THE BUTTERFLY EFFECT: Interview mit Kurt Goedhart

31.07.2009 | 11:41

Das dritte Werk von THE BUTTERFLY EFFECT ist ein Pflichttipp für jeden Rock-, Prog- und Art-Rock-Fan, und auf der "New Wave Of Australian Heavy Metal" schwamm das Quartett folgerichtig auf den zweiten Platz unseres Juni-Soundchecks.

Als THE BUTTERFLY EFFECT (auf Deutsch: der Schmetterlingseffekt) bezeichnet man laut Wikipedia den Effekt, dass in komplexen, dynamischen Systemen eine große Empfindlichkeit auf kleine Abweichungen in den Anfangsbedingungen besteht. Geringfügig veränderte Anfangsbedingungen können im langfristigen Verlauf zu einer völlig anderen Entwicklung führen.

Bringt man diese Definition in Verbindung mit der großen Distanz zwischen Australien und Europa, so findet man gewisse Parallelen im Karriereverlauf der gleichnamigen Formation. Denn während die Aussies in ihrem Heimatland mit dem Debütalbum "Begins Here" raketenartig durchstarteten und auch mit dem Nachfolger "Imago" die Top 3 erstürmten, verbinden in der weit entfernt liegenden alten Welt die meisten Menschen diesen Begriff wenn überhaupt mit einem Film mit Ashton Kutcher und weniger mit einer Progressive-Rock-Band aus Brisbane, Australien.

Mit dem hervorragenden Drittling "Final Conversation of Kings" dürfte sich das aber nicht zuletzt wegen der zwischenzeitlich erfolgten geringfügig veränderten Anfangsbedingungen bald ändern. Denn statt noch etwas substanzlosem Emo-Rock kredenzen uns THE BUTTERFLY EFFECT inzwischen eine schmackhafte Mischung aus großen Emotionen, treibendem Rock und anspruchsvollem Prog-Sound, der den sowieso gerade auf der australischen Welle schwimmenden Europäern lecker munden dürfte. Grund genug, Gitarrist Kurt "Flirty K" Goedhart zum (etwas launigen) E-Mail-Interview zu bitten.

Elke:
POWERMETAL.de hat im Juni seinen ersten Soundcheck veröffentlicht, in dem sich acht Schreiberlinge mit 24 neuen Veröffentlichungen auseinander setzten. "Final Conversation of Kings" landete dabei auf einem phantastischen zweiten Platz, gemeinsam mit RAM und nur knapp abgehängt von den Siegern RIVERSIDE. Meinen Glückwunsch! Was schreiben denn die anderen Magazine?

Kurt:
Wow, das sind großartige Neuigkeiten! Vielen Dank! Wir wissen nicht genau, was die anderen Magazine bisher geschrieben haben, weil keiner von uns Deutsch spricht, haha. Aber wir haben im Schnitt ein paar mehr Sternchen unter unseren Reviews als die meisten anderen Bands. Ich denke, das ist gut, oder?

Elke:
Ja, das ist es. Erzähl unseren Lesern doch bitte kurz, mit wem wir es bei THE BUTTERFLY EFFECT überhaupt zu tun haben.

Kurt:
Glenn spielt Bass und mag die merkwürdigen Fremden, die unsere Shows besuchen. Ben spielt Schlagzeug und macht gerne Babys. Clint singt und macht auch gerne Babys, scheint darin jedoch mehr Übung zu haben, denn er ist erfolgreicher darin. Unser Gitarrist Kurt ist uns allen ein Rätsel, denn wenn wir nicht gerade auf der Bühne stehen, sieht man ihn nicht, hehe.

Elke:
Wie bekam der mysteriöse Kurt "Flirty K" Goedhart denn seinen Spitznamen? Meine Vermutung ist, dass es etwas mit seinem flirtenden Gitarrenspiel zu tun hat.

Kurt:
Volltreffer!

Elke:
Ich war von eurer neuen Platte vor allem im Vergleich zum Debüt positiv überrascht, denn sie ist sehr viel progressiver und weniger hart. Was waren eure Haupteinflüsse, als ihr die Band 1999 gegründet habt, und welche Art von Musik hat die Entstehung von "Final Conversation Of Kings" beeinflusst?

