahe. Später hiessen wir dann RAPTURE, aber den Namen konnten wir nicht behalten als aus der Sache mehr wurde, als einfach nur im Proberaum zum Zeitvertreib abzuhängen. Zum einen gab es da eine Band in England, THE RAPTURE, die gerade bekannter wurden und eine Münchner Combo hat sich den Namen RAPTURE als Markenzeichen schützen lassen. Das hätte früher oder später Probleme gegeben. Also haben wir uns entschlossen, vor dem CD-Release den Namen ein letztes Mal zu ändern. Diesmal allerdings mit Recherche, dass es ja keine Verwechslungen oder Markenprobleme gibt. 'Texas Funeral' ist ein Blues/Country Song auf dem "From Dusk Till Dawn" Soundtrack. Der Song ist total abgefahren, schräg und irgendwie auch musikalisch ein Unikat. Das hat uns so gut gefallen, und zudem gibt es keine Band, die sich so einen schrägen Namen verpasst hat. So eine Steilvorlage darf man nicht ignorieren. Eine gewisse Film-Lastigkeit der Namenswahl können wir also nicht abstreiten. Aber die Namens-Änderungen kennzeichnen auch Änderungen innerhalb der Band. Sei es musikalisch oder personell.

Wie habt ihr euch stilistisch verändert, nachdem ihr nur noch zu viert in der Band wart?

Im Rückblick war das eine 180 Grad Wende. Auch wenn uns das nicht so vorgekommen ist. Mitte 2003 ist unser damaliger Bassist Olli arbeitstechnisch in den Norden der Republik umgezogen. Das war ein Schlag für uns, da es zu dieser Zeit gerade ernster wurde und wir die CD für Ende des Jahres schon geplant hatten. Zum Glück haben wir mit George rasch einen Nachfolger gefunden. Eine Maschine am Bass. Und im Herbst ist dann Jochen, unser Gitarrist, Vater geworden und konnte leider zeitlich nicht mehr mithalten. Um uns nicht auszubremsen ist der dann ausgestiegen, was wir ihm hoch anrechnen und wir sind ja auch immer noch Freunde. Eine Trennung im Guten eben. Ab dieser Zeit gab es stilistisch gesehen einen radikalen Schnitt. In der Zeit davor haben wir hauptsächlich Thrash-Metal gemacht. Im Nachhinein würde ich sagen, wir haben versucht, Musik zu machen, die nicht zu uns passt. Anstatt es einfach laufen zu lassen, haben wir krampfhaft versucht zu klingen, wie wir nie klingen können. Jetzt ist es anders, wir spielen einfach und lassen uns treiben. Groove ist das Schlüsselwort. Groove und die Musik zu machen die wir mögen und dabei möglichst eigenständig klingen. Wir haben z.B. herausgefunden, dass wir prima jammen können - das haben wir vorher nie gemacht. Und so entstehen eigentlich die Songs. Ein großer Jam, wo die besten Parts zu Songs verarbeitet werden.

Glaubt ihr, es könnte in Zukunft noch zu weiteren Besetzungswechseln kommen?

Das kann man natürlich nie wissen. Und die richtige Besetzung zu finden, ist ein langer Prozess. Wir haben das Gefühl, jetzt ein stabiles Lineup zusammen zu haben. Die Chemie stimmt einfach. Einen Wechsel planen wir jedenfalls nicht.

Steht eure EP "Primitive Scream" als 'Einleitung' einer neuen Richtung von euch oder stellt es eher ein Best Of des bisherigen Bandbestehens dar?

Definitiv das erstere. Die Songs auf "Primitive Scream" sind innerhalb von zwei Monaten vor dem Studiogang (Dezember 2003) entstanden, weshalb sie z.T. auch etwas kantig klingen. Das ist allerdings durchaus Absicht. Wir wollten möglichst natürlich rüberkommen. Da wir eine Liveband sind, war das auch das Ziel der Produktion (sicher, man hätte noch viel glätten können, aber uns hat's so gefallen wie's ist). Die Leute mit überproduzierter Musik 'belügen', wollten wir nicht. Roh, natürlich und back to the roots. "Primitive Scream" war der erste Schritt zu unserem eigenen Stil, der sich immer klarer abzeichnet.

Seid ihr mit den bisherigen Kritiken zu eurem Album zufrieden?

Sehr. Wir hätten nicht mit einer so positiven Resonanz gerechnet. Zum einen, weil die Masse eben an diese aalglatten Produktionen gewöhnt ist und es ein Risiko war, eine CD zu machen, die kantig klingt. Und zum anderen, da wir ja eigentlich Newcomer sind, jedenfalls plattentechnisch. Ich denke, das ist uns ganz gut gelungen. Jedenfalls sieht das die Presse überwiegend so.

Eure Musik erinnert mich, ehrlich gesagt, etwas an STEPPENWOLF und MOTÖRHEAD. Habt ihr schon ähnliche Vergleiche gehört? Und was haltet ihr von solchen Vergleichen?

Es ist natürlich immer sehr schmeichelhaft für uns mit so grossen und genialen Bands verglichen zu werden. Allerdings ist STEPPENWOLF eine Premiere. Das liegt wohl an dem Vintage orientierten Gitarrensound und verzerrten Bass-Sound, den wir bevorzugen. Das so breite 'Vergleichsspektrum' bei den Reviews bestätigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dass da eine Musik entsteht, die nicht leicht einzuordnen ist. Da fahren wir voll drauf ab!

