THEM: Interview mit Markus Ullrich
05.06.2019 | 11:05Vor etwas mehr als einem halben Jahr veröffentlichten die Senkrechtstarter von THEM ihren zweiten Longplayer "Manor Of The Se7en Gables" und konnten mit diesem Traditionsbollwerk sogar das superbe Debüt übertreffen. Kürzlich war die sechsköpfige Power-/Thrash-Maschine auf Tour, sodass wir um ein kurzes Gespräch mit Markus "Ulle" Ulrich, der bei THEM die Klampfe bedient und als Hauptsongwriter fungiert, baten und ihn natürlich erst einmal fragten, wie denn die momentane Verfassung bei den Jungs ist.
"Wir sind momentan auf Tour und es läuft bisher sehr gut, daher sind wir mit Energie vollgepumpt und freuen uns eben, gerade die neuen Sachen auch endlich live präsentieren zu können." So sollte es natürlich sein! Da das THEM-Zweitwerk bereits im Oktober des vergangenen Jahres das düstere Licht der Welt erblickte, lässt Ulle die letzten Monate ein wenig Revue passieren. "Es gab jede Menge Reviews und Interviews und dann liefen auch schon die Tourvorbereitungen an. Da wir auf zwei verschiedenen Kontinenten leben, ist das natürlich schon ein ziemlich großes Unterfangen, zumal wir uns eben abgesehen vom Booking um jedes einzelne Detail selbst kümmern mussten. Macht aber auch Spaß, schließlich weiß man wofür man das tut." Doch der Aufwand lohnt sich - diejenigen, die THEM bereits live bewundern konnten, wissen, wovon die Rede ist.
Ulle, wie wurde eigentlich "Manor Of The Se7en Gables" vor nicht allzu langer Zeit seitens eurer Fans aufgenommen? "Die Reaktionen waren großartig. Wir hatten schon fast ausschließlich tolle Reaktionen zum Debüt und wussten aber auch, dass wir uns nochmals steigern konnten. Ist natürlich super, wenn die Fans dann das genauso sehen. Es gibt natürlich immer Leute, die was zu meckern haben, aber die braucht man ja auch. Reine Kritikerlieblinge bringen es halt auch selten zu was. Manche 'Fans' bilden sich mittlerweile auch schon fertige Meinungen bevor sie überhaupt reinhören, auch das soll mir recht sein." Wir gehen in der Zeit noch ein wenig weiter zurück und wollen wissen, wie viel Zeit THEM in das Zweitwerk investierte. "Die reine Musik nahm etwa ein knappes Jahr in Anspruch. Gesangslinien und Texte kamen zum Schluss und auch da sind nochmal einige Monate ins Land gezogen. Ich hatte das Ziel, das Konzept auch musikalisch noch etwas besser umzusetzen und mehr fließen zu lassen. Wir haben genau auf die jeweiligen Tonarten, Übergänge usw. geachtet, sodass eben alles schön in einem Rutsch hörbar ist. Zudem wollte ich härtetechnisch noch ein paar Brickets zulegen, auch das haben wir dann gemacht."
Der aufmerksame Fan wird gemerkt haben, dass sich die Band musikalisch weiterentwickelt hat. Worin liegt denn der aktuelle Unterschied zum Debüt "Sweet Hollow", Ulle? "Eben im allgemeinen Fluss und rein musikalisch gibt es deutlichere Parallelen zum Thrash. Die hohen KING DIAMOND-artigen Vocals sind auch nur noch eher selten zu hören, KK (Fossor, Gesang - Anm. d. Red.) benutzt eben meist die etwas rauhe, thrashige Stimme." Da der Name des Diamantenkönigs fällt, fragen wir auch gleich nach den immensen Einflüssen seiner Majestät. "Da die Band damals in den USA als KING DIAMOND-Tribute lief, THEM heißt und eben das Gruselkonzept stand, waren die Einflüsse natürlich offensichtlich, zumal Troy (Norr, ex-Gesang - Anm. d. Red.) einfach etwas in der Richtung machen wollte. Allerdings sollte das natürlich einfach als Hommage verstanden werden. Wer sich mit den eigentlichen Songs auseinandersetzt, wird allerdings schnell feststellen, dass es rein musikalisch gar keine Parallelen gibt, also Einflüsse auf den Sound nicht wirklich vorhanden sind. Selbst was die hohen Vocals angeht, sind wir auf "Manor Of The Se7en Gables" ja einen Schritt zurückgegangen. Es gibt tatsächlich immer wieder Leute, die behaupten, dass es auch ein musikalischer Rip-Off wäre, was natürlich Unfug ist. Wer Ohren hat, der höre, kann ich da nur sagen."