Kurt:
KATY PERRY hat in der Zwischenzeit ein Album veröffentlicht, und diese Platte hat uns überwältigt und unsere Leben auf den Kopf gestellt. "Was würde Katy an unserer Stelle tun?" war eine viel gestellte Frage, während wir unsere letzte Platte aufnahmen.

Elke:
Ein nahezu auf der Hand liegender Einfluss... Bis auf das blau eingefärbte Debüt hatten alle eure Platten ein eher bräunliches Erdfarben-Cover. Welche Farbe passt denn am besten zu eurem Sound?

Kurt:

Ein heißes Pink mit magentafarbenen Streifen.

Elke:

Was vermutlich auch genau den Farben von Katys Bühnenoutfit entspricht... Warum dauerte es zehn Monate, bis "Final Conversation Of Kings" auch in Europa veröffentlicht wurde?

Kurt:
Es war alles eine Frage der zeitlichen Koordinierung, und jetzt ist der richtige Zeitpunkt - zumindest hoffen wir das. Wir waren in Australien unglaublich beschäftigt, und wenn man sich selbst managed, muss man einen Schritt nach dem anderen machen. Jetzt konzentrieren wir uns voll auf euch verrückte Europäer!

Elke:
Seid ihr mit dem Album immer noch zufrieden?

Kurt:

Alles entwickelt sich mit der Zeit, so dass hoffentlich unser nächstes Album die Lücken füllen wird, die wir im Nachhinein auf unserer aktuellen Scheibe zu entdecken glauben. Ein Album ist immer eine Momentaufnahme, es ist ganz natürlich, dass man sechs Monate später gerne manches anders gemacht hätte.

Elke:

Wie gehen eigentlich eure langjährigen australischen Fans mit der stilistischen Kurskorrektur um? Hattet ihr jemals Befürchtungen, eure bisherigen hohen Chartpostionen durch die merklich progressivere Ausrichtung einzubüßen?

Kurt:
Nein, denn unsere Fans haben sich parallel zur Musik weiterentwickelt. Was man in den Kurven verliert, holt man in den Geraden wieder raus.

Elke:
Unter unseren Soundcheckern befinden sich etliche Prog-Metal-Fans, und sie alle fanden den Opener 'Worlds On Fire' richtig klasse. War es nicht trotzdem ein wenig riskant, den längsten und progressivsten Song der Platte direkt an der Anfang zu stellen?

Kurt:

Wir halten dieses Stück für eines der besten des Albums, darum haben wir es an den Anfang gestellt, damit es niemand verpasst. Wir lieben diese musikalische "Reise", die wir wie ich finde erfolgreich in dem Titel wiedergegeben haben.

Elke:
Die anderen Lieder fallen sehr viel kürzer aus. Bevorzugst du eher lange, epische Titel oder kurze Stücke?

Kurt:

So lange die Stimmung oder das Gefühl, welches man erzeugen möchte, richtig wiedergegeben werden, spielt die Länge keine Rolle. Die größten Songs aller Zeiten variieren zwischen weniger als einer und mehr als zehn Minuten. Alles ist machbar, denke ich.

Elke:

Ich mag die auf "Final Conversation Of Kings" enthaltene Mischung aus emotionalen Balladen und rockigen Klängen. Wenn du ein Stück als besonders repräsentativ für THE BUTTERFLY EFFECT anno 2009 herauspicken müsstest, welches wäre es?

Kurt:

'Worlds On Fire' ist mein Favorit, auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob die anderen damit konform gehen.

Elke:

Es gibt keinen wirklichen Titeltrack auf der Platte. Worauf bezieht sich diese "Letzte Unterhaltung von Königen"? Bildet der Titel einen Oberbegriff für die Texte, oder steht jeder Text für sich allein?

Kurt:

Unser Sänger Clint hat sämtliche Texte zu einer großen, gewundenen Geschichte aufgefädelt, in der es darum geht, in den Krieg zu ziehen, und all die Geschichten und Emotionen sämtlicher an dieser Reise Beteiligten.  

Elke:
Welchen König, egal ob tot oder lebendig, würdest du gerne mal treffen?

Kurt:
Den "King of Pop", Michael Jackson.

Elke:
Der leider seit Kurzem in die Rubrik "tot" fällt. Um weiter über andere Musiker zu sprechen: Einem meiner Kollegen ist aufgefallen, dass eine Passage in dem Stück '... And The Promise Of Truth' frappierend an 'Charlie Big Potato' von SKUNK ANANSIE erinnert. Absicht oder Zufall?