Auf eurer Homepage habe ich gelesen, dass es eigentlich nicht geplant war, dass der Song 'Crackbrain Acidhead Superhero' auf die EP kommt. Stattdessen hatten drei Songs namens 'Appetite Unpleased', 'Monkey On My Back' und 'A Place Unknown' gute Karten. Was führte dazu, dass alles ganz anders kam?

Oh, da hast du ja wirklich alle alten News durchgelesen. Hammer! Dass es ganz anders kam, war eigentlich eine Zeit- und damit Kostenfrage. 'Appetite Unpleased' und 'Monkey On My Back' haben wir bis zu dem Studiotermin nicht soweit fertig bekommen und wir hätten wertvolle Zeit im Studio opfern müssen, um die Songs im Studio fertig zu arrangieren. 'Crackbrain' wurde relativ schnell fertig, weswegen wir uns dann auch für diesen Song entschieden haben. 'A Place Unknown' wurde tatsächlich im Studio aufgenommen, hat es aber dann doch nicht auf die entgültige Version geschafft. Am Ende der Recording Session hatten wir noch Band übrig (die CD wurde komplett analog produziert) und das gemacht, was wir am besten können: Eine Jamsession. Der Track ist so gut geworden, dass er einfach auf die CD musste.

Welcher Song von der EP "Primitive Scream" gefällt euch persönlich am besten und warum?

Puh, das ist eine schwere Frage. Wir finden sie alle geil. Jeder Track hat irgendwie ein Highlight. Textlich gesehen finde ich persönlich z.B. 'Crackbrain' super. Musikalisch ist 'Life's A Bitch' herausragend. Im Allgemeinen würden wir aber "Primitive Scream" nennen. Das war instrumental wie vokal ein first take. Da stimmt einfach alles. Groove, Spontanität, Dynamik und Power.

Wer ist bei euch hauptsächlich für das Schreiben der Songs verantwortlich?

Eigentlich alle. Die Songs entstehen meistens beim Jammen. Wobei sich langsam eine Aufgabenteilung herauskristallisiert. Musik Short und ich machen meistens die Musik/Rythmik, Markus und George feilen dann an den Texten. Und arrangiert wird zusammen. Aber das ist keine Regel. Jeder trägt seinen Schärflein zum Song bei und wenn einer fehlen würde, wäre es nicht das selbe.

Wovon handeln die Lyrics eurer Songs?

Unterschiedlich. Frauen, Drogen und Frauen und meistens geht's eigentlich um Frauen. Alles, was Markus und George so beschäftigt. Die Songs haben aber alle eins gemeinsam: Den Bezug zur Realität. Also Phantasietexte à la "Held ersticht bösen Drachen, um an die Jungfrau zu kommen" findet man bei uns nicht.

Wem gehört eigentlich der Wagen auf eurem "Primitive Scream"-Cover und wie seid ihr darauf gekommen, ihn für das Cover zu nehmen?

Schön wär's. Leider gehört die Karre nicht uns. Das ist ein Chevy Bel Air, den wir zufällig in einem Profi-Fotoarchiv gefunden haben. Relativ früh stand eigentlich fest, dass wir ein Auto-Motiv haben wollten (optional mit den halbnackten Jungfrauen, die nicht in den Texten vorkommen). Aber leider war der Terminplan relativ eng, um selbst Fotos zu machen oder machen zu lassen. Also gabs für uns nur die Alternative ein professionelles Foto zu nehmen.

Könnt ihr von der Musik leben bzw. glaubt ihr, es irgendwann zu können?

Nein, leben können wir davon (leider) nicht. Jeder von uns hat noch seinen 'nine to five' Job. Schön wäre es sicher, mit der Musik über die Runden zu kommen. Wir hoffen natürlich auf das beste und arbeiten auch darauf hin, dass es wenigstens auf null aufgeht. Aber wir sind uns auch bewusst, dass es in die Hose gehen kann. Aber das ist bei uns kein Faktor, der wirklich zählt. So lange wir Musik machen können, sind wir glücklich. Ob nach der Arbeit oder als Hauptberuf.

Mit welcher großen Band bzw. mit welchem Musiker würdet ihr gerne 'mal zusammenarbeiten?

Ha, das ist 'ne coole Frage. Davon gibt's so viele. Also rein gigtechnisch würden wir gerne mal mit MOTÖRHEAD spielen. Vielleicht im Vorprogramm, das wäre cool. Eine Tour wäre sicher auch mit FU MANCHU, MONSTER MAGNET, ATOMIC BITCHWAX oder THE QUILL vorstellbar. Das wäre schon geil. Produzieren würde ich gerne mal mit Chris Goss (MASTERS OF REALITY) - das wäre so ein persönlicher Traum von mir. Auch sehr cool wäre es, was mit Noel Pix zu machen, der momentan mit bei EISBRECHER unterwegs ist und für die wir neulich eröffnet haben.

Was plant ihr für die Zukunft?

Also die nahe Zukunft ist schon verplant. Zur Zeit spielen wir ordentlich Gigs und schreiben an neuen Songs. Die Aufnahme des ersten Longplayers ist für den Herbst/Winter geplant. Bis August/September haben wir uns 15 Songs vorgenommen, aus denen wir dann die besten für die LP auswählen und im Winter aufnehmen. Das Release ist dann für Frühjahr 2005 angesetzt. Und so soll's auch in Zukunft weitergehen. Ein Video ist auch geplant, und wir hoffen es bis zum Sommer fertig zu bekommen.

Vielen Dank für das Interview und nun traditionsgemäß ein paar abschließende Worte von euch!

Danke an alle Fans da draußen! Ohne Euch sind wir nichts. Bleibt euch selbst treu und Rock'n'Röll forever!

Redakteur:
Martin Kloß

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