Und speziell diese Eigenständigkeit macht THEM eben aus. Auf den ersten Blick gibt es also schon die einen oder anderen Verweise, doch im Grunde genommen steht das internationale Sextett auf gänzlich eigenen Beinen. Ulle gibt derweil auch schon einen kleinen Ausblick auf kommende Taten, als wir über das Konzept des aktuellen Rundlings sprechen. "Es handelt sich um ein komplettes, durchgehendes Konzept. "Sweet Hollow" ging direkt in "Manor Of The Se7en Gables" über und mit dem nächsten Album wird die Geschichte dann abgeschlossen sein."
Es geht also nahtlos weiter, der Ideenreichtum THEMs ist noch lange nicht erschöpft. Das zeigt auch die Zusatzarbeit, die sich beispielsweise in dem Song 'Back In The Garden Where Death Sleeps' widerspiegelt. "Unser Label wollte zwei zusätzliche Songs, die wir dann eben aufgenommen haben. Da das Album, so wie es ist, eine Einheit bildet, hätten wir es aber bescheuert gefunden, jetzt einfach nur zwei weitere Songs lieblos als Bonus anzuhängen. Rein aus künstlerischer Sicht wäre das sinnlos. Wir haben daher den Vorschlag gemacht, evtl. später eine 7'' nachzuschieben und Steamhammer hat ohne Zögern zugestimmt. Das Album ist mit 54 Minuten auch so lang genug, irgendwann lässt auch die Konzentration nach."
"Manor Of The Se7en Gables" ist aus musikalischer und vor allem künstlerischer Sicht also ein immens wertvolles Album, was sich auch im grandiosen Artwork widerspiegelt. Auch Ulle ist voll des Lobes. "Mario Lopez hat sowohl das Cover zum Album als auch zur Single gemacht, außerdem auch alle drei Covers zu den Singles 'Witchfinder', 'Circuitous' und 'As The Sage Burns'. Ein fantastischer Künstler und auch absolut zuverlässig. Es zeigt einen Ausschnitt aus "Manor Of The Se7en Gables", also am besten einfach das Textblatt in die Hand nehmen und eintauchen." Gesagt, getan! Und was steht für 2019 noch auf der To-Do-Liste von THEM? "Erst einmal die Tour zu Ende bringen und dann werden wir verstärkt am nächsten Album arbeiten. Selbstverständlich schieben wir gerne noch ein paar Festivals rein, aber das muss dann halt eben auch passen. Wir können für ein kleines Festival und minimale Gage schlicht und einfach keine drei Leute einfliegen lassen, das ist auf Dauer nicht drin."
Wer also Bock auf eine deftige Prise Heavy/Thrash Metal mit ausgefeiltem Konzept und einer gewissen Prise Gruselfaktor hat, darf sich "Manor Of The Se7en Gables" auch ein halbes Jahr später nicht entgehen lassen. Die letzten Worte gebühren dem THEM-Gitarristen persönlich: "Vielen Dank für das Interview und das Interesse an uns. Hört einfach rein, wenn ihr das noch nicht getan habt. Tut auch nicht weh!" Dem ist nichts hinzuzufügen, check it out!
- Redakteur:
- Marcel Rapp