Kurt:
Keine Ahnung, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das beabsichtigt war. Das Unterbewusstsein geht jedoch manchmal merkwürdige Wege.

Elke:
Was hälst du von der Band MUSE, und haben sie einen Einfluss auf euren Sound gehabt?

Kurt:

Sie brachten uns dazu, unser Budget für die Lightshow auf der nächsten Tour zu überdenken!

Elke:
Gutes Stichwort. Welche Art von wie du eingangs sagtest "merkwürdigen Fremden" besuchen eure Shows in Australien?

Kurt:

Die Stadien sind voll mit den schönsten Menschen, die du dir vorstellen kannst, mit geraden Zähnen, symmetrischer Erscheinung und blondem Haar.

Elke:
Ich habe nichts anderes erwartet. Vielleicht seid ihr auch deshalb kontinuierlich in diesem nicht gerade kleinen Land auf Tour?

Kurt:

Wir spielen gerne in unserer Heimat, weil wir dort die Art von Shows aufziehen können, die wir lieben. Tonnenweise Feuerwerk, Liliputaner und Tänzerinnern gehören zum Standardprogramm all unserer australischen Konzerte. Manchmal bringen wir am Ende der Show sogar Tüten mit allerlei Leckereien unters Volk!

Elke:

Da würde man doch glatt mal Urlaub in Down Under machen wollen, um an den australischen Leckereien zu naschen... Ihr wart kürzlich auch in Europa unterwegs. Normalerweise ist es ja keine so gute Idee, erst zu touren und dann die Platte herauszubringen.

Kurt:
Wir konnten einfach nicht länger warten! Wir wussten, dass wir von jetzt an öfters bei euch sein würden, also haben wir uns einfach ins kalte Wasser geworfen.

Elke:

Wie hat euch Deutschland gefallen?

Kurt:
Wir lieben Deutschland! Zusammen mit Holland war es unsere beste Station, und wir werden bis im kommenden Jahr noch einige Male wiederkommen, inklusive November dieses Jahres!

Elke:
Für diejenigen Leser, welche diese Tour verpasst haben, beschreib doch mal kurz ein typisches THE BUTTERFLY EFFECT-Konzert in Europa, das ja noch ohne die Pyroeffekte, Liliputaner und Tänzerinnen auskommen muss.

Kurt:
Viele wunschöne Frauen, großartige Musik und eine "rocking good time"!

Elke:
Okay, das wollen wir mal durchgehen lassen. In der jüngsten Vergangenheit machten etliche Bands aus Down Under in Deutschland auf sich aufmerksam, wie AIRBOURNE, COG, EYEFEAR und eben THE BUTTERFLY EFFECT. Wie ist sieht denn insgesamt um die australische Szene bestellt? Und gibt es noch weitere Formationen, mit denen wir auch in Europa rechnen sollten?

Kurt:

Es gibt viele sehr talentierte Bands, die inzwischen eine große Anhängerschaft haben, und es großartig, ein Teil davon zu sein. Ich schätze, dass ihr in den kommenden Jahren außerdem von KARNIVOOL, SUGAR ARMY, MAMMAL und DEAD LETTER CIRCUS hören werdet, um nur einige Beispiele zu nennen.

Elke:

Könntet ihr euch in naher Zukunft eine gemeinsame Tour zum Beispiel mit euren Landsleuten von COG vorstellen?

Kurt:
Wer weiß, was die Zukunft bringt. Wir lieben diese Jungs und spielen gerne mit ihnen zusammen. Wir sind in Europa sogar bei der gleichen Plattenfirma, also sollte es theoretisch machbar sein.

Elke:

Arbeitet ihr bereits an neuen Songs? Wenn ja, was dürfen wir erwarten?

Kurt:

Ja, und wir sind sehr begeistert von dem neuen Material - es bewegt sich in die richtige Richtung! Weniger KATE PERRY und mehr KYLIE MINOGUE...

Elke:

Ähm, wir sind gespannt. Lass uns das Interview mit der berühmten POWERMETAL.de-Pizzafrage beeinden. Wenn THE BUTTERFLY EFFECT eine Pizza wären, woraus bestünde der Belag?

Kurt:
Es wäre eine Pizza mit einer leichten Garnitur aus Brüsten.

Redakteur:
Elke Huber